Holz entwachsen für Rohhautbacking

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
Kentucky
Newbie
Newbie
Beiträge: 15
Registriert: 22.05.2014, 13:31

Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Kentucky » 23.05.2014, 19:50

Hallo Gemeinde,

ich bin neu hier und das ist mein erster Beitrag.

Ich hab mich hier angemeldet weil ich beim Durchstöbern viele interessante Dinge gelesen hab und ich hoffe, daß ich in Zukunft auch einige Dinge hier beitragen kann.

Ich hätte da gleich mal eine Frage an die Bogenbauer hier.

Und zwar hab ich einen wunderschönen, etwas seltsam aber schön gewachsenen Robinienbogen.

Er hat im unteren Bereich ein Astloch, das auch sehr schön herausgearbeitet wurde.
Leider hat er in diesem Bereich schon "geknackst".

Er ist noch stabil und ich hab ihn auch seit dem Knacken noch öfter geschossen.
Man sieht allerdings einen ganz leichten Querriss.

Mir ist aber nicht mehr ganz wohl dabei. Ich möchte das schöne Stück ja noch länger haben.

Jetzt bin ich auf die Idee gekommen, ein Rohhautbacking zum Schutz vor weiterer Beschädigung aufzubringen.
Ob über die ganze Länge oder nur an der beschädigten Stelle, weiß ich noch nicht. Da der Bogenbauch sehr "snakey" ist, ist es vermutlich etwas schwierig die Rohhaut auf gesamter Länge ohne luftblasen aufzubringen.
Ich hab damit auch überhaupt keine Erfahrung.


Mein Problem ist jetzt, daß der Bogen komplett gewachst ist und ich nicht weiß, ob die Verklebung da überhaupt hält.
Zum Thema Holz entwachsen hab ich einige Dinge gefunden, aber alle haben was mit Fettlösern (z.B. Aceton) und Abschleifen zu tun.

Ich möchte den Bogen jetzt nicht versauen indem ich da ohne weitere Infos von Profis das Rumschleifen anfang.

Auf den Bildern sieht man das Astloch. Ich hab die beschädigte Stelle mal vorerst mit gewachster Kunstsehne verarztet, aber das bringt bei einem Querriss vermutlich eh nicht viel.

Kann mir wer Tips geben wie ich da ein vernünftiges Rohhautbacking draufkrieg?

IMG_2457.JPG

IMG_2463.JPG

IMG_2462.JPG

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Squid (✝) » 23.05.2014, 20:04

Moin,
ich weiß nicht, ob Rohhaut das Mittel der Wahl ist. Das Zeug ist doch recht dehnbar und der Riss könnte da drunter "weiter arbeiten". Dann machts irgendwann knacks.

Ich würde über Glasfasergewebe oder Leinen-/Hanffasern nachdenken, die sind deutlich weniger dehnbar.

Das Klebstoffproblem hast du ja schon erkannt: Auf dem Wachs hafte nix vernünftig (außer irgendwelchen giftigen Industrieklebern wie Bindan Cin, der zwar für ölige Hölzer ist, aber man nur mit Gewerbeschein bekommt). Das muss also runter (auch bei CIN!). Wie dick ist der Rückenring? Wenn der ein wenig Spielraum hat, dann spricht eigentlich nichst gegen Abschleifen (bis das Schleifpapier nicht mehr verspackt sondern trockenen Staub produziert. Dann großzügig mit Aceton abwischen.

Noch als Info: Rohhaut klebt man am Besten mit Hautleim, einfach weil es im Prinzip das Gleiche ist.
Glasfaser mit Epoxid und die Naturfasern mit Holzleim oder Epoxy. Holzleim halte ich aber hier auch nicht für sinnvoll, weil der, was Fett angeht, ne ziemliche Zicke ist.

Hinterher noch eine Wicklung drüber und dann das Beste hoffen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
Kentucky
Newbie
Newbie
Beiträge: 15
Registriert: 22.05.2014, 13:31

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Kentucky » 23.05.2014, 21:39

Danke erst mal für den Tip mit Glasfaser oder Hanf.

Da ich ungern Glas auf den Bogen packen möchte, würde ich wohl eher Hanf nehmen.

Hört sich auch logisch an mit dem Dehnen.
Ich brauch ja was, das stabilisiert und sich nicht ausdehnt.

Ich denke ich kann da normalen Dichthanfnehmen oder? Sowas hätt ich nämlich noch hier rumliegen :-)

Wegen der Dicke des Jahresrings bin ich mir nicht sicher. Ist etwas schwer zu erkennen. Ich denke so 1mm wirds sein.

Es bleibt mir aber scheinbar eh nichts anderes übrig als vorsichtig anzuschleifen und dann versuchen zu kleben. So kann ich den Bogen jedenfalls nicht mehr schießen.

Ich wart damit aber noch ein bisschen, vielleicht hat ja noch jemand eine andere Idee.

Benutzeravatar
kra
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6752
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von kra » 23.05.2014, 21:59

So vom Photo her habe ich den Eindruck, das am Loch etwas wenig Material (seitlich) übrig gelassen wurde - das richt etwas nach Schwachstelle.

Rohhaut würde ich nicht nehmen, da hat Squid ja schon die Begründung gegeben. Hanf oder Leinen würde ich da auch vorziehen.
Zum entfetten: ganz vorsichtig mit der Ziehklinge das Wachs abnehmen, bis die ersten Holzspäne mitkommen und dann den Bereich mit Aceton o.ä. entfetten. So mindestens 3-4cm in beide Richtungen vom Riß aus.
Dann eine Lage Leinen, Hanf o.ä. (z.B. ein Stück guter, neuer Leinenstoff, 2-Lagig) aufkleben (dafür würde ich Epoxy nehmen, den Stoff auch entfetten) und mit Trennfolie (silikonisiertes Backpapier) und einem elastischen Band (Hosengummi, Felgenband, Fahradschlauch) anpressen und aushärten lassen. In diesem Schritt mit dem Epoxy sparsam sein! Sonst ist ne Sauerei unvermeidlich. Am besten seitlich und den Bauch mit Malerkrepp o. Klebeband abkleben. Dann rechts und links 1 cm mit Sternzwirn wickeln, um die Verstärkung zu sichern, mit Epoxy einlassen, einföhnen, aushärten lassen, etwas ruhen lassen (einen Tag) und fertig.

Ich würde beide Seiten von der Umrahmung des Loches so behandeln!

Btw, was ist das Zuggewicht des Bogens, wie lang ist er usw. und nichtbzuletzt:

Herzlich Willkommen auf FC!
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Benutzeravatar
Kentucky
Newbie
Newbie
Beiträge: 15
Registriert: 22.05.2014, 13:31

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Kentucky » 23.05.2014, 22:26

Also der Bogen hat ca. 40 Pfund bei 28Zoll auszug und ist etwa 70 Zoll lang.

Da ich jetzt keinen übermäßig großen Auszug hab (gemessen ca. 27 Zoll), könnte ich den Bogen vielleicht doch noch weiterbenutzen.

Benutzeravatar
killerkarpfen
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2855
Registriert: 06.02.2005, 17:15

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von killerkarpfen » 23.05.2014, 23:02

Ja ein Bild vom Querriss, der Schadstelle wäre sicher hilfreich.

Ein Querriss, und ich nehme an der ist auf der Bauchseite. Dass kann ein Stauchriss sein und um diesen zu reparieren, finde ich ein Backing zu machen nicht unbedingt die beste Lösung. Ein Backing nimmt Zugkräfte auf und erhöht den Druck auf der Innenseite.

Auch die Wicklung hilft da wenig.

Mein Vorschlag, ein Facing aus Horn auf die betroffene Stelle kleben.
Die Stelle mit der Ziehklinge tief abtragen. ein längliches Stück Rinderhorn einpassen und warm mit Epoxy verkleben. Wenn es ganz traditionell geschehen sollte hält auch Hautleim sehr gut. Der braucht aber ewig zum trocknen und ist absolut nicht Wetter tauglich. Danach die Uebergänge bündig verschleifen.
So wird ein Teil des Risses beim ausschaben entfernt und das Hornpflaster stützt die Stelle. Damit wird der Riss entlastet, weil dieser näher zur Mitte, in die neutrale Biegezone rückt.
Das Auge kann danach wieder schön ausgearbeitet werden.

Benutzeravatar
Kentucky
Newbie
Newbie
Beiträge: 15
Registriert: 22.05.2014, 13:31

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Kentucky » 23.05.2014, 23:26

Der Riss ist leider auf dem Rücken.

Riss ist vielleicht etwas falsch ausgedrückt.
Man kann feine, abstehende Splitter erkennen wenn man genau hinschaut.

Da das Knacken aus der Richtung kam und ich sonst keine Beschädigungen erkennen kann, müsste das wohl der Grund für das unangenehme Geräusch gewesen sein.

Ich mach mal morgen die Wicklung ab und stell ein Foto von der Stelle rein.
Vielleicht sehen Profis da ja tatsächlich mehr als ich :-)

Benutzeravatar
Kentucky
Newbie
Newbie
Beiträge: 15
Registriert: 22.05.2014, 13:31

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Kentucky » 24.05.2014, 14:54

So, hier zwei Bilder von der Stelle.

Leider ist es etwas schwierig die Beschädigung auf dem Bild einzufangen.

Ich habs mal eingekreist.

An der Stelle sind zickzackförmig einige Splitter zu sehen. Das ist die Stelle, die ich als Ursache für das Knacken ausgemacht habe.

IMG_2465.JPG


IMG_2466.JPG

Benutzeravatar
Benedikt
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2904
Registriert: 01.09.2013, 12:41

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Benedikt » 24.05.2014, 15:03

Okay, sooooschlimm ist das nicht, ich denke, da kann man noch was retten :)
Also:
Raue die Stelle mit Schleifpapier auf(Wachs muss komplett entfernt sein) und bringe ein Leinenpflaster auf. Das Leinen mit Epoxidharz aufkleben und den Stoff damit durchtränken.
Dann eine fste Wicklung mit Mittelwicklungsgarn über das Pflaster und diese Wicklung ebenfalls mit Epoxidharz durchdränken.
Gruß
Benedikt
A dream is not reality, but who is to say which is which?

Benutzeravatar
Kentucky
Newbie
Newbie
Beiträge: 15
Registriert: 22.05.2014, 13:31

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Kentucky » 24.05.2014, 15:23

Das beruhigt mich jetzt etwas.

Ich werds mal so versuchen.

Sollte ich nicht vielleicht gleich die ganze Stelle um das Astloch mit verstärken?

Schaden könnts sicher nicht. Das ist ja die größte Schwachstelle an dem Bogen.


Wär echt schade um das schöne Stück.
Er hat einen natürlich gewachsenen Centershot und schießt sich hervorragend ^^

Benutzeravatar
Benedikt
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2904
Registriert: 01.09.2013, 12:41

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Benedikt » 24.05.2014, 15:45

Wenn im Vollauszug da keine Schwachstelle zu erkennen ist, dann ist eine komplette Verstärkung mMn nicht notwendig :)
Gruß
Benedikt
A dream is not reality, but who is to say which is which?

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Squid (✝) » 24.05.2014, 16:06

Die Wicklung dient hier nicht zur Verstärkung, sondern zum Sichern des Pflasters. Denn ob wirklich ALLES Wachs weg ist: Wer will das sagen.

Ausserdem siehts cooler aus, als son Faserpflaster. Besondern mit ner zweiten (Zier-)Wicklung am anderen Wurfarm
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
Kentucky
Newbie
Newbie
Beiträge: 15
Registriert: 22.05.2014, 13:31

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Kentucky » 24.05.2014, 17:32

Ist es besser das Epoxidharz am Pflaster zuerst trocknen zu lassen bevor ich die Wicklung drübermache und mit Harz tränke oder ist es besser alles in einem Rutsch zu machen?

Ich hab leider mit Epoxidharz überhaupt keine Erfahrung und weiß nicht wie sich das verarbeiten lässt.

Gibts da Unterschiede oder kann ich jedes Harz nehmen?

Hab grad mal etwas rumgestöbert. Da gibts schon einiges an Auswahl.

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Squid (✝) » 24.05.2014, 18:30

Für kleine Reparaturen nehmen wohl die Meisten hier UHU schnellfest (das blaue) uder UHU endfest (grün). Kostet so um 7 Kröt.

Hier würde ich folgendes tun:
- anrühren
- das Holz einschmieren
- das Pflaster druf pappen
- das Pflaster von Außen noch mal einschmieren, bis es wirklich getränkt ist
- für wirklich sicheres durchfeuchten bzw. sich mit dem Holz zu verbinden kurz anföhnen (Vorsicht, das Zeug wird schnell sehr flüssig)
- aushärten lassen
- schön dicht an dicht mit Sternzwirn wickeln (die Wicklung kann das Pflaster gerne etwas Überlappen)
- die Wicklung mit Epoxy einschmieren und wieder anföhnen.

Später noch die Zierwicklung auf gleicher Höhe am anderen Wurfarm.

Ich würde nicht die Wicklung auf das feuchten Pflaster machen (das ginge aus Zeitgrünen NICHT mit UHU schnellfest, der bindet nach 5 min ab), weil die Gefahr, dass das alles verrutscht und ein seltsames Gebilde entsteht, zu groß ist.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
Kentucky
Newbie
Newbie
Beiträge: 15
Registriert: 22.05.2014, 13:31

Re: Holz entwachsen für Rohhautbacking

Beitrag von Kentucky » 24.05.2014, 18:52

Alles klar.

Ich werds versuchen und das Ergebnis dann hier veröffentlichen.

Vielen Dank für die Tips.

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“