Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
Che of Doom
Newbie
Newbie
Beiträge: 7
Registriert: 14.10.2015, 14:19

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von Che of Doom » 20.10.2015, 18:11

Wollen definitiv, ich habe mir dafür sogar extra ein Ziehmesser aus einem alten Industriescherenmesser gebaut und auch schon angefangen aber an dem Punkt aufgehört an dem ich mir nicht sicher war, wie ich den Wurfarm am besten gerade biege oder ob ich dann doch besser zur laminat/Spleiß Variante ausweichen sollte.
Zu meinem Können kann ich nicht viel sagen, habe ja gerade erst angefangen mit dem Bogenbau aber ich finde, dass sich die Hasel leichter bearbeiten lässt, als ich mir das vorgestellt habe. Und bisher standen meine handwerklichen Erfolge (außerhalb des Bogenbaus) immer im direkten Zusammenhang mit meinem Willen ^^ nach dem Motto, man kann alles, solange man es will, es ist nur eine Frage der Zeit.
Leider kann man bei einem versämmelten Bogen nicht mehr viel ausbügeln.

Recht hast du sicher, dass ich erstmal Erfahrungen sammeln sollte. Ich denke, ich werde erstmal einen anderen Haselbogen bauen und das Problem durchspielen indem ich den danach so verlänger wie angedacht.
Falls er mir dann in die Knie geht, war es zumindest keine Blutmondhasel, die mein bester Freund als Kind vor 22 Jahren gepflanzt hat und die uns durch unsere gesammte Jugendzeit begleitet hat, bis wir erwachsen waren. Diese Hasel hat einfach alles mit erlebt und überlebt, fast jede Party, tiefe Schicksalsschläge, Jugendsünden, Spaß und Trauer. Dazu kommt, dass ich meine derzeitige Seelengefährtin, die auch leidenschaftliche Bogenschützin ist, in diesem Zusammenhang kennen gelernt habe. Ich habe ihr damals mal den Mond "geschenkt" deshalb die Sache mit dem Blutmond. In diesem Stave stecken sowohl Freundschaft, Jugend als auch Liebe :D

Eine Frage ist mir allerdings noch eingefallen. Ich hab die Theorie zwar mitlerweile gefressen aber ich verstehe immer noch nicht, wieso man bei einem Flachbogen - und obwohl es überall steht, das man genau das definitiv vermeiden soll - den äußeren Jahresring des Rückens verletzt, indem man den einfach "platt hobelt".
Ich habe mir echt viele Bilder zu Haselflachbögen angeguckt und es ist fast immer das selbe, der Ring wird durchtrennt, sodass man 2 - 3 Ringkannten (je Seite) über den Rücken laufen hat. Wäre es da nicht sinvoller, den Bogen außen dem Radius des Rückenrings folgen zu lassen?

Barisat
Full Member
Full Member
Beiträge: 222
Registriert: 09.10.2015, 12:15

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von Barisat » 20.10.2015, 18:59

Hallo CoD

Auch von mir erst mal herzlich Willkommen hier im Forum - hier bist Du richtig und Du wirst geholfen.
Also die Gründe aus denen der Hasel Dir so viel bedeutet kann ich verstehen. Das wäre bei mir ganz sicher auch nicht anders und irgendwie sagt das menschlich was gutes über Dich aus.
Ich verstehe auch Deine Einstellung zum Thema Herausforderungen. Ich denke nämlich genau so.
Allerdings schließe ich mich den anderen - die zum großen Teil echt viel Ahnung von dem haben, was sie tun - an und sage, das Du das gute Stück bei Seite legen solltest, bis Du Erfahrungen mit diesem Holz und im Bogen-Bau gesammelt hast, auch wenn Du ja offensichtlich handwerklich begabt bist, erst nachdenkst, Dich informierst und dann handelst. Erfahrung und Praxis sind durch keine Theorie zu ersetzen. Andernfalls verlässt Du dich auf das Glück und das würde ich bei diesem speziellen, bedeutenden Teil NIE riskieren!
Ich würde ausrasten und mir die Haare ausreißen, wenn das schief ginge... Es gibt zwar Hasel ohne Ende, aber DIESES Stück ist Dir durch keinen anderen Hasel - selbst wenn er der beste der Welt ist - zu ersetzen.

Also BITTE, BITTE, BITTE - lass ihn noch liegen!

Gruß

Barisat >:)
MEINE NACHBARN HÖREN HEAVY METAL - OB SIE WOLLEN ODER NICHT!

Benutzeravatar
Che of Doom
Newbie
Newbie
Beiträge: 7
Registriert: 14.10.2015, 14:19

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von Che of Doom » 20.10.2015, 19:12

Danke :D
Also gut, ihr seit alle so sehr davon überzeugt und da werde ich euren erfahrenen Rat selbstverständlich auch beherzigen und nochmal später darauf zurück kommen, wenn ich ein bisschen mehr Erfahrung habe.
Ich bedanke mich nochmal für die freundliche Aufnahme in dieses tolle Forum und für eure guten Ratschläge :)

Liebe Grüße, gutes Gelingen und bis demnächst,
Che

Benutzeravatar
killerkarpfen
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2855
Registriert: 06.02.2005, 17:15

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von killerkarpfen » 20.10.2015, 20:27

Che of Doom hat geschrieben:Ich hab ganz besonderes Holz, ... Dabei wollte ich aber von meinem Samick Polaris etwas weiter in Richtung Natur und traditionellem. Deshalb würde ich auch gerne auf Epoxid und andere künstliche Komponenten verzichten, soweit es geht. )


Che of Doom hat geschrieben:Zu den Stauchungsrissen, ich habe gelesen, dass die mongolischen am Bauch mit Horn verstärkt werden. ...es gibt doch sicherlich noch ne andere Möglichkeit den Bauch mit einem geeigneten zB. Holz zu verstärken um mir eine Sicherheit gegen Stauchungsrisse zu schaffen?
Und auf den Rücken könnte man ja auch noch mit nem anderen Holz backen, um die Festigkeit etwas zu erhöhen.
Was nimmt man denn am besten in den jeweiligen Fällen?

Also wäre die einzige Lösung die Hasel in die neutrale Zone, Richtung Mitte, zu rücken damit sie nicht so viel Belastung erfährt, oder?

Ich stelle mir das von der Bauweise ein bisschen wie die laminierten Jagdrecurves vor, wo das Griffstück als Keil in die Wurfarme reinläuft...


Gut Ding will Weile haben. Geh die Sache ruhig an und probier doch erst einmal an einem anderen Stück Holz das weniger emotionalen Wert hat. Um einige Erfahrungen so süss und bitter wie sie sind, kommt niemand herum.
Eppur si muove

Benutzeravatar
Che of Doom
Newbie
Newbie
Beiträge: 7
Registriert: 14.10.2015, 14:19

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von Che of Doom » 22.10.2015, 21:39

Das warten hat sich schon etwas gelohnt, ich war eben in der Werkstatt von meinem Vater und hab nochmal einen kritischen Blick auf den Stave geworfen. Dämpfen muss ich ihn nicht mehr viel, denn die Verbindungslinie der WA läuft jetzt nur noch 1,5cm aus der Mitte ;D ...länger ist er leider nicht geworden.
Ich habe dafür schon neues Holz in aussicht. Werd mich demnächst ausreichen eindecken mit Holunder, Schwarzdornschlehe, Hasel, Fichte, Walnuss, Eber- und evt. normale Esche und wenn ich Glück habe, ist auch noch ein bisschen Robinie mit drin.
Hat hier eigentlich schon jemand Erfahrung mit Pfirsich gemacht? Das wäre auch mal interessant.

Aber noch eine Frage zum gerade biegen, ich bin morgen bei nem Freund in der Sauna ::) ist ne Trockensauna aber die wird normalerweise auf 110°C hochgeballtert. Ich will mir den Stave natürlich nicht komplett ruinieren, darum wollt ich mal eure Meinung dazu hören.

Benutzeravatar
Ilmarinen
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1248
Registriert: 09.12.2014, 22:15

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von Ilmarinen » 22.10.2015, 21:45

Che of Doom hat geschrieben: Werd mich demnächst ausreichen eindecken mit Holunder, Schwarzdornschlehe, Hasel, Fichte, Walnuss, Eber- und evt. normale Esche und wenn ich Glück habe, ist auch noch ein bisschen Robinie mit drin.

Alles gut, bis auf die Fichte, da wird kein vernünftiger Bogend draus.

Viel Erfolg.

Jörg
„Der archimedische Punkt, von dem aus ich an meinem Ort die Welt bewegen kann,
ist die Wandlung meiner selbst.“ Martin Buber

Benutzeravatar
killerkarpfen
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2855
Registriert: 06.02.2005, 17:15

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von killerkarpfen » 22.10.2015, 22:07

Da habe ich zu meiner Überraschung letzen Sonntag auf einem Turnier genau das Gegenteil gesehen. Da hat einer, aus feiner Bergfichte wohverstanden, Staves angeboten mit stehenden Jahrringen. Er behauptete bis 50# sei das kein Problem und gebe sehr flotte Bögen, einer mittelmässigen Eibe gleich.
Nun die ganze Unterhaltung in Französisch, also habe ich mehrmals nachgefragt. War aber so!
Leider ist das jetzt etwas vorgegriffen, aber mir kam natürlich ein ehrenwerter, wohlbekannter Bauversuch in den Sinn ;D dessen gescheiterten Verlauf ich natürlich alsbald zu widerlegen gedenke 8) .
Nicht heut und nicht Morgen... warts ab.
Eppur si muove

Benutzeravatar
Ilmarinen
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1248
Registriert: 09.12.2014, 22:15

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von Ilmarinen » 22.10.2015, 22:26

killerkarpfen hat geschrieben:Leider ist das jetzt etwas vorgegriffen, aber mir kam natürlich ein ehrenwerter, wohlbekannter Bauversuch in den Sinn ;D dessen gescheiterten Verlauf ich natürlich alsbald zu widerlegen gedenke 8) .
Nicht heut und nicht Morgen... warts ab.

Na, da bin ich mal wirklich gespannt.

Grüße

Jörg
„Der archimedische Punkt, von dem aus ich an meinem Ort die Welt bewegen kann,
ist die Wandlung meiner selbst.“ Martin Buber

Benutzeravatar
mahagugu
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 271
Registriert: 07.06.2015, 13:31

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von mahagugu » 23.10.2015, 14:02

Zur Fichte ...
ja , wenn der Bogen 210cm lang , 12 cm breit und max. 11 mm stark ist an den biegenden Stellen und nicht allzustarke Rundungen hat,sondern nur leichte ....

dann sind auch stehende Jahresringe usw.

aber wer will denn sowas bauen ?

ist auch so ein "Mythos" , der in die Jahre gekommen ist .... wenns nur dünn genug, lang genug
und breit genug ist und vielleicht noch ein bisserl ein Deflex , dann kann man wirklich fast jede Holzart nehmen ...

und wenn einem die Dicke und das Gewicht der Sehne wurscht ist , dann geht auch Watte oder Papier
als Sehnenmaterial ... (ja, im Forum lässt sich was finden)

solche Banalitäten wie "Sehne passt nicht mehr in die Nocke" , dürfen einen natürlich auch nicht stören
" ich tzimbere so man seget bi dem wege, des mûz ich manegen meister hàn "
Inschrift aus dem Sachsenspiegel bei der Burg Schlaining

Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8691
Registriert: 10.10.2003, 11:05

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von Snake-Jo » 23.10.2015, 14:36

mahagugu hat geschrieben:
1. Zur Fichte ...
ja , wenn der Bogen 210cm lang , 12 cm breit und max. 11 mm stark ist an den biegenden Stellen und nicht allzustarke Rundungen hat,sondern nur leichte ....

2. dann sind auch stehende Jahresringe usw.

3. aber wer will denn sowas bauen ?

4. ist auch so ein "Mythos" , der in die Jahre gekommen ist .... wenns nur dünn genug, lang genug
und breit genug ist und vielleicht noch ein bisserl ein Deflex , dann kann man wirklich fast jede Holzart nehmen ...



Zu 1.: Super! Das ist völlig korrekt, kann man so machen, dann klappt es auch mit Fichte...
Zu 2: halber Satz, das versteht keiner! :-\
Zu 3: Soweit ich weiß, hat das schon mal wer versucht... ::) ::) ::) ;D
Zu 4: Dies widerum ist kein alter Mythos, sondern das geht so. Und hat auch seine Berechtigung: Wenn ich z.B. ein kleines Modell bauen möchte, um das Design und die Biegung zu testen, geht das auch mit Furnier von der Buche.

Benutzeravatar
zwirn
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1573
Registriert: 16.12.2012, 16:57

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von zwirn » 23.10.2015, 17:08

Beim Bogenbau kann dir hier geholfen werden, bei einem Fetisch eher nicht.

Wenn du die Texte und Fragen etwas präziser fasst, dann ist Hilfestellung leichter zu geben.

LG Zwirn
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.

Benutzeravatar
Wilfrid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6165
Registriert: 04.06.2007, 16:16

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von Wilfrid (✝) » 23.10.2015, 17:26

Leute, aus Weihnachtsbäumen läßt sich ein Bogen bauen, der eine Saison hält und auch recht flott.

Feinringig muß das Teil sein, da wird da auch aus Fichte was. Nix besonders haltbar, wegen der Druckfestigkeit , aber geht

Benutzeravatar
Heidjer
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6864
Registriert: 16.08.2006, 22:00

Re: Wo ein Wille ist... Hasel-Bogen-Problematik

Beitrag von Heidjer » 25.10.2015, 11:20

Fichte und Kiefer geht!
Man braucht nur dichtes Druckholz (Rotholz) davon und kein Baumarktholz, sowas wächst nun mal nur unter schwierigen Klimabedingungen an Schräglagen. ;)

Die Suomi (Finnen) haben ihre Langbögen aus Birke auf der Zugseite und Fichte oder Kiefer auf der Druckseite laminiert.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“