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Eschenbogen?

Verfasst: 02.07.2014, 20:12
von shadok
esche3.JPG
Länge: >3m
esche1.JPG
Dicke: ca. 5cm


moin,
wäre die abgebildete Bohle (Esche) geeignet, einen oder vielleicht sogar zwei (Lang)Bögen daraus zu bauen? Oder sind z.B. die Jahresringe zu eng?
Bin Anfänger, habe noch nie einen Bogen gebaut, möchte ers aber gerne versuchen. Ich stelle mir als Ergebnis einen Langbogen von 30-40# Zuggewicht vor.

Gruß, Jo.

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 02.07.2014, 23:02
von Bowyer-Tom
Hallo Shadok,

wie sieht denn die gegenüberliegende Stirnseite aus? An der Schnittstelle hat sich ein Ast gebildet, evtl. musst Du mal ein Stück absägen und dann die Schnittfläche nochmal anschauen. Sollte ja bei 3m kein Problem sein.

Dann schaust Du, ob die Jahresringen parallel zur Längsrichtung laufen oder nach einer Seite hin aus der Bohle raus. Das kannst Du bei Esche meist relativ leicht verfolgen. Evtl. die Fläche vorher leicht anschleifen, ggf. mit einem harten Bleistift die Linie eines (weichen) Frührings entlangfahren, dann kannst Du das beurteilen.

Dann musst Du Dir einen (möglichst breiten) Jahresring als Rücken aussuchen und den freilegen. Das ist ziemlich viel Arbeit, v.a. weil Deine Jahresringe (nach meiner begrenzten Erfahrung) ziemlich schmal sind und Du damit sehr schnell Deinen Jahresring verletzt.

Summa summarum: ich würde die Bohle nicht angehen, die Ringe wären mir zu schmal, aber wie schon erwähnt, meine Erfahrung ist noch recht begrenzt. Zum "Ringe freilegen" -Üben kannst Du sie aber auf jeden Fall nutzen.

Gruß, Tom

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 02.07.2014, 23:25
von shadok
Hallo Bowyer-Tom,
Die gegenüberliegende Stirnseite der Bohle ist auf etwa 10 cm gesprungen und das Ende ist auf den letzten 30-40cm insgesamt gekrümmt, also nicht so gut. Aber ich kann ja beide Enden mal an geeigneter Stelle kürzen und sehen, wie es dann aussieht.
Danke erst mal für den Tipp, Jo.

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 02.07.2014, 23:47
von Pyrus
Hi,

also ich würd den Gedanken an deiner Stelle schnell verwerfen...
Der Rückenring sollte in etwa ne Stärke von 5mm haben und deine haben max einen.
Außerdem könnte die Bohle je nach Zeit und Art der Lagerung spröde sein.
Allseits beliebt für den Anfang is ja Haselnuss, aber da müssteste halt bis zum Winter warten um den ernten zu können.
Ansonsten könnte man noch nen Stave kaufen.
Lass dich nich entmutigen!! Es lohnt sich dran zu bleiben

Gruß Markus

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 02:06
von ralfmcghee
Ich werfe da mal etwas in den Ring, bitte aber die erfahrenen Jungs und Mädels um einen Kommentar dazu: wie wär's mit stehenden Ringen? In diesem Fall läge der Bogen schräg in der Bohle. Bei Hickory kann man ganz gut Bögen mit stehenden Ringen Bauen. Bei Esche weiß ich es ehrlich gesagt nicht. Wenn es meine Bohle wäre, würde ich es ausprobieren, wenn sich keine andere Verwendung für das Holz findet.

@all:
Hat schon einmal jemand einen Bogen mit stehenden Ringen aus einem anderen Holz als Hickory gebaut?

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 07:11
von rissi
Moin,
ich würde es probieren mit der Bohle.
Die Jahrringe sind in Ordnung und das Verhältnis von Früh- und Spätholz sieht gut aus.
Meiner Erfahrung nach, sind ehr schmale Jahrringe von Vorteile. Zumindest sind meine Eschbögen mit dünnen Jahrringen deutlich Zugstärker und haben wenigen Set entwickelt, bei gleich Abmessungen.

Gruß Rissi

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 08:37
von Squid (✝)
Pyrus, das ist so nicht richtig. Esche funtioniert auch mit diesen dünnen Ringen. Das Problem ist, dass man keinen Spielraum hat für Fehler hat. In einen 5 mm Ring kann man auch mal ne kleine Kerbe macht, der Ring wird dann eben am Ende auf 4 mm heruntergeschliffen.

Hat man Esche mit Ringen deutlich über 5 mm kann es sein, dass das Holz weich und schwammig ist. Auch nicht schön...

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 08:58
von klaus1962
Die Frage ging ja nach einem einfachen 30-40# Langbogen ...
einfache Antwort: mit dieser Bohle ist das ohne weiteres zu schaffen.

Sicher gibts idealeres Holz. Aber wenn Du diese Bohle schon mal hast und keine andere (zB Möbelbau, Schaufelstiel, Baseball-Schläger ...) Verwendung dafür hast, steht nix dagegen daraus auch einen Bogen zu bauen. Es sei denn, in der Bohle sind mehr Äste versteckt, als auf den Fotos zu erkennen ist. Dann wär's für einen Anfänger eine eher "schwierige Geburt".

Wie unser Benedikt immer schreibt ...
... mach Späne

Gruß
Klaus

PS: die äußeren feinringigen 1,5cm könnten möglicherweise ideal als Pfeilschäfte taugen.

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 09:49
von MoeM
Wenns schon ein Erstling wird würd ichs gleich zweimal versuchen!
Allerdings mit stehenden Ringen und ggf. noch ein leichtes Backing (Papier, Seide...)verwenden, also nichts das unnötig viel Druck in den Bauch bringt. Bei dem Risiko von wegen Übertrocknung etc. würde ich mir sicher nicht die Mühe machen erstmal einen Ring freizulegen.

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 11:04
von Pyrus
Ok dann erstmal sorry für meine falsche Einschätzung und
@Squid: Danke für die Belehrung...Da hatte ich scheinbar nen völlig falsches Verständnis für die Tauglichkeit von Jahresringen, oder gilt das nur bei Esche?

Gruß Markus

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 12:38
von inge
ralfmcghee hat geschrieben:
@all:
Hat schon einmal jemand einen Bogen mit stehenden Ringen aus einem anderen Holz als Hickory gebaut?


Hallo,
ich habe fast fertig, nämlich einen Langbogen aus Esche mir stehenden Jahresringen. ;)
lg
inge

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 13:03
von Squid (✝)
Esche ist eines der Hölzer mit einer riesigen Qualitätsspanne.
- Du kannst noch so schöne Ringe haben, wenn der Rohling eine ungünstige Verteilung von Früh- und Spätholz hat, dann macht ers nicht lange.
- Ich habe hier so etwas ELB-artiges an der Wand hängen, 1 - 2 mm dicke Ringe und trotzdem nur 4 cm Set bei ca. 50 lbs.
- Es gibt im Forum einige Leute, die haben Esche sehr erfolgreich als Backing mit stehenden Ringen verarbeitet. Da muss man aber höllisch auf den Faserverlauf achten.
- Ich habe eine Eschenbohle versucht, zu verbauen, 7 mm Ringe, alles ganz toll. Aber leider schnellgetrocknet. Das Ergebnis: Der Bogen blieb nach dem ersten paar Schüssen auf Standhöhe. Da konnte man die Sehne einhängen ohne irgendwelchen Druck auszuüben.

Grundsätzlich sind bei Laubhölzern natürlich dickere Ringe zu bevorzugen. Das macht das Leben einfacher... aber wenn die anderen Daten nicht stimmen (schonende Trocknung, wenig Frühholz, Wuchs irgendwo, wos dem Baum gut ging, etc.) dann kommt nichts sonderlich Leistungsstarkes dabei raus.

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 13:08
von MoeM
- Es gibt im Forum einige Leute, die haben Esche sehr erfolgreich als Backing mit stehenden Ringen verarbeitet. Da muss man aber höllisch auf den Faserverlauf achten.

Und nichteinmal DANN ist man sicher;
http://fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=25142&p=451197&hilit=esche+amaranth#p451189
Sorry, dass ich das schon wieder aufgreife... aber ich habs noch immer nicht verdaut :(

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 17:53
von Heidjer
Ich täte die Bohle zu 3 pyramidalen Flachbögen mit stehenden Jahrringen verwursten, jeden Bogen mit einen Backing aus Seide oder Papier. ;)


Gruß Dirk

Re: Eschenbogen?

Verfasst: 03.07.2014, 19:26
von shadok
moin ...
mit soviel Resonanz habe ich überhaupt nicht gerechnet. Allerbesten Dank! Ihr habt mir echt Mut gemacht.
Nun muß ich als Neuling erst einmal sortieren und mich ein wenig sachkundiger machen, Wiki, Google (bei dem man dann oft wieder hier landet) und andere Beiträge. Weiß ich doch jetzt, dass ich auf jeden Fall weitermachen werde.
@Heidjer, ralfmcghee und MoeM: Stehende Ringe heißt, der Bogenrücken liegt in der Bohle zur flachen Seite, also im Bild 1 nach oben/unten?
@Squid: Heißt "höllisch auf den Faserverlauf achten", dass diese Bauart für einen Anfänger weniger ratsam ist?
Denn das ist jetzt ja wohl die nächste Entscheidung, stehende Ringe oder nicht?
Übrigens: Wenn ich (Bild 1) vorne die ersten 10cm abnehme, kommen auf den nächsten 2m keine Äste mehr.
Gruß, Jochen