Tempern Alternative zum Tillern?

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Perrin Aybara
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Tempern Alternative zum Tillern?

Beitrag von Perrin Aybara » 27.10.2006, 23:01

Hi ihr...

ich stehe gerade vor der Entscheidung, ob ich von meinem Bogen noch Material abtrage oder *hat da was gelesen was interessant klang* die sich zu stark biegende Stelle härte ("tempern" - backen bzw erhitzen des holzes)

Die rechte Seite biegt sich wohl zu stark - also: unsymmetrisch :-/
Bild

Bin leider noch nicht so erfahren und wäre daher für eine kleine Hilfestrellung sehr dankbar :engel - Tempern oder Tillern?

Details:
Material: Rattan
Länge: 170cm
Art: weitestgehend ELB "D"-förmig, mit statischen Recurves

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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart » 28.10.2006, 17:48

Mag ich leider nicht verbindlich was zu sagen, dafür fehlen mir die Vergleichsmaßstäbe, wie viel das Tempern wirklich bringt!

Bin aber skeptisch, ob das reichen würde!

Was spricht gegen Tillern? Der Zuggewichtsverlust?

Mach doch nen schönen Kinderbogen draus, und baue den Nächsten besser! Manau is doch billig, und für irgend ein Kind wirst Du dann der "Held"..
:D

Rabe

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Squid (✝)
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Beitrag von Squid (✝) » 28.10.2006, 17:57

Moin,
ich würde spontan und nach 2 Bier sagen: ein wenig tillern - und zwar im äusseren Drittel des rechten Arms vor den Revurves bis zur zu starken Biegung. Das macht ihn da weicher und entlastet die überlastete Stelle. Heiss machen hat immer das Problem, dass man nicht weiss, wie tief die Hitze eindringt und was sie kaputt macht. Das ist ein wenig wie bei Verbrennungen bei unsereins: Man glaubt, nur die Haut aussen ist zu heiss geworden, leider ist aber auch die Unterhaut oder gar die Schicht da drunter betroffen. Und wupps ist das Aua groß und beim Bogen die Stelle zu geschwächt.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Perrin Aybara
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Beitrag von Perrin Aybara » 28.10.2006, 21:26

@ravenheart: das tillern wollte ich tatsächlich wegen des zugkraftverlusts lieber lassen... aber kinderbogen wird keiner draus gemacht ;)

@squid: thnx :) also dann werd ich wohl doch lieber tillern

watzmann
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RE: Tempern Alternative zum Tillern?

Beitrag von watzmann » 28.10.2006, 23:53

Original geschrieben von Perrin Aybara

Hi ihr...

ich stehe gerade vor der Entscheidung, ob ich von meinem Bogen noch Material abtrage oder *hat da was gelesen was interessant klang* die sich zu stark biegende Stelle härte ("tempern" - backen bzw erhitzen des holzes)

Tempern mit Heissluft: mache ich bei Rattan fallweise auch, allerdings passiert es schnell, dass der Bogen plötzlich deutliche Längsrisse bekommt. Die sind nach dem Abkühlen zwar nicht mehr zu sehen und sollten auch nicht so kritisch sein, aber gut ist das auch nicht. Und Heissluft-Pistolen-Tempern nie am Rücken, sonst kann es bei Belastung zu Querrissen kommen (siehe auch Manau-Reiterbogen-Thread von Snake-Jo).
Ist bei dem Arm-Unterschied Deines Bogens meiner Meinung nach auch nicht mehr drin, mit Tempern noch auszugleichen. Aber Rattan ist sehr gut geeignet dafür, die schwache Seite mit Material aufzufüttern.
Dein Bogen hat D-Querschnitt. Das ist ein bisschen schwieriger als Flach-Eckig, aber geht auch. Falls die Aussenschicht den Rücken bildet, würde ich den ganzen Arm bis Griffnähe und Anfang Recurve auf Bauchseite abflachen (3-5mm, je nach Profil, eventuell auch etwas mehr) und mit einem neuen Stück Rattan belegen (etwas dicker als nötig, schau auf die Maße des anderen Arms). Dann wie gehabt seitlich in Form bringen und neu Tillern. Falls die Aussenschicht den Bauch bildet, den Rücken abflachen und was draufkleben, dann aber bis über die Recurvebiegung hinaus.
Diese Art der Rettung mache ich des öfteren, gerade bei kurzen Rattanbögen kann der Tiller sauschnell umschlagen, wenn man zu ungeduldig ist... Und Rattan ist wirklich schnell abgetragen und lässt sich gut kleben. Ich hatte es schon, dass ein reparierter Arm anschliessend einen so viel besseren Tiller hatte, dass ich kurzerhand den anderen Arm auch aufgepolstert habe, um in nachzutillern.
Man kann übrigens auch sehr gut kleinere Stellen pflastern, wenn man deutliche Knicke hat. Und man sollte nicht glauben, was 2mm Materialdicke an Zugkraft bringt.
Ach ja: die aufzuleimende Schicht nicht zu dünn machen (ich nehme mind. 5mm), dann verteilt sich der Leimdruck besser.

CIAO
watzmann

P.S.: bei nochmaliger Betrachtung des Bildes würde ich sagen, dass Du vor allem einen Knick am griffnahen Ende der roten Linie hast. Evtl. reicht eine Auffütterung im Bereich des Knicks mit 10 cm Auslauf in beide Richtungen.

Perrin Aybara
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Beitrag von Perrin Aybara » 29.10.2006, 12:40

Vielen Dank! :) Noch eine Frage... ein Backing-Streifen aus Hickory wäre bei Rattan wie Perlen vor die Säue werfen oder?

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Rado
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Beitrag von Rado » 29.10.2006, 12:46

Beides ist Zugfest aber nicht sonderlich druckfest,Hicky zwar ´n ganzes bißl mehr aber beides eher Backingmaterialien.Es wäre irgendwie sinnlos.Wäre wie Kautschuk mit Gummi verkleben.

watzmann
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RE:

Beitrag von watzmann » 29.10.2006, 13:15

Original geschrieben von Perrin Aybara

Vielen Dank! :) Noch eine Frage... ein Backing-Streifen aus Hickory wäre bei Rattan wie Perlen vor die Säue werfen oder?

Snake-Jo hat seinem Rattan-Reiterbogen ein dünnes Facing aus Kirsche spendiert, was das Zuggewicht verbessert hat. Facing ist überlegenswert. Dafür eignet sich Hickory nicht so unbedingt. Hat aber wohl noch keiner probiert.

Dagegen würde ich Rattan nicht mit Backing versehen, das Zeug ist verteufelt zugfest und sehr robust trotz Faserdurchtrennung, also warum Backing? Nimm Rattan zum Aufpolstern, das ist wirklich ne dankbare und schnell erledigte Geschichte.

CIAO
Watzmann

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