Wie soll die Haselnuss aussehen?

[robart]

Guten Abend,

ich lese in diesem interessanten Forum bereits seit einiger Zeit mit, bin ich Sachen Bogenbau aber ein blutiger Anfänger. Nun habe ich heute von meinem lokalen Förster das Okay bekommen, dass ich ich mir wie gewünscht "ein kleines Haselnuss-Stämmchen" aus dem Wald holen darf. Sogar einen Tipp, wo das am Besten klappen könnte, hat mir der gute Mann gegeben.

Ich plane nach dem Lesen diverser Threads samt Empfehlungen meine praktischen Erfahrungen mit einem Holmegaard-Bogen aus einer 5 bis 8 cm-Haselnuss zu starten. Was man beim Bau alles beachten muss, ist hier ausführlich zu erfahren. Was mir allerdings noch fehlt sind Hinweise bezüglich der Auswahl eines geeigneten Stamms. Worauf soll ich achten? Ganz ohne Äste scheint es ja nicht zu gehen, zumindest habe ich noch kein entsprechendes Exemplar finden können..

Wäre über Tipps bis zum WE dankbar, dann gehe ich in den Wald...

Grüße, Rolf

[Gornarak]

Gerade sollte er sein und wenn möglich, auf einer Seite ohne Äste. Wenn mehrere Stämme dicht beieinander stehen, sind meist die zueinander gewandten Seiten ohne Äste. Die Seite ohne Äste wird dann der Rücken und die Seite mit Ästen wird der Bauch. So fallen die Äste beim Herausarbeiten des Bauches heraus.

Ich hab zumindest die Erfahrung gemacht, dass Stammgrüppchen mehr Erfolg versprechen, als einzel stehende. Das gilt zumindest für dünnere Stämmchen. Ab einem Durchmesser von 20cm verwachsen sich die Äste meist so, dass da ein Bogen zwischen passt. Wenn ein einzelner Ast nicht zu vermeiden ist, kannst du den Stamm so zurechtsägen, dass der Ast schön mittig im Griff landet. Da stört er eigentlich nicht.

Vollkommen frei stehende Bäume bekommen meist so viel Sonne, dass sie schnell wachsen und dicke Jahresringe bilden. Schöner sind meist beschattet gewachsene Bäume mit dünneren Jahresringen.

[Squid (✝)]

Hasel-Holmi is gut!
Worauf du achten musst? Auf alles!!!
*g*
Also: Es geht durchaus ohne Äste - der Stamm muss ja nur auf einer Seite astfrei sein. da kann man manchmal ganz schön drehen und wenden und irgendwo liegt im Stämmchen ein fast astfreier Bogen.
Wenn es denn doch nicht ohne Ast geht: Entweder man legt selbigen in die Mitte des Bogens, also in den Griff, oder man hat die Option, etwas Holz drumherum stehen zu lassen. Schließlich macht auch ein 3 mm Ästchen auf dem Rücken normalerweise nichts aus, wenn man ihn vorsichtig behaldelt und einen kleinen Gnubbel Holz drumrum stehen lässt.

Und: Versuch einen 8 cm Stamm zu erwischen: Wenn die Rinde runter ist sind es noch 7 cm... und ein geringerer Durchmesser macht irgendwann Probleme...

Hast du folgsam die Sendung mit der Maus gesehen?
Da wird ein Holmi im Schnellverfahren hergestellt - einfach um dir mal ein Bild zu geben. (Der Tiller ist übrigens NICHT gut...)
http://www.youtube.com/watch?v=fX7PyULwJFI

[Gornarak]

Gebaut hat er aber nen Møllegabet, obwohl sie Holmegard sagen. Man kann auch sehen, dass sich das Original, dass sie zeigen und der "Nachbau" unterscheiden.

[Squid (✝)]

UNWÜRDIGER!!!
Was greift er mein SPEZIALTHEMA auf??!?!


Nee, ernsthaft: Ich weiß. Aber das ist ein Drama, das sich seit 20 Jahren durch die Bogenbaubranche zieht. Der Holmi mit seinem gewölbten Rücken und seiner linearen Wurfarmform wurde offenbar irgendwann mal für uninteressant befunden und der Name dann für den Möllegabet mit seinen starren, langen Wurfarmenden missbraucht. Der Fehler ist und - ich fürchte zumindest - wird wohl auch im Internet erhalten bleiben, auch wenn die meisten Fachforen das Problem erkannt haben.
Ich hab dazu bestimmt schon 5 Threads hier in das Forum gestellt, sowie unzählige Einzelpostings...

Worum's mir mit dem Mausvideo ging war, zu zeigen, dass die Grundidee erst einmal relativ einfach umzusetzen ist, auch wenn kein Leistungsmonster dabei heraus kommt.

[Gornarak]

Meine unwürdige Unwichtigkeit hatte nur das innige Verlangen einen untertänigen Anteil zur Bekämpfung dieser Mølleverholmisierung beizutragen

(Hab ja u.a. Dank dir den Unterschied erst kapiert)

[Wilfrid (✝)]

tja, also son dickes Stämmchen ist ja schnell gefunden
ABR, oft verdreht :-(
Auf Hasel sind in /auf der Rinde so kleine Punkte und unten meist ne kleine Abflachung. Die sollten nicht "verdreht aussehen, sonder gerade. Dann ist Drehwuchs unwahrscheinlich

[MoeM]

Der Mausbogen is aber doch eher ne Mischung; der Biegebereich scheint recht lang und schmal und die Nadeln eher dezent oder hab ich nen Knick?

[Squid (✝)]

Ja, ist schon wahr. Gewölbter Rücken = Holmi, Nadeln = Mölle.
Leicht biegende Nadeln und gewölbter Rücken = irgendwo dazwischen.

[robart]

Das ist ja einiges an Rückmeldungen, erst einmal vielen Dank an Euch! Es sind erwartungsgemäß mehrere Punkte, die es zu beachten gilt. Ich bin mal gespannt, was ich so finde... Habe bislang praktische Erfahrungen eher mit Sperrholz und Leisten aus dem Holzmarkt. Es wird wohl ein "lehrreiches" Erlebnis sein, geeignetes Baumaterial in der Natur zu suchen. Hoffentlich vertue ich mich nicht mit der Baumart...

Grüße, Rolf

[G_Bee]

@robart: versuch eine Hasel mit braun gefärbter Rinde zu bekommen. Das sind meist die, die erst ein Stück weit vom Boden aus einem anderen - graue Rinde - Ast entspringen. Die Braunen sind eigentlich ogne Drehwuchs und ÄSte und somit optimal geeignet.
Schaus Dir mal in der NAtur an: graue Rinde = "böse", braune Rinde = "gut".

G_Bee

[walta]

Wie soll der optimale Ast aussehen? Meiner Meinung auch so 5-8cm dicker, möglichst gerade wenn man es einfach haben will und mit wenig Ästen. Wichtiger ist meiner Meinung nach die frage Spalten oder Sägen? Wenn genug Auswahl ht dann nimmt dir ein paar mit und spalte sie, wenn du nur einen oder zwei Stämme hast dann auseinandersägen.
Und für den Anfang ist ein einfacher Flachbogen schon schwer genug.

Walta

[robart]

Ausgerüstet mit Euren zahlreichen Tipps bin ich heute guter Dinge losgezogen. Doch im Wald wurde ich dann schnell auf Normalmaß zurechtgestutzt: Obwohl Stadtbewohner habe ich mir bislang eingebildet, die verbreitetsten Baumarten halbwegs sicher zu erkennen. Doch jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob dass, was ich bislang für Haselnuss hielt, immer auch Haselnuss ist... Meines Wissens sind das Büsche/Bäume mit grauer bzw. brauner glatter Rinde, die auffällig durch helle wagrechte Linien gekennzeichnet sind. Solche wie diese:

https://picasaweb.google.com/105447877166521534261/Haselnuss?authuser=0&authkey=Gv1sRgCOem3J66pfjU1gE

Sehe ich das so richtig? Wenn ja, dann habe ich heute wenig Idealkandidaten gefunden, obwohl insgesamt viel derartige Haselnuss im Wald stand. Die astlosen, geraden, braunen Stämme waren maximal 3 bis 4 cm breit. Alle dickeren Stämme hatten nicht wenig Äste oder zumindest Verwachsungen, die auf ehemalige Äste hinweisen, wie auf den obigen Bildern zu sehen ist.

Wenn die abgebildeten Stämme tatsächlich Haselnuss darstellen, sind die so okay? Oder soll ich lieber weitersuchen? Ein Problem scheint bei uns wohl zu sein, dass die Flächen mit Haselnussvorkommen in der Regel forstwirtschaftlich recht intensiv bewirtschaftet sind. D.h. die meisten Stämmchen haben scheinbar nicht viel Zeit zu wachsen, bevor sie abgesäbelt werden.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen...
Rolf

[acker]

Das ist Hasel, und die sieht gut aus !
Diese kleinen Totäste sind nicht weiter tragisch.
Nimm mit was Du bekommen kannst !

guck mal hier, so zum ansporn :
http://www.primitivearcher.com/smf/inde ... 815.0.html

[walta]

Schaut doch gut aus. Ich sehe da, je nachdem wie sie sich spalten lassen, so an die 3-6 normale Bögen (30-50 Pfund) und ein paar Kinderbögen und ein paar Pfeile. Beim Bogenbau ist es eher eine Frage der Erfahrung als des Grundmaterials. Nur Mut.
@acker: einem Anfänger den Gordon zu zeigen ist schon etwas frustrierend - zumindest war ich das am Anfang (und bin es teilweise heute noch wenn ich den Bogen sehe)
;-)

walta
halselnuss an haselnuss ;-)