Osage Bogen zu schwach

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kra
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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von kra » 12.08.2009, 13:51

@Spinewert, Es ist sicher kein Fehler, sich das Kapitel zum Tempern des Bogens in der TBB Bd 4 zu Gemüthe zu führen. ich vermute mal, du gehst von etwas falschen Annahmen aus (Tempern des ganzen Volumens z.B.).

Es ist in dem Kapitel sehr gut der Weg beschrieben, wie das tempern danach vorgehen sollte - und, wie Dusty schon schrieb, solange das Holz nichts von den Gründen dagegen hört, klappt es auch ganz ordentlich. zu dem hervorgehobenen teil des Beitrags: 15% Holzfeuchte ist schon sehr hoch, ich würde für Osage 11-12% , für Hickory 8-10% anstreben. Und ansonsten deckt es ich mit den sonstigen Beschreibungen.

@Tomtux, du hast sicherlich Recht, es ist ein Weg mit einem gewissen Risiko.
Ich pers. würde raten, den Bogen beiseite zu legen, einen oder zwei neue bauen und dann erst entscheiden, was mit dem zu schwachen geschehen soll.

Und wieviel Zuggewichtserhöhug rauskommt wird man erst zu Schluß sagen können, besonders wenn außer dem Tempern auch noch die Biegung der WA verändert werden soll.
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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von Artus » 12.08.2009, 22:40

Erstmal danke für die Infos. Ich würde sagen ich mach sobald ich wieder da heim bin Fotos, dann sehen wir mal weiter. Über Sehne hab ich noch nicht nachgedacht. Nur über Bambus. Aber wie soll man Bambus auf einen Snakey Bogen kleben?

Wie ist das mit der Sehen? Brauch ich da Hautleim? Oder gehts mit Weißleim auch? Was macht man um den gegen Feuchte zu schützen? Gibts ein paar Tricks zu Sehen? Wie dick soll der Belag sein? Kann man über Sehen als Feuchteschutz noch ein Kirschrindenbacking kleben?

lg

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kra
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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von kra » 13.08.2009, 09:38

Von SnakeJoe gibt es eine Anleitung hier irgendwo.

Ansonsten ist es nicht so schwer: Sehne weichklopfen, auffasern  ;D ;D mit Hautleim auflegen und den Leim gut ausstreichen

Zur Wasserfestigkeit: Wenns nicht gerade um 1 Woche im strömenden Regen geht bist du mit einer dünnen Rohhaut drüber, mit einem elastischen Überzug versehen,  gut versorgt. Die Rohhaut sollte möglichst dünn sein, blasenfrei aufgeklebt sein und anschließend gut versiegelt werden.

Aber Kirschenrindenbacking auf die Sehne geht natürlich auch (sieht natürlich besser aus).

Dicke des Belags - ich würde 2 Lagen auf den reflex (in Maßen) gespannten Bogen aufbringen, jeweils dazwischen trocknen lassen u nd dann testen, ob die Zuggewichtszunahme reicht. Mehr als 3 Schichten wird nicht sinnvoll sein, weil dann das Gewicht zu sehr steigt.

Wenn du dich zu einem Sehnenbacking entschließen solltest, melde dich nochmal.
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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von Artus » 13.08.2009, 12:23

Danke kra! Wie siehts denn mit bambus aus? Wird nicht gehen, weil snakey, oder?

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Granjow
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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von Granjow » 15.08.2009, 15:38

Dustybaer hat geschrieben:den bogen reuckwaerts auf eine form spannen die das aeussere drittel der wurfarme in einen reflex zwingt.


Das ist ein wichtiger Punkt. Ich habe meine getemperten Bögen einfach rückwärts aufgespannt mit einer Sehne. Da kommt es dann sehr drauf an, wo man mit dem Tempern beginnt. Wenn man einfach so zuerst den linken, dann den rechten Wurfarm tempert, wird der linke viel mehr gebogen, da er während dem Tempervorgang nachgibt. Habe aber erst zu spät gemerkt, dass ich hätte nachspannen sollen. Ausserdem hat man die Form auch weniger im Griff.

Soll aber nicht heissen, dass es nicht auch einfach mit einer Sehne geht :)

Ich habe einen Eschenbogen getempert. Diesen da. Vor dem Tempern hatte er über 10 cm Stringfollow, nachher war er leicht reflex bis gerade. Zugkraft hat so zugenommen, dass ich ihn etwa um einen Millimeter dünner machen musste, damit ich ihn überhaupt wieder schiessen konnte.

Blöderweise war am unteren Tip noch etwa 3 mm Rinde dran, die ich dann weggenommen habe. Das war zu viel und er ist dort gebrochen. Also nicht wegen dem Tempern. Dann habe ich den anderen Tip auch noch abgebrochen und wollte einen Kinderbogen daraus machen. Getillert und so weiter, bis er etwa so stark war, dass ihn ein Kind ziehen konnte. Dann wieder reflex getempert und er war wieder so stark, dass ich richtig ziehen musste. Dann halt wieder nachgetillert ;) Jetzt ist er hier: ganz rechts.

Habe allerdings auch schon einen Ahorn mit Tempern futsch gemacht. War allerdings vorhersehbar. Das Holz war schon vorher total spröde (jahrelang in einer Schreinerei gelagert) und ich war recht erstaunt, dass er ungetempert nicht schon nach dem ersten Schuss brach (erst nach dem fünften). Das war der da.


Noch was zum Tempern. dieses Teil zum Beispiel hat so einen Aufsatz, dass die Luft auf eine lange und schmale Fläche verteilt wird. Mit dem funktioniert Tempern perfekt. Aufsatz längs zum Bogen, dann immer ein einen Abschnitt des Wurfarms toasten (ich fange bei der Spitze an), bis er leicht bräunlich wird, dann einen cm nach links, wieder rauf und runter fahren mit der HLP, wieder 1 cm nach links und so weiter. Nicht zu schnell rauf/runter fahren mit der HLP, sonst wird das Holz nicht so warm. So schafft man in 5 oder 10 Sekunden einen Zentimeter.

Holz wirklich nur ganz leicht braun werden lassen. Weil der Aufsatz breit ist und man immer nur wenig weitergeht, wird der später schon noch braun.


Hautleim übrigens bekommst du hier und Knochenleim hier. Hautleim dehnt sich besser, aber dafür hatte ich damit immer das Problem, dass er zu schimmeln begann, wenn ich Reste wieder eintrocknen liess. Knochenleim eignet sich meiner Meinung nach perfekt für Pfeile, von der Konsistenz her angenehmer. Nur darfst du den nicht in einem Glas trocknen lassen, sonst ist das nachher tot. Das Zeug ist saustark und hat mir ein stabiles Marmeladenglas in Stücke gerissen. War nur eine Schicht von vielleicht 4 mm Dicke, in getrocknetem Zustand.


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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von kra » 15.08.2009, 18:46

Knochenleim ist für den Bogenbau eher ungeeignet da er zu spräde ist/wird.
Hingegen ist der Hautleim hervorragend geeignet. Und den "Glastest" kannst du auch mit Hautleim erleben. Mir hat er aus einer Laborglasschale (Duran) die Oberfläche innen in Stücken abgerissen. Waren richtige kleine "Flakes"  ??? ???

Nebenbei, Hautleimreste lassen sich hervorragend einfrieren bis zum nächsten Gebrauch.
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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von Artus » 16.08.2009, 22:48

Schon wieder mehr Tips. Danke. Damit hast du mir sehr geholfen.

Also hier sind die Bilder.
Hier sieht man, dass die Sehne ca. 1 cm ausserhalb der Mitte liegt.
http://www.bilderhoster.net/img.php?id=lyt74dbv.jpg

Hier die Kurve die der obere WA macht
http://www.bilderhoster.net/img.php?id=wk62dd8l.jpg

Auf Standhöhe
http://www.bilderhoster.net/img.php?id=vrw36dt7.jpg

Und im Vollauszug
http://www.bilderhoster.net/img.php?id=yddsw2tj.jpg

Also man sieht, dass der Bogen noch etwas nachgetillert gehört. Momentan hat der Bogen 40# und soll auf 50# kommen also werde ich eine Zuggewichtserhöhung von über 10# brauchen. Kann ich den Bogen nicht in einen Reflex tempern und dann noch Sehne auflegen und auf 64" kürzen?

Danke

tomtux
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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von tomtux » 16.08.2009, 23:57

wie bringen wir es dir denn jetzt schonend bei?

besorg dir ein paar haselnuss und/oder hollerstecken und bau einen/mehrere andere(n) bogen. nach dem dritten, bei dem hier im forum keiner grobe tillerfehler gefunden hat nimmst du den jetzigen bogen das erste mal wieder in die hand und siehst ihn dir noch einmal an.
vermutlich wirst du dann feststellen, dass  der untere wurfarm in einem relativ kleinen bereich in wurfarmmitte sehr stark biegt, der obere wurfarm gleich nach der wicklung einen knick hat und sonst fast gar nicht biegt.
man kann einen griff über die hälfte der bogenlänge laufen lassen, in den meisten fällen ist das aber nicht gut.

aus diesem stück holz kann vermutlich noch ein guter bogen werden, aber nicht ohne deutlich mehr erfahrung und möglichkeiten mit mittleren katastrophen umzugehen.
es tut mir leid, wenn das ein rückschlag ist, aber BITTE lass diesen bogen liegen und bau ein paar andere bevor du den noch einmal angreifst und mit mehr erfahrung selbst neu beurteilst.

Artus
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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von Artus » 17.08.2009, 08:51

Danke für den Ratschlag. Meine eigene Einsicht war jedoch schneller als du. Ich baue nebenbei noch einen Eschen, einen Haselnuss, einen Garappa und einen Ahornbogen. Das der Tiller noch nicht stimmt, ist klar, hab ich ja auch angemerkt. Ich hätte nur trotzdem gern eine Antwort auf meine Frage, damit ich weiß was zu tun ist wenn es dann so weit ist. 

Danke lg

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windling
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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von windling » 17.08.2009, 09:00

hallo könig von england,
tomtux hat dir das schön und treffend (und schonend dazu) beigebracht.
was aber auch zeitgleich bedeutet, dass wenn es dann soweit ist (und du den bogen nochmal ein wenig nachgetillert hast ;)), du mehr als 10 pfund brauchen wirst um auf 50 zu kommen...

schreibe den bogen als erfahrung ab (mache ihn dabei aber trotzdem dann noch irgentwann fertig  ;D. auch schwächere bögen kann man immer brauchen) und baue dir später einfach nochmal einen neuen osage der dann eher an das zuggewicht rankommt das du beabsichtigst.
wenn du dann osage brauchst => IM
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victors still.

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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von Granjow » 18.08.2009, 09:00

Ich würde vielleicht versuchen, nur den Abschnitt, der sich zu stark biegt, zu tempern. Ist zwar ein gewisses Risiko, aber es kann auch gut gehen :)
Und dann natürlich nachtillern.

Simon

tomtux
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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von tomtux » 18.08.2009, 15:31

granjow, der ist so mordsmässig vertillert, da kannst du mit der hlp höchsten brennholz draus machen!!!
sorry, aber das ist eine realistische einschätzung, ohne schönfärberei.

das kann entweder ein brauchbarer 15-20# bogen mit halbwegs sauberem tiller oder, mit der erfahrung von MINDESTENS 50 bögen und der voraussetzung, dass unter den wicklungen nicht weitere katastrophen liegen, ein komplett anders aussehender brauchbarer scheibenbogen mit ein paar pfund mehr als 20 werden. vielleicht auch ein richtig guter bogen, aber sicher nicht mit den bisher angedachten notreparaturen!

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Re: Osage Bogen zu schwach

Beitrag von Ravenheart » 18.08.2009, 15:56

...da muss ich mich leider fast anschließen!

SO eine Differenz im Biegeverhalten ist auf keinen Fall mit Tempern auszugleichen.
Erst mal den oberen WA schwächen, bis er angeglichen ist, dabei auch die Biegung im unteren WA noch verbessern, 1/3 zum Ende hin ist quasi steif.

Das würde ich erst mal machen, und schauen, was dann noch übrig geblieben ist. WENIGSTENS bringt es Tillererfahrung. Mit Glück noch einen halbwegs brauchbaren Kinderbogen.

Rabe

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