Der 1. Hasel

Themen zum Bogenbau
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Labackel
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Der 1. Hasel

Beitrag von Labackel » 11.09.2015, 15:27

Guten Tag liebe Gemeinde,

Auf euer Anraten hin habe ich mir vor 2 Wochen diesen Stattlichen Haselstamm besorgt. Bei den Maßen hätte ich ihn sicher auch spalten können aber ich dachte lieber 1 Bogentaugliches Holz als 2 untaugliche .

Zu den Eckdaten : der Stave ist ein wenig kurz aber für einen Flachbogen sollte es reichen.
Länge: 1,82 m
Durchmesser oben : ca 8* 7 cm
Unten : ca 7,5 * 6 cm

Enden sind mit Holzleim versiegelt , Rinde ist noch drauf
Wiegt derzeit ca 6 KG.

Nun habe ich mir mal Gedanken darüber gemacht wie ich den Bogen ins Holz legen würde.
Den leichten Reflex würde ich gern nutzen daher ist dies meine Bevorzugte Seite.
Ich habe mal die angedachte Mitte und Griff+ Fadeouts eingezeichnet.
Griff Breite : 3,5 cm
Nach FO's : 5 cm

Soll sich nach 2/3 WA's auf die Tips verjüngen , wie breit die werden weiß Ich noch nicht.

Noch etwas Breit aber erstmal egal. Mein Problem ist eher dass durch die Mittellinie auf einer Seite ein viel Flacherer Rücken entstehen würde als auf der anderen weil er da leicht wegkippt. Hoffe ihr könnt mit den Bildern etwas anfangen und mir Tipps zur weiteren vorgehensweise geben. Ich finde an der Griff/ Fadeout seite die hinten liegt ( auf dem Griffbild) sieht man am besten dass es links wegkippt.

image.jpg
Seite

image.jpg
Mittellinie

image.jpg
Rücken

image.jpg
Griff



Viel Information und Fragestellungen. Ich hoffe ihr könnt mir Hinweise und Anregungen geben.

Mit freundlichen Grüßen
Der Labackel

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zwirn
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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von zwirn » 11.09.2015, 16:20

Hast du die Mittellinie an einer geraden Schnur entlanggezogen?

LG Zwirn
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.

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Labackel
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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Labackel » 11.09.2015, 16:21

Ja, habe die Schnur gespannt, kleine striche im abstand von ca 10-15 cm
Angerissen und mit wasserwage dann verbunden.

Onkel Tom
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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Onkel Tom » 11.09.2015, 16:59

Schön, dann sollte die Sehne später sauber durch den Griff laufen. Damit hast du also den späteren Sehnenverlauf eingezeichnet. Ich würde jetzt etwas zum Länge messen (Zollstock oder Meßschieber) und einen Stift nehmen und alle paar cm die Dicke des Astes messen, durch 2 teilen und diese Breite anzeichnen, anschließend die Punkte verbinden. Man kann auch freihändig auf der höchsten Stelle mit dem Stift auf dem Ast langfahren. Bei beiden Methoden sollte die Linie den Biegungen des Astes folgen und ergibt so die Mittellinie des Bogens. Nach dieser Linie würde ich dann die weiteren Maße richten.
Kaum macht man es richtig, schon funktioniert es.

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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Labackel » 11.09.2015, 17:10

Also sollte ich quasi nicht den späteren Sehnenverlauf als Mittellinie nehmen? Ich dachte das würde das ganze vereinfachen und einen einigermaßen Symmetrischen Bogen ergeben

Onkel Tom
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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Onkel Tom » 11.09.2015, 17:31

Nein, solange die Sehne mittig auf den späteren Tips und mittig durch den Griff geht, ist alles in Ordnung. Würdest du dich jetzt an der Sehnenlinie orientieren, wären die Wurfarme an einigen Stellen im Querschnitt unterschiedlich, sie würden an der schwächeren Seite mehr biegen und sich dadurch verdrehen. Mal ein krasses Beispiel für Bogenmitte ist nicht gleich Sehenverlauf: viewtopic.php?f=16&t=24690&hilit=Mutant
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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Labackel » 11.09.2015, 17:54

Aber die Sehne würde ja jetzt an den Tips und durch den griff gehen solange sie an den Staveenden nicht mittig ist.... Daher würde ja der tipp mit dem mitte des staves messen und linie ziehen nicht funktionieren. Oder habe ich einen Denkfehler?

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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Onkel Tom » 11.09.2015, 18:50

guckst du hier. Besser als der Rabe kann ich es nicht erklären. http://www.bogensportwiki.info/index.ph ... auf_suchen
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Ilmarinen
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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Ilmarinen » 11.09.2015, 20:26

Außerdem könntest Du längst den Sapling auf den Markanal runterarbeiten und die Rinde runter nehmen, dann trocknet er viel schneller. Ich mach das so gleich nach dem Fällen. Wenn der Markkanal einigermaßen mittig verläuft kannst Du diesen als Bogenmitte verwenden. Daran zeichne ich - auf dem Bogenbauch - die Bogenbreite ein und arbeite die runter, wenn das Holz trocken ist. Und zum Schluß den Dickenverlauf der Wurfarme.
Das ist halt meine Methode.

Grüße

Jörg
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ist die Wandlung meiner selbst.“ Martin Buber

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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Labackel » 11.09.2015, 21:41

Ok, dann stellt sich mir nur die Frage ob ich den angedachten Rücken dann so wählen kann oder nicht.... Ansonsten macht es ja keinen sinn auf der Bauchseite bis zum Markkanal herunter zu arbeiten.

Dann würde ich mir den Sapling ja gleich zerhauen wenns dann doch nicht so passt , oder?

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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Onkel Tom » 11.09.2015, 22:34

"ob ich den angedachten Rücken dann so wählen kann" Wie hast du den denn angedacht? An der Schnur gerade? Du sagst doch selbst: "dass durch die Mittellinie auf einer Seite ein viel Flacherer Rücken entstehen würde als auf der anderen weil er da leicht wegkippt."
Ich würde mich schon am Rücken oder nach Ilmarinen am Markkanal orientieren. Am einfachsten ist vielleicht eine Kombination aus beidem. Zumindest geht es mir so.
Den Bauch bis zum Markkanal hat den Sinn, dass dir der Hasel nicht unkontrolliert reißt. Hasel reißt und verwindet sich gern beim Trocknen. Ich würde, wie von Ilmarinen vorgeschlagen, die Rinde komplett runternehmen und den Bauch bis zum Mark vorarbeiten. Danach kannst du die Breite plus mindestens 5mm Aufmaß je Seite grob runterarbeiten. Den Griff würde ich noch in derselben Breite wie die Wurfarme lassen. Dadurch trocknet der Stamm schneller und läßt sich dann vermutlich leichter rückwärts auf ein Kantholz o. ä. aufspannen. Sinn hinter der Sache ist, einen kleinen Reflex mit reinzutrocknen und das Verwinden etwas zu mindern. Fades und Stirnseiten verkleistern nicht vergessen.
Kaum macht man es richtig, schon funktioniert es.

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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Ilmarinen » 11.09.2015, 22:57

Den Rücken wähle ich danach, dass hinterher die Sehne mittig durch den Griff verläuft. Den Reflex in den Rücken zu legen ist auch sinnvoll.
Also, den Sapling solange drehen bis Du eine Linie von der Mitte des einen Endes durch die Mitte des Griffes zur Mitte des anderen Endes ziehen kannst. Dann an beiden Enden die Senkrechte auf der Stirnseite einzeichen, als Hilfslinie. Dann den Bauch auf den Markkanal runterabeiten.

Viel Erfolg.

Grüße

Jörg
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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von mahagugu » 12.09.2015, 09:44

Zum Spalten kann ich da jetzt schon was sagen.
Die letzten zwei Tage also vorgestern und gestern habe ich mich nach Bogenholz im Wald und auf den Feldern umgesehen.

Bin dann draufgekommen, wenn sich Holz schwer spalten lässt wie z.B. bei Hasel wegen Drehwuchs oder bei
Hasel aufgrund der Struktur, dass man es gut mit einem Buschmesser/Machete zurecht hauen kann.

Bei ca. 6 cm Durchmesser und 150 cm Länge braucht man ca. eine halbe Stunde bis man bei der Hälfte oder
beim Markkanal ist. (kommt einen aber länger vor) Hab ich jetzt zweimal gemacht und das nächste mal werde
ich den Griff mit Tuch umwickeln. (ist besser für die Hand)

Ein Querbeil/Dechsel hatte ich nicht zur Verfügung und das Buschmesser arbeitet besser als die Hacke/Beil
, also mit dem Buschmesser lässt sich mehr und feiner Holz abnehmen.

Mit dem Cutter/Stanley habe ich vorher auf der Hälfte die Rinde abgenommen, die ich entfernen wollte ---
ist wahrscheinlich nicht notwendig.

Jedenfalls bin ich dann mit einem leichten schon zurechtgehauenen Stave aus dem Wald gegangen. Schätze mal
er hat maximal so 2,5 Kilo gewogen.

War ein schönes Erlebnis in der Schlucht, bei den umgestürzten Bäumen, die ich dann auch gleich als Unterlage verwendet
habe, weils nicht gut ist wenn das Buschmesser auf Stein oder den Boden schlägt.
" ich tzimbere so man seget bi dem wege, des mûz ich manegen meister hàn "
Inschrift aus dem Sachsenspiegel bei der Burg Schlaining

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mahagugu
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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von mahagugu » 12.09.2015, 10:11

Zum Reißen und dem Markkanal ... möchte ich gerne folgendes hinzufügen.

Habe eine Akazie/Robinie , die auch so ca. 6 cm oder drei Fingerbreit war geschlagen und gespalten
und mir gedacht. Na ja , die ist ja schon beim Markkanal da wird nichts passieren.

Hat dann spät, also wie ich nach ein paar Wochen wieder vorbeigeschaut hab, trotzdem Trocknungsrisse
entwickelt.

Je nach Holzart und wenn man wahrscheinlich bis mindestens 2 cm Dicke herunterarbeitet wird entrindeter
wahrscheinlich nichts passieren. Ausser vielleicht Verzug , aber da hab ich noch zu wenig Erfahrung.

Bei irgendwelchen Haselstecken mit 3 cm Durchmesser passiert jedenfalls entrindeter und auf den
Markkanal abgearbeitet gar nichts, deswegen vermute ich mal das, dass von der Holzstärke abhängt.

"Wenn die Feuchtigkeit im Holz schnell entweichen kann , dann soll es keine Trocknungsrisse geben" (Vermutung)

Seitlich kann man durchaus auch was wegnehmen, weil man baut ja keinen 6 cm breiten Bogen und somit
hat da auch wieder die Feuchtigkeit die Möglichkeit zu entweichen. Erfahrungsgemäß lässt sich das Holz auch
am Rand am leichtesten wegnehmen.

Mit Lack oder ähnlichen kann man immer noch versiegeln und wahrscheinlich werd ich das mit meinen gestrigen
Stave auch tun.
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Re: Der 1. Hasel

Beitrag von Labackel » 12.09.2015, 10:36

Ja gut, die vorrangehensweise habe ich ja grundsätzlich schon verstanden.

Das Problem habe ich eher damit den Bogen ins. holz zu legen so dass alles passt.
Dafür müssen ja mehrere Vorraussetzungen erfüllt sein.

1. die mitten der Enden Des Saplings und die Mitte des zukünftigen Griffs auf einer Linie verlaufen.
2. aber so wenig seitliche Wellen wie möglich
Und 3. hab ich halt DANN. Das Problem mit dem zu Runden/ unsymmetrischen Rückens...
Ich werde nachher mal in den Bastelkeller gehen/

Entrinden , schnur spannen und drehen bis es evtl passt.
Mit freundlichen Grüßen
Der Labackel

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