Design Eschenbogen

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grünistdiehoffnung
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Design Eschenbogen

Beitrag von grünistdiehoffnung » 24.04.2014, 16:24

Hallo! Ich möchte einen neuen Bogen bauen und habe daher ein paar Fragen. Aber zunächst mal ein paar Infos.

Ich habe vor über einem jahr diesen Bogen gebaut:
viewtopic.php?f=15&t=21299
Er war dann doch zu stark und hat dazu noch Kompressionsbrüche bekommen. Außerdem war der Griff viel zu groß.

Also folgte ein leichter Hollunderbogen mit 32# den ich etwa ein Jahr geschossen habe. Seit ca 4 Monaten schieße ich einen Eschenbogen mit 36# .Dieser hat leider eine Menge Set, aber ich bleibe ihm ersteinmal treu. Nun möchte ich einen neuen Bogen. Diesmal mit kaum Set und einem Zuggewicht von etwa 38~40# bei 28" Auszug. Ich will ihn ein wenig überdimensionieren, also bis auf 29" tillern. Der Bogen soll zwar langlebig sein, keine Kompressionsbrüche sowie übermäßiges Set entwickeln, aber dennoch keine ganz lahme Krücke sein. Was meint ihr daher welches Design dafür am besten währe?

Das Holz ist letzten November geschlagen worden. Es ist absolut Astfrei. Leider waren die ersten paar Jahresringe viel zu dünn. Daher habe ich mich dann auf den vorletzen vorgearbeitet. Es war ganz gut das freilegen eines Jahresringes mal zu üben. Den Ring den ich anpeile ist zwischen 5 und 9mm dick. Ich hoffe das ist jetzt nicht zu dick. Auf einem Bild kann man es sehen. Wenn ich mich auf den Ring runterarbeite und kleine Inseln vom Frühholz stehen bleiben würden, wäre es sehr schlimm? Meine Ziehklinge ist vom Radius nicht klein genug. Das war jedenfalls die Erkenntnis der Probe. Ansonsten würde ich mir noch eine geeignete Klinge besorgen.

Der Stave ist schon ziemlich trocken. Mit Verzug rechne ich nicht mehr.
Würdet ihr den Bogen noch Dämpfen oder so belassen?

Grüße Stephan.

MD001064.JPG


Kopie von MD001067.JPG


MD001068.JPG
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MD001067.JPG
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Ravenheart
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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von Ravenheart » 24.04.2014, 16:49

Eschenbogen mit wenig Set ist fast unmöglich. Esche entwickelt meistens relativ viel Set und ist fast immer eher mittel in der Performance. das liegt an den spezifischen Holzeigenschaften. (Es GIBT zwar hin und wieder Ausnahmen, aber das ist eher Glückssache und weder planbar noch vorab erkennbar...)

Um sicher einen schnelleren Bogen zu bekommen, musst Du auf andere Hölzer ausweichen.
Osage, Robinie, Hickory können bei gleichem Zuggewicht schnellere Bogen ergeben.

Rabe

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Benedikt
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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von Benedikt » 24.04.2014, 17:07

Wie schon gesagt:
Ein Bogen aus Esche, der schnell und overbuilt sein soll, geht nicht.
Entweder ist er einigermaßen gut in der Performance und an der Grenze gebaut, der er ist overbuilt und wirft wie ne weichgekochte Nudel ;)
Ich würde die Breite am FO Auf 5 cm anlegen, pyramidal zu Wa-Mitte hin auslaufend auf 3,5cm, und an den Tips dann max. 10mm.
Dicke vorerst am FO 1,5cm, an den Tips 1cm.
Der Rest ergibt sich während dem Tillern.
Gruß
Benedikt
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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von grünistdiehoffnung » 24.04.2014, 17:18

Danke für deinen Vorschlag Benedikt! Hab letztens in einem anderen Forum deinen Bogen mit der Natterhaut gesehen ;-)

Das es keine ab solute Rakete geben wird ist mir klar, aber was würdet ihr aus dem Stave machen? Noch Recurves dämpfen?

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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von Squid (✝) » 24.04.2014, 17:39

Esche ist ein komisches Zeug. Es gibt Eschenbögen Typ angenäherter Engl. LB, die dürfte es gar nicht geben.
Und dann wiederum hat man Flachbögen, die haben nach dem ersten Schießen so viel Set, dass man die Sehne beguem ein- und aushängen kann.

1. Der Jahresring KÖNNTE völlig ungeeignet sein. Ich habe schon von derartig dicken Ringen gehört (aber keine eigene Erfahrung damit), die sich benahmen, als seien sie aus Hartgummi. Das ist aber erst im späten Tiller zu erkennen, möglicherweise sogar erst beim Einschießen. Er bleibt dann schlicht und einfach krumm wie ne Banane.
2. Die Holzinseln sind kein Problem. Die geben Charakter.
3. Ein "overbuilt" Bogen kann deutlich schwabbliger sein, als ein kurzes Modell mit deutlichem Set.
4. Ich würde wie folgt dimensionieren: Auszug auf genau 28", nix 29", Länge um 170 cm, Breite an den Fades 4 - 4,5 cm, parallel bis zur Wurfarmmitte, dann verjüngen auf 10 mm an den Tips. Wenn du mutig bist, nimmte 8 mm, wenn du eine Nocke aus einem Overlay oder eine Wickelnocke machen möchtest (also ohne deutliche seitliche Kerben) sogar auf 5 - 6 mm. Grifflänge 10 - 12 cm, je nach Handgröße, Fades je 4 cm.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von grünistdiehoffnung » 24.04.2014, 19:10

Gut. ich denke dann werde ich nur bis 28" tillern. Macht es viel aus von 5,5 cm auf 5cm zu gehen? Dämpfen der Wurfarmenden lassen?

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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von Benedikt » 24.04.2014, 19:15

Dämpfen würde ich bei Esche nicht.
Wenn dus richtig machst, ist die Chance hoch, das du trotzdem einen tollen Bogen bekommst.
Außerdem besteht die Gefahr, dass Esche beim Dämpfen "gummiartig" wird.
Dann kanste dein Holz in die Tonne kloppen :-\
Gruß
Benedikt

P.s.: In welchem Forum? ;D
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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von max2 » 24.04.2014, 19:17

Hallo,

wenn der Radius der Ziehklinge zu gross für die Vertiefungen im Stave ist, schabe ich quer oder schräg zur Faser.
So komme ich in Rillen, deren Radius halb so gross ist wie die Ziehklinge dick.
Die Wurfarmenden kannst du auch später noch biegen, wenn du sie während des Tillerns noch nicht zu dünn machst.
Die äusseren 10, 12 cm sollten ja eh steif bleiben.

Gruss, Max

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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von Gringo » 24.04.2014, 20:38

Jau, das was Benedikt schreibt kann ich nur bestätigen. ;)
Hab bei meiner aktuellen Esche mit Dampf leichte Recurves reingebogen.
Nach einer Wartezeit von einer Woche wieder belastet und sie kamen zurück um mich zu küssen... ;D Wie lieb... :)
Mit der HLP nachgeformt und bis jetzt machen sie sich ganz gut,( mehr als 300 Pfeile) aber ich traue dem Frieden noch nicht wirklich... 8)

LG
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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von Squid (✝) » 24.04.2014, 20:46

Es funktioniert bei kaum einem Holz, Recurves 'reinzudämpfen. Wenn man da nicht irgendwie 'ne Verstärkung einbaut bzw. das Holz dicker lässt, was dann wieder (wegen des Gewichts) Leistung kostet, ist das meist verlorene Zeit.

Leichtes flippen, quasi Minirecurves, funktioniert bei z. B. bei Osage aber ganz gut.

Nur: Recurves verkürzen den effektiven Biegebereich, damit ist die Gefahr groß, dass man sich mehr Set einhandelt. Damit ist dann der Leistungsvorteil wieder für'n Ar***.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von Neumi » 24.04.2014, 21:07

Und noch an max2, Du sagst während des tillerns die recurves biegen, aber dann hast Du meistens schon angeschnittene Ringe - da heben sich doch Ringe ab beim biegen.
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von grünistdiehoffnung » 24.04.2014, 22:24

So ich habe eben mal weitergearbeitet. Ich habe einen Kompromiss aus den Vorschlägen gemacht.
Der Wurfarm verjüngt sich auf den letzten 33,5cm auf 12mm. Das wird aber noch feiner gemacht. Ich peile mal 9mm an. Das wollte ich aber nicht mit der Säge machen.

Das Freilegen des Rückenringes hat 2,5 Stunden gedauert. Aber es hat gut geklappt. Das quer zur Faser scharben hat gut geklappt.
Mit dem Dämpfen lasse ich es dann mal. Macht ein tempern des Bauches Sinn? Ich hatte ja schonmal Kompressionsbrüche, oder kann man die durch das Tempern nicht vermeiden?

Danke für die ganze Hilfe! Ich hab hier schon echt viel gelesen, sowie einige Bücher durchgearbeitet. Aber trotzdem wusste ich nicht so recht welcher Typ es werden sollte.

Mir kommt gerade noch ein Einfall. Ich habe noch folgendes Glasfasergewebeband:

http://www.conrad.de/ce/de/product/8865 ... view1&rb=1

Könnte ich das als mit Epoxid zusammen als Backing verwenden oder ist es zu dünn? Eigentlich braucht man ja bei Esche kein Backing aber ich dachte vielleicht bringt es noch etwas in Sachen Geschwindigkeit.

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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von Squid (✝) » 24.04.2014, 23:30

Tempern macht härter - fein - aber auch spröder - unncool. Da wir es mit Esche zu tun haben, besteht die gesteigerte Gefahr, dass Mist in Form von Stauchbrüchen eintritt.

Das Glasfaserbacking ist ebenfalls keine gute Idee.
Erstens: Ein weiches Backing (typisch: Rohhaut, Seide, Leinen) bringt normalerweise KEINE Leistungssteigerung. Entweder es ist zu stark für den Belly, dann verendet dieser nach bekanntem Muster. Oder es ist nur zum Bruchschutz des Rückens, dann SOLL es den Bogen gar nicht stärker machen - mit den genannten Folgen für den Belly - sondern haltbarer machen.

Anders ein hartes Backing - vulgo Holz, Bambus aber auch lineare Glasfaser in Epoxy - SOLL den Bogen stärker machen. Wenn das Ding dünn genug dimensioniert ist, dann KANN ein typisches Bellyholz (Massaranduba, Eibenkern, Hollunder, etc.) damit umgehen. Aber es hat selbstverständlich einen Grund, dass es praktisch keinen Bogen mit einseitiger Glasfaser gibt: Das Zeug ist dermaßen zugstark, das zermatscht fast jeden Belly.

Die Essenz von all dem Gesülze im Thread: Wenn ich es nur mit einer Lage Holz zu tun habe, dann kann man schon beim Bauen mit kleinen Tricks eine gute Ballance erzielen. Für deine Esche fällt mir ein umgekehrtes Trapping ein. Will sagen: Der Bogen bekommt einen Trapezförmigen Querschnitt. Der Rücken ist z. B. 4 - 6 mm schmaler als der Belly. So stehen der recht hohen Zugstärke der Esche je Seite 2 - 3 mm MEHR stauch- bzw. setgefährdetes Bellyholz entgegen.
Fängt man aber mit den heftigen Designs an, seien es Recurves, harte Backings oder sowas, bekommt man IMMER eine Gegenreaktion der gegenüberliegenden Seite.

Etwas Theorie: Wenn es darum ginge, den Bogen stärker zu machen, dann wären 1 - 2 mm Facing das Mittel der Wahl. Der Zugstärke der Esche könnte man dann z. B. Schwarznuss, Eibenkern, Osage, Massaranduba oder Hollunder gegenüberstellen.
Aber das ist dann eben der bereich der laminierten Bögen und kein Self- oder Primitivbogen mehr.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 25.04.2014, 08:04

Man kann aus Esche Recurvebögen bauen, sogar mit arbeitenden Recurves, so aus diesem Zeug mit den fetten Jahresringen wohl eher nicht.
Bei diesem Holz ist ein Backing eher kontraproduktiv. Der Plunder hält ~130 N/mm² -160Nmm² als Zugfestigkeit, St 37 liegt bei 370 N/mm². Also Dein Backing, außer jetzt Glas oder so kann wahrscheinlich weniger ab als Dein Holz.
Das Problem bei dem Geschäft ist die Druckfestigkeit. Also, ohne Set muß Dein Bogen breit und dünn werden.

4,5 c an den Fades, so erstemal vielleicht 5 und dann ~1,5 cm dick, vollpyramidal. Dann biegen sich die WA im Kreissegment, also überall der gleiche Biegeradius. Das Früholz am Bauch kommt weg, ob der Bogen da jetzt dann 1,5 cm oder 1,2 oder so wird, ist ziemlich Wumpe. In Inseln kannst Du das Zeug stehen lassen.

Wenn der weniger Set haben soll, machst du den Rücken von jeder Seite 1/8 schmaler (der Rücken wird 1/4 schmaler als der Bauch) Dann kannst du bei dem dünnen Holz das Tempern lassen.
Sollte klappen

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Re: Design Eschenbogen

Beitrag von grünistdiehoffnung » 26.04.2014, 11:05

Ok. Ich mache dann den Bauch dicker als den Rücken um Stauchrissen vorzubeugen.
Ich kann erst nächste Woche weiterarbeiten. Ans tillern werde ich ja erst in ein paar Wochen kommen wenn das Holz trocken ist.

Eine Frage hätte ich aber noch. Wenn ich den Bauch nach dem tillern verdichte, Methode Schnapsglas oder Schraubendreher, bringt das etwas um Set zu vermeiden? Oder bringt diese Technik nur eine Verbesserung der Oberfläche?

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