Stabil-Core

Themen zum Bogenbau
Fitzlibutz
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Re: Stabil-Core

Beitrag von Fitzlibutz » 06.08.2015, 23:27

shokunin hat geschrieben:Kommt nun der Physiker noch vor dem Kyudoka in der Litanei des Grauens...?

Da geht noch was drauf: Der Theoretische Physiker mit dem Compound-Yumi nach der FITA-Ryu.
Selbst Chuck Norris zuckt da zurück...

shokunin hat geschrieben:Nur ist mir das Bild, z.B. der Kräfte im WA, eben etwas zu schwarz-weiss ...Zug, Druck und in der Mitte NIX...

Genau das ist der Punkt. Das ist mehr oder weniger alles Quatsch was da vorgetragen wurde. Sorry.

Bei mehrlagigen Verbundwerkstoffen ist KEINE AUSSAGE gültig, die sich auf die üblichen Formeln bezieht. Punkt.

Um mehrlagige Verbundwerkstoffe in Bauteilen zu berechnen oder auch nur annähernd zu verstehen was da abgeht muss man eben die Finite Elemente Methode bemühen. Punkt. Wie immer im Leben, das Werkzeug muss passen.

shokunin hat geschrieben:Interessanter Weise haben die nobleren Bambus-Carbon Yumis tatsächlich auch oft nur 2 Streifen Carbonlaminat seitlich mittig im Kern.

Hast du vielleicht ein Bild vom Querschnitt? Hab da nix gefunden.

shokunin hat geschrieben:Ist halt in der Ebene, in der rechnerisch nix passiert... das war ja der Anfangspunbkt der ganzen Debatte.

So, und da scheidet sich gutgläubiger Praktiker von wissendem Theoretiker. Auch mir hamse in der Berufsschule den Quark mit der neutralen Ebene eingetrichtert. Und beim Studium war ich dann leicht irritiert, dass die netten älteren Herrn was ganz anderes erzählt haben.

shokunin hat geschrieben:Naja, aber Yumis sind sowieso eine Welt für sich...

Häste wohl gerne, was?
Die Welt ist ein Kegel, und auf der Spitze der Evolution sitzt einsam ein Heki-Schütze... ;D ;D ;D

shokunin hat geschrieben:Pauschal zu sagen: 2 Lagen hier oder eine Lage da macht alles X% besser... das wird nie wirklich gehen, denke ich. Dafür ist das System zu komplex.

Richtig. Vor allem nicht mit falsch angewandten Formeln aus der Formelsammlung unter Beachtung der neutralen Faser.
Die prozentuale Abschätzung ist zwar methodisch sauber, aber weder exakte Rechnung noch Simulation. Ein schlampiger Ersatz für eine präzise Infinitesimalrechnung um es mal zu benennen.
Mit sowas bekommt man ein Gespür für die Problematik und mit viel Glück sogar die Größenordnung der Werte - aber nix womit man guten Gewissens weiterrechnen kann. Hab auch nie behauptet "...macht alles X% besser" Oda?

shokunin hat geschrieben:Von daher ist das ganze auf dem Niveau, auf dem wir hier so bauen, immer eine Frage von versuchen und sehen ob es denn was bringt... egal ob eine Lage, zwei, mittig oder sonst-wo...

Akzeptiert.
Ich denke im Bezug auf Holzbögen ist das Niveau hier sehr hoch. Was die Laminate angeht werden halt einfach irgendwelche Ergebnisse tradiert und je nach Gusto verändert.
Es sollte aber jedem klar sein, dass bei reinem Holz der Unterschied zwischen ambitioniertem Bastler und Profi nicht sonderlich groß ist - Verglichen mit dem, was bei Faserverbundwerkstoffen so Stand der Dinge ist.
Was ich deshalb überhaupt nicht verstehe ist der Absolutheitsanspruch und die persönlichen Angriffe wenn jemand, der etwas mehr Ahnung von der Thematik hat, dem Bastler mit guter Begründung widerspricht. Das riecht nach Angstbeissen und Beratungsresistenz.

Kleines Beispiel von Nebenan: die Drechsler

Die haben drei Dogmen, an denen sich die Spreu vom Weizen scheidet:

1) man muss lang und extrem dünn, und das immer...
>> will kein Kunde und braucht die Welt nicht, weil das Zeug schon beim Anschauen bröselt.

2) der Deckel muss saugend passen und mit sattem "Plop" aufgehen
>> braucht kein Kunde, niemand will jeden Abend gegen ein Teilvakuum ankämpfen wenn er die doofe Ringdose aufmacht.

3) Drechselstähle werden frei Hand angeschliffen
Geht einigermaßen nach mehrjärigem Üben in Vollzeit. Dass aber jeder Laie im Wochenendkurs nach 2 Minuten perfekte Schneiden hinbekommt wenn er mit Vorrichtung schärft, das wird entweder vollständig ausgeblendet oder mit Inquisitorischem Eifer niederdiskutiert. Es kann nicht sein was nicht sein darf.

Da schaut man von aussen drauf und denkt sich: Nett, ein Rudel keltischer Holzfäller, auf einer Alm von der Welt vergessen.

Und dann treten wir mal einen Schritt zurück und betrachten die bunte Welt dieser Diskussion...


Noch ein letztes Wort zu unserem Wunderlaminat:

3RiversArchery:
"Stabil-Kore™ is a proprietary composite, perfect as a stubstitute for carbon."
Das Zeug ist ein simples Epoxy-Glas-Band mit dürftigen 25% Faseranteil - unterdurchschnittliche Industriequalität.
Carbon "perfekt ersetzen"? Da sind dann 18 Dollar eher Dummensteuer als Produktpreis...

Mittlerweile gibt es das Zeug wohl auch in unidirektionalem Carbon zwischen zwei Glaslagen.
Den aktuellen Preis DE schaut bitte selbst beim Hersteller im Shop nach. Sportlich.
2m Glasband kosten unter einem Euro, 2m unidirektionale Kohle 5,20 für Privatkunden im Handzuschnitt.
Dazu 20g Epoxy - na?



//Stefan


P.S.: hatte ich eigentlich schon auf den Willi Heuberger hingewiesen?

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Re: Stabil-Core

Beitrag von Heidjer » 07.08.2015, 03:48

Moin, ich habe mich ja hier bewußt rausgehalten, weil ich mit Glas (noch) keine Bögen baue. Die Physik die hinter einen Bogen steckt, verstehe ich schon in großen Teilen, allein habe ich in diesen Thread tatsächlich eine neue Erkenntnis dank Stefan aka Fitzlibutz erlangt, nichts über Glasbögen, sondern über alte Holzbögen.
Endlich habe ich eine Erklärung für die Nuten die so häufig an Jahrhunderte alten Burgunderbögen zu sehen sind und nach deren Funktion ich schon vor 3 Jahren mal beiläufig im Burgunderbogenthread gefragt habe. Sie dienen also tatsächlich einen Zweck, der Torsionsversteifung genau wie bei einen Doppel-T-Träger, danke dafür. ;D ;)
Nuten am Burgunderbogen.php.jpg


Ansonsten finde ich, haben hier alle irgendwie Recht, nur jeder hat andere Prioritäten und andere Bögen vor Augen, von daher ist es ein wenig schwer, der Bitte von AZraEL nachzukommen.
AZraEL hat geschrieben:Kann irgendwer das Ergebnis dieser Diskussion mal für nen blöden Bogenbauer, dessen Wissen über Physik das der 10. Klasse nicht übersteigt, mal in 2 Sätzen zusammenfassen? Und wenn es geht, bitte in der Sprache des niederen Volks :-)

Besonders das mit den 2 Sätzen wird schwierig. ::)
Die Frage ist also: Lohnt sich Stabil-Core und wenn, wo verbaut?

Also im Langbogen (allen Bögen wo die Tips im abgespannten Zustand nicht weiter als 2-3 cm vor dem Griff liegen) lohnt es sich nach meiner Meinung garantiert nicht.
Bei Bögen mit Recurves die noch nicht bis ins extreme gehen, kann es sich lohnen eine Lage im Kern zu verbauen um die eh nicht so große Torsionsgefahr weiter zu minimieren. Frei nach Mark (shokunin) seiner These, wehred den Anfängen, eine Torsion beginnt mit kleinen Kräften und läßt sich (noch) mit wenig Aufwand ausbremsen.
Bei extremeren Recurves (zB. Koreaner, türkischen Krabbenbögen, und auch Yumis) die leicht und schnell zum Umschlagen neigen, da kann es sich lohnen die Lams dicht am Aussenrand zu verbauen um eine maximale Querversteifung zu erreichen.

Egal was die Werbung einen Glauben lassen will, das Zeug ist nicht dafür geeignet die Leistung eines Bogens zu verbessern (es besteht zu 75% nur aus Kleber), die muß aus dem Design und vorwiegend dem Bauch- und Rückenmaterial kommen. Es kann aber dafür sorgen das Bögen die mit einen torsionsanfälligen Design gebaut werden, oder mit einer torsionsunterstützenden Technik geschossen werden (Daumentechnik, Yunis) etwas stabiler in diesem Punkt werden. ;)
Will jemand dem Willi Heuberger die Wurst vom Brot stehlen, dann kommt man freilich nicht umhin, sich sehr Tief in dieses Thema einzugraben und die Infinitesimalrechnung üben, oder in der Zeit 10 Testbögen bauen und testen. ;D ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Stabil-Core

Beitrag von shokunin » 07.08.2015, 07:13

Dann sind wir uns ja doch alle einig... ;D

@fitzibutz

hier ein paar Blog-Einträge aus Jp zu den Carbon-Yumi-Querschnitten.
Ich hab' selbst keine Bilder - ich hab' noch keinen meiner Bögen zersägt ;)

Hier ein Artikel zu Querschnitten generell von Professor Kurosu, der uns hier ja in D auch unterrichtet:

http://crossroad3147.blog79.fc2.com/blog-entry-490.html

In den serienmässig produzierten Bogen vom Koyama z.B. sind 2 Lagen Carbon oben und unten gängig. Eine Lage mittig sieht man auch (haben wir im Dojo z.B. 3 Stück), weiss aber nicht von wem. Die schmalen eingelassenen Bänder machen Yumi-Bauer, die handwerklich arbeiten, und den Bambus-Charakter des Bogens möglichst un-beeinträchtigt lassen wollen.

Hier einmal mit 2 Streifen (fast) mittig (ist halt ein Riesen Aufwand wenn man die Spleisse auftrennen wollte...)
Der Bogen ist ein Nagano, wenn ich mich recht erinnere.

http://kyudo.ya-gasuri.com/弓/カーボン入り竹弓

Ein Kuriosum noch...
Koyama Kokushin Bogen...
http://item.rakuten.co.jp/sonekyu-/kokusin/
Der hat bi-direktionales Carbon aussen als "Korsett"...
Ich bin nicht sicher ob das der Leistung wegen ist oder der Optik.
Schiessen tut er sich aber gut - Carbon halt... kann ich leider nur noch sehr bedingt schiessen, besonders den 19er.
Da bring' ich Dir gern mal einen zum Spielen mit wenn Du Lust hast.

Gruss,
Mark
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Re: Stabil-Core

Beitrag von Sateless » 07.08.2015, 07:34

Heidjer hat geschrieben:Endlich habe ich eine Erklärung für die Nuten die so häufig an Jahrhunderte alten Burgunderbögen zu sehen sind (...). Sie dienen also tatsächlich einen Zweck, der Torsionsversteifung genau wie bei einen Doppel-T-Träger, danke dafür. ;D ;)

Hahaaa! Danke fürs Teilen von diesem Puzzlestück!

Heidjer hat geschrieben:Ansonsten finde ich, haben hier alle irgendwie Recht, nur jeder hat andere Prioritäten und andere Bögen vor Augen, von daher ist es ein wenig schwer, der Bitte von AZraEL nachzukommen.
AZraEL hat geschrieben:Kann irgendwer das Ergebnis dieser Diskussion mal für nen blöden Bogenbauer, dessen Wissen über Physik das der 10. Klasse nicht übersteigt, mal in 2 Sätzen zusammenfassen? Und wenn es geht, bitte in der Sprache des niederen Volks :-)

Besonders das mit den 2 Sätzen wird schwierig. ::)

war das hier so unglücklich zusammengedampft?

Ich geh dann mal weiter an meinem Bogenplan herumgennisieren. :)
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
.مع سلامة في أمان السهم و القوس

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Re: Stabil-Core

Beitrag von Felsenbirne » 07.08.2015, 09:34

Heidjer hat geschrieben:. Sie dienen also tatsächlich einen Zweck, der Torsionsversteifung genau wie bei einen Doppel-T-Träger, danke dafür. ;D ;)


hallo Dirk,
nach ähnlichem Prinzip wurden früher (Ich glaube es waren die Indianer) Rillen in die Pfeile gemacht und der Pfeil über Feuer getempert. Die Kanten der Rillen wurden härter und verhinderten so das Verziehen des Schaftes.
Irrtümlich wurden diese Rillen als "Blutablaufrinnen" gedeutet.
Gruss Matthias

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Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller

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Re: Stabil-Core

Beitrag von shokunin » 07.08.2015, 10:06

Ich hab' mir gerade mal den Heuberger Clip und Homepage nochmal angesehen, nachdem der hier ja so oft genannt wurde...

Wenn man wirklich schaut... das Geheimnis ist in der Sorgfalt der Verarbeitung vielmehr als in irgendwelcher Rechnerei.

Im Clip zeigt Herr Heuberger den von der Uni berechneten Wurfarm... und dann den, den er tatsächlich nun baut ::)
Der berechnete Wurfarm war stärker gebogen und sicherlich theoretisch noch schneller... im praktischen Gebrauch aber offenbar untauglich. :-\

Gruss,

Mark
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Re: Stabil-Core

Beitrag von Galighenna » 07.08.2015, 12:05

Oder nicht baubar...
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)

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Re: Stabil-Core

Beitrag von shokunin » 07.08.2015, 12:25

Erm...

er hat ihn ja gezeigt...

gebaut, so wie er gerechnet wurde, ist er aber offenbar derart labil, dass man kaum die Sehne drauf bekommt, ohne dass einem das Ding um die Ohren fliegt.

Naja, so wurde es jedenfalls im Clip dargestellt - aber es ist natürlich auch Unterhaltung. Einiges ist da auch für den Laien in einer Art "aufbereitet" worden, dass es der Bogenbauer oder Schütze kaum mehr erkennt.

Gruss,
Mark
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Re: Stabil-Core

Beitrag von Galighenna » 07.08.2015, 12:35

Achso, ich hatte mir das bis dato noch nicht angesehen... und den Satz "Im Clip zeigt Herr Heuberger den von der Uni berechneten Wurfarm... und dann den, den er tatsächlich nun baut" So interpretiert, das er den berechneten WA als Grafik zeigt wie er aussehen würde, dann in der Realität aber einen etwas anderen baut. Daraus hatte ich geschlossen, das der berechnete WA evtl so nicht gebaut werden könnte.
Übel übel sprach der Dübel,
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Fitzlibutz
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Re: Stabil-Core

Beitrag von Fitzlibutz » 07.08.2015, 14:56

Galighenna hat geschrieben:Oder nicht baubar...

Wie meinst du das? Wie man sieht ist er baubar. Er hat das rußige Teil doch in der Hand? ::)

shokunin hat geschrieben:Ich hab' mir gerade mal den Heuberger Clip und Homepage nochmal angesehen,
...
Der berechnete Wurfarm war stärker gebogen und sicherlich theoretisch noch schneller... im praktischen Gebrauch aber offenbar untauglich. :-\

Das ist doch ne Steilvorlage für den handwerklichen Skeptiker! ;)

Praktiker biegt lummelige Theorie hin! - Erfolg TROTZ Rechnung! - Hobel schlägt CPU!

...

Wie er sagt war schlichtweg die Sehne nicht gut anzuschlagen - sieht man schön am ersten Wurfarm. Zu flache Einleitung, zu breite Schaufel. Gibt ungünstige Winkel am Knoten/Spleiss.

Das kommt nun daher, dass für den Wurfarm in der Simulation die Auszugskraft optimal und punktförmig angesetzt wird.

Ist halt eine ideale Sehne ohne Durchmesser und Masse, nur Kraft. So wie man es gerne hätte.

Wenn man nun im echten Leben seinen Schusterzwirn draufknotet, dann ergibt das eine klein wenig andere Geometrie.

Und um das auszugleichen, passt man die optimale Geometrie rechnerisch ein klein wenig an damit der arme Arm im echten Leben mit den Einschränkungen durch die reale Sehne und unsäglichen fetten Knoten/Spleiss klarkommt.

Das ist ein elektronisches Tillern und da geht es um ein paar mickrige Prozente hin oder her, wei es "besser für den Sport" ist. Feintuning.

Und dass sich bei der Feinabstimmung die Geometrie stark ändern kann ergibt sich so:

Anders als beim Holz wird die Korrektur durch das ganze Bauteil eingerechnet (!!!). Jeder Punkt ändert seine Position und genau das ist der Trick warum die Methode so gut ist. Jeder Fitzel Material bekommt seine beste Position.

Es kommt NICHT drauf an irgend eine äußere Tillerkurve zu erreichen sondern das Ziel ist, den Ansatzpunkt der Sehne am Pfeil mit maximalem Wirkungsgrad zu beschleunigen.

Wie der Arm dabei aussieht ist total egal. Vergesst den Tiller, der ist absolut unwichtig. Genauso wie die Neutrale Fasel...

Form und Tiller sind das Ergebnis der Rechnung und nicht der Ausgangspunkt. Es ist kein Holz!

Und trotz der "schlechteren Geometrie" wirft das Teil mit 260+ fps. Was sagt uns das? 8)


#############################


Wesentlich interessanter und diskussionswürdiger ist für mich, dass er die Laminatlagen einzeln verklebt.

Er würde eine wesentlich höhere Faserdichte und Baupräzision erreichen, wenn er die Lagen alle aufeinander in eine Form legen und das Harz per Vakuuminfusion einschießen würde. Wäre auch deutlich weniger Aufwand.

Aber nein, er packt zwischen alle seine Faserlagen dünn Kleber - zwar mit viel Herzblut, aber trotzdem händisch Kleber.
Ist an sich nicht wirklich spannend und da er in eine Form klebt auch handwerklich nicht so die Kunst. Sorry, Marc...

Aber liegt darin der Schlüssel für die extreme Leistungssteigerung? Geklebter Kohleblätterteig?


//Stefan

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Re: Stabil-Core

Beitrag von Fitzlibutz » 07.08.2015, 15:06

Felsenbirne hat geschrieben:
Heidjer hat geschrieben:. Sie dienen also tatsächlich einen Zweck, der Torsionsversteifung genau wie bei einen Doppel-T-Träger, danke dafür. ;D ;)


hallo Dirk,
nach ähnlichem Prinzip wurden früher (Ich glaube es waren die Indianer) Rillen in die Pfeile gemacht und der Pfeil über Feuer getempert. Die Kanten der Rillen wurden härter und verhinderten so das Verziehen des Schaftes.
Irrtümlich wurden diese Rillen als "Blutablaufrinnen" gedeutet.


Interessant!

Welchen heimische Holz würde sich denn dafür eignen?

//Stefan

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Re: Stabil-Core

Beitrag von Felsenbirne » 07.08.2015, 19:59

Hallo Stefan,

ich habe das meine ich bei Jim Ham gelesen, bin mir aber nicht sicher. Nagel mich bitte nicht fest. Nach meinem Verständnis
sollte das eigentlich mit jeder Holzart gehen, die sich "feuerhärten" läßt. Da nur die Kanten aushärten (Grafik) ist das ganze wie ein Außenskelett, das gegen Verwindung sorgt. Ich habe mal eine Grafik gezeichnet, so wie ich das Verstanden habe. Muss also nicht richtig sein :) Es kann sein, dass da auch nur 2 Rillen drin waren ::) Ich bin mir da nicht sicher.
001.jpg
Pfeilschaft im Querschnitt



Hier vergrößert
002.jpg
Vergrößerung der "gehärteten"" Kante
Gruss Matthias

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Re: Stabil-Core

Beitrag von shokunin » 07.08.2015, 21:53

@ Fitzlibutz

Aaaalso,...

vor langer langer Zeit ging es los mit dieser Aussage hier:

Zitat curebo Seite 1...:

"...Stabil-Core - auch wenn der Name dies vermuten läßt - gehört nie in die Mitte des Stacks!!!
In der Mitte befindet sich die neutrale Zone. Da tut sich technisch gar nichts. Ist ja nichts anderes als Glasfaser und die gehört nunmal nach aussen. Das ist hier im Forum aber schon oftmals erwähnt worden. Sollte doch schon lange klar sein...."

Mir war nur eines klar, und zwar, dass das eine unhaltbare Verallgemeinerung ist - sowohl was das Verbauen von Stabil-Core mittig angeht, als auch das mit der "neutralen Zone" allgemein...

Ich will mir hier aber eigentlich nicht den Wolf diskutieren um: hat die Wissenschaft immer recht oder ist Handwerk immer besser.

Ideal ist wenn beides Hand in Hand geht - so wie eben bei Herrn Heuberger.

Der hatte sicher schon vor der Berechnung gute Bögen, dann liess er sie rechnen um sie zu optimieren. Das Resultat testete er und passte es wo nötig dem Menschen an.
Es geht eben nix ohne praktische Tests und die theoretisch beste Lösung muss eben nicht die praktisch beste sein...
Der Mensch muss damit schiessen und Freude dran haben. Hat er das nicht, dann ist es zwar vielleicht immer noch die effizienteste Pfeilwurfmaschine - der Sinn als Sportgerät ist aber doch verfehlt.

Deswegen bin ich aber nicht gegen Wissenschaft, Technik, Industrie, die moderne Welt oder Naturgesetze.
Wenn's hilft - super! Wenn aber etwas "auch so" funktioniert, dann funktioniert es halt - ob ich es nun rechnen kann oder nicht.

Ganz ohne grosse Wissenschaft - Bogenbauer und Schützen finden im Gebrauch: Stabil-Core im Kern bringt was. So!
Es wird verbaut und Schützen mögen es - wieso also um eine Theorie streiten, zu der man nicht einmal den Ausgangspunkt (Torsionsmoment) rechnen kann?
Die Kraft, die es zu neutralisieren gilt, kann doch von niemandem hier überhaupt erst beziffert werden, was will ich da pauschal Vorschriften machen wie viele Lagen Stabil Core und wo...?

Was will man da gescheite Formeln umherschmeissen... jede deckt doch eh nur einen kleinen Teilbereich ab und je nach Geometrie und Materialzusammenstellung arbeitet das Laminat doch eh weiss-der-Kuckuck wie... viel zu komplex...
Und es fehlt eben die Grundlage an sich... wie viel Halt brauche ich überhaupt?
Wenn ich nicht weiss welche Kraft es zu neutralisieren gilt, wer will dann sagen wie viel Halt Stabil-Core mittig bringen muss?

Theoretisch wissen wir also nur, dass wir keine Ahnung haben welche Torsionskräfte in irgend einem noch zu bauenden Bogen wirken werden... wir könnten sie nicht mal beziffern, auch wenn der Bogen vorläge.
Aber wir wissen es besser...

Praktisch wissen wir es wird mittig verbaut und Schützen berichten das es bessere Ergebnisse liefert.

Gruss,
Mark
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Re: Stabil-Core

Beitrag von Fitzlibutz » 07.08.2015, 23:01

Also gut, ich geb auf, das wird nix mehr.

Weiterhin viel Spaß und gutes Gelingen,

//Stefan

@Felsenbirne: Danke für die Bilder! Werde das bei nächster Gelegenheit mal probieren.

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Re: Stabil-Core

Beitrag von shokunin » 08.08.2015, 01:55

Was gibst Du auf...?

Ich hab' nicht die leiseste Ahnung worauf Du überhaupt hinaus willst mit dem was Du schreibst.

Ich hatte gesagt ...vor gefühlten 1000 Jahren,... dass oft wenig Halt in eine bestimmte Richtung reicht (Sandwichträger Beispiel...zum Beispiel)... und dass eben, empirisch gebaut und getestet, eine Lage mittig wirkt und funktioniert...

...und seit dem versuchten mir hier ein paar Leute, Du eingeschlossen, Formeln, Naturgesetze und was-nicht um die Ohren zu hauen. Wozu? Wir haben funktionierende Bögen mit Stabil-Core mittig... was wir meines Wissens nicht haben ist welche mit Diagonal-Laminat aussen...

Sage ich: Wow, Zug Duck, neutrale Zone... das ist mir zu vereinfacht...
Kommt Gali... ja, aber Du... Druck, Scherkräfte, Blabla ist auch sehr vereinfacht,...
...und jeder weiss es besser und genauer und dann kommt Euler und diagonales Laminat, das nirgends im Bogenbau überhaupt im Angebot oder Gebrauch ist.

Worauf wollt Ihr hinaus?

Geht eine Lage mittig oder gehen nur 2 aussen, oder nur diagonal...?

Was jetzt?

Oder will nur jeder zeigen was er alles tolles weiss, auch wenn es hier null-komma-null bei der Beantwortung der Frage hilft, ob man nun mit einer Lage mittig was erreicht oder nur mit 2, oder beidem, oder weder noch, oder sonst-was?

Dass der aussteifende Effekt grösser ist wenn man aussen und diagonal drauf laminiert ist doch selbstverständlich.
Ja Hurra! Grosse Wissenschaft!
Nur will ich ja gar nicht jede Bewegung unterbinden... ich baue 'nen Bogen und kein Surfbrett.
Ich darf - muss sogar - ein gute Biegsamkeit beibehalten. Das Letzte was ich will ist 2 Lagen diagonal kreuzweise oben drauf.
Das wird Bock-hart und ich leg' das Teil an, dass es in Richtungen arbeitet, die gar nix zur Sache tun - nur weil ich ein klein Wenig Querverdrehung fürchte.

Mein Kaya hat 40cm Reflex, WA Querschnitt von was-weiss-ich 20 auf 5mm ohne Tapete,... und geht bis 30" ... trotz Drehung im Abschuss. Was meinen wir was da an grosser Technik drin ist um ein Verdrehen oder Flattern zu unterbinden?

Ich hab' ehrlich keine Ahnung was Du mit all den Erklärungen sagen willst...

..dass das was in hunderterlei Variationen praktiziert wird gar nicht gehen kann ohne Laminatkorsett?

Es geht doch und auch wenn es noch besser ginge und mit der Werkstatt der NASA im Hintergrund man weiss-der-Geier was für Prozesse anwenden könnte... na und ? ! ?
Deswegen funktioniert das was halt immer schon funktioniert doch immer noch, oder nicht?

Wenn Du was hast was um Klassen besser ist, dann bau' es und präsentiere es und töne dann herum, das nix Anderes gescheit geht, wie wäre denn das?

Curebo hab' ich's schon gesagt, aber ich hab' von Dir auch noch nix gehört was denn nun wirklich geht und Du getestet hast, nur was theoretisch besser sein müsste...
Na dann bau' es und zeige, dass es besser ist.
Bis dahin können aber ja die die jetzt schon bauen bei dem bleiben, was sich bis dato als brauchbar erwiesen hat.

Gruss,
Mark
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