Etwas verdrehten Hasel richten

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steffi_83
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Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 01.05.2014, 12:32

Hallo,

ich versuche grade meinen ersten Bogen so wirklich selbst aus einem Stück Holz (in dem Fall Hasel) rauszuschnitzen. Ich hab jetzt mit viel Mühe sowas Ähnliches wie einen Bogen ausbekommen, also die grobe Form, noch muss einiges weg, damit er sich biegt und grob in meiner Zuggewichtsklasse landet.

Dabei haben sich mir ein paar Fragezeichen ergeben:

Problem 1: Der eine Wurfarm ist um ca. 45° verdreht. Wie krieg ich das gerichtet? Mit Heißluft zurechtbiegen? Jetzt schon oder später, wenn der Bogen fast fertig und das Material dünner ist? Oder beim Tillern richten indem man auf der einen Seite mehr wegnimmt und die schwächt?

Problem 2: Die Sehne verläuft im Moment nicht mittig durch den Griff (ich hatte nicht so viel Auswahl, welche Seite vom Hasel ich nehme, weil mir der leider gerissen ist beim Trocknen und ich somit die Seite ohne Risse nehmen musste.

Problem 3: Am einen Wurfarm gibt's kurz vor Ende einen Knick im Holz. So lassen? Oder irgendwie versuchen grade zu biegen?

Fotos liefer ich gleich nach

Hier kommen die Fotos:

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Könnten die Astlöcher ein Problem sein oder machen die nix?
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Benedikt
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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von Benedikt » 01.05.2014, 13:02

Hallo Steffi,
toll, dass du dich nun auch mal an einen Bogen rantraust :)

1.Eine Verdrehung von 45° solllte eigentlich mit Dampf zu richten sein.

2. Wenn die Sehne nicht mittig läuft, musst du mit Heißluft oder Dampf den Bogen im Griff biegen.

3.Den Knick ganz normal behandeln.Soll heißen: Nichts dran rumbiegen, das hält in arbeitenden Bereichen sowieso nicht.
Beim Tillern achtest du darauf, dass der Knick auch mitbiegt, also auch im Auszug noch als Knick wahrzunehmen ist, allerdings darf er nicht überlastet werden!
Deflexe Stellen reagieren oft etwas weicher, weshalb ich dir raten würde, den Knick erstmal etwas dicker als den Rest zu lassen.
Wegnehmen kann man später immer noch ;)

Die Astlöcher liegen mittig im Wurfarm, bauchseitig sollten sie kein Problem sein.
Wenn du am Rücken seitlich genug Material stehen hast lassen, würde ich mir auch da keine Sorgen machen.

Viel Erfolg bei deinem Erstling :)
Mach Späne
Benedikt
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beke
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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von beke » 01.05.2014, 13:24

Hi, hi, hi - mein anfangs scheinbar astfreier, knastloser, kerzengrader, bogentauglicher Hasel sieht genau so aus :D . Hast Du ihn mir geklaut?? Ein "Charakterbogen" als Erstlingswerk halte ich für ambitioniert. Meiner steht in diesem Stadium in der Ecke und ich weiß jetzt, auf was ich bei der nächsten Haselwahl alles achten werde. Aber gelernt habe ich eine Menge dabei. Meine Empfehlung: Besorg Dir was schönes, grades, astfreies und mit der bisher gesammelten Erfahrung bekommst Du daraus ein Bogen. Und mit der Erfahrung geh später an diesen Hasel, wenn Du magst. Aber vieleicht bin ich ja nur feige :D
Falls Du weiter machst: mir wurde geraten den Drehwuchs einfach zu ignorieren und die Astlöcher auf dem letzten Bild sind ja prima in der Mitte. Wenn Du erfolgreich weiter baust, machst Du mir dann auch Mut. Bin gespannt.

L.G. Beke, die glücklich ihren graden Eschestave tillert
Beke - ungarisch: "Friede"
Im Besitz der Freiheit und im Kampf um die Gleichheit vergessen die Menschen die Brüderlichkeit.
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ralfmcghee
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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von ralfmcghee » 01.05.2014, 14:19

Ich sehe das mit dem Drehwuchs auch eher entspannt, seit ich im Forum gelesen habe, dass man Drehwuchs bei Hasel ignorieren kann. Außerdem ist Hasel so gut verfügbar, dass ein Fehlversuch keine Katastrophe sein muss. Du hast also alle Optionen: Drehwuchs vernachlässigen oder nach Benedikts Vorschlag mit Dampf twisten. Wenn es schief geht, hast Du dann wenigstens die Dampf-Erfahrung gemacht.

Ich sage das aus folgendem Grund: Mein erster Robinienbogen war aufgrund eines schweren Fehlers beim Tillern schon dem Brennholz geweiht. Also war es egal - ich habe den Murks mit der Heißluftpistole gerade gebogen. Danach ist immerhin noch ein grundsätzlich brauchbarer Bogen aus dem Holz geworden.

Mach einfach. An Misserfolgen kommt man ohnehin nicht vorbei, aber man lernt viel dabei. Und wenn Du bei dem Versuch erfolgreich bist, ist die Freude umso größer.

Viel Erfolg und mach Späne
Ralf
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max2
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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von max2 » 01.05.2014, 19:17

Hallo,

mittig im oberen Wurfarm scheint eine Schwachstelle im Breitenverlauf zu sein.
Den Drehwuchs würde ich in dem Stadium ignorieren.

Gruss, Max

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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von Gornarak » 01.05.2014, 20:48

Ich hätte mich mit den Tips einfach am Griff orientiert und würde nichts richten.

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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 01.05.2014, 22:33

Ich wird das Dämpfen zumindest mal teilweise testen, allein um zu wissen wies geht.
Hat jemand eine Kurzanleitung für mich? Wie lange muss ich das Holz ca. in Dampf halten, damit es sich biegen lässt? Probier ich das besser erst, bevor ich weiter Material wegschnitze oder besser später, quasi kurz vorm fertigwerden? Später biegt sichs sicher besser?

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Bogenhannes
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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von Bogenhannes » 01.05.2014, 22:38

Die Richtung eines Pfeils wie auch eines Wortes lässt sich nicht mehr ändern

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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 06.05.2014, 20:59

Sooo... ich habe jetzt ne Weile weitergeschnitzt an meinem Haselstöckchen, habe schon viel gelernt und grade ganz aktuell wieder ;-)

Die ganze Zeit war der Bogen noch gar nicht in dem Bereich sich biegen zu wollen und jetzt ganz plötzlich schon...

Das sah dann so aus:

erstmal ungespannt: Bild 1

Dann auf dem Tillerstock: Bild 2

Gut, einige Stellen zu erkennen, an denen noch was passieren muss aber ich dachte mir: naja, nicht so übel. Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass er sich noch recht schwer ziehen lässt, dachte mir aber: probierst mal die Sehne zu kürzen und ob du ihn gespannt kriegst.
Hat erstaunlicherweise gut geklappt, sah dann aber weniger schön aus ;-( : Bild 3

komischerweise lässt er sich mit der kurzen Sehne fast leichter ziehen (hätte ich nicht erwartet), so dass ich schon fast denke, er könnte zu schwach werden (naja, etwas kürzen geht evtl. noch).

Natürlich siehts auch nicht besser aus, wenn man ihn weiter auszieht ;-): Bild 4

Bevor ich noch mehr Mist baue: habt ihr Tipps für mich?

Mein Ansatz wär: Erstmal Finger weg vom linken arm und am rechten Material wegnehmen außer im ersten Stück nach dem Griff?
b1.jpg
Bild 1
Dateianhänge
b4.jpg
Bild 4
b3.jpg
Bild 3
b2.jpg
Bild 2

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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 06.05.2014, 21:11

Hab nochmal nachgedacht: vermutlich muss ich am linken Wurfarm doch noch griffnah was wegnehmen, oder? (Meine natürlich links bei Bild 3 und 4)

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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von pollux » 06.05.2014, 21:18

Liebe Steffi, da biegt sich leider noch gar nichts schön, eigentlich bist du mit zwei so unterschiedlich biegenden Wurfarmen noch nicht nicht mal so weit, dass du wie auf Bild 2 den Bogen aufspannen solltest, ausziehen auch nicht :)

Mach jetzt erst mal die Sehne noch mal bisserl länger als der Bogen lang ist und dann stellst du dich vor deinen Tillerstock und ziehst etwa 30-40 mal ganz sachte, Dabei schaust dir ganz genau an, wo er wann wie biegt. Alles was nichts tut merkst du dir für einen Moment und malst es dann genau an. Das sind oft nur wenige Zentimeter und wenn du dann nach langem ziehen und schauen und schauen und ziehen und anmarkern ein paar Stellen hast, nimmst du die ganz Vorsichtig weg. Nicht viel :)
WEIL ::) .... jetzt fängst du wieder mit ziehen und schauen und schauen und ziehen an, markern und schauen und ziehen ... naja und so weiter. :)
Und dann irgendwann, wenn alles so ein wenig biegt, die Wurfarme sich regelmässig bewegen, links und rechts einigermassen gleich, dann erst die Sehne kürzen, dass siestraff so lang wie der Bogen ist und aufspannen kommt nooooooch viel später :)

Das wär jetzt so mein Vorschlag für dich.

liebe Grüße
polly
"Wenn du mit einem Holzbogen nicht gut schiesst, ist es allein deine Schuld, und nur deine. Hierin liegt die Herausforderung. Immer wenn ein Problem auftritt, kannst du es sofort lokalisieren. Das Problem bist du."
Paul Comstock

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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 09.05.2014, 22:41

Seufz, ja... theoretisch hört sich das ganz einfach an ;-).

Naja, ich hab's weiter versucht und es sieht schon nicht mehr ganz so schlimm aus ;-)

Der Anhang zeigt den aktuellen Zwischenstand. Ich freu mich über Vorschläge zum Weiterarbeiten bevor ich weiter murks baue ;-)

Also meine Idee wäre an den roten Stellen noch zu schwächen? Am auf dem Bild rechten Wurfarm nur minimal? Lieg ich damit halbwegs richtig?
Dateianhänge
b5.jpg

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Idariod
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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von Idariod » 09.05.2014, 22:55

Rechts würd ich jetzt erst mal gar nicht anfassen, und die stellen, die du eingezeichnet hast am rechten, kommen mir zu 66% falsch vor. Wenn dann nur die Stelle ganz außen. Links außen darfst du aber ganz sicher. ;)
Teile dein Wissen und gib nicht vor zu wissen was du nicht weißt - ein guter Ratschlag von einem tüchtigen Tischler. Das steht hier um mich daran immer zu erinnern, und für alle denen der Schuh passt.

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inge
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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von inge » 09.05.2014, 22:57

Schließe mich an. Pass erstmal den linken Wurfarm an.
lg
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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steffi_83
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Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 09.05.2014, 23:04

Danke für die schnellen Rückmeldungen. Dann lass ich erstmal rechts die Finger von und mach morgen links weiter

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