Noch'n gebrochener Bogen

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
Geoffrey (✝)
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 420
Registriert: 10.01.2014, 21:04

Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von Geoffrey (✝) » 05.03.2014, 22:32

Moin Spezialisten,

darf ich vorstellen: Archybald.

Bild

Hickory (stehende Ringe), 74" NtN, vollpyramidal
34#@30"
oWA: 32" vom Fadeout bis zur Sehnenkerbe
Breite am Fadeout: 4 cm, Breite am Tip: 1,2 cm
Dicke am Fadeout: 1,6 cm, Dicke am Tip: 1,2 cm


Archybald hat ein Problem:

Bild

Dieser hässliche Riss in seinem Rücken (an der Stelle, die im ersten Bild mit der Pfeilspitze kenntlich gemacht ist) hat sich gestern beim Schießen nach gut 10 Schuss durch ein nicht minder hässliches Geräusch bemerkbar gemacht. Allerdings habe ich einige Zeit gebraucht, um diesen (hier mit etwas Graphit eingefärbten) Riss überhaupt zu finden. Ich hatte sowieso gerade keine Lust mehr, noch weiter zu schießen :-[


Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das Problem als noch größer:

Bild

Erst beim Betrachten der Fotos ist mir aufgefallen, dass sich der Riss im Bild auch noch links unterhalb der Bleistiftmarkierung fortsetzt (siehe die rote Markierung). Der WA ist an dieser Stelle etwa 3,5 cm breit und der Riss geht etwa quer durch den halben WA.

Bei der Suche hier im Forum nach einer Reparaturmöglichkeit habe ich eine ganze Reihe von Beiträgen gefunden. Diese scheinen sich aber alle mit Bögen mit liegenden Ringen zu befassen. Und da ich Zweifel habe, dass sich die Ratschläge für die Reparatur solcher Bögen einfach übertragen lassen, nehme ich mir die Freiheit, euch Archybald und sein kleines Problem vorzustellen.

Gibt es eine Reparaturmöglichkeit? Da es mein erster (unter Anleitung) selbst gebauter Bogen ist, fehlt mir sicherlich noch viel Know-How und Routine sowie Geschick, dafür ist die Motivation und damit die Bereitschaft, einigen Aufwand in Kauf zu nehmen, um so höher.

Oder ist das hässliche Geräusch bei einem solchen Bogen das akustische Erkennungszeichen der Metamorphose vom Bogen zum Kaminholz?

Wie seht ihr die Sache?

Geoffrey
Zuletzt geändert von Geoffrey (✝) am 05.03.2014, 23:34, insgesamt 1-mal geändert.
To be is to do - Sokrates
To do is to be - Sartre
Do be do be do - Sinatra

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von Squid (✝) » 05.03.2014, 22:51

Leider entpuppen sich die Bilder im Beitrag nicht als größer.
Irgendwas machste da falsch!

Zur Sache: Soweit ich das erkennen kann, ein Riss im Rücken. Hmja, sagtest du ja schon. Da es sich um Hick mit stehenden Ringen handelt, mutmaße ich, das dort nicht der Holzfaser gefolgt wurde. Der Riss ist ärgerlich und darf auf keinen Fall mehr belastet werden! Dann ist Feierabend.

Letztlich ist es egal, warum es so ist, relevant ist, wie man es kurieren kann.
Dazu gibt es - wie immer - diverse Möglichkeiten.
Da der Bogen offensichtlich ein Finish hat, sei es Lack oder Öl, ist kleben schwierig.
Daher muss zunächst an allen Stellen, an denen geklebt werden soll, die Oberfläche weggeschliffen werden.

So, nu zur Reparatur: Ein Pflaster
Der Bogen wird um den Riss herum angeschliffen. 5 oder 6 cm links und rechts vom Riss dürfen es sein. In diesem Fall am besten gleich über die gesamte Rückenbreite. Dann wird mit einem jeweils tauglichen Kleber - Epoxy, Bindan CIN, Hautleim - ein Pflaster aus Hanf, Sehne, Glasfasergewebe über dem schadhaften Bereich angebracht. Dieses Pflaster wird zusätzlich mit einer Wicklung dicht an dicht, mit Kleber versiegelt, abgesichert. Man kann den Bogen dazu leicht gegen die Zugrichtung aufspannen, so dass der Riss geschlossen aussieht.
Wenn alles hält, kann es das schon gewesen sein.
Dann bringt man noch eine Zierwicklung am anderen Bogenarm an, damit es schön symetrisch aussieht.

Ich habe aber die Befürchtung, dass die Faserstruktur bei den stehenden Ringen nicht optimal ist. Wenn es der Bogen dir Wert ist, dann solltest du statt der Wicklung(en) eher über ein komplettes Backing z. B. aus Rohhaut oder Leinen nachdenken.
Der Bogen würde dann über den ganzen Rücken angeschliffen, die Schadstelle wie o. g. gepflastert und dann kommt auf den gesamten Bogen ein Backing zum allgemeinen Bruchschutz. Oder anders: Man schmiert den Bogen mit Kleister ein und pappt Rohhaut, Sehne, Leinen o. ä. drauf.
Genaueres, wenn es dazu kommen sollte...
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 06.03.2014, 11:30, insgesamt 2-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
madcala
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 919
Registriert: 17.05.2012, 00:31

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von madcala » 05.03.2014, 22:54

@ Squid.

Einfach das da markieren und ab in die Browserzeile. Dann haste groß.

Bla.jpg
https://t.me/pump_upp

Benutzeravatar
Geoffrey (✝)
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 420
Registriert: 10.01.2014, 21:04

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von Geoffrey (✝) » 05.03.2014, 23:03

@squid

Danke für die schnelle Antwort. :)

Deine Reparaturtipps scheinen von der Frage, ob der Bogen stehende oder liegende Ringe hat, unabhängig zu sein. Das beruhigt mich zwar einerseits, weil ich dann weitere Einzelheiten hier problemlos nachlesen kann. Andererseits bin ich Dir aber um so dankbarer, dass Du Dir einmal mehr die Mühe gemacht hast, mir diese ausführliche Anleitung zu schreiben, statt mir einen Link auf einen ähnlichen Beitrag zu schicken.

Der Bogen hat ein Finish mit Öl. Dem werde ich nach dem Schleifen noch mit Aceton zu Leibe rücken.

Und das mit den Bildern sieht tatsächlich nicht so schön aus. Da werde ich mal nachforschen, wie das besser geht.

Geoffrey
Zuletzt geändert von Geoffrey (✝) am 06.03.2014, 17:04, insgesamt 1-mal geändert.
To be is to do - Sokrates
To do is to be - Sartre
Do be do be do - Sinatra

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von Squid (✝) » 05.03.2014, 23:03

Mad: Ui, was du alles weißt... ;) THX!

OK, Auf den großen Bildern sehe ich tatsächlich "nur" einen oberflächlichen Riss. Der sollte mit der genannten Methode zu bekämpfen sein.
Was mich insbesondere positiv stimmt ist, dass an der Stelle, an der der Riss ist (Bild 1, das mit dem Pfeil), kein Knick im Wurfarm zu erkennen ist. Das Holzgefüge scheint also insoweit intakt.


EDIT: In diesem Fall denke ich, dass die stehenden Ringe sogar von Vorteil sind. Wäre ein Bogenrücken, bestehend aus einem einzelnen liegenden Ring gebrochen, hätte sich vermutlich der Bogen mit Krawall verabschiedet.
Hier hat der Bogenrücken "nur" mitgeteilt, dass da Fasern durchtrennt sind, und nun nicht mehr halten. Darum auch kein sichtbarer Knick.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
madcala
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 919
Registriert: 17.05.2012, 00:31

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von madcala » 05.03.2014, 23:23

Mad: Ui, was du alles weißt... ;) THX!


Ließt sich so ironisch :D ;D

War nur nett gemeint!
https://t.me/pump_upp

Benutzeravatar
Geoffrey (✝)
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 420
Registriert: 10.01.2014, 21:04

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von Geoffrey (✝) » 05.03.2014, 23:39

Wer lesen kann ist einfach im Vorteil. Kleine Ursache - große Wirkung. Aber nun ist der (Syntax-)Fehler behoben und die Darstellung ist so wie sie sein soll. Fast. Das erste Bild ist leider etwas unscharf. Sorry. :-\

So habe ich heute Abend nicht nur gelernt, wie man Bilder korrekt in einen Beitrag hier im Forum einbindet, sondern auch schon eine Antwort auf meine Frage nach einer Reparaturmöglichkeit bekommen. Dann werd' ich mich mal ans Werk machen.

FF,

Geoffrey
To be is to do - Sokrates
To do is to be - Sartre
Do be do be do - Sinatra

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von Squid (✝) » 05.03.2014, 23:45

Madcala: Neeeee, absolut NICHT ironisch gemeint!!! Sondern ehrlicher Dank für den schnellen Tip. Deshalb THX in groß. So konnt ich was sehen!
Sorry!
Mea Culpa!!
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
Jannik
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 362
Registriert: 12.03.2013, 12:30

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von Jannik » 06.03.2014, 00:12

Hallo Geoffrey,

Squid hat die Reparatur ja schon schön beschrieben. Ich möchte nur noch hinzufügen, dass du, falls du nun den Bogen dementsprechend "reparierst", danach erstmal mindestens 100 Schüsse tätigen solltest, bevor du dem Bogen wieder sein finish drauf packst. Falls der Bogenrücken nicht hält oder an anderer Stelle nachgibt, hast du dir dadurch etwas Arbeit gespart.

Ich finde die Bilder übrigens gut, die du gemacht hast. Sehr nah und gut belichtet, besonders das Bild mit dem Riss. Auf solche Bilder kann man gut fundierte Antworten geben.

Gruß Jannik

Benutzeravatar
ralfmcghee
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2019
Registriert: 02.01.2014, 16:00

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von ralfmcghee » 06.03.2014, 06:27

Guck an, die jungen Leute. :)

@madcala:

Ich schließe mich Squid sehr gerne an. Spontan habe ich nämlich gedacht: Was für eine findige Idee mit der Browserzeile. Auch von mir ein THX! :-)
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

Benutzeravatar
ralfmcghee
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2019
Registriert: 02.01.2014, 16:00

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von ralfmcghee » 06.03.2014, 06:44

Ach ja, und zum Thema:

@Geoffrey:

Interessantes Problem und tolle Problembeschreibung. Ich mag Deinen Stil. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass Dir an Deinem ersten Bogen etwas liegt.

@Squid, Jannik:

Tolle Problemlösung. Und super Beschreibung.

Ich hatte einmal bei einem Hickorybogen ein Problem mit einem Span am Rücken. Den habe ich unter Anleitung meines Bogenbau-Kursleiters mit Epoxy angeklebt und die Reparaturstelle mit einer Wicklung (gut epoxy-gertränkt) verstärkt. Auf die symmetrische Zierwicklung habe ich verzichtet, aber das ist Geschmacks- und Faulheitssache. Jedenfalls hält das Werk offenbar gut. Insofern: Viel Erfolg! Ich denke, die Prognose ist gut.
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

Snightlo
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 382
Registriert: 04.09.2012, 10:22

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von Snightlo » 06.03.2014, 07:38

Ich würde mich gerne mit einer Frage anschließen, als ich letzten im Baumarkt war, habe ich mit Dichtungs-Hanf gekauft, ich habe mich dabei für so einen "Zopf" entschieden, ist das Zeug geeignet für eine solche Reparatur? Ich habe zwar noch keinen derart beschädigten Bogen, aber da es nur 2 Euronen gekostet hat, hab ichs mal mitgenommen.

Was ich mal bei einem Hick Bogen hatte, waren Längsrisse an einem Wurfarm, beim einschießen. Ich habe den Bogen dann nachgetillert, um die Stellen zu entlasten und an den Stellen dann Expoxi von der Eule eingefönt, habe das ganze mehrfach kontrolliert und die Risse bleiben zu. Die hatten sich zwischen zwei Jahresringen gebildet( teils Diagonale Ringe). Ohne Fotos erwarte ich keine 100 zuverlässige Antwort, aber wenn es bisher (ca 200-300 Schuß) gehalten hat, mache ich mir keine Sorgen, oder wären die berechtigt? Kontrolle erfolgte per Fingernagel und es ist kein Spalt in der Oberfläche erfühlbar.

Benutzeravatar
Wilfrid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6165
Registriert: 04.06.2007, 16:16

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 06.03.2014, 07:48

Der Dichtungshanf ist geeignet

Benutzeravatar
ralfmcghee
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2019
Registriert: 02.01.2014, 16:00

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von ralfmcghee » 06.03.2014, 08:10

Dichtungshanf ist eine coole Idee. Bei meiner Reparatur habe ich Mittelwicklungsgarn verwendet. Ich kann mir aber vorstellen, dass Hanf deutlich besser aussieht.

Zu den Längsrissen: Ganz ehrlich - keine Ahnung. Ich habe schon mehrfach gelesen, dass die Epoxy-Methode äußerst haltbar ist und habe auch gerade selber einen entsprechenden Rat bekommen. Meinen reparierten Bogen habe ich auch schon viel geschossen und hatte keine Probleme. Aber es ist ja immer so eine Sache. Irgendwo habe ich einen Beitrag gesehen, in dem jemand seinen Bogen betrauert hat, der nach mehreren tausend Schüssen und einigen Jahren schlapp gemacht hat.

Letztenendes müssen wir wohl damit leben, dass es zwei Alternativen gibt: Nach bestem Können reparieren und hoffen, dass es hält oder den Bogen gleich aufgeben. Zur zweiten Alternative würden die meisten Leute hier wohl ein kräftiges NÖÖÖÖÖ kommentieren. :)
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Noch'n gebrochener Bogen

Beitrag von Squid (✝) » 06.03.2014, 09:26

Dichtungshanf ist geeignet, WENN die Einzelfasern fest und zäh sind. Das kann man ausprobieren.
Es gibt da nämlich auch "Resthanf", der ist eher bröselig, tuts aber als Dichtung.
Und geölt darf er NICHT sein.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“