Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

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Heidjer
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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Heidjer » 07.05.2014, 01:31

Ein ELB ist ein Bogen der einen relativ kleinen Seitentaper (von 15mm bis 25mm) hat, das bedeutet die Breite nimmt im Verlauf des Wurfarmes relativ zu anderen Bogenprofilen wenig ab. Dafür hat der ELB einen starken Dickentaper, die Dicke nimmt gewaltig ab, ein Dickentaper von 10mm und mehr ist normal. Aber gerade die Dicke ist für andere Hölzer als Eibe das Problem, sie sind nie gleichzeitig so Zug-und Drucktolerant wie Eibe, entweder Rücken oder Bauch versagen bei den Biegeradien.
Du mußt den Dickentaper des Bogens zwangsläufig kleiner machen sonst hast Du einen gewalttigen Peitschentiller, wenn Du also einen ELB-Tiller haben willst bei dem der Griff leicht mitbiegt, dann darf der Griff nicht viel über 20mm Dick sein. 16mm guter Hartriegel macht die Biegung im Vollauszug eigentlich gut mit und ELB-Tips sind meist so um 13mm und Rund. Somit bist Du mit dem Dickentaper eigentlich schon Festgelegt mit 13mm am Tip, 16/17mm WA-Mitte und 20/21mm Griffmitte, macht einen Dickentaper von 7mm - 8mm.
Der schwächere Dickentaper verlangt also einen stärkeren Breitentaper wenn man den ELB-Tiller beibehalten will.

Ja, wenn der Bogen was werden soll, dann sind die Dickenmaße und die Breitenmaße ausschlaggebend. Die maximalen Dickenmaße sind Dir von der Materialfestigkeit vorgegeben, die Breitenmaße werden Dir von der verfügbaren Stavebreite vorgegeben.
Ein ELB hat eigentlich immer einen liniearen geraden vollpyramidalen Breiten- und Dickenverlauf, getrickst wird beim ELB immer im Griffbereich und bei Wuchsabweichungen wie Wellen und Ästen.

Ich vermute das Du entweder mit dem geraden pyramidalen Verlauf des Breitentapers oder dem geraden Verlauf des Dickentapers ein wenig tricksen mußt, besonders in den äußeren Wurfarmdritteln damit der Bogen gut aussieht und einen schönen Tiller hat. ;)


Gruß Dirk
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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Bogenhannes » 07.05.2014, 21:13

Erster Biegeversuch
erster Biegeversuch.jpg


Werde den Dickentaper jetzt ein bisschen stärker ansetzen: 2,3cm auf 1cm

Das Holz ist ja ziemlich schwer...das macht das mit.

Dann werde ich möglicherweise den Mittenbereich in der Breite tapern...doch seht selbst. Morgen oder so ;D
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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Snightlo » 07.05.2014, 22:33

Also diese leicht rötliche Färbung hatte der rote Hartriegel bei mir auch, da brauchste dir keine Sorgen zu machen. Nach meinen Erfahrungen mit Hartriegel sollte das dann noch ein ziehmlich harter Knüppel sein, wenn er noch Blackys Maßen entspricht, bzw den leicht umgerechneten.
An den Tipps würde ich lieber erstmal noch 1,2-1,3 stehen lassen. Wenn die sich mitbiegen musste sonst den kompletten Bogen schwächen.

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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Bogenhannes » 08.05.2014, 21:00

Hab jetzt die Dicke von 2,3cm auf 1,2cm getapert.

Wer sich bestätigt fühlt, fühle sich bestätigt... ;)
zweiter Biegeversuch.jpg


Ansonsten werde ich jetzt die Breite von 3,4cm auf 1,2cm auf einer WA-Länge von 86,7cm ab Mitte tapern und die Powerbar auslöschen..., dann schaun wer mal.

Blackys Rezept ist für Hartriegel nicht das richtige Rezept.

Viele Grüße
Johannes
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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Snightlo » 08.05.2014, 22:18

Ja die Erfahrung habe ich ja auch gemacht, siehe den Thread "Hartriegel ELBartig Tillerhilfe erbeten", aber da ich nur mit Lineal gemeßen und Freihand angezeichnet hatte und auch nicht mit einem Meßschieber kontrollieren konnte, war ich erstmal ruhig. Aber das bestätigt sich ja. Vermutlich wird dein Hartriegel am Anfang auch eher für ein Fachwerk getaugt haben als zum Bogen den ein normal sterblicher ziehen könnte.

Was meinst du denn mit Powerbar?

Interessant wäre es zu sehen wie der Bogen sich verhält wenn du dich an die Maße annäherst die Dirk genannt hat. Ich kann meinen Bogen auch mal (mit dem Lineal) meßen wenn er einen vernünftigen Tiller hat. Habe auch noch einen anderen Hartriegel mit Linsenförmigen Querschnitt und ausgeprägten Setback im Griff den ich bei Interesse vermessen kann. Der ist nach meinem Geschmack sehr flott.

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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Bogenhannes » 08.05.2014, 22:48

Ja der Stave war mit 2,5cm sehr stark Wegen den von Dirk genannten Eigenschaften von Hartriegel und meinem schlechtem Gewissen gegenüber dem Stave ;) habe ich die Dicke vorsichtshalber angepasst. Das sind auch die Maße, die er angedacht hat.

Ich habe nun einen Dickentaper von ca 1cm. Der Unterschied zum Taper des Eibenrezeptes liegt also um 5mm niedriger. Das gibt ja 2,8cm in der Mitte vor. Die fehlen jetzt sozusagen um den Stave sich biegen zu lassen.

Die "Powerbar" ist der Bereich um die 10cm Griff in der Mitte herum. 15 cm hoch und 15cm runter. Das ist der Bereich, also insgesamt 40cm, in dem sich nur der Dickentaper verändert. Der Breitentaper ist NOCH gleichbleibend bei 34/35mm.
Der Dickentaper verändert sich in diesem Bereich um ganze 3mm. Das bringt keine Biegung.

Das Prinzip der Powerbar ist für meinen Bogen Schrott, weil es nur bei einem elastischerem Holz wie Eibe mitarbeitet. Das ist meine EIGENE Erfahrung jetzt :)

Die einzige Möglichkeite den Bogen bei Kräften zu halten und Biegung in der Mitte zu erhalten ist also der Breitentaper von der Mitte ausgehend. Ich muß also etwas "tricksen" wie es Dirk schreibt.

Bei Hartriegel sollte man zu Beginn etwas mehr Breite zu lassen, wenn man es etwas "komfortabler" beim Bau haben möchte.

Ich frage mich gerade nur, ob ich doch noch die 10 cm Griff erhalten soll und dort die Seiten parallel verlaufen lassen soll bei 34mm? Ich hätte dann sozusagen eine Mini-Powerbar.

Ansonsten würde ich sagen, es bringt immer etwas sauber getillerte Bögen zu vermessen und sich an diesen Maßen zu orientieren. Insbesondere, wenn sie aus anderem Holz als Eibe sind ;)

Blacky hat ja oft genug betont, dass sein Rezept nur für Eibe gilt.
Zuletzt geändert von Bogenhannes am 09.05.2014, 13:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Blacksmith77K » 09.05.2014, 07:40

Jo, bei laminierten Staves ist die 6footer Anleitung auch banane. Dann haste 'nen Peitschentiller und einen elend steifen Griffbereich. Brechen dann auch sehr gerne in der Hauptbiegezone. ;)
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Bogenhannes » 10.05.2014, 23:25

Ich hatte einen Peitschentiller...und bin mit einem starken Seitentaper dagegen angegangen.
In der Mitte hat er jetzt 3,4cm Breite und wird dann auf den ersten zwanzig cm auf jeder Seite auf 2,8cm schmaler. Dann relativ linearer Taper bis auf die Enden, die jetzt bei 1,2cm liegen.
Dicke genau in der Mitte 2,3cm...

Entspannt nach dem Stress :)
Samstag Hartriegel entspannt.jpg


Versuchsweise Stand 15,5cm
Samstag Hartriegel Stand fünfzehn.jpg


Stand 12cm
Samstag Hartriegel Stand zwölf.jpg


Erstens
Samstag Hartriegel Stand zwölf erstens.jpg


Zweitens
Samstag Hartriegel Stand zwölf zweitens.jpg


Morgen schau ich mir das nochmal an. Dann werde ich dei Kante runden und den Bogen paar Stunden aufgespannt liegen lassen.
Dann geht es weiter bis 28"

Viele Grüße
Johannes

PS: Aktuelle Masse 580g
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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Bogenhannes » 11.05.2014, 16:07

Dicke in der Mitte 2,2cm, jetzt biegt sichs mehr...
Sonntag Hartriegel stand fünfzehn.jpg

erstens
Sonntag Hartriegel stand fünfzehn erstens.jpg

zweitens
Sonntag Hartriegel stand fünfzehn zweitens.jpg

die Welle rechts am WA-Ende nehm ich mit, mal gucken wie weit sie sich geglättet hat im Vollauszug.
Link ist der Sehnenabstand vom Bogenbauch 0,4cm geringer.

Bin am Überlegen wegen der Kanten...stark abrunden will ich sie jetzt eigentlich nicht. Der Bogen ist ganz schön schmal.
Sonntag Hartriegel stand fünfzehn Kanten.jpg


Jetzt glätten, grob abschmirgeln...aufspannen und ruhen lassen.
Dann zum Vollauszug ... ;)

PS: Harter Auszug, genau wie es prophezeit wurde.
Zuletzt geändert von Bogenhannes am 11.05.2014, 18:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Benedikt » 11.05.2014, 16:51

Sieht gut aus!
Interessantes Experiment :)
Wie hoch schätz du das Zuggewicht auf dem zweiten Auszugsbild?
Mach Späne
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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Bogenhannes » 11.05.2014, 18:56

Kann ich nicht sagen...aber es fühlt sich an, als wäre Vorsicht zum Vollauszug hin angebracht ;D

Hoffentlich hälts...
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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Bogenhannes » 11.05.2014, 21:28

So alles geschliffen ...eher viereckiges Profil, naja
Ich häng ihn jetzt über Nacht auf ;D also ab 11Uhr abends bis morgen um sechs.
Mal schaun wieviel Set er dann hat.
Achja, ich hab doch mal getestet: Der Auszug auf dem letzten Foto beträgt 18" und dabei erreicht er 41lb. Ich kann jetzt nicht genau abschätzen, wieviel das bei 28" sein wird. Vielleicht hat ja jemand nen Tip?

Sozusagen roh..
Hartriegel sontachaamd entspannt.jpg


15cm Stand
Hartriegel sontachaamd aufgespannt.jpg


Bis morgen oder so :)

PS: Der Stand auf dem Foto sieht deswegen so schief aus, weil die Auflage in der Waage ist.
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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Neugier » 11.05.2014, 21:34

Bei einem geraden Anstieg entspricht das 63#/28"

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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Heidjer » 11.05.2014, 22:09

Nö 75#@28

18" Auszug - 6" Standhöhe = 12"
41# : 12" = 3,4 #/"
3,4#/" x 22" = 74,8#

Die 75# hätte er auch, wenn Du ihn jetzt bis 28" ausziehst, ob er das aushält ist eine andere Frage, ich würde mich den 28" in kleinen Schritten nähern und eventuell dabei nachttillern.

So wie es aussieht sollte das ein 65# werden, wenn nur noch sehr wenig getillert wird vielleicht auch noch 70# aber 5# wird er allein durchs Einschiessen und finischen noch verlieren. ;)


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Re: Der Bau eines D-Bogens aus Hartriegel

Beitrag von Neugier » 11.05.2014, 23:04

Ok hab die Standhöhe vergessen. :D

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