Bogen zu schwach geraten - was tun?

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Martin
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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von Martin » 10.06.2003, 09:14

High Leute,
wie einige von Euch wissen, wollte ich mir einen neuen Bogen im English - Longbow Design aus Hickory bauen, da mein Eschenbogen mir mit seinen 30lbs inzwischen irgendwie zu schwach geworden ist.

Nun habe ich auch dem Stück Hickory, das mir der Konrad Vögele geschickt hat einen Bogen herausgearbeitet, der auch ganz brauchbar aussieht. Der ist in entspanntem Zustand knapp 2m lang und zieht sich auch halbwegs regelmässig.
Kurzum er passt eigentlich, bis auf das kleine etwas unschöne Detail, dass er wieder nur etwas über 30lbs hat (bin ich scheinbar darauf abboniert). Ich war wohl zu ungeduldig und hab’ beim Tillern zuviel Holz abgetragen.

Nun meine Frage:
Wie bringe ich das gute Stück wieder stärker. Ich dachte mir, dass ich ihn an jedem WA um ca 10cm kürze. Er hätte dann mit ca 180 cm immer noch eine anständige Länge. Aber bevor ich dieses tue würde ich gerne von Euch Rat hören, bzw. hat jemand Erfahrung, wie viel solch eine Kürzungsaktion bringt? Ich weiss wir hatten das Thema schon mal in einem Thread – aber ich find’ ihn nicht mehr.

Dank und Gruss
Martin


• Nachricht wurde von Martin am 10.06.2003-09:22 nachbearbeitet!
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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von AEIOU » 10.06.2003, 09:37

ich würde keine länge verschenken, stattdessen lieber backen. mit 180 sieht ein engländer um 20 cm weniger schön aus....

clemens richter beschreibt die guten eigenschaften der esche bei seinem lieblingsbogen (eibe mit eschenbacking auf rund 3/4 länge - bis knapp 10cm vor die tipps)
tja, das würde ich machen. habs bei meinem raminbogen (gleicher querschnitt wie deiner) genauso gemacht, nur leider (und das wissen einige bereits) mit stehender lärche. da hatts dann bald geknackst, aber schön wars trotzdem bis dahin.....

oder du probierst am bogenbauch ein eibenfacing (kernholz) aufzubringen. dann wäre das richtige holz am optimalen platz mit der draufgabe einer tollen optik (aber hat das schon mal einer von euch versucht???)
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Beitrag von carpe arcum » 10.06.2003, 10:44

Backing! Bitte kürze nicht wenn es nicht unbedingt sein muss!!! Ein 180cm Bogen sieht gewöhnlich aus...

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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von carpe arcum » 10.06.2003, 10:46

Driss - das war zu früh verschickt!
ICh wollte noch auf das Backing selber etwas vorschlagen: MAch doch ein Rohhautbacking drauf! Ich persönlich finde das optisch absolut klasse und das hat auch nicht jeder - zumindest kein Bogen von der Stange!

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Martin
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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von Martin » 10.06.2003, 11:00

@carpe arcum

Jetzt bin ich aber etwas irritiert - an verschiedenen Stellen habe ich gelesen, dass ein Rohhautbacking zwar den Bogenrücken bruchfester macht, aber nicht mehr Wurfkraft bewirkt.
Was stimmt denn nun?
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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von Haebbie » 10.06.2003, 11:33

@martin

Du hast recht, Rohhautbacking ist zum Erhöhen des Zuggewichts umstritten. Je nach Rohhaut steigt es um ein paar Pfund, nach meinen Erfahrungen bis 5 Pfund. Aber die Effektivität des Bogens lässt nach. Ein Vollholzbogen mit 35 Pfund wirft schneller als ein 35-Pfund-Bogen mit Rohhautbacking.

Ich halte den Gedanken den Bogen zu kürzen für den besseren Weg. So weit ich weiss, hatten die englischen Kriegsbogen Körpergrösse. Und dann stimmt das Bild auch. Wenn er kürzer ist sieht es allerdings wirklich albern aus. Man kann die "Kürze" aber mit längeren Horntips kaschieren.

Viel Spass noch beim Bauen
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Herbert

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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von Ravenheart » 10.06.2003, 12:24

Aalsoo...:

Die erste Massnahme, die ich machen würde, wäre Kürzen. 1,80 ist für einen Langbogen noch immer ein plausibles Mass. Damit wird aber noch kein 50#er draus.

Eschenbacking wäre aus meiner Sicht nicht plausibel, da Hickory das zugfestere Holz ist. Wenn überhaupt ein Holzbacking, dann (in dieser Reihenfolge:) Eibe-Splint, Hickory (!) oder Ulme-Splint.

Sehr plausibel, geradezu klassisch, wäre, die Bauchseite aus Eibe (Kernholz!) zu machen. Muss man "nur" rankommen...
Damit wird dann das Hickory zum Backing, und dafür auf max 1/2 Wurfarmdicke (am Ende gemessen!) durchgehend abgearbeitet.

Wenn Dir das zu schade um's Holz ist, geht alternativ nur ein Backing, dass eine wirklich effektive Zugverbesserung bringt, also Glasfaser (sorry) oder Sehnen. Rohhaut, Leinen, Hanf etc. dienen mehr der Bruchfestigkeit, bringen aber wenig Wurfleistung, selbst wenn die Zugkraft steigt (was dann nämlich eher ein "stacking" - Effekt ist).

Rabe

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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von Martin » 10.06.2003, 14:25

@Alle
Danke für die manigfaltigen Ratschläge!

@Raven
Hast Du irgndeine Idee, wieviel Wurfkraftsteigerung so eine Kürzung ausmachen könnte? Mit dem Backing hast Du scicher recht, dass es die beste Lösung ist, aber ich müsste erst das Material besorgen - und dazu fehlt mir momentan die Zeit und ein bisschen auch das Geld.
Martin
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Beitrag von Archiv » 10.06.2003, 21:13

Ich würde auch kürzen. Aber nicht alles auf einmal, sondern zuerst auf jeder Seite vielleicht 5cm. Das bringt dann schon einige Pfund (5-10). Bevor du den Bogen nach dem Kürzen aufspannst und schiesst, überprüfe den Tiller. Gegebenenfalls musst du diesen auch noch ein wenig korrigieren.
Wenn der bogen dann immer noch zu leicht ist, dann kannst du die Prozedur ja wiederholen.

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Beitrag von Archiv » 10.06.2003, 21:30

Ich habe das bei einem Eschenbogen praktiziert(das mit dem kürzen) und da waren das bei 2 cm weniger an jedem Wurfarm knapp 5# mehr Zuggewicht.Ich habe den Bogen seinerzeit von 190cm auf 180 cm gekürzt und gut 12# dabei rausholen können.Ich schätze mal das es bei Hickory vieleicht 1-2# mehr sein könnten.Aber es sei gesagt das sich jedes Stück Holz etwas anders verhälltund du vieleicht nur 8# rausholen kannst.das wirst du aber erst erfahren wenn du es ausprobiert hast, auf alle fälle aber gibts etwas mehr Power.

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Beitrag von Taran » 10.06.2003, 22:26

Das deckt sich ungefähr mit meiner Erfahrung: 10 cm weniger Bogenlänge 10 lbs (Eschenflatbow von 175 auf 165cm).
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Martin
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Beitrag von Martin » 12.06.2003, 08:14

Also, hier das Ergebnis:
Die Kürzung um je ca. 10cm an jedem Wurfarm ergab eine Steigerung von ca.31lbs auf ca. 45lbs. Ich bin in zwei 5cm-Schritten vorgegangen. Die Massangaben sind gemessen von der Sehnenkerbe zu Sehnenkerbe.
Jetzt müsste ich den Bogen allerdings nochmal nachtillern, aber das würde wirder Leitung kosten - mal seh'n wie er sich jetzt verhält.
Ich bin mal gespannt, wieviel der Bogen noch nachlässt, wenn er erstmal eingeschossen ist.

Nochmal Dank für Eure Ratschläge.
Gruss
Martin
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Beitrag von Ravenheart » 12.06.2003, 13:25

wg. Nachtillern: Das heisst ja nur, dass Stellen, die sich jetzt als zu steif erweisen, noch ein ganz kleines bischen abgeschabt werden, damit er gleichmässig biegt. Da die "neuen" Steifezonen durch das Küzen nicht gravierend sein können, dürfte sich auch die Leistungsabnahme in geringen Grenzen halten. Musst halt mit zartem Händchen (Ziehklinge!) vorgehen. Die Schussleistung kann dadurch sogar gewinnen (nur Holz, das arbeitet, bringt auch Leistung, und die Wurfarme werden noch ein ganz wenig leichter!). Dafür verringerst Du die Gefahr von Kompressionsstauchungen, die neben einer zu steifen Stelle auftreten können. Die würden dann nämlich auch Leistung kosten!!!
Ich würde es machen, zumindest den Tiller kontrollieren; vielleicht kann er ja auch so bleiben...

Rabe

Martin
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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von Martin » 13.06.2003, 08:29

Soooo, nun habe ich das gute stück soweit, dass es eigentlich fertig sein sollte - doch leider, leider hat sich in der Mitte des oberen Wurfarmes (OWA) eine Zone mit starken Stauchungsrissen gebildet (ca. 6-8cm lang). Die Risse (oder Falten) reichen bis fast in die neutrale Zone. An dieser Stelle biegt sich der OWA ganz extrem - dafür an den anderen Stellen seh wenig. Auch ist es möglich, dan OWA ohne grösse mühe mit der Hand so hin und her zu biegen, dass er entwede nach extremem Strinfollow (fast bis zur Standhöhe) oder nach garkeinem Stringfollow aussieht. bigen tut er sich nur in der bewussten Zone. Also das Holz ist in diesem Bereich richtig "weich".

Was könnt Ihr mir raten? Kamin?
Ich habe mir überlegt, dass ich diese Zone bis zu neutralen Faser ausschneide und ein Stück neues Holz einleime (mit Epoxy UHU Endfest 300) - was meint Ihr?

Gruss
Martin

P. S.: Also mein nächste Bogen wird wieder ein Flachbogen.... das ist einfacher.
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Bogen zu schwach geraten - was tun?

Beitrag von jaberwok » 13.06.2003, 10:24

@ Martin: Ohne das ich mir anmasse Ahnung zu haben, würd ich sagen, dass Du aus diesem Bogen keine Leistung mehr herausholen wirst. Buch ihn als Erfahrung und Übung und fang mit dem nächsten an.

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