Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

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Mjölnir
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Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von Mjölnir » 02.09.2013, 20:13

Hallo,

nachdem ich bereits sehr nette Unterstützung für die Werkzeugauswahl bekommen habe - an dieser Stelle noch einmal Danke - möchte ich mir nun Gedanken über den Bau meines ersten Bogens machen. Naja eigentlich möchte ich mich sogar an zwei verschiedenen versuchen ;)

Das ganze möchte ich im nächsten Urlaub angehen. Dabei würde ich zur Übung und aus Interesse gerne einen Bogen aus einem Stave schnitzen. Für den Anfang ist Esche wohl am besten geeignet, da es gut zu bekommen, günstig (ist also kein zu großer Verlust falls was schief geht) und dank deutlicher Jahresringe leicht zu bearbeiten ist. Daher wird es dann wohl auch ein Flachbogen.

Davon abgesehen hängt mein Herz aber noch viel mehr an einem laminierten Langbogen und das will ich dann auf jeden Fall auch versuchen. Der Bogen soll ein Hickory backing bekommen und bei Gervase hab' ich ein Eibestück gesehen (180 x 1,5 x 4 cm - wobei 190 wohl besser wäre). Vom Gefühl her würde ich sogar sagen, dass das leichter zu bauen sein sollte, da hier kein Rückenring freigelegt werden muss und auch die Seiten gerade gesägt werden können, bleibt also als größte Herausvorderung noch das Tillern über. Und wie gesagt, hätte ich persönlich so einen Bogen noch viel lieber als einen Flachbogen. Daher werden sich meine meisten Fragen auch um diesen Bogen drehen.

Eibe und Hickory ist ja wohl eine relativ verbreitete Kombination. Was ich aber nicht einschätzen kann ist, ob Eibe mit 1,5 cm Stärke und 0,5 cm Hickory backing ausreichend sind für ein Zuggewicht zwischen 50 und 60 Pfund oder bräuchte ich da ein stärkeres Stück Holz? Was ich natürlich noch dazu sagen muss ist, dass der Bogen 3 cm breit werden soll.
Für den Griff sollte eine Gesamtstärke von 2 cm wohl etwas mager sein, daher würde ich von hinten noch ein Stück Holz aufkleben. Wobei mir hier ein rotbräunliches Stück Zwetschgenholz im Kopf herumgeistert, aber Olivenholz oder geflammte Birke sind auch sehr hübsch. Bin da noch nicht so ganz festgelegt. Aber daran wird schon ersichtlich, dass der Bogen nicht in der Mitte biegen soll - schließlich will ich nicht, dass das aufgeleimte Stück durch die Biegung wieder abfällt. Soll also kein perfekter ELB werden, der im Griff biegt, sondern einfach nur ein Bogen an dem ich meine Freude habe.

Würde mich über Ratschläge freuen, insbesondere dazu ob 0,5 cm Hickory mit 1,5 cm Eibe bei 3 cm Breite ausreichend sind um 50 - 60 Pfund zu erhalten. Reichen hierbei 1,80 m Länge aus (ich zieh max. 29 Zoll aus), oder sollte so ein Bogen doch 1,90 lang sein?
Wenn jemandem bei meinen Ausführungen direkt etwas aufgefallen sein sollte, dass so nicht geht, dann würde ich mich natürlich auch freuen vor einem Fehler gewarnt zu werden, soll ja erstmal nur eine allgemeine Ideensammlung sein.

Im Kopf hab' ich schon ein ziemlich genause Bild von dem Bogen und ich kenn mich gut genug, dass ich absolut unzufrieden wäre, wenn ich es nicht versuche genau so einen Bogen zu bauen.

Danke und viele Grüße
Mjölnir

Ps. gegenwärtig denke ich also daran bei Gervase einen Esche-Stave sowie Hickory und Eibe "Latten" zu bestellen.

Snightlo
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Re: Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von Snightlo » 03.09.2013, 10:12

Hallo
Also mit einem Eschen Flachbogen anzufangen halte ich schonmal für eine gute Idee.
Hickory Eibe laminieren ist schon ne Ansage für den zweiten Bogen. Was die Dimensionen angeht kann ich dir nicht helfen. Aber mein Tip an dich wäre auch es erstmal mit einer simplen Hickory Leiste zu probieren. Da holst du auch ohne Probleme 50-60# raus und Hickory verträgt auch ganz gut ein ELB Design.
Das wäre eine günstigere Alternative die auch weniger Frustrationspotenzial hat. Hast du die zwei Stöcke erfolgreich gebaut, kannst du ja mutiger werden und dich an laminierte Sachen wagen, aber die ersten Bögen sollten nicht zu kompliziert werden, es ist schon schwer genug und es soll ja was funktionierendes rauskommen. Sonst hast du nachher 20-30 Stunden in einen Bogen gesteckt und es war alles für die Katz. Das wird dir zwar bestimmt mal passieren wenn du weiter bastelst, aber direkt am Anfang kann einem das leichter den Spaß an der Sache nehmen.

Mfg Ronn

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Re: Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von deckelsmoog » 03.09.2013, 10:25

Kann mich meinem Vorredner nur anschliessen.
Bau erst mal was einfaches ( Esche Selfbow ist da prima ).
Die kannst Du flach oder tief bauen und hast anschliessend eine Idee davon was beim laminieren auf Dich zukommt.
Viel Erfolg.
L.G. deckelsmoog



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Re: Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von Galighenna » 03.09.2013, 13:33

Da muss ich auch was zu sagen:

Es stimmt, um einen Laminierten zu bauen kann es nicht schaden, vorher schonmal grundlegendes Wissen zu erlangen, also das Auge für die Biegung trainieren, damit man Schwachstellen besser erkennt etc. Auch der Umgang mit Werkzeugen und die Dimensionierung des Bogens will gelernt sein. Da muss man einfach mal Erfahrung sammeln.

Dennoch ist es nicht schwerer, einen einfachen laminierten Bogen aus 2 Laminaten zu bauen, als einen Selfbow. Wenn die Vorarbeit stimmt fällt der Tillervorgang sehr mager aus. Auch die Formgebung ist deutlich einfacher. Schwierig ist nur, die Dimensionierung der laminate, und der Verleimvorgang. Einen laminierten Bogen zu bauen ist eben einfach etwas ganz anderes als einen Selfbow zu bauen.

Ich würde auch sagen, baue auf jeden Fall erstmal den Selfbow aus Esche. Du kannst auch Haselnuss nehmen wenn etwas davon in ausreichender Qualität für dich verfügbar ist.

Beim Laminierten ist dann die Vorgehensweise eine ziemlich andere. Da ist die Vorarbeit vor dem Verleimen das allerwichtigste für den Erfolg. Je besser das Ausgangsmaterial (Homogenität, Geradlinigkeit, Taper, Klebeflächenvorbereitung etc.) ist, desto leichter wird es später, den Bogen schön gleichmäßig zu biegen ohne groß tillern zu müssen. Die Dicke des Hickory-Laminates würde ich mit 4mm am Griff, getapert auf 3mm an den Tips veranschlagen. 15mm Eibe als Bauchlaminat klingt passend. Die Länge ist mit 180cm für 28" Auszug großzügig bemessen, aber okay. Kürzen kann man immer noch, dransägen geht schlecht. ;)
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Re: Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von Mjölnir » 03.09.2013, 19:33

Danke für die Rückmeldungen!

Das mit dem Laminieren hab ich mich auch noch nicht aus dem Kopf geschlagen, das reizt mich einfach viel zu sehr.

Allerdings hätte ich bislang nicht daran gedacht, dass das backing getapert werden muss. Ich habe mich etwas an dem Langbogen orientiert, den ich im Moment besitze und dieser besteht aus einer durchgehenden gut 5 mm dicken Schicht Hickory mit Ipe-Facing. Das Hickory besteht aus stehenden Jahresringen. Daran habe ich mir bislang ein Beispiel genommen. Aus Galighennas Beitrag schließe ich, dass liegende Jahresringe getapert wohl besser sind. Dabei sollte dann die getaperte Seite (mit dem Materialabtrag) auf das Facing geleimt werden. Zumindest habe ich ander Beiträge hier im Forum so verstanden. Stimmt das?

Auch das mit dem Tapern schreckt mich noch nicht ab ;)

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Re: Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von Galighenna » 03.09.2013, 19:37

Ja, Tapern ist nicht zwingend nötig. Es geht auch ohne, aber das macht es "komplizierter", denn dann musst du Tillern. Der Taper des Backings sorgt dafür, das die Biegung des Bogens nach dem Verleimen bereits recht gut passt und nur leichte Korrekturen am Bauch nötig sind.
Die beim Tapern bearbeitete Seite sollte später die Seite sein, auf die der Kleber aufgetragen wird, das stimmt. Dadurch bleibt der Rücken besser intakt, also die Fasern.
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Re: Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von Mjölnir » 03.09.2013, 19:48

Danke dir für die Erläuterung! Das mal auszuprobieren juckt mich in den Fingern. Die Preise von Gervase sind dafür auch noch ganz gut zu bezahlen. Wie heißt es so schön: "Versuch macht kluch".

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Re: Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von Tammy » 03.09.2013, 20:11

Ich kann ja nur von meinen Erfahrungen erzählen ... aber um überhaupt erst einmal das Gefühl für einen Bogen und fürs Tillern zu bekommen, würde ich mit einem Haselnuss- oder Holunderstave beginnen... Beides kann man überall im Wald oder Garten bekommen, Haselnuss ist ruckzuck getrocknet und wenn man sich da vertut, gehts nicht ins Geld.

Ich habe mit beiden Hölzern begonnen und beide Bögen sind dankbar... existieren immer noch. Erst dann habe ich mich an höherwertige Hölzer getraut.

Aber das sind MEINE Erfahrungen.

Liebe Grüße Tammy
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Re: Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von Snightlo » 03.09.2013, 21:23

Ja ich kenne das man will unbedingt etwas bestimmtes bauen. Dann probier dich am Eschen Stave aus, und um Fehler zu vermeiden, kannst du ein Buildalong von dem laminierten Bogen machen und den aktuellen Stand immer mal wieder zeigen und nachfragen bevor du weiter machst. So etwas hilft dir und könnte auch einigen anderen helfen die mal einen laminierten Bogen bauen wollen. Du vermeidest vielleicht einige Fehler bevor du sie machst.

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Re: Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von Mjölnir » 03.09.2013, 21:38

Das ist ein guter Vorschlag! Hab ich sogar auch schon mal dran gedacht und könnte auch darauf hinauslaufen, schließlich stell ich ja jetzt schon viele Fragen, warum sollte ich also damit aufhören wenn ich das Bauen anfang ;)

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Re: Vorplanung für den Bau meines ersten Bogens

Beitrag von inge » 03.09.2013, 21:43

Meine Meinung. Plan nicht so viel, fang an. Learning by doing.
lg
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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