BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

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Bausch & Bogen
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BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von Bausch & Bogen » 15.10.2015, 05:34

Moin leeve Lüüd.

bin grad im Urlaubsmodus, spiele ein wenig mit Bambus und dachte es könnte euch interessieren.

Ja, ich könnt auch den letzten Märzhasel verbiegen, aber mir stand der Sinn nach Experiment.
Also ein paar Bambusleisten geordert, zwei rausgesucht, plangehobelt, zusammengeleimt, angespitzt, Nocken angewickelt, fertig ;D

Oder, so ähnlich...
Im Detail:
Bambusleisten 200 x 3,5 x 1 cm (so um und bei), Wandstärke 6 - 12 mm, Nodien ca. 35 cm Abstand.

Planieren:
mit Ziehmesser grob den Bauch abtragen bis nur noch ein dünner Streifen in der Mitte unbearbeitet bleibt.
Merke: Bambus ist kein Holz. Es lagert Mineralien ein. Das ist nervig, da das Werkzeug in einer Geschwindigkeit abstumpft, das man zusehen kann. Ich hab das Ziehmesser schon 3x neu geschärft und ein dutzend mal am Wetzstahl (Küche, Diamant) abgezogen.
Bei den Nodienunterseiten riss es gelegendlich unkonrolliert aus, also hab ich sie erstmal stehengelassen und hinterher mit einem Stanley Raspel-Hobel abgetragen.
Der Schweifhobel hat nur gerattert, die anderen Hobel auch, also mit der Ziehklinge geglättet. Dabei musste ich natürlich aufpassen, daß ich die Kanten nicht verrunde, also die Klinge immer schön konvex biegen.
Ist mir leider nicht so ganz perfekt gelungen, ein paar Spalte sind leider dabei.
Naja, scheint trotzdem zu halten - beim nächsten muss ichs besser oder anders machen, wahrscheinlich sollte ich dem Hobel noch ne Chance geben, der wurde schließlich dafür erfunden.
Ausserdem werde ich beim nächsten mal die Unterlage zwischen den Nodien auffüttern, die kleine Biegung nervt beim planieren.

Leimen:
Hautleim. Wollte unbedingt mal was damit machen, das die lange Verarbeitungszeit auch ausnutzt.
Hab mir dafür eine Wärmhöhle aus ein paar Holz- und Stoffresten mit HLP-Heizung gebaut (Schade, daß ich keine Kamera hatte).
Leisten auf ca. 55°C aufgeheizt und die Decken auf einer Längsseite und oben aufgeschlagen und quasi im Zelt gearbeitet.
Da die Leisten beim Leimen permanent im warmen Luftstrom sind, hab ich um die Verdunstung auszugleichen den Leim etwas dünner angesetzt.
Beidseitig mit einem Holzspan einstreichen und ein bischen einmassieren (bin mir nicht sicher, ob das wirklich etwas bringt, fühlte sich aber richtig an).So zusammensetzen, daß die Nodien auf beiden Seiten gleichmäßig verteilt sind, beide Seiten in gleicher Wuchsrichtung.
Pressen mit Seil und 27 kleinen Keilen.
4 Tage warten!

Formen:
Ablängen auf 172cm (ging nicht länger, da war ein Riss an einem Ende, ein Leimfehler am Anderen), Linien mit Schnur und Messschieber einzeichnen. Von 3 cm in der Mitte bis 1 cm an den Spitzen gleichmäßig verjüngen. Grob (ca 2 mm an die Linie) mit dem Ziehmesser, danach mit Schweifhobel (jetzt ohne rattern, keine Ahnung, warum..???), glätten und Kanten brechen mit der Ziehklinge.

Tillern:
Wiesoooo 8) - der biegt sich doch tatsächlich schon richtig kreisförmig!
Im Bodentiller konnte ich kein Knick und keine steifen Bereiche sehen.

Nocken:
Kleine Keile (35 mm(L), 5mm(H)) aus Bambus geschnitzt und mit nassem Paketband (Hanf) angewickelt.
Ich dachte, nasses Hanfgarn würde sich beim trocknen zusammenziehen - tut es aber nicht, eher im Gegenteil. Hat da jemand eine Idee? Leinengarn z.B.? Klar Sehne oder Rohhaut ginge, hab ich leider nicht da. Schrumpft Leder auch?
Na gut, ist ja erstmal provisorisch und hält, aber da muss ich nochmal bei.

Tillersehne drauf und vorsichtig pumpen. Bei ungefährer Standhöhe (5"-6") schon 15#, könnte was werden (kann ich noch nicht schätzen, sollen 29" werden).
Aber jetzt find ich, daß er an beiden Armen bei 2/3 etwas steif ist, und auch im Griff biegt er sich für meinen Geschmack zu doll, also tiller ich doch ein wenig.
Aber erst Morgen, jetzt werd ich langsam müde...

Fotos:
Habe keine Kamera.
Aber da ihr mir so Leid tut ;) , hab ich ein bischen rumtelefoniert und mir eben eine geliehen (Panasonic Lumix TZ5), Akku läd, hoffendlich geht sie noch (Schubladenhüter meines Lieblingstischfussballtorwarts).

Soviel für jetzt, bis Morgen,
Christian
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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von Bausch & Bogen » 15.10.2015, 21:03

kein Komentar? :'(

Probiern wirs mal mit Bildern :)

P1000401.JPG

Ich hab die Tillersehne auf Standhöhe gebracht, jetzt biegt er definitiv zu mittig.

P1000403.JPG

Sehnenlage ist Ok

P1000393.JPG

Wickelnocke, ist jetzt wirklich locker, hat da jemand ne Idee?
Wenn er fertig ist, wird geleimt, aber jetzt sollte es reversibel sein.

So, jetzt wird erstmal getillert,
bis später,
Christian
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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von acker » 15.10.2015, 21:45

Kommentar:
Der biegt nur in der Mitte!

Vorgehen:
Viel Material an den Wurfarmen entfernen, bis diese sich biegen und die Mitte rel steif bleibt auf Standhöhe.

Aussichten auf Erfolg :
gering wenn es ein Bogen mit 45- 50# werden soll bei 28" Auszug

Meine pers. Meinung:
Das "Dingen" ist eine totgeburt. Fehler über Fehler schon am Anfang.
Schneid es auseinander und nutze die beiden Laminate als backings wenn Du Erfahrung gesammelt hast.
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von Osboan » 16.10.2015, 21:37

Bausch & Bogen hat geschrieben:

Tillern:
Wiesoooo 8) - der biegt sich doch tatsächlich schon richtig kreisförmig!
Im Bodentiller konnte ich kein Knick und keine steifen Bereiche sehen.




Hi,
ich weiß jetzt nicht ganz, ob du da vielleicht nur trollen willst... :)
"Lernresistenz ist kein Privileg des Alters ;D" (fatz)

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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von Dimachae » 16.10.2015, 21:51

Osboan hat geschrieben:
Bausch & Bogen hat geschrieben:

Tillern:
Wiesoooo 8) - der biegt sich doch tatsächlich schon richtig kreisförmig!
Im Bodentiller konnte ich kein Knick und keine steifen Bereiche sehen.




Hi,
ich weiß jetzt nicht ganz, ob du da vielleicht nur trollen willst... :)


Das wäre eine berechtigte Frage...
Gruß, Peter

Der Baum der fällt, macht Lärm... Der Wald wächst leise...

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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von mahagugu » 17.10.2015, 14:13

so mein Senf dazu ...

- Wickelnocken (sehen eh gut aus)
zur Verbesserung eventuell Kerben und Leim ... (beim Bogen nur seitlich, bei der Auflage beides)

- Aufpassen .... wenn gesagt der biegt sich nur im Griff ...
erst korrigieren und dann weiter ausziehen ... Knickfinder benutzen/verwenden
(gefährdet sonst den ganzen Bogen)
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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von Bausch & Bogen » 17.10.2015, 22:16

Trollen???

Ich hab das Gefühl, ihr missversteht das Dingen.
Wie anfangs erwähnt, sollte das Dingen nicht in erster Linie ein Bogen werden, ich wollte Erfahrungen sammeln.

Gestern kam ein Paket mit Bogenhölzern und Bambusbackings (Danke Andreas), die will ich nicht gleich versauen.
Bambusleisten sind günstig und reichlich vorhanden.

Schneid es auseinander und nutze die beiden Laminate als backings wenn Du Erfahrung gesammelt hast.

Wie soll ich denn anders Erfahrung sammeln?

Das mit der Mitte hab ich später bemerkt (und auch geschrieben), aber bitte glaubt mir, das ich beim Bodentiller nix davon gesehen hab, was evtl an der Druckrichtung liegt, aber vieleicht auch daran, daß da meine Hand lag.

Beim ersten spannen mit der bogenlangen Tillersehne war es auch noch nicht so doll, wie auf Standhöhe.
Und selbst da war ich der Meinung, das sich zumindest das mittlere Drittel ganz anständig biegt, insofern dankeschön, das ihr mich auf meinen Irrtum hingewiesen habt.

Acker schrieb von Fehlern über Fehlern; natürlich mach ich bei meiner ersten Laminierübung Fehler, aber ich wüsste gern welche, um sie in Zukunft zu vermeiden.

Danke Mahagugu, Leimen kommt (bzw käme) wenns fertig ist, vorher muss noch die Wachsschicht runter, aber auch da sollte die Wicklung stramm bleiben. Knickfinder ist schwierig wegen der Nodien, ich verwende idR ein Feuerzeug (hab ich von Adamusminor, also den Trick, nicht das Feuerzeug).

Das Experiment ist mittlerweile fast beendet, falls Interesse besteht, kann ich auch die Ergebninsse posten.
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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von mahagugu » 18.10.2015, 18:54

@Bausch...

Meine Sympathie hast du ja und ich weiß , dass es sich dabei ja um ein Experiment zum Erkenntnisgewinn handelt.

.... Notfalls gehts auch mit alternativen Verfahren, wie zB einer Schnur ...
weil ein Kreis biegt sich ja gleichmäßig ... oder eben einem Foto und einer Analyse in einem Graphikprogramm ...

Notfalls lassen sich die Dinge auch ausserhalbs des Forums diskutieren ... zB youtube , facebook oder
gleich privat ... (Überleg das auch in Zukunft so zu machen ...)

Die Moderatoren sind auch sehr nett und durch PN kontaktierbar und bevor man etwas postet , wissen die sicher
schon vorher wies ankommen wird.

Was das Biegen im Griff anbelangt ...
(für Details noch mal die Tilleranleitung auf bogensportwiki.info nachlesen )
Zuletzt geändert von mahagugu am 18.10.2015, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von zwirn » 18.10.2015, 20:11

Wie kommst du darauf, dass man Nodien einfach planieren darf?
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.

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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von mahagugu » 18.10.2015, 21:01

So , das mit den Nodien hab ich jetzt mal gelöscht ....

wenn man am Bauch nichts machen darf ... wie soll man dann überhaupt tillern ?

...
wenn nicht mal das sicher ist, dann braucht man erst gar nicht anfangen ...
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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von Bausch & Bogen » 18.10.2015, 21:17

Tillern nur über die Seiten.
Man muss aber deutlich mehr abtragen, als auf dem Bauch, da die Breite linear auf die Biegung wirkt, die Dicke exponentiell.
Das ist ne ganze Menge. Mehr als ich dachte.
Wenn der Arm zu dünn wird, biegt er zur Seite. Ich bekomme grade ein Gefühl dafür, wenns so weit ist ::)

Ich stelle mir das so vor, daß in den Nodien die Fasern durchlaufen, nur etwas "verknüddelt". Wenn ich da was entferne, kappe ich also Fasern in der Hauptbelastungszone.
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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von Wilfrid (✝) » 18.10.2015, 21:22

Beim nem seitlichen Tillern mußt Du immer auf beiden Seiten gleichviel wegnehmen. n Elektrohobel ist da ein gutes Mittel.
Oder ein Handhobel , der klein eingestellt ist. Dünner Span links, dünner rechts.
Immer auf beiden seiten

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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von zwirn » 18.10.2015, 23:18

@Mahagugu
Ich hab keine Ahnung ob das am Bauch bei Bambus ein Problem ist! Ich habs aber auch nicht geschrieben. ;)

LG Zwirn
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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von shokunin » 19.10.2015, 07:46

Bambusbögen tillere ich mit der Karosseriefeile. Am Besten geht eine mit schräger Zahnung, ziehend halbschräg eingesetzt.
Die muss aber gut scharf sein (man kann da auch 'ne alte schärfen). Hobel sind weniger optimal - es sei denn sie sind extrem scharf und gut eingestellt.
Für Feinarbeit gehen dann auch Ziehklingen gut (die Japaner benutzen da eine Art Schaber - das Kisoge きそげ).

Man kann eigentlich nur über die Seiten sinnvoll tillern, man muss dabei den Querschnitt aber nicht unbedingt rechteckig halten. Yumis z.B. sind im Griffbereich bauchig-trapezoid, an den Enden eher flacher mit geraden Seiten.

Das ist aber überhaupt der Punkt... kein Bogen ist im Griff und an den Enden gleich dick.
Bei Bambusbögen wird meist der Kern getapert um einen Dicken-Verlauf im Bogen zu bekommen. Bei "Vollbambus" muss man dann halt die beiden Latten tapern... hätte man müssen...
Versäumt man das, dann kommt eben sowas raus wie hier - eine Nudel die nur mittig biegt und die kaum einer überhaupt noch als Bogen erkennt.
Totale Zeit- und Materialverschwendung.

Gruss,
Mark
"I don't believe it!!" (Victor Meldrew)

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Re: BambusBogenLehrUndTestObjekt im Bau

Beitrag von Wilfrid (✝) » 19.10.2015, 08:48

Wenn ich eine gleichmäßige Dicke habe und einen trapezförmigen/nahezu dreieckigen Breitenverlauf kommt eigentlch ein Kreissegment als Biegekurve raus. Dadurch, das Bambus eben selbst in der Mitte dicker als am Rand istwerden die Außenkanten dann eben nicht gerade, sondern nach außen gebogen. Und an den Tips im schlimmstenfall höher als breit.

Wo ist das Problem? einfach machen und gut.

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