Im Web, vor allem dem amerikanischen, wird immer wieder mal von der Brennnessel als Bogensehne in Notfallsituationen geschrieben. Was die Leute unter Notfallsituation verstehen weiß ich nicht genau. Vermutlich irgendwo in der Wildnis ausgesetzt, Weltuntergang usw.
Seit Jahren arbeite ich immer mal wieder an diesem Thema der Brennnessel als Sehne weil ich es spannend finde. Bisher war ich von deren Qualität nicht sehr überzeugt, da sie in meinen Zugtests immer wesentlich schlechter abschnitt als andere tierische Fasern wie Sehne, Darm oder Rohhaut.
Aber dennoch: erste Zielsetzung sollte sein, eine Bogensehne zu zwirnen ohne große Maßnahmen des Rettens oder eines chemischen Aufschlusses. D.h. verzwirnen des Rindengewebes, indem sich die Fasern befinden. Geht das in einer Art Notfallsituation, wo ich mir auf die Schnelle einen Bogen und Pfeile bastele und dazu die nötige Sehnen aus dem Rindengewebe der Brennnessel?
Zweite Zielsetzung war nicht nur eine Sehnen für 40# Bögen zu bauen (nichts gegen 40#-Bögen) sondern für kräftigere, z.b einen Ulmenholmegaard („Replik“, mit gleicher Wurfarmbreite und –dicke wie das Original), hier 67#.
Hier der erste bessere Versuch:
Der Versuch ist angelehnt an einen sibirischen Bogen, dessen Sehne aus Brennnesselfasern sein soll. Als Öhrchen hatte ich mich für einen flämischen Spleiß an einem und einen Bogenknoten am anderen Ende entschieden.
Nachfolgend der 67# Holmegaard mit seiner Brennnesselsehne. Flämischer Spleiß mit Serving aus Brennnesselfaser, gewachst. Endverbindung zwischen Birkenrindenwicklung und Sehne mit dünner, gezwirnter Brennnesselkordel umwickelt und mit Birkenrindenpech geklebt.
![Bild](http://i682.photobucket.com/albums/vv188/Merha/1-BogenmitBrennnesselsehne600pix_zpsfc8b8214.jpg)