Robinienbogen, zweiter Versuch

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ralfmcghee
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von ralfmcghee » 06.03.2014, 20:22

Heute kommt einmal wieder ein kleines Problem zu meinem Robinien-Bau. Ich habe in dem Teil, der unterer Wurfarm werden soll, Drehwuchs und damit einen nach links verdrehten Wurfarm. Ich hoffe, dass ein geübtes Auge das auf den Bildern erkennen kann. Leider sieht es auf den Fotos nicht so dramatisch aus, aber in natura kommt es mir recht viel vor. Nach meiner Einschätzung handelt es sich um ca. 40° Verdrehung.
Bild Bild

Ich traue mich nicht, den Wurfarm durch Dämpfen oder mit der Heißluftpistole zu richten, zumal ich keine vernünftige Möglichkeit habe, den Stave einzuspannen. Meine Frage: Macht es Sinn, den Wurfarm ab ca. der Hälfte etwas ungleichmäßig herunter zu arbeiten, damit die Verdrehung beim Auszug ausgeglichen wird? Falls ja: Würde ich es richtig machen, wenn ich die Seite des Wurfarms schwäche, in deren Richtung sich der Wurfarm beim Auszug drehen soll?

Für Euren Rat schon einmal ganz herzlichen Dank!

LG
Ralf
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Gornarak
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von Gornarak » 07.03.2014, 06:36

Ich würd einfach im relatic steifen Bereich, also den letzten 10 cm vor den Tips einen Verlauf herausarbeiten, dass der Bauch am Ende parallel zum Griff ist.

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ralfmcghee
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von ralfmcghee » 11.03.2014, 23:39

Mal sehen, ob ich so einen Verlauf hinkriege. Und hier noch ein kleiner Zwischenstand: Heute hat sich die Robinie im Bodentiller gebogen. Nun werde ich die nächsten Tage und Wochen wohl mit Tillern beschäftigt sein. Ich bin jetzt schon gespannt, ob es mir gelingt. Gerade habe ich noch einmal im Wiki zu dem Thema gelesen...
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Idariod
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von Idariod » 14.03.2014, 11:00

Ganz wichtig für mich ist zur Zeit beim Tillern ein Holzkantel. ca. 10-15 cm lang, etwa 3 cm hoch. Damit lassen sich nicht biegende Stellen zuverlässig finden. Wenn man es übertreiben will, setzt man da noch einen oder mehrere Bleistifte ein. Oder einen Graphitblock. Lässt man das an der Bauchseite entlanggleiten, hinterlässt es überall Markierungen, wo der Bogen zu wenig biegt.
Teile dein Wissen und gib nicht vor zu wissen was du nicht weißt - ein guter Ratschlag von einem tüchtigen Tischler. Das steht hier um mich daran immer zu erinnern, und für alle denen der Schuh passt.

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ralfmcghee
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von ralfmcghee » 14.03.2014, 11:37

@Idariod:

Na dass ist ein toller Hinweis! Mal schauen, wo ich einen Graphitblock herkriege. Bis dahin verlasse ich mich auf mein Augenmaß und das Gefühl in den Fingern. Die Methode mit den Bleistiften kann ich mir noch nicht richtig vorstellen. Kannst Du das ein wenig näher beschreiben? Danke Dir schon einmal ganz herzlich!

LG
Ralf
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von Jannik » 14.03.2014, 12:10

Guten Morgen,

@Ralf:

Unbenannt.png


Gruß Jannik

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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von Wilfrid (✝) » 14.03.2014, 12:51

naja, sieht schön aus son Teil, nur, biegt sich Dein Bogen zu wenig, weißt Du nicht wieviel und umgekehrt genauso
So ein Teil kannste nur brauchen , wenn Dein Bogen sich schon sehr kreisförmig biegt. Und dannm brauchst Du es nicht mehr, weil auf die paar 10tel kommts nicht an, bzw die haben ihren Grund dann im nicht homogenen Holz. Bei nem D-Tiller kannstes ganz vergessen

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Jannik
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von Jannik » 14.03.2014, 13:03

@ Wilfried: Das war auch mein Gedanke... irgendwie vertrau ich mehr meinen Augen als so nem Teil, zumal ich den Bogen länger aufgespannt lasse, wenn ich jedesmal mit dem Tool dran entlang fahren möchte --> evtl. mehr Set. Es ist Geschmackssache und ausprobieren kann das jeder ja, dann muss er für sich entscheiden, ob es ihm gefällt.

@Ralf: Ich kann, falls du sowas nicht sowieso schon besitzt, die Umlenkrolle für den Tillerstock sehr empfehlen. Seitdem ich diese verwende und etwa zwei Meter entfernt stehe und ziehe, hat sich mein Tillerergebnis angenehm verbessert und der Set stark verringert. Ich habe gemerkt, dass ich vorher den meisten Set beim Tillern aufgebaut habe. Seitdem ich die Umlenkrolle besitze, ziehe ich immer aus und lasse sofort wieder locker; ich betrachte meinen Tiller quasi nur noch während der Pump-Bewegungen und lasse ihn nie länger als eine halbe Sekunde auf dem (dem Tillerprozess entsprechenden) momentanen Auszug. Dadurch habe ich zwar nur sehr kurz Zeit, den Tiller bei diesem Auszug zu betrachten, aber ich kann den Tiller in Bewegung begutachten und bekomme durch mehrmaliges Ziehen auch einen aussagekräftigen Eindruck von der Gesamtbiegung.

Aber jeder hat seine eigene Tillermethode, sehr viele hier im Forum schwören ja nur noch auf den Bodentiller, was bei mir aber nicht so gut funktioniert; viele Wege führen zum guten Ergebnis und kein Weg muss der einzige, perfekte sein :)

Gruß Jannik

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ralfmcghee
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von ralfmcghee » 14.03.2014, 19:46

Erst einmal heißen Dank an Jannik und Wilfrid für den Tipp zum Tiller-Tool. Das werde ich mir sicherlich bauen - aus gegebenem Anlass. Heute zeige ich hier noch das vorläufige Ergebnis meines zweiten Robinienprojektes - eine Katastrophe. Dazu nachher mehr.

LG
Ralf
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Pyrus
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von Pyrus » 14.03.2014, 20:10

Oh nein das sind doch nich die Bilder die man schon imPortal sehen kann!!??
Das wär ja traurig!

Markus

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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von ralfmcghee » 14.03.2014, 20:40

So, dann wollen wir mal. Hier ist also der derzeitige Stand meines zweiten Robinien-Versuchs. Gleich vorab: Ich bin mit meinem Werk überhaupt nicht zufrieden. Warum, seht Ihr hier:

Ein Wurfarm ist für mein Auge recht ordentlich geworden, der andere so gar nicht. Ursprünglich hatte ich mir vorgestellt, dass der Wurfarm, der jetzt wie ein Bogenbruch aussieht, oberer Wurfarm werden sollte, weil ich die zwei Äste im oberen Wurfarmbereich (nicht abgebildet) cool fand. Nun ja, hier geht es um den Tiller, aber seht selbst.

Ungespannt; Problem-Wurfarm links
Bild

Standhöhe
Bild

"Vollauszug" (26")
Bild

Das Ganze von der anderen Seite:
Bild Bild Bild

Wie man sieht, ist in Griffnähe ein ziemlicher Knick. Ich denke, dass ich das einem kräftigen Knast im Holz (siehe folgendes Bild) zu verdanken habe.
Bild

Mit dieser Problemstelle bin ich offenbar nicht zurecht gekommen. Ich habe sie quasi mitgeschleppt und habe anfänglich entsprechend Holz stehen lassen. Beim Tillern habe ich allerdings anfangs ewig keine Biegung in die Stelle bekommen. Also bin ich kräftig mit der Ziehklinge über die Stelle gegangen und - zack - hatte ich diesen üblen Knick im Wurfarm.

Nun, überhaupt war ich beim Tillern wohl etwas ungeduldig. Natürlich habe ich gewusst, dass insbesondere bei fortgeschrittener Arbeit die Ziehklinge massive Auswirkungen auf das Zuggewicht haben kann. Und trotzdem bin ich in die Falle gerannt: 80 -> 65 -> 50 -> 35#. Nun liegt der Bogen also bei 35#@26". Das ist für sich gesehen nicht so tragisch, weil ich sowieso einen leichten Bogen für Anfänger haben möchte und mit einem moderaten Gewicht meine linke Körperhälfte trainieren möchte. Außerdem habe ich nach ein paar ersten Probeschüssen den Eindruck, dass der Bogen besser schießt als ich zu hoffen gewagt habe. Nur der Wurfarm und die Symmetrie des Bogens - das sieht einfach sch... aus. Mein Bogen-Mentor Dirk Rößner vom Artchers Land in Dedelstorf kriegt die Krise, wenn er das sieht. ;D

Jetzt habe ich folgende Optionen:

  1. Ich lasse ihn so wie er ist. Funktional scheint er zu sein, ich denke sogar, dass er mit dem leichten Zuggewicht halbwegs sicher sein dürfte. In dem Fall würde ich den Griff noch bearbeiten, den Bogen schleifen und ihm ein Leinöl-Finish verpassen. Damit hätte ich einen Bogen, der grundsätzlich schießt und ein würdiger Vertreter für mein Kuriositätenkabinett ist. (Während ich diesen Beitrag schreibe, neige ich zu dieser Option.)
  2. Nachbars Tipp: Den Knick mit Wärmebehandlung (Dämpfen oder Heißluftpistole) herausbiegen. Mein Nachbar meint, dass das die Wurfarme ausgleichen würde und sich das Zuggewicht damit wieder erhöhen würde. Hier habe ich aber Bedenken, dass die Wärmebehandlung das Holz in einer Art schwächt, dass sich die Bruchgefahr am Knick erhöht.
  3. Die Knickstelle am Bauch durch eine Konstruktion aus davorgeklebtem Holz, Epoxid-Harz und einer Wicklung um den Wurfarm verstärken. Aber: Macht das überhaupt Sinn? Irgendwie habe ich da schon intuitiv arge Zweifel.
  4. Bogenbauch tempern in Verbindung mit den Optionen 1 und 2. Das bringt ein wenig Zuggewicht. Die Frage wäre hier, welchen Bockmist ich dabei noch bauen kann. ::)

Jede Wette, dass heute abend ein paar Bogenbauer mit gesträubten Haaren vor dem Rechner sitzen. Nun bin ich gespannt auf Eure Kommentare und wünsche Euch viel Vergnügen. ;)

LG
Ralf
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von ralfmcghee » 14.03.2014, 20:41

@Pyrus:

Hallo Markus, ja, das sind sie. *rotanlaufe* ;)
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Sergeant at Arms
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von Sergeant at Arms » 14.03.2014, 21:08

Ich bin ja nun auch ein absoluter Laie, was Bogenbau angeht, ABER der Bogen ist von der Optik her so schräg, dass er schon wieder was hat!!!
RESPEKT dafür, dass Du mit mit dem Stave überhaupt gearbeitet hast!!!!!!
Mein Pfeil flog ab, sehr schön befiedert, der ganze Himmel stand ihm offen, er hat wohl irgendwo getroffen.
- Johann Wolfgang von Goethe

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Squid (✝)
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von Squid (✝) » 14.03.2014, 21:09

Is jetzt aber nicht 1. April, oder?? :D

Option 1 (incl. schießen) kannst du vergessen: Der knickt umgehend komplett durch. Denn aus dem Loch bröselts langsam aber sicher raus. Bleibt also nur die Wand.
Option 2: Bei DEM Schaden hilft auch die HLP nicht mehr. Die internen Holzstrukturen sind unwiederbringlich hinüber.
Option 3: Ja, so ganz theoretisch geht das. WENN der Rücken unversehrt ist, was mir hier kritisch zu sein scheint.
Ganz praktisch ist das so viel mehr Aufwand, als einen neuen Bogen zu bauen, dass es nicht lohnt.
Option 4: Der ist durch. Den tempert auch niemand mehr zurück ins Leben.

Nun noch zum "Warum": Simpel, wenn mans weiß. In dem Loch hat offensichtlich irgendein verhärtetes Zeugs von einem Ast gesessen. Das hat als eine Art Keil gewirkt, der den Bogen stabil gehalten hat. Dann hast du den Keil mit der Ziehklinge entfernt bzw. zer bröselt. Effekt: Nun ist der Bogen ohne Keil plötzlich viel zu weich.

Grundsätzlich wäre hier richtig gewesen, seitlich vom Defekt Holz stehen zu lassen und den Defekt seeehr vorsichtig zu behandeln. Wenn das wegen der Maße des Staves nicht gefunzt hätte, wäre u. U. auch ausbohren und mit Robinie in Gelee (Robinienstaub und -späne in Epoxid) füllen oder ausbohren und passgenau dübeln richtig gewesen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Blacksmith77K
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Re: Robinienbogen, zweiter Versuch

Beitrag von Blacksmith77K » 14.03.2014, 21:11

Also pass auf:

Ohne Dir auf die Füße treten zu wollen, schmeiß die Scheisse weg... das geht garnicht, ist gesundheitsgefährdend, unlogisch und überhaupt komplett für'n Po.

Da gibt's nix zu retten, das ist von Vorne bis Hinten kompletter Schrott.

Edit: Squid war schneller, somit kann ich mir eine genauere Ausführung meines Beitrages sparen.

Versehe mich nicht falsch, ich meine es echt nicht böse, aber baue 'nen neuen Bogen. ;)
Zuletzt geändert von Blacksmith77K am 14.03.2014, 21:13, insgesamt 2-mal geändert.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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