Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

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Apolyxon
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Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Apolyxon » 17.06.2014, 21:21

Hallo!

Ich habe ein paar Fragen zu Leinenbackings.

Ich habe ein Hickorykantholz, in welchem die Jahresringe recht quer liegen. Da es Hickory ist, werde ich die Seite als Rücken nehmen, an welcher die wenigsten Jahresringe herausstehen. Sicherheitshalber will ich den Bogen aber backen, auch wenn es sich um Hickory handelt und er etwa 40 lbs auf 188 cm ziehen soll.

In einem uralten Thread (2004: http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=1808&p=26001&hilit=Er+biegt+sich#p26001) habe ich die Information gefunden, man solle den Bogen im gespannten Zustand backen, wenn man nur einen Bruchschutz will.

Macht das für mein Hickorykantholz Sinn oder reicht dort ein Backing im ungespannten Zustand?


Dann habe ich desöfteren gelesen, dass man möglichst den Bogenrücken mit Aceton entfetten sollte, damit das Backing hält. Kann ich hierzu Nitro-Universalverdünnung benutzen?

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Holzwurm93
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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Holzwurm93 » 17.06.2014, 21:56

Ich habe selber bisher noch kein Backing gemacht, da kann ich also nicht helfen, aber ich wollte dir einen anderen Rat geben: Wenn du nur auf 40 lbs hinaus willst, dann mach den Bogen nicht ganz so lang. Sonst büßt er unnötig viel Schnelligkeit und Leistung ein, weil er unheimlich viel Masse im Vergleich zum Zuggewicht zu bewegen hat. Ich hatte neulich einen (nagelneuen) 35lbs Hickory ELB in der Hand. Der muss ca. 1,85-1,90m groß gewesen sein. Aber die Schussleistung war zum heulen, obwohl er schon eine enorme Standhöhe hatte. Wäre besser, wenn du dir das nicht antust.
Hickory hat einen guten Zusammenhalt der Jahresringe. Ich hab schon viele Bögen gesehen mit total schrägen (stehenden) Ringen am Rücken. Lad doch einfach mal Foto vom geplanten Rücken hoch. Dann kann man beurteilen, wie bruchgefährdet er überhaupt ist.
LG Joseph
Wer nicht den Willen hat einen Menschen kennen zu lernen, der hat auch auch nicht das Recht das Handeln dieses Menschen zu beurteilen.

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Squid (✝) » 17.06.2014, 22:21

Eigentlich muss es nicht sein, bei den angestrebten Dimensionen wird das sowieso schon eher ein Diesel als ein Benziner mit Turbo ;)

Aber des Menschen Wille ist bekanntlich sein Himmelreich. Daher: Es macht Sinn, den Bogen zumindest unaufgespannt zu bekleben, besser ist m. E. aber, den Bogen sogar einige cm reflex zu biegen.
Warum? Weil man den Stoff eben doch nicht so straff, wie es sein sollte, aufkleben kann.

Nitroverdünnung ist nur dritte Wahl. Denn das Zeug kann Öle bzw. Fette enthalten, die dann auf dem Holz bleiben.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Apolyxon » 18.06.2014, 08:52

Squid hat geschrieben:Eigentlich muss es nicht sein, bei den angestrebten Dimensionen wird das sowieso schon eher ein Diesel als ein Benziner mit Turbo ;)

Aber des Menschen Wille ist bekanntlich sein Himmelreich. Daher: Es macht Sinn, den Bogen zumindest unaufgespannt zu bekleben, besser ist m. E. aber, den Bogen sogar einige cm reflex zu biegen.
Warum? Weil man den Stoff eben doch nicht so straff, wie es sein sollte, aufkleben kann.

Nitroverdünnung ist nur dritte Wahl. Denn das Zeug kann Öle bzw. Fette enthalten, die dann auf dem Holz bleiben.


Danke schonmal. Vielleicht mach ich den Bogen ja noch etwas kürzer, wenn der Tiller stimmt und er schwach ist.

Bilder kann ich nachher oder morgen mal posten.

Was ist denn erste und zweite Wahl? Außer Aceton?

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Squid (✝) » 18.06.2014, 11:22

Benzin geht, allerdings nicht das Zeugs von der Tanke sondern sog. Wasch- oder Leichtbenzin.
Dann - umweltfreundlich - Seife bzw. Seifenwasser. Lohnt aber bei Hick kaum, bei öligen Tropenhölzern ist das dagegen ganz hervorragend.
Und dann die ganze übel giftige Palette aus FCKW und co. Braucht aber kein Mensch.
Aceton ist schon deswegen das Mittel der Wahl, weil es noch am wenigsten giftig ist und die Entfettung gewissermaßen selber betreibt.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Apolyxon » 18.06.2014, 13:32

Squid hat geschrieben:Benzin geht, allerdings nicht das Zeugs von der Tanke sondern sog. Wasch- oder Leichtbenzin.
Dann - umweltfreundlich - Seife bzw. Seifenwasser. Lohnt aber bei Hick kaum, bei öligen Tropenhölzern ist das dagegen ganz hervorragend.
Und dann die ganze übel giftige Palette aus FCKW und co. Braucht aber kein Mensch.
Aceton ist schon deswegen das Mittel der Wahl, weil es noch am wenigsten giftig ist und die Entfettung gewissermaßen selber betreibt.


Ein entfetten von Hickory und eventuell später mal Hasel geht also komplett auch mit normaler Seife? Spüli?

Aceton müsste ich extra dafür kaufen.

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Squid (✝) » 18.06.2014, 15:35

Oh jeminee, wie schlimm.
Das Holz musstest du bestimmt auch extra kaufen. Und das Leinenbacking auch. Und den Kleber... und überhaupt.

1/2 l Aceton kostet 2 Euronen bei Drogerie Müller oder im Baumarkt.
Und das darfs nun nicht mehr sein, es muss mit zweitklassigen Mitteln gearbeitet werden?

Sorry, aber das verstehe ich nicht. Das hat was von den Leuten, die sich ne sündhaft teure Stereoanlage kaufen, aber als Lautsprecherkabel wird billigste Kupferlitze verwendet... ::) ::) ::)

http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=14&t=9964&p=167104&hilit=seife#p167104
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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Felsenbirne » 18.06.2014, 16:20

Holzwurm93 hat geschrieben: Aber die Schussleistung war zum heulen, obwohl er schon eine enorme Standhöhe hatte.
LG Joseph


Die enorme Standhöhe sorgt ja auch für einen lahmen Bogen und nicht etwa umgekehrt ;)
Gruss Matthias

Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgend etwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften.

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Apolyxon » 18.06.2014, 16:58

Squid hat geschrieben:Oh jeminee, wie schlimm.
Das Holz musstest du bestimmt auch extra kaufen. Und das Leinenbacking auch. Und den Kleber... und überhaupt.

1/2 l Aceton kostet 2 Euronen bei Drogerie Müller oder im Baumarkt.
Und das darfs nun nicht mehr sein, es muss mit zweitklassigen Mitteln gearbeitet werden?

Sorry, aber das verstehe ich nicht. Das hat was von den Leuten, die sich ne sündhaft teure Stereoanlage kaufen, aber als Lautsprecherkabel wird billigste Kupferlitze verwendet... ::) ::) ::)

http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=14&t=9964&p=167104&hilit=seife#p167104


Wenn es einen Unterschied zu Seife gäbe, bin ich gerne bereit Geld auszugeben. Mehr wollte ich gar nicht wissen an dieser Stelle. Lohnt sich Aceton, oder macht's die Seife genauso gut und umweltschonender?

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Heidjer » 18.06.2014, 18:19

Es gibt einen Unterschied von Seife und Aceton.
Aceton: 2-3 mal mit einen (Papier-) Lappen oder Papiertaschentuch drüber wischen und gut, es kann nach einer Minute mit allen Klebern weiter gearbeitet werden.
Seife: Holz mit satter Seifenlösung und Bürste abschrubben, mit Wasser abspülen, trocknen lassen. Mit wasserlöslichen Klebern (Holzleim) kann dann bald weiter gearbeitet werden, für Epoxidkleber lieber 1-2 Tage trocknen lassen.

Wenn man das Aceton nicht gleich Gläserweise wegschnüffelt, ist es auch relativ harmlos, man sollte halt nicht täglich damit Stundenlang arbeiten, eine gute Durchlüftung ist von Vorteil.
Aceton ist ein sehr gutes Reinigungsmittel für alle Fette und Öle, für die meisten Kleber, besonders Epoxid wenn es noch nicht abgebunden ist und für Farben, zB gegen Edding.
Man sollte immer irgendwo etwas Aceton stehen haben. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Apolyxon » 18.06.2014, 18:34

Heidjer hat geschrieben:Es gibt einen Unterschied von Seife und Aceton.
Aceton: 2-3 mal mit einen (Papier-) Lappen oder Papiertaschentuch drüber wischen und gut, es kann nach einer Minute mit allen Klebern weiter gearbeitet werden.
Seife: Holz mit satter Seifenlösung und Bürste abschrubben, mit Wasser abspülen, trocknen lassen. Mit wasserlöslichen Klebern (Holzleim) kann dann bald weiter gearbeitet werden, für Epoxidkleber lieber 1-2 Tage trocknen lassen.

Wenn man das Aceton nicht gleich Gläserweise wegschnüffelt, ist es auch relativ harmlos, man sollte halt nicht täglich damit Stundenlang arbeiten, eine gute Durchlüftung ist von Vorteil.
Aceton ist ein sehr gutes Reinigungsmittel für alle Fette und Öle, für die meisten Kleber, besonders Epoxid wenn es noch nicht abgebunden ist und für Farben, zB gegen Edding.
Man sollte immer irgendwo etwas Aceton stehen haben. ;)


Gruß Dirk


Ich danke euch allen für eure Hilfe =)

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Neumi » 18.06.2014, 23:03

Hallo Apolyxon, welches Material willst Du denn eigentlich für das Leinenbacking nehmen (schon klar - Leinen natürlich - aber in welcher Form)? Und wie willst Du das verkleben? Und hast Du schon einmal sowas gemacht (eher nicht, nehme ich an)? Leinen und Leinen ist ja schliesslich nicht das gleiche. Und hast Du schon einen Plan bez. der Vorgehensweise?
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Squid (✝) » 18.06.2014, 23:41

Sorry, das mit dem Aceton kaufen hatte ich fehlinterpretiert.
Ich dachte du knauserst rum und nicht, dass es um die sauberste Methode geht.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Wilfrid (✝) » 19.06.2014, 08:22

Hickory hatte ich noch nicht in der Mache, aber soo fettig ist das nicht. Nicht mehr als Hasel. Und da hält Weißleim oder Sekundenkleber Bombe.
Ein Stoffbacking mache ich so, das ich das Holz mit verdünntem Leimdünn einstreiche, einen moment warte und dann ziemlich dick unverdünnten drauf. Die Stoffbahn auflegen und reindrücken, der Stoff wird ein bisschen angefeuchtet. Dann noch mal mit Leim von oben einstreichenund "richtig reindrücken", dann aushärtenlassen , fertig. Hält bei Stoff Bombe, ohne Wickeln, ohne alles

Apolyxon
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Re: Fragen zu Leinenbacking (auf Hickory)

Beitrag von Apolyxon » 19.06.2014, 11:46

Squid hat geschrieben:Sorry, das mit dem Aceton kaufen hatte ich fehlinterpretiert.
Ich dachte du knauserst rum und nicht, dass es um die sauberste Methode geht.


Schon in Ordnung, sowas kann ich auch nicht ab =)


Wilfrid hat geschrieben:Ein Stoffbacking mache ich so, das ich das Holz mit verdünntem Leimdünn einstreiche, einen moment warte und dann ziemlich dick unverdünnten drauf. Die Stoffbahn auflegen und reindrücken, der Stoff wird ein bisschen angefeuchtet. Dann noch mal mit Leim von oben einstreichenund "richtig reindrücken", dann aushärtenlassen , fertig. Hält bei Stoff Bombe, ohne Wickeln, ohne alles


Ich hatte das vor so zu machen, wie Selfbower in seinen Videos beim Haselflachbogen.
Er schneidet das Leinen erstmal zurecht, legt die Leinenbahnen in ein Holzleim-Wassergemisch (Dein Leimdünn?) ein und streicht das Holz schon ganz leicht mit Leim ein. Dann legt er das Leinen drauf und und streicht oben nochmal gut mit Leim ein. Video hier: https://www.youtube.com/watch?v=XrhbIXMwP_Q


Meine Leinenart? Ganz normal verwebt, bin nicht so der Stoffexperte :D Sieht aus wie im Video.

Habt ihr noch Tipps, um den Bogen danach zu verschönern? Und wieso verspleißt Selfbower seine Leinenbahnen überhaupt? Bei Holz ist mir der Sinn ja noch klar, aber bei Leinen?

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