Versuch macht klug - Papierbirke Flatbow

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Gringo
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Versuch macht klug - Papierbirke Flatbow

Beitrag von Gringo » 22.04.2014, 22:32

Hallöle liebe Gemeinde,
es war im Dezember 2012 und ich fing gerade an mich fürs Bogenbauen zu interessieren, da brachte mir ein Arbeitskollege, dem ich davon erzählt habe, einen Birkenstämmling. Voller Stolz sagte er: "Guck mal,da kannst du bestimmt einen tollen Bogen von bauen". Der Stämmling war kerzengrade und von einer Papierbirke ( Amerikanische Weißbirke/ Betula papyrifera ).
Nun, meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, ( was ich ihm natürlich nicht zeigte :-\ ) aber ich habe ihm damals versprochen einen Bogen daraus zu bauen. Ok zugegeben, dass war echt mutig... ;D
Nun denn... , ich habe aus diesem Stämmling einen Bogen gebaut.
Er ist 1,87cm lang, NtN ca. 184cm.
WA Breite maximum 5,1 cm und verjüngend ab zwei drittel der WA auf tips von 0,7 cm.
Getillert hab ich den Bogen auf 42# @30"
Er wirft sehr gutmütig und relativ genau nach rund 100 Pfeilen.
Bilder gibt es demnächst in der Präsi., obwohl ich lange überlegt habe ob ich den überhaupt zeigen will.
Aber dann hab ich gedacht: JAAA, ich will ihn zeigen, weil es Birke ist, weil ich einen funktionierenden Bogen daraus gebaut habe und weil er für meinen lieben Kollegen ist! 8) ;D
Tja,fragt sich der eine oder andere jetzt vieleicht , warum schreibt der das alles wenn er den sowiso in die Präsi schicken will?
Und genau da liegt der Hase im Paprika...
Der Bogen hat relativ viel set genommen. S.h. so um die 5cm. Ist mir zuviel. Liegt sicher an meiner bescheidenen Bogenbauervertigkeit, aber vieleicht auch an dem Holz = Birke... ???
Meine Frage nun an euch: Wer hat Erfahrung mit Birke, bzw. mit tempern derselbigen.
Ich würde den Bogen halt noch mal versuchen mit trockener Hitze ein wenig in Form zu bringen.
Macht das Sinn? Der Bogen ist ziemlich astfrei und ich persönlich denke das es einen Versuch wert ist.
Ich weiß, Bilder sind immer toll, aber es kommt mir im Moment auf Meinungen mit Birke bzw. tempern an.
Bitte nicht böse sein, ich will versuchen morgen mal ein paar Bilder von dem Bogen zu machen.

Ich bin gespannt auf eure Meinungen... :)

LG
Gringo
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Spanmacher
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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Spanmacher » 22.04.2014, 22:35

Weil ich auch einen Birkenstave im Regal habe, bin ich auf die Beiträge neugierig.

Spanmacher
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Karlo » 22.04.2014, 22:42

Gringo hat geschrieben:...Der Bogen hat relativ viel set genommen. S.h. so um die 5cm. Ist mir zuviel....

LG
Gringo


Ich hab Dir hier mal ne Passage aus Lord Hurnys Tripple Wave verlinkt:

Lord Hurny hat geschrieben:...@Holzwurm,
wenn das Holz kein Set annimmt ist es unterfordert, ein bißchen Set muss sein (1-2 Zoll), so auch meine Meinung ;)...

http://www.fletchers-corner.de/posting.php?mode=quote&f=16&p=445188

2 Zoll wären also ca 5cm...

Gruß Karlo

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Benedikt
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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Benedikt » 22.04.2014, 22:47

Der Set kommt mMn von einer leichten Überlastung des Bauches, da dieses Holz eine deutlich höhereZugfestigkeit als Druckfestigkeit hat.
Da kann Tempern helfen.
Ich würds aber nicht machen. Wie du schreibst: Er wirft genau und gutmütig.
Ziel erreicht ;)
Warum einen gelungenen Bogen noch einmal durch Tempern aufs Spiel setzen?
Gruß & mach Späne
Benedikt
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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Holzwurm93 » 23.04.2014, 00:03

Paul Comstock schreibt in "Der gebogene Stock" über verschiedene Bögen, die er parallel getestet hat. Sein Birkenbogen vollbrachte erstaunliche Leistungen, soweit ich mich erinnere. Ich kannte auch einen Bogenbauer, der reihenweise aus Birke gebaut hat. Also würde ich denken, dass Birke durchaus kein schlechtes Bogenholz ist (solange man schön flach baut), sondern einfach als solches nicht sonderlich bekannt ist. Allerdings schrieb er auch, dass ein ausgeprägter Taper in der Dicke eines Flachen Wurfarmes das Risiko auf Set deutlich verringert (d.h.: 6-12mm Unterschied in der Dicke vom Ende der fade outs bis zur Nocke). Das habe ich beim aktuellen Bogen berücksichtigt und der hat bei 1,80m gerade mal 1cm Set bekommen.
Mir brennt es unter den Nägeln, Birke mal auszuprobieren, allerdings habe ich keine. Naja, die gibt es ja wie Sand am Meer, da findet sich im Laufe der Zeit sicher nochmal eine Gelegenheit eine abzustauben.
LG Joseph
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Frankster
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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Frankster » 23.04.2014, 00:35

Rein aus dem Bauch heraus würde ich es mit Tempern probieren. Bedeutet aber meist das Du nochmal nach tillern musst. Einer meiner ersten Bögen war aus Birke. Wenn ich die Gelegenheit bekomme probiere ich es gerne wieder.

Ich hatte zuletzt einen Bogen aus Erle gebaut. Dieses Holz ist weder Zug noch Druckfest und sehr leicht und nach allgemeiner Meinung wohl recht ungeeignet. Abgesehen vom viel zu dünnen Rückenring, was letztendlich zum Bruch geführt hat fand ich das Holz sehr tauglich. D.h. es schadet nie eigene Erfahrungen zu machen.

Wird diese Birke gut, wird die nächste evt. noch besser!
Nimm nicht den ganzen Baum wenn Dir ein Ast genügt

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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Blacksmith77K » 23.04.2014, 00:37

Holzwurm93 hat geschrieben:Paul Comstock schreibt in "Der gebogene Stock" über verschiedene Bögen, die er parallel getestet hat. Sein Birkenbogen vollbrachte erstaunliche Leistungen, soweit ich mich erinnere.
LG Joseph


Wohlan...jedoch wir der keine Birkenart verwendet haben, die in Deutschland wächst. ;)

Die Gattung Birke (Betula) ist mit etwa 48 Arten laubwerfender Bäume und Sträucher in den gemäßigten und kühlen Zonen der Nordhalbkugel verbreitet.

Welche der 48 war's noch gleich, die einen guten Bogen hergibt?! ::) ;D
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Bogenhannes » 23.04.2014, 09:25

5cm Set ist doch OK.
Madcala hat vor ca. 2 Jahren auch einen Birkenbogen präsentiert:
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=20316&hilit=Birkenbogen
noch einer:
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=19786
Zuletzt geändert von Bogenhannes am 23.04.2014, 10:13, insgesamt 1-mal geändert.
Die Richtung eines Pfeils wie auch eines Wortes lässt sich nicht mehr ändern

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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Sateless » 23.04.2014, 09:38

Spar dir das Tempern, schieß den Bogen sorgfältig ein und mach ne Schleife drum.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
.مع سلامة في أمان السهم و القوس

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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Gornarak » 23.04.2014, 10:31

Blacksmith77K hat geschrieben:.jedoch wir der keine Birkenart verwendet haben, die in Deutschland wächst. ;)

Allerdings ist die, hier verwendete, Papierbirke in Amerika durchaus sehr verbreitet.

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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von eddytwobows » 23.04.2014, 10:42

2" Set ist OK und noch völlig im grünen Bereich, ich würde da nichts mehr tempern... :)

Zumindestens nicht unbedingt an einem Bogen, der jetzt schon fertig ist und gut schießt... ;) :)

Teste es einfach beim nächsten... :) :)

LG
etb
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Die Perversitaet des Universums strebt einem Maximum zu.
Alles was schiefgehen kann wird auch zwangslaeufig schiefgehen. Larry Niven

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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Heidjer » 23.04.2014, 17:43

Set per se ist doch nichts schlechtes, meine Bögen sind erst dann fertig, wenn sie 3-5cm Set haben! ;)

Vorrausgesetzt das Holz ist wirklich trocken und der Set verteilt sich gleichmäßig über den gesammten Biegebereich, bedeutet das für mich, dass das Holz seine maximale Leistung erbringt.
Wird der Set größer dann stimmt etwas nicht, entweder werden einzelne Stellen überlastet oder das Holz selbst ist noch zu feucht!
Mein alter Osagebogen hat jetzt übrigens 25cm Set und ich werde einen Teufel tun um da etwas dran zu ändern. Mit Tempern habe ich nur negative Erfahrungen gemacht, kein Bogen hat das länger als 8-9 Monate überlebt, auf jeden Fall wird der Bogen dadurch empfindlicher. ::)

Papierbirke gehört zu den für den Bogenbau tauglichen Birkenarten, wie zum Beispiel auch die Hainbuche. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Gringo » 23.04.2014, 18:19

Hallo @ all,
vielen Dank für eure Meinungen und Tipps. :-*
Ich denke ich werde den Bogen erstmal so lassen wie er ist und ihn gewissenhaft einschießen.
Wer weiß, vieleicht muss ich ja noch mal ein bischen nachtillern.
Wenn er nach dem Einschießen noch lebt und ich ihn fein geschliffen und gefinished habe, bekommt ihr ihn auf jeden Fall zu sehen. ;) ;D

LG
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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Benedikt » 23.04.2014, 18:44

Heidjer hat geschrieben:Mein alter Osagebogen hat jetzt übrigens 25cm Set und ich werde einen Teufel tun um da etwas dran zu ändern.

Was zum...????
Ist der noch schießbar? :D
Wenn ja, mit welcher Standhöhe?
Und war er versiegelt? >:) >:) >:)

@Gringo
Wenn einer meiner Bögen unter 3cm set hat, ist es entweder richtig geiles Holz oder der Bogen ist Sch***e ;D
Und apropo...
Gringo hat geschrieben:vielen Dank für eure Meinungen und Tipps. :-*

Ist das etwa eine Anspielung? >:) >:) >:)
;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D
Gruß
Benedikt
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Re: Versuch macht klug - Birke Flatbow

Beitrag von Heidjer » 23.04.2014, 19:13

Benedikt hat geschrieben:...Ist der noch schießbar? :D
Aber natürlich. ;D
Wenn ja, mit welcher Standhöhe?
Standhöhe 16cm, wie die meisten meiner Bögen.
Und war er versiegelt? >:) >:) >:)
Natürlich, mit einer selbstgemischten Mischung aus Schellack, Tungöl und Leinölfirnis, danach wurde er jährlich einmal mit Leinölfirnis nachbehandelt. ;)


Der Set kommt aber in der Hauptsache von einer zu großen Holzfeuchtigkeit im Betrieb, der liegt schon mal 10 Tage im Zelt oder 3 Monate am Stück im Auto. ::)
Der untere Wurfarm hatte 12cm Reflex, jetzt hat er 13cm Deflex, den oberen Wurfarm hat es nicht ganz so schlimm erwischt. Der Bogen hat immer noch über 50# im Vollauszug und das Pfeile ziehen macht immer noch keinen Spass, dafür ist er jetzt so Fehlerverzeihend das es völlig egal ist wie ich drauf bin, mit dem Bogen treffe ich bis 50m noch so ziemlich alles was ich treffen will, nach 15 Jahren und knapp 100 000 Pfeilen traut sich der Bogen nicht mehr die Pfeile daneben zu werfen. ;D


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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