Haselnuss Trocknungsschäden?

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diamabolo
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Haselnuss Trocknungsschäden?

Beitrag von diamabolo » 07.10.2014, 23:12

Hallo Zusammen,
nachdem ich jetzt einpaar "halbtrockene" Haselbögen beim tillern verbogen habe, möchte ich mich nun an wirklich trockenem Holz versuchen.
Geplant ist ein Langbogen aus ca.6cm Durchmesser Haselvollholz, Rücken belassen.

Nun habe ich im Wald von einer Rodung schon abgesägten Hasel gefunden. Das Holz dürfte da aber sicher schon über einen Monat gelegen haben. Das Holz lag nicht im Dreck bzw. auf der Erde und hat nicht gemodert. Es macht einen trockenen Eindruck und klingt hell.

Nun ist die Frage, ob Haselnussholz was so lange im Wald gelegen hat, überhaupt noch zum Bogenbau zu verwenden ist?

Einen Stab habe ich zum Rohling runtergearbeitet und würde ihn jetzt nochmal einpaar Wochen tocknen lassen.
An manchen Stellen ist das Holz weißlich/ grau verfärbt.

Was meint ihr? Macht das Sinn da noch weiter Zeit reinzustecken?

Gruß
Diamabolo

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Idariod
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Re: Haselnuss Trocknungsschäden?

Beitrag von Idariod » 08.10.2014, 08:32

Meine Meinung dazu (vorweg, bin kein Haselprofi, hab erst 2 gebaut und nur einer davon lebt noch) wäre, dass gerade bei Hasel, wenn du noch ein Monat bis 6 Wochen wartest, eine neue Ernte ins Haus steht. Im Sap Bow Bereich http://www.fletchers-corner.de/viewforum.php?f=72 kannst du dich zur Schnelltrocknung schlau machen.

Wenn du also im Moment anderes trockenes Holz zur Verfügung hast, oder schon geschlagene Hasel die du schnelltrocknen kannst, würd ich mich an dem Stave nicht versuchen, außer du willst unbedingt sehen was passiert und es macht nix wenn er trotz perfektem Tiller bricht.
Hasel hat den Ruf, sehr schnell Verfallserscheinungen zu zeigen wenn es nicht ordentlich gelagert wird.
Teile dein Wissen und gib nicht vor zu wissen was du nicht weißt - ein guter Ratschlag von einem tüchtigen Tischler. Das steht hier um mich daran immer zu erinnern, und für alle denen der Schuh passt.

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SchmidBogen
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Re: Haselnuss Trocknungsschäden?

Beitrag von SchmidBogen » 08.10.2014, 10:06

Hallo Diamabolo

Erstmal ein Herzliches Willkommen hier im Forum bei den Bogeninfizierten.
Zurzeit haben wir ja wieder, Gott sei Dank: Erntedankfest. ;)
Heisst: Wieder Zeit zum Holz ernten im Wald. :D
Wenn ich Dich wäre, würde ich nochmals in die Wälder ziehen und ein paar schöne Haselstämmchen holen.
und dann alle entweder aufsägen oder Aufspalten, oder bei schönem 3-4cm durchmesser halt entsprechend Grob ein Flachbogendesign bereits vorherausarbeiten und dann schön trocknen lassen 4-8 Wochen, bis das Holz zumindest keine Feuchtigkeit mehr verliert und dann mit dem Tillern beginnen.

Sehr wichtig ist: Die Stirnseiten mit Leim zu versiegeln und noch wichtiger, finde ich persönlich nach eigener Erfahrung, den Markkanal unbedingt wegnehmen mit einem Schweifhobel, denn dieser neigt sehr gerne dazu beim schnelltrocknen einzureissen.
Der böse Markkanal hat mir schon die schönsten Haselstämmchen zersplittern lassen.


Ansonsten bleibt nicht viel zu sagen als das was unser Benedikt immer zu sagen pflegt:


Mach Späne 8)


Gruss Rainer
- Tradition trifft Moderne -

max2
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Re: Haselnuss Trocknungsschäden?

Beitrag von max2 » 08.10.2014, 13:06

Hallo,

bei Hasel zieht der Moder meist über die Stirnenden ein. Wenn du also spaltest, und das Graue kommt von aussen, ist es Pilz.
Ansonsten würde ich sagen ein Monat trocken im Wald gehangen bringt auch Hasel noch nicht um und würde einen Bogen versuchen.
So gräuliche Stellen finden sich auch an frisch geschlagenem Hasel, als Merkmal für hohe Holzqualität habe ich sie allerdings nie gesehen.
Trocken wird das Holz eher noch nicht sein wenn es in der Rinde im Wald war.

Gruss, Max

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diamabolo
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Re: Haselnuss Trocknungsschäden?

Beitrag von diamabolo » 19.11.2014, 23:28

Vielen Dank für die Ratschläge.
Da dies meine ersten Versuche beim Bogenschnitzen sein sollten habe ich mich also entschieden viele Späne zu machen und viel Ausschuß.
An fünf der Stecken habe ich mich verucht und zwei haben bisher überlebt.
Habe aber viel Erfahrung mitnehmen können und kann jetzt besser einschätzen welche Astlöcher an welcher Position Probleme machen werden.
Inzwischen sind auch wieder neue frische Stämmchen eingelagert.
Die Haselnussstecken die ich da hatte, haben offensichtlich einen Schaden oder sind beim Trocknen im Wald zu spröde geworden.

Auf ein Neues...

Gruß Martin
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Palmstroem
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Re: Haselnuss Trocknungsschäden?

Beitrag von Palmstroem » 19.11.2014, 23:45

Wenn Du den Bogenrücken tatsächlich so ruppig behandelt hast, wie es aussieht, dann kann so ein Bogen schon mal brechen... ;)
Such mal den Begriff "Kerbwirkung".

Beim Rücken bitte immer allergrößte Sorgfalt, am Anfang umso mehr. Kein Holz abschälen, nicht reinhacken u.s.w.
Sondern nur das Kambium mit einem nicht allzu scharfen Gegenstand herunterschieben. Beschädigungen am Rücken immer sauber und glatt ausschleifen, dabei möglichst den Rückenring nicht durchtrennen.

Was die Qualität des Staves angeht - ich würde es auch probieren, Hasel ist nicht so empfindlich. Wenn das Holz keinen brösligen Eindruck macht, würde ich es wagen. 4 Wochen sollten für Hasel zum Trocknen reichen. Dicke Stämme neigen zur Versprödung, Baumhasel geht gar nicht.
Hasel ist rel. leicht zu bekommen, deswegen ein bisschen Mut, aber bitte die nötige Sorgfalt nicht vermissen lassen.

Eile und Hast haben noch jeden Bogen zerstört.

Palmström
Das Pfeilparadoxon
Ein Pfeil, gesandt von einem Bogen, ist auch zunächst pfeilgrad geflogen.
Nachdem der Schütze sich verzogen, ist Pfeil rechtwinklig abgebogen.

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Dette
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Re: Haselnuss Trocknungsschäden?

Beitrag von Dette » 20.11.2014, 10:14

Zu spröde/trocken wird das Holz im Wald wohl eher nicht geworden sein, sondern eher zu feucht, was dann zu Pilzbefall führt.

Palmstroem hat das meiner Meinung nach sehr treffend beschrieben. Aber um Missverständnissen vorzubeugen möchte ich das noch kurz ergänzen.
Palmstroem hat geschrieben:... nur das Kambium mit einem nicht allzu scharfen Gegenstand herunterschieben.
Also so stumpf, dass du ohne Bedenken schnell über deine Haut ratschen würdest (z.B. Messer Rückseite).

Palmstroem hat geschrieben:Beschädigungen am Rücken immer sauber und glatt ausschleifen, dabei möglichst den Rückenring nicht durchtrennen.
Beschädigungen am besten ganz vermeiden, eine Schwachstelle entsteht immer. Sauber ausgeschliffen kann sie aber trotzdem halten.

Palmstroem hat geschrieben: 4 Wochen sollten für Hasel zum Trocknen reichen.
4 Wochen reichen auf jeden Fall, wenn die Rinde runter ist, der Bogen schon grob in Form geschnitten ist und in der Wohnung getrocknet wird (siehe Idariods Tipp: Schnelltrocknung ). Mit kompletter Rinde, draußen und womöglich noch im Wald wird kein Holz in 4 Wochen wirklich trocken.

diamabolo hat geschrieben:Inzwischen sind auch wieder neue frische Stämmchen eingelagert.

Gleich die Rinde entfernt? Frisch geht's sehr viel einfacher!

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Mecks
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Re: Haselnuss Trocknungsschäden?

Beitrag von Mecks » 27.11.2014, 09:03

Wenn du ein gutes Video suchstvin dem Hasel zu einem Bogen verbaut wird:
https://www.youtube.com/watch?v=egsfy0NW2K0

Es sind zwar "nur"Dokumentationen aber die Videos sind echt gut und vieles wird erklärt.

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