Möglichkeiten u. einheim. Alternativen zu Tropenholz

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Bogenhannes
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Möglichkeiten u. einheim. Alternativen zu Tropenholz

Beitrag von Bogenhannes » 25.05.2014, 14:09

Es ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass gerne Tropenhölzer verwendet werden um den Bogen "aufzuhübschen". Gerade wir Bogenbauer sollten die Problematik von Raubbau und den Folgen von Holzeinschlag kennen. Siehe z.B. unsere allseits beliebte Eibe, die in guter Quali nur noch für Unsummen zu haben ist. Einer der letzten zusammenhängenden Eibenforste, eigentlich eher ein Wäldchen, steht bei mir in der Nähe von Göttingen.
Das ist auch der Grund, warum ich persönlich Selfbows nur aus einheimischen Hölzern baue. Es spricht ÜBERHAUPT nichts gegen Applikationen und andersfarbige Griffhölzer, aber dann bitte aus unserer Gegend stammend.
Ich denke, dass dies auch bei Laminaten möglich ist.
Mir stehen immer mal wieder die Haare zu Berge wie unbedarft hier mit dem Holz, dessen Herkunft nicht immer ganz klar ist, und das möglicherweise aus Raubbau stammt umgegangen wird.
Snake-Jo hat geschrieben:
Grundsätzlich sollte für den "Edelholzgriff" möglichst einheimische Hölzer verwenden und den Raubbau an Tropenhölzern nicht unbedingt anheizen.
Viele Zertifizierungen der Tropenhölzer sind ihren Namen nicht wert. Edelhölzer aus inzwischen heimisch gewordenen Bäumen und Sträuchern aus Garten und Park tun es auch. Ich kann für fast jede Farbe und Maserung ein Beispiel nennen, oder auch zwei! ;-)

War schonmal vor fast 10 Jahren ein Thema: http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=2456&p=35034&hilit=Edelholzgriff#p35034 und sollte auch meiner Meinung immer mal wieder thematisisert werden.

Das bisschen Regenwald, was noch vorhanden ist wirds Euch danken:
Balataernte, auch bekannt als Beefwood oder Massaranduba
Balata.jpg

(Wikipedia)

Das wir Bogenbauer im Vergleich zu anderen Holzverbrauchern wenig Edelholz verbauen halte ich für eine Phrase, die als Entschuldigung dient für verantwortungsloses Handeln.
Dieser Thread sollte als Appell verstanden werden und nicht als Verurteilung. Natürlich sind diese Hölzer schön. Ich möchte aber dazu anregen auch alternative einheimische Hölzer in Erwägung zu ziehen und zu verbauen.

Viele Grüße
Johannes
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Wilfrid (✝)
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Wilfrid (✝) » 25.05.2014, 14:28

Wie Du richtig bemerkst, sind gute Hölzer wie Eibe sehr teuer geworden, wenn sie denn überhaupt angeboten wird und bogentauglich ist ....
Allerdings kommt man an "Zierhölzer" (Obsthölzer und andere bunte) noch schlechter dran, da sie schlicht verheizt werden.

Dank der Großshredder und der zunehmenden Holzheizungen ist Bogenholz aus heimischen Beständen sehr selten geworden

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Bogenhannes
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Bogenhannes » 25.05.2014, 15:04

Wilfrid hat geschrieben:Allerdings kommt man an "Zierhölzer" (Obsthölzer und andere bunte) noch schlechter dran, da sie schlicht verheizt werden.
Dank der Großshredder und der zunehmenden Holzheizungen ist Bogenholz aus heimischen Beständen sehr selten geworden


Das würde ich aber nicht sagen. Gerade wir wissen wie man an einheimisches Holz kommt. Und auf den BAuhöfen liegt auch viel Schnittabfall herum, den unsereiner auch rissfrei trocknen kann. Dieser "Abfall" ist für Tips und Griffhölzer genau in den richtigen Dimensionen.

Noch als Anregung aus Präsentationen der letzt Wochen:
Goldregen auf Robinie
Goldregen auf Robinie.jpg

Hartriegel auf Faulbaum
Hartriegel auf Sumach.jpg

Wildkirsche auf Hasel
Wildkirsche auf Hasel.jpg

Ich schau noch ein bisschen und sammele noch ein paar schöne Beispiele...
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Bogenhannes » 25.05.2014, 16:49

Hab noch wat gefunden zum gucken...

Goldregen auf Holunder
Goldregen auf Holunder.jpg


Hainbuche mit Faulbaum (Sumach)
Hainbuche mit Sumach.jpg


Falls noch jemand anders schöne Beispiele hat...immer her damit. :)
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von SilkyJoe » 25.05.2014, 17:10

Interssante Thematik.
Taugt Ulmenkern auch als Tipoverlay?

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beke
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von beke » 25.05.2014, 17:11

Bogenhannes, ich gebe Dir uneingeschränkt Recht!
Ich gebe aber zu, daß ich auf Flohmärkten nach hässlichen oder beschädigten Souvenirs Ausschau halte, die aus brauchbarem (auch exotischem) Holz sind. Die würde ich verwenden mögen.
Beke, die Horn auch nicht mag und von der örtlichen Gänseschlachterei erzählt bekommen hat, daß die Gänse anfangen zu weinen... Super - jetzt kann ich auch noch Mauserfedern suchen...
Beke - ungarisch: "Friede"
Im Besitz der Freiheit und im Kampf um die Gleichheit vergessen die Menschen die Brüderlichkeit.
H. G. Wells

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Moormann
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Moormann » 25.05.2014, 17:12

@Bogenhannes: Seh ich genauso....
Bei mir fließt die Art des verwendeten Holzes auch in die Beurteilung beim BdM ein. Kann so "Tropenbomber" gar nicht ab, in denen anscheinend (?) völlig unkritisch 5-6 verschiedene teils stark gefährdete Tropenhölzer verbaut wurden. Meiner Meinung nach ist Ästhetik hier kein hinreichender Grund. Wenn ich nicht billig an schöne heimische Hölzer komme, muss ich dann unbedingt einen "Regenbogen-Bogen" bauen?
Das ist meine eigene Meinung und stellt keinesfalls einen Angriff auf irgendjemanden dar.
LG
Moormann

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Tom Tom
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Tom Tom » 25.05.2014, 17:16

@SilkyJoe

jop taugt ;)

und ich bin auch der Meinung das Tropenholz nicht sein muss...

@Bogenhannes
Einwurf :D aufm letzten Bild ist kein Faulbaum sondern glaub eher Essigbaum ::)

lg Tom Tom
Dateianhänge
DSC03787.JPG
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Bogenhannes
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Bogenhannes » 25.05.2014, 17:28

Ja, ich glaub da bist eher du richtig ::)
Mit den beiden Hölzern habe ich keine Erfahrung gesammelt und ich habe sie immer in den gleichen Topf geworfen. Essigbaum war für mich immer Hirschkolbensumach, oder Senfbaum usw. Das sind natürlich zwei unterschiedliche Holzarten.
Habe mich einfach beim Abschreiben von der Präsi verschrieben.
Viele Grüße

PS: Esche mit Zwetschgengriff ;)
Esche mit Zwetschgengriff.jpg


Edit: Nein, du warst schon richtig. Essigbaum ist der Trivialname von Rhus typhina und er gehört zu den Sumachgewächsen. Die Art heißt original tatsächlich Hirschkolbensumach, nach den aufrechten Kolben der Blüten.
LG,
Jo
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Squid (✝)
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Squid (✝) » 25.05.2014, 18:00

Das Grundproblem: Ne Bambus- oder Hickoryleiste kostet 10 Kröt, eine vernünftige Terrassenbohle aus Ipe, Massa, etc. kostet 12 Flocken. Aber daraus bekomme ich 6 Leisten. Ich kann also einen schicken BiLam für 12 Euro plus Klebstoff plus Zeit fabrizieren. Selbst wenn ich den Gegenwert meiner Terrassenbohle an Greenpeace spende, kostet der Bogen trotzdem nur 14 € plus Klebstoff. Hmmm...

Gute Staves aus hiesigem Holz (incl. Ungarnosage) gehen nicht unter 50 € in mein Eigentum über, Spitzenholz kostet u. U. mehrere 100 Tacken.
Nun, ich bin nicht Krösus, da kann ich meine Ziehklinge gleich an den Haken hängen...

Was die Restabschnitte für Grif / Tips aus sog. Edelholz angeht: Bei meinen beiden Baumärkten und einem Tischler wandern die komplett in die thermische Verwertung. Die tauchen weder in den Geschätsstatistiken auf, und da ich in der Sache auch kein kaufender Kunde bin, sondern nur deren Müll verwerte, ist die Nachfrage nach Tropenholz dadurch absolut nicht betroffen.
Die Nachfrage bestimmen die Leute, die sich aus diesen Hölzern Terrassen, Balkons oder Vertäfelung bauen lassen.
DAS sind also die hiesigen Leute, die sensibilisiert werden müssen.

Nur so am Rande: Rodungen für Goldsuche (Brasilien), Aluminiumabbau (Afrika), Rinderzucht (Argentinien), Palmöl (Südostasien), Zellstoff und Biodiesel machen einen so gigantischen Anteil an der Fläche aus und werden auch noch von den diversen korrupten Regierungen in den Ländern bzw. den regierungsnahen Konzernen gefördert, dass selbst der deutsche Häuslebauer keine ernst zu nehmende Rolle spielt.

Was soll also dieser Thread, in dem wieder heimlich die Gutmenschenkeule geschwungen wird? Ich habe einige Bögen mit Tropenholzanteil, ich bin genau so böse, wie die Arschlöcher in Indonesien, die die Zertifikate fälschen? Super, dann will ich aber auch deren Geld haben...

Wir sollten auch dringend über die Abschaffung von Rennsport und Fußball-Bundesliga nachdenken: Schließlich enteht dabei ja CO2 und die Pappbescher in den Stadien sind auch absoluter Waldfrevel.


Und jetzt noch was ketzerisches: Wie sollen die armen Holzarbeiter in den genannten Ländern denn ihre Familien ernähren? Die können doch nichts anderes. Was geht vor? Menschen oder Bäume?
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Bogenhannes
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Bogenhannes » 25.05.2014, 18:13

Squid hat geschrieben:Was soll also dieser Thread, in dem wieder heimlich die Gutmenschenkeule geschwungen wird?
Wir sollten auch dringend über die Abschaffung von Rennsport und Fußball-Bundesliga nachdenken: Schließlich enteht dabei ja CO2 und die Pappbescher in den Stadien sind auch absoluter Waldfrevel.

Genau ;D

Neenee, das hat nichts mit "Gutmensch" zu tun. Wenn man so argumentiert können wir das mit dem Internet sowieso gleich an den Nagel hängen. Ist ja alles irgendwie umweltschädlich.
Ich möchte damit nur mal anregen über alternative Hölzer nachzudenken. Holz organisieren ist nie ganz einfach, aber es lohnt sich. Ich kann mein mulmiges Gefühl beim xten Zebrano- oder Massa- undundund-Griffteil eben nicht ganz unter den Teppich kehren. Für mich hat Bogenbau auch was mit Nachdenken zu tun...sorry
Also...ganz ruhig, nicht gleich aufregen.
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Neumi » 25.05.2014, 18:15

Hallo, ja, so seh ich das im grossen und ganzen auch. Allerdings finde ich den Vergleich mit der Eibe unpassend, da dieser Raubbau zu Zeiten begangen wurde, in denen nur sehr wenige Menschen schon ein Umweltbewusstsein entwickelt hatten.
Hier Rosenholz (muss leider noch lagern, bevor es zum Bogen werden kann).
Grüsse Allerseits - Neumi
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...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Squid (✝) » 25.05.2014, 18:24

Rein fachlich: Es gibt kein einheimisches Holz mit den technischen (!) Eigenschaften von Massaranduba oder Ipe. Die Ästhetik ist mir Wurscht. Aber Robinie oder Eibenkern (wobei die ja auch gefährdet ist) sowie Holler tuns möglicherweise auch.

Und in der Sache: Sinnvoll ist, sich aktiv zu engagieren, sei es durch Spenden an einschlägige Institutionen wie Greenpeace oder sogar "Manpower" einzubringen und das Problem noch mehr durch Öffentlichkeitsarbeit in den Focus zu bringen. Denn wenn DAS klappt, dann versiegt der Tropenholznachschub ganz von selbst. Beim Elfenbein hat das auch halbwegs gut funktioniert...

Hättest du DIESEN Ansatz noch mit 'reingeschrieben, hätte ich dir mit kleinen Einschränkungen zugestimmt...
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 25.05.2014, 18:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Neumi » 25.05.2014, 18:29

An dieser Stelle möchte ich Avaaz erwähnen, für alle die dieses Netzwerk noch nicht kennen.
Grüsse - Neumi
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Wilfrid (✝)
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Re: Tropenholz und Bogenbau

Beitrag von Wilfrid (✝) » 25.05.2014, 19:06

So die anderen verbrauchen viel mehr ist kein Argument ...
Aber, es wird sonst verheizt, ist eins, denn so ein Stück Holz von 20 x 2x 4 cm fällt in der Thrmobilanz des Betriebes genauso auf , wie die Schrottbohle ausm Baumarkt, die man für die Hälfte kriegt. Garnicht ...
Was die Gefährdung der Bestände angeht, sind allerdings Eibenbögen ein echtes Problem. So denn unter fadenscheinigen Gründen die Eibe geschlachtet wird.
Die Nachfrage nach Eibenbögen ist ja doch ewaltig gestiegen, vorallem durch die "Middelalderszene" , die ja Eibenbögen ab 30# nachfragt. Und mehr als 4 Bögen gibt ein Baum nicht her, manchmal weniger, wegen Drehwuchs. Und viele erkennen den nicht am lebenden Baum und schlachten den in der Hoffnung auf dicke Kohle.

Und dieses "ohboah ey, Eibenbogen" kostet also je Bogen dann eben ~10 (Garten)Eiben das Leben. Wenn man also so ein Teil baut, entweder für sich selbst oder für jemanden, der so einen Bogen auch zu schätzen weiß. Und dann eben Bäume, die man selbst geschlachtet hat, weil sie wirklich über waren oder ähnliches. Und dann eben kein Verkauf von Staves und vorallem keine noch so schönen irgendwo erwerben, und wenn dann eben für kleines Geld.
So eine Eibe mit Jahresringen von 0,08 cm (60rpi) braucht für einen Durchmesser von 16 cm 100 Jahre ... Und wie schnell ist so ein Bogen dann Schrott.
Gleiches gilt übrigens wohl bald auch für Goldregen ....

Wir sind gerade wieder Dabei, Raubbau an den Eibenbeständen zu üben

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