Wacholderrettung

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Gornarak
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Wacholderrettung

Beitrag von Gornarak » 25.06.2011, 01:01

Aus meinem letzten Schwedenurlaub habe ich mir einen schönen gemeinen Wacholderstamm (Juniperus communis) mit 15cm Durchmesser mitgebracht. Die Suche nach dem schönen Stück hatte mich nen ganzen Tag gekostet.

Und was mach ich Depp? Bring das Ding erstmal bei mir auf den Dachboden. Unglücklicherweise wurde es richtig schön sonnig und auf der Arbeit war so viel Stress, dass ich nicht dazu gekommen bin, das Holz aus der Gluthölle zu retten. Das Ergebnis waren Trocknungsrisse, die dem Grand Canion Konkurenz gemacht haben.

In einem Stück habe ich da keinen Rohling mehr rausbekommen aber zwei Einzelstücke mit jeweils knapp nem Meter konnte man noch rausschneiden. Hier das Ergebnis:

25062011152.jpg
Rohlinge 1


25062011153.jpg
Rohlinge 2


Eigentlich wollte ich mir nen Møllegabet mit 40# bei 28' daraus bauen. Die Maße, die ich mir errechnet habe, sind mit etwas über 5cm Wurfarmbreite aber zu groß (man verzeihe mir das metrische System):

Møllegabet_Maße.jpg
Møllegabet-Maße


Wenn es etwas weniger als 4,5cm wären, würd das wohl noch passen. Was kann ich denn daraus noch bauen? Nach zwei Flachbögen wolle ich eigentlich mal was anderes machen. Verträgt es der Møllegabet wenn ich ihn etwas schmaler baue? In meinen Berechnungen habe ich den ja etwas länger ausgelegt als das Original. Ich hab halt Angst, dass es dann zu viel Belastung für das relativ kurze biegsame Stück Wurfarm wird.

Dann hab ich noch ne Frage zum Spleißen. Da das mein erster Spleiß wird wollte ich nichts kompliziertes, sondern "nur" nen V-Spleiß machen und den mit nem 10mm Kiefernrundstab sichern. Ist es wichtig, welches Holzstück Männchen und welches Weibchen wird?

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von minifire » 25.06.2011, 02:14

Hallo,im Das Bogenbauer-buch auf Seite 160 ist Spleißen recht gut beschrieben oder mal in Google nach Fischschwanzverbindung suchen.
Wacholder ist schon nen geiles holz,wäre echt schade drum.

Gruß mini ;-))

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von acker » 25.06.2011, 11:07

Mach die steifen Enden kürzer, so auf max 20cm und den arbeitenden Wurfarmbereich länger.
Den arbeitenden Wurfarmbereich würde ich mit einem Seide oder Rohautbacking versehen, genial wäre ein Sehnenbacking .
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von Gornarak » 25.06.2011, 14:03

Die Beschreibung im Bogenbaubuch ist ja für nen ELB, bei dem sich der Griff mitbiegt. Ich wollte ja einen Bogen mit steifem Griff bauen. Da müsste ich eigentlich mit 10cm Überlappung hinkommen, oder? Außerdem wollte ich ja ausdrücklich keinen komplizierten Spleiß machen. Den Fischschwanzspleiß aus dem Buch trau ich mir nicht zu.

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von tomtux » 26.06.2011, 01:34

v-spleiss reicht, aber lass den rundstab weg.
der schwächt den spleiss höchstens und ist sonst sinnlos.

der spleiss soll GRIFFBREITE haben, sonst bleiben von einem 10cm spleiss am stave nachher nur mehr 5cm länge übrig.

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von Gornarak » 26.06.2011, 10:23

Guter Hinweis. Ich hatte ihn zwar schon so geplant, könnte aber etwas mehr Luft am rand vorsehen, damit ich mit der Griffform etwas variabler bin.

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von Gornarak » 28.08.2011, 19:29

Jetzt hab ich mit der Japansäge meinen ersten Spleiß gesägt. Ich muss ein wenig die Drehung der Wurfarme ausgleichen. Deswegen steht das Holz beidseitig über. Das verschleif ich dann später.

Ich hab den Spleiß so gefertigt, dass der Bogen einen ca 5cm reflex vorgebogen ist.

Ich hab die beiden Arme jetzt nur "handwarm" zusammengesteckt. Deswegen sind da noch etwa fünf Millimeter Luft. Zum verleimen würde ich das dann mit nem Hammer bündig machen, richtig?

Leider ist auf der einen Seite etwas wenig stehengeblieben. Anders hab ich den Wurfarm aber nicht unterbekommen. Ist das noch in Ordnung so oder kann ich gleich Brennholz draus machen?

28082011210.jpg
Spleiß einzeln von oben


28082011211.jpg
Spleiß von links


28082011212.jpg
Spleiß von rechts - oha dünn

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von tomtux » 28.08.2011, 22:20

beim zusammenklopfen unbedingt den offenen teil mit einer zwinge o.ä. absichern, sonst spaltet der stave unter umständen durch.
rechts würde ich nach dem verleimen mit einem leim-sägemehl gemisch aufspachteln, damit der rückenring stehen bleibt.

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von Gornarak » 29.08.2011, 08:48

tomtux hat geschrieben:beim zusammenklopfen unbedingt den offenen teil mit einer zwinge o.ä. absichern, sonst spaltet der stave unter umständen durch.
rechts würde ich nach dem verleimen mit einem leim-sägemehl gemisch aufspachteln, damit der rückenring stehen bleibt.

Danke für die Tipps. Ich hätte aber gedacht, dass ich im Griffbereich den Rücken ruhig verschleifen kann. Der ist ja im Spleiß ohnehin unterbrochen.

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von tomtux » 29.08.2011, 11:41

bei den niveauunterschieden müsste der rücken noch ziemlich weit in die fades verschliffen werden, und dann wirds haarig.

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von Chirion » 02.09.2011, 15:14

hm... ich will ja hier keine blöden Fragen stellen aber warum ist die Rückenebene der beiden Stücke im Griff durch den Spleiß verdreht .... ??? Ah jetzt hab ichs nachgelesen: um Drehwuchs auszugleichen.... bin schon gespannt ob das funzt. Mußt weiter berichten.
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Re: Wacholderrettung

Beitrag von Gornarak » 19.09.2011, 15:01

Ich hab die beiden Wurfarme jetzt doch nochmal dem Bogenbauer gezeigt, bei dem ich meinen ersten Kurs besucht hatte. Leider wohnt der nicht gerade um die Ecke und hat ja auch noch nen Job (Tischler) "nebenher", so dass ich ihn nicht für jede Kleinigkeit belästigen kann.

Er hatte mit dem aktuellen Spleiß ebenfalls Bauchschmerzen. Wenn schon meine Arbeit nicht ganz perfekt war kann ich mich also wenigstens darüber freuen, dass ich das richtige Gefühl hatte. Er war also so nett und hat seine Bandsäge angeworfen.

Der "weibliche" Spleiß wurde komplett abgesägt *aua*. Danach bekamen beide Wurfarme einen ordentlichen Winkelschliff (was der für Wundermaschinen hat *neid*). Der "männliche" Spleiß durfte weitestgehend so bleiben wie er war. Allerdings war er mir bei meiner Handarbeit nicht ganz perfekt gelungen und wurde etwas begradigt. Ich kann nur jedem raten, den Rohling zu begradigen, bevor man sich an den Spleiß macht. Ich hatte das versäumt bzw. nicht so genau hingesehen. Jetzt konnten wir einen neuen "weiblichen" Spleiß aussägen. Der ist nun etwas kürzer (ca 8cm) und schmaler. So behalte ich an den Seiten mehr Material. Da ich an den Enden noch jeweils ca. drei cm Luft/Holz hatte, muss ich jetzt zwar neu anzeichnen, kann aber bei der gleichen Bogenlänge bleiben. Ich werde die steifen Tips jedoch zu Gunsten des biegsamen Bereiches noch etwas kürzen.

Ich muss jetzt die beiden Seiten noch von Hand mit der Feile anpassen. Ziel ist, dass sie sich von Hand stramm und bündig ineinander stecken lassen. So sieht der neue Spleiß aus:

19092011238.jpg
Neuer Spleiß

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von Gornarak » 20.09.2011, 21:15

Puh das war noch ein ordentliches Stück Handarbeit. Hat ne Weile gedauert, bis ich gemerkt habe, dass die Stellen, an denen es noch hakt, im Licht glänzen, nachdem man beide Seiten mehrmals ineinander gesteckt hat.

Beim Verleimen hatte ich allerdings das Problem, dass es die "männliche" Seite rausgedrückt hat, wenn ich die Zwingen angezogen habe. Ich weiß nicht, ob das ein Zeichen dafür ist, dass mit dem Spleiß etwas nicht stimmt oder ob ich zu viel Weißleim verwendet habe. Ich habe jetzt die Zwingen am Spleiß selbst nur gerade so stark angezogen, dass sie seitlichen Halt geben und den anderen Arm nicht herausdrücken. Um den notwendigen Druck in den Spleiß hinzubekommen, habe ich den Rohling senkrecht aufgestellt und Zwingen als Gewicht befestigt. Insgesamt finde ich aber, dass der Rohling schön gerade bei 4-5cm Vorspannung geworden ist.

20092011239.jpg
Bogen mit Zwingen als Gewicht


20092011240.jpg
Nahaufnahme vom Spleiß


Der Spleiß sitzt nun leider nicht mehr ganz mittig. Ich habe hier mal die Mitte und jeweils fünf Zentimeter unter- und oberhalb markiert.

20092011241.jpg
Markierter Griff


Soll ich vielleicht ein asymetrisches Design ausprobieren? Der untere Wurfarm ist ohnehin der schönere und könnte einfacher stark ausgelegt werden.

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von Ravenheart » 20.09.2011, 21:22

...das mit dem Rausdrücken ist bei V-Spleiß immer das Problem!
Abhilfe (nächstes Mal)...:

Trocken zusammensetzen, leicht (ohne Leim) verzwingen (trocken rutscht da nix), und dann:

Mittig bei halber Dicke quer ein 6mm-Loch bohren, quer durch.
Leim auftragen, zusammensetzen, und nen 6 mm-Dübel durchschlagen.
Dann verpressen....
;)

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Re: Wacholderrettung

Beitrag von Firestormmd » 21.09.2011, 07:48

Weißleim muss man auch richtig festbrummen, damit er gut hält. Nicht so stark, dass die komplette Klemefuge verhungert, aber schon richti g fest. Epoxy braucht da nicht so viel Druck. Hoffentlich hält das bei dir!

Grüße, Marc
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