Weißleim als Backing?

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Balatus
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Weißleim als Backing?

Beitrag von Balatus » 30.11.2012, 23:38

Hallo Leute,

eine Frage zu Backings.
Der Sinn von Backings ist u.a. doch der, dass sich keine Fasern am Rücken aufstellen können und somit selbigen vor möglichem Bruch schützen (richtig, oder?).
Nun sehe ich keinen Grund warum man nicht einfach nur eine Schicht Weißleim als Backing verwendet. Würde es brechen, sollte es auch für das Kleben von Leinen oder Seidenbackings ungeeignet sein?

Konnte in der SuFu nichts genaues finden :'(

Schönes WoE

Balatus

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acker
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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von acker » 01.12.2012, 00:02

Nun das ist ganz einfach zu erklären, wenn Du einen Bogenrücken hast der beschädigt ist und dann einfach Weißleim da drüber pinselst, ist er dann geheilt ?
;)


Aber wenn Du auf den Weißleim noch eine Hickory oder Bambusleiste legst, alles schön verklebst, kann der Bambus oder Hickory dann die Zuggkräfte aufnehmen und das unter liegende Holz vorm brechen hindern ?
Jo !
;)
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Squid (✝)
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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von Squid (✝) » 01.12.2012, 01:07

Seide und Leinen kann man recht gut mit Weissleim verkleben.

Grundsätzlich gilt: Ein Backing das als Bruchschutz diesen soll, muss eine eigene Lage Fasern mitbringen, mit denen die Beschädigungen des Rückens abgedeckt werden und die Zugkräfte nun im Backing landen können.
Das kannst du auch experimentell nachvollziehen: Schmier mal ne Lage Leim auf ein Stück Holz und versuch es nach dem Trocknen durchzubrechen. Da ist kein Unterschied zu einem nicht behandelten Stück Holz gleicher Dimensionen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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walta
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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von walta » 01.12.2012, 08:44

Balatus hat geschrieben:Der Sinn von Backings ist u.a. doch der, dass sich keine Fasern am Rücken aufstellen können und somit selbigen vor möglichem Bruch schützen (richtig, oder?).

Ich glaub du verwechselst da ein bisschen was. Die Fasern die sich bei Holz immer aufstellen sind ganz fein und können einfach abgeschliffen werden. Deine Leimidee hilft hier schon um einen glatten Rücken zu bekommen. Rattan ist da ein schönes Beispiel weil bei dem Zeug sich immer wieder feine Fasern aufstellen - ohne Klebstoff kriegt man die nie glatt. Jedoch haben die Fasern keinen Einfluss auf die Haltbarkeit eines Bogenrückens - dazu sind sie einfach zu fein (in etwa wie Haare).
Der Grund warum ein Bogen bricht ist wenn sich ein Span aufstellt. Das ist um einiges mehr an Holz. So ab Zahnstochgrösse aufwärts. Den könnte man eventuell mit Leim wieder ankleben. Von vornherein verhindern kann man sowas durch Leim nicht da man den Leim in den noch nicht vorhandenen Bruch reingeben müsste. Da hilft nur ein Backing vorsorglich darüberzukleben.
Ein Backing macht man jedoch nur wenn es notwendig ist, ansonsten ist es unnötiger Ballast.

walta

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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von Ravenheart » 01.12.2012, 19:18

Leim verbindet nur. Leim selber enthält keine Fasern, die Zugkräfte aufnehmen können.
Eine Schicht Leim auf dem Rücken würde bei Dehnung des Rückens einfach reißen:

Leimbacking.jpg

Rabe

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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von Balatus » 02.12.2012, 10:42

Aha verstehe, das ist ähnlich den Faserverstärkten Spachtelmassen beim Trockenbau. Ohne die Fasern reißen die Fugen bei der Bewegung der Wände, erst durch den (flexiblen) Faserzusatz wird dies verhindert.

Ich habe hier einen Ahornbogen, der sehr schöne und dicke Jahresringe hat. Jedoch war der Rücken an ein paar Stellen verletzt. Nun war der Stave aber bereits so schmal, das dass Abtragen des ersten Ringes bereits zu einer Dicke von <2 cm (am Ende den Fade outs) geführt hätte. Ich habe den Bogen einfach so weitergetillert und eingeschossen. Er hat etwas über 40lbs bei einer Länge von ca. 65-66". Wärend des Bau habe ich leider etwas oft über das Zielgewicht gezogen, so das er etwas Set bekommen hat (ich merke gerade, ich sollte mal ein paar Fotos machen und den Bogen ausmessen ;) ) Die verletzten Stellen waren mit Weissleim überstrichen, daher mein Gedanke.

Was ist jetzt zu tun? Ich habe grobes und feines Leinen und Seide da, es würde sich aber das "Gesicht" des Bogens verändern (sprich: das schöne weiße Aussehen würde "ruiniert"?!). Ein Sehnenbelag hatte ich im Sinn, wird aber das gleiche Ergebnis bringen.

Was ist den das optisch unauffälligste Backing?

Danke für eure Antworten

Gruss Balatus

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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von Ravenheart » 02.12.2012, 22:34

Balatus hat geschrieben:Was ist den das optisch unauffälligste Backing?


Echtholz! Hell: Ulme oder Esche, mittel-hell: Hickory-Splint, leicht dunkel: Hickory-Kern, Dunkel: Goldregen oder gebeizte Hölzer.

Rabe

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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von Balatus » 03.12.2012, 22:49

So ich habe den Bogen mal photographiert. Wenn ich mich nicht täusche müsste der äußerste Ring über 1cm sein, jedenfalls konnte ich an keiner Stelle einen weiteren Ring erkennen. Auf dem zweiten Bild sieht man deutlich die Verletzungen am Rücken, vom Gefühl her würde ich sagen, diese Verletzungen sind unkritisch aber als Rookie liegt das Gefühl oft falsch.

Da ich noch nicht so weit bin Holzbackings aufzubringen (sorry Rabe das geht mir einfach zu schnell, ich brauche noch ein bischen Zeit :D ) muss dieser Bogen mit einem anderen Backing wenn notwendig ausgestattet werden

Danke aber schon mal an alle die mir wieder ein paar dunkle Flächen in meinem Hirn erhellt haben ;)

Gruß

Balatus
Dateianhänge
DSCN3115.JPG
weittere Verletzungen anderer WA
DSCN3112.JPG
Hier die Verletzungen
DSCN3113.JPG
Der WA besteht beinahe nur aus drei bis vier (?) Ringen

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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von acker » 03.12.2012, 23:04

Also wenn der Bogen nicht grade über 60# hat oder sonst ins extreme fällt, dann reicht es vollkommen aus die kleinen Dellen mit einem Schwanenhals zu säubern oder fein schleifen und dann ist es schon gut.
Falls sich wieder erwarten noch kleine Fasern aufstellen sollten , was ich aber nicht glaube , dann reicht ein lokales Hanfbacking mit Wicklung.
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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 04.12.2012, 08:27

Also, das hellbraune um die Verletzungen rum, das ist noch Früholz/Bast ?, GAAANZ vorsichtig abschaben. Mir wäre das noch zu viel.

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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von Squid (✝) » 04.12.2012, 10:01

Monument mal. Ich meine da auf dem zweiten Bild einen durchtrennten Ring zu erkennen, der fast über die halbe Breite geht. Und zwar zwischen den oberen beiden kleinen braunen Verfärbungen.
Das kann so nicht gut gehen!
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 04.12.2012, 10:39

nach dem Foto schlecht zu erkennen. DAS könnte sein, muß aber bei den dicken Ringen nicht sein. Sowas wie Flamme oder so ist nicht zu sehen.
Im Zweifel ganz weiß machen und ne Seidenkrawatte drauf

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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von LJB » 04.12.2012, 14:41

Squid hat geschrieben:Monument mal. Ich meine da auf dem zweiten Bild einen durchtrennten Ring zu erkennen, der fast über die halbe Breite geht. Und zwar zwischen den oberen beiden kleinen braunen Verfärbungen.
Das kann so nicht gut gehen!


Ich sehe das wie der Squid, das sind glaube ich keine Frühholzreste sondern das ist der nächste Frühholzschicht.
Sprich der Ring wurde wahrscheinlichst auf mehrere Stellen grossflächig durchbrochen.
Grüße Leo

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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von Galighenna » 04.12.2012, 16:08

:D Ihr seid ja super im Bilder raten.
Ich seh da nichts eindeutiges, und 10mm tief sind die Schnitte jedenfalls mit Sicherheit nicht (So dick ist nämlich der Rückenring).
Mehr gibt das Handybild aber nicht her...
frohes Weiterraten Jungs ;)

Edit sagte das das keine Handybilder sind. Aber vom Kontrastumfang und der Bildschärfe (Rauschen etc) eindeutig zu schlecht. Das kann die Nikon Coolpix besser!
Mach mal Fotos bei ordentlich Licht, z.B. Draußen... (selbst bewölkt isses Draußen 100x heller als drinnen)
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Re: Weißleim als Backing?

Beitrag von skinwalker » 04.12.2012, 16:57

Hallo,
nun, ich muss nicht raten was die Bilder angeht, denn ich hatte diesen Bogen bereits in Händen.
Der Jahresring ist definitiv verletzt und das nicht wenig.
Bei diesem Bogen -aus Ahorn- würde ich ohne ein Backing bei jedem Pfeil schon erwarten, dass er mir um die Ohren fliegt ...
Da Balatus, so wie ich ihn verstanden habe, kein Backing über den ganzen Bogen machen möchte, sehe ich hier ein Problem.
Die Verletzungen sind ziemlich großflächig und somit ist ein "punktuelles" Backing nicht vorteilhaft (Optik/event. Veränderung des Tillers). Ein Seidenbacking (ganzer Bogenrücken) würde ich nicht verwenden, da der Bogen schon ziemlich Set entwickelt hat und Seide ziemlich Set annehmen kann.
Um es also auf den Punkt zu bringen :
@Balatus
entscheide dich bei diesem Bogen für Sicherheit und nicht für die Optik - mach Rohhaut oder Sehne drauf, dann ist das Set eventuell verschwunden und das Nachtillern bekommst du auch hin.
Was die Optik angeht - ich hab' noch ein Ahornstave - unverletzt- welches ich dir abtreten könnte...
...du hast den nicht entrindet oder - von wem hattest du das Stave nochmal ?

gruß
skinwalker
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(Tyler Durden)

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