Bhutanbogen

Themen zum Bogenbau
Royal Judge
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Bhutanbogen

Beitrag von Royal Judge » 28.03.2009, 23:41

Hallo Forum,

als mittlerweile jahrzehntelanger Leser der "Zeit" habe ich neulich in der Zeit Nr. 3/2009 vom 08.01.2009 den Artikel "Den Bogen raus" gelesen http://www.zeit.de/2009/03/Bhutan, der von einer Reise nach Bhutan handelt und bei dem es maßgeblich um den dortigen Volkssport Bogenschießen geht. Ansonsten lese ich den Reiseteil ja eher nicht, aber bei so einem Thema...

Leider finden sich dort nur bruchstückhafte Informationen zu den aus Bambus gefertigten Bhutanbögen, aber immerhin war ein Foto dabei (insoweit im Online-Artikel nicht drin, da sieht an nur einen schnöden Compoundbogen):

Bild

Wenn man sich zu dem Thema hier im Forum umsieht (mit Suchworten "Bhutanbogen" und - falsch geschrieben - "Butanbogen" oder "Butahnbogen"), dann findet sich kein spezieller Thread, das Thema wir immer nur am Rande mit abgehandelt. Eine lange Bogenanalyse lieferte vor gut 2 1/2 Jahren das Forenmitglied hardigatti im Thread http://www.fletchers-corner.de/index.php?topic=7255.0 "flachbogen in der mongolei ?!". Die Maße, die er dort mitteilte, könnten für den Bogen, wie man ihn auf dem Bild oben sieht, prinzipiell passen.

Da ich noch jede Menge Bambus habe, reizt mich das Thema, zumal die Bögen wohl (?) nicht besonders aufwändig zu bauen sind (gut, der Teufel steckt wie immer im Detail, mal sehen, wie sich ein Bambusbogen tillert, bei dem die Außenseite der Bauch ist), aber dennoch eine ziemlich gute Leistung zu haben scheinen.

Auch im www findet man - soweit ich in rund 30 Minuten google-Suche gesehen habe - keine umfassende Darstellung, das Thema wir allenfalls gestreift oder irgendwie mitbehandelt. TBB etc. auch Fehlanzeige.

Wer hat weitere Informationen dazu ? Wer hat eigene Erfahrungen damit gesammelt ? Bin für jeden Hinweis dankbar, auch für Bilder.

Gruß
Christian

tomtux
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von tomtux » 28.03.2009, 23:44

tim baker hat meines wissens mit diesem system einiges herumexperimentiert.

bei paleoplanet sollte sich eigentlich etwas zu dem thema finden lassen.

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Hofi
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Hofi » 29.03.2009, 11:47

Hallo Christian,

in der Bibel Teil 4 Seite 199 geht es um Bögen aus Bambus, unter anderem auch um Bögen im Bhutan-Stil.

Zitat: "... die Wurfarme sind nur 7mm dick, 54" lang, wobei die beiden Hälften um 12,5" überlappen. Die ligninreiche äußere Oberfläche dient als Bauch, die faserreiche innere Oberfläche als Rücken. 35lb. bei 27". 39,7mm an der breitesten Stelle."

Es wird empfohlen die konkaven Kanten abzuflachen, da diese sonst sehr stark belastet sind.

Ich habe in letzter Zeit ein wenig experimentiert mit Bambus. Dabei habe ich jedoch ein längeres Stück Bambus genommen und ein Griffstück draufgeleimt.
Bekam dann Risse quer zum Wurfarm. Als nächstes werde ich einen im Bhutan-Stil versuchen.
Ich verwende dabei Moso mit 10% Feuchtigkeitsgehalt.

Viele Grüße,
Peter

shortRec
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von shortRec » 29.03.2009, 15:03

In dem Dokufilm Die Bogenschützin von Buthan werden u.a. auch diese Bögen kurz vorgestellt. Vielleicht hilft das ja weiter.

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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Zaunkoenig » 29.03.2009, 15:59

klingt auf eigenartige weise genial das mit dem rücken (inneseite des bambus wenn ich das richtig verstanden habe). ich stell mir nun die frage ob ich beim tiller abgesehen von dre breite auch auf dem rücken abnehmen könnte. reicht ein lackieren damit die fasern sich nicht aufstellen? könnte mir jedoch auch ein seidenbacking vorstellen. wie dick muss der bambus sein? meiner hat so um die 6 -7 mm am höchsten punkt.
der bambusbogen auf dem bild erscheint mir im vergleich sehr dick.
carpe ora

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Commerz
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Commerz » 29.03.2009, 16:15

Hab auf Youtube das hier gefunden.
Sieht so aus als ob der Bogen aus 2 Teilen besteht die sich im Griff überlappen und durch Wicklungen gehalten werden.
http://www.youtube.com/watch?v=HhLEN4JRN_Q&feature=PlayList&p=8C840CFAE85DBF8D&playnext=1&playnext_from=PL&index=12
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 29.03.2009, 18:18

ist zweiteile, zusammengehalten durch Wickelgriff
Bogenschützen sind irgendwo alle Spanner, aber das Schießen entspannt definitiv
Der schönste Pfeil ist der im Centerkill

Royal Judge
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Royal Judge » 29.03.2009, 21:28

Hallo liebe Mitstreiter,

freut mich sehr, dass das Thema auf reges Interesse stößt.

Dass sich in der TBB nichts zum Thema finden würde, nehme ich nach dem Hinweis von Hofi besser erstmal zurück - das hatte ich schon länger gelesen und es jetzt im Zusammenhang nicht mehr parat. Da schreibt Tim Baker ja einiges, und auf Paleoplanet habe ich von Tim Baker nach dem Tipp von Tomtux auch nicht mehr gefunden (aber mit dieser Aussage bin ich bei dem Riesenforum dort und meinen bescheidenen Schulenglischkenntnissen jetzt besser auch vorsichtig.)

Riesengroß ist ja das Video auf Yuotube, die Bhutanesen scheinen ja voll die Freaks zu sein, so wie die da vor der Zielscheibe tanzen, und so wie sie da locker neben der Zielscheibe sitzen, auf die ein Kollege aus gigantischer Entfernung schießt - alle Achtung ! Den Film auf Arte habe ich damals leider nicht gesehen, online kann man den wohl derzeit nicht mehr schauen (?)

Das Bauprinzip scheint  nach allem eher einfach zu sein mit überlappen lassen, pyramidal verjüngen, konkave Kanten der Rückenseite (Bambusinnenseite) brechen, tempern. Aber: hat jemand einen besonderen Bambussortenvorschlag ? Hofi schreibt von der Sorte "Moso", die kenne ich nur von Beschreibungen her kenne (siehe http://www.conbam.de/fileadmin/conbam/i ... e-2009.pdf), dort habe ich mal ein Rohr "Guadua" bezogen, das  mich von den technischen Eigenschaften her, die parallel auf http://www.conbam.info dargestellt werden, interessiert hatte. Guadua hatte sich dann aber zumindest als Backing leider nicht so bewährt, das konkrete Stück zeigte viele Längsrisse, wirkte irgendwie etwas spröde, an der Oberflächen der Nodien lösten sich mehrfach die Powerfibern aus ihrer Verwachsung (das kostete mich ein sehr schönes Stück Elsbeere...), die Powerfibern schienen auch nicht allzu dicht zu liegen. Was ist von der Sorte "Petung Riesenbambus" zu halten (angeblich bis 22 cm Durchmesser), die ebenfalls bei www.conbam.de angeboten wird, kennt das jemand ?

Ich probe in der nächsten Zeit einfach mal einen schnellen Bau aus einem Rest Guadua, und dann habe ich noch no name-Bambus von Bambushandel-Leipzig, den ich mal billig über ebay bezogen hatte, der klappte zumindest als Backing immer ganz prima. Aber Wandstärken von mehr als 12 mm habe ich wohl nicht. Das dürfte aber auch reichen.

Schöne Sonntag noch

Christian

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acker
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von acker » 29.03.2009, 23:55

Hallo,
Hab auch mal eben gegoogelt und folgenden Link gefunden:
http://www.bhutanarchery.com/Bhutanese_Way.asp

Da stehen ein paar Infos zum Bhutanbogen und nach genaueren Infos kann man ja mal fragen.

Gruß acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Commerz
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Commerz » 30.03.2009, 00:03

So nachdem ich den ganzen Tag von diesen Bhutanbögen beeindruckt bin und nach Stundenlanger recherche im I-net
hab ich beschlossen die Tage in den Baumarkt zu fahren und so ein Ding zu bauen. Ich weiß das ich wohl nicht so dicke Bambusstämme finden werde, aber es sollte reichen. Mein letzter Bambus aus dem Biebermarkt hatte einen Durchmesser von 7cm bei einer Wandstärke von 8mm.
Hab dazu viele nützliche Infos gefunden die ich gerne Teile.
Unter anderem das es Bögen mit 70# gibt bei 12mm Wandstärke. Die Bögen sind wohl sehr kurz 147-154cm. Die Bögen werden am Bauch(Bambus außenseite) getempert.
Hier ein paar schöne und nützliche I-net Seiten:
http://www.heide.to/archives/2003_28_02.html
http://anthromuseum.missouri.edu/grayson/tribalarchery/tribalarchery2.shtml
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Snake-Jo
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Snake-Jo » 30.03.2009, 09:17

Nach meinen Erfahrugnen mit Bambus und Riesenbambus aus Indonesien folgendes:
Es gibt große qualitative Unterschiede, auch Baumarkt-Bambus kann sehr gute Qualitäten zeigen. Grundsätzlich sollte man berücksichtigen, dass von der gewölbten Innenseite, die dann den Bogenrücken darstellt, einiges abgetragen werden muss, zumindest die spröden Bereiche. Im Endeffekt können bei den kurzen Bögen rund 9 mm in Wurfarm-Mitte ausreichen für rund 50 lb. Jedenfalls würde ich diese Dicke anvisieren bei einer Breite von 60 mm und pyramidalem Design.

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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Hofi » 30.03.2009, 20:37

Hallo Christian,

ich habe im Netz Informationen gefunden, dass die Bambusarten Moso und Mandake angeblich die geeignetsten zum Bogenbau sind.
Bei Bambushandel Leipzig habe ich angefragt und nach deren Aussage handelt es sich bei diesen Bambus um Moso.

@Snake Jo:
Kannst du das
Grundsätzlich sollte man berücksichtigen, dass von der gewölbten Innenseite, die dann den Bogenrücken darstellt, einiges abgetragen werden muss, zumindest die spröden Bereiche

genauer erklären?
Erklärt das meine Risse quer zum Wurfarm?
Was habe ich falsch gemacht?

Danke und Gruß,
Peter

Taran
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Taran » 30.03.2009, 22:43

Interessant sind auch die in der TBB vorgestellten Bambusleistenbögen mit Kabelbacking (z.B. aus Seide). Gegen Faserablösungen am Bogenrücken können auch leichte Wicklungen helfen (gerade vor und nach den Nodien).
Taran von Caer Dallben

... και δόξα τω Θεώ !

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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Royal Judge » 31.03.2009, 10:02

Hallo,

vielen Dank für die vielen Hinweise. Auf Youtube gibt es noch mehr einschlägige Filme, z.B. unter den Suchworten "Bhutan archery" und "Bhutan bow".

Hofi hat geschrieben:ich habe im Netz Informationen gefunden, dass die Bambusarten Moso und Mandake angeblich die geeignetsten zum Bogenbau sind.
Bei Bambushandel Leipzig habe ich angefragt und nach deren Aussage handelt es sich bei diesen Bambus um Moso.



na, dann habe ich ja mit meinem Bambus von dort zufällig richtig gelegen, ich hatte da mal 5 Stangen mit 2 m Länge und rund 12 cm Durchmesser für € 65 inklusive Versand gekauft. Gute Qualität, kaum Längsrisse, nur ein Rohr war ein wenig zwischen den Nodien gewölbt, ging aber auch noch. Viel Spaß für lange Zeit und eher wenig Geld.

Den Tipp von Taran mit dem Umwickeln der Nodienbereiche gegen Faserablösungen (= Bruch) werde ich beherzigen. "Moderne Rohhaut" (so Tim Baker zu schwarzem Isolierband) werde ich dafür und für das Binden der überlappenden Stellen wohl nicht nehmen, aber von einem Freund, der in einem Zubehörhandel für Wursthersteller arbeitet, habe ich eine dünne, schwarz-glänzende Kunsstoffschnur, die ziemlich unzerreißbar ist. Das macht sich farblich mit Bambus bestimmt gut.

Ein Abtragen der gewölbten Innenseite = Bogenrücken, wie es Snake-Jo beschreibt, würde ich mit einer Schwanenhalsziehklinge versuchen, die kann man so drehen, bis der Radius des Bambus zu dem der Klinge passt.

Gruß
Christian

Dustybaer
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Re: Bhutanbogen

Beitrag von Dustybaer » 31.03.2009, 10:18

wenn ich das richtig mitbekommen habe, hat tim nur die grate/kanten abgeflacht um hier spitzenbelastungen zu vermeiden.  der andere bambusbogen auf paleoplanet, der mit den leichten recurves wuerde mich reizen.  der muesste es sein: http://paleoplanet69529.yuku.com/topic/19738
Bis bald

Marius


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