Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

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darthwuzz
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Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von darthwuzz » 08.05.2017, 20:03

Schönen guten Abend,

erst einmal will ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Max, ich bin 22 und komme aus Mittelhessen, und ich lese schon seit ein paar Jahren fleißig im Forum mit.
Mit Selfbows habe ich quasi mein ganzes Leben zu tun gehabt, ein Kollege meines Vaters hat mir damals einen Bogen samt Pfeilen geschenkt, den ich nach fast 15 Jahren immer noch besitze. Zwischenzeitlich war das Bogenfieber etwas eingeschlafen, aber seit knapp 5 Jahren flammt es regelmäßig wieder auf. In der Zeit habe ich etwas mehr als ein dutzend Bögen aus Hasel und auch Rattan gebaut. Die Ausfallquote liegt zwar bei fast 50%, aber ich baue trotzdem verdammt gerne ;D

Nun zu meinem Problem.
Gestern habe ich ein sehr hübsches Haselstämmchen, völlig astfrei, aus dem Wald besorgt. Leider hat der Stamm, von der Seite gesehen, fast in der Mitte einen Knick. Nur einen, und davor und dahinter ist alles gerade wie mitm Lineal gezogen.
Von vorne und hinten betrachtet ist er auch schön gerade und ebenmäßig.

20170508_154736.jpg

Der Knick ist hier gut zu erkennen.

Ich habe überlegt und mir sind zwei mögliche Verfahrensweisen eingefallen.
1. Ich nehme den Knick als Griffbereich, sodass der obere und der untere Wurfarm in Schussrichtung nach vorne geneigt sind. Der Griff wäre dann leicht nach hinten versetzt. Rot markiert ist der Griff, Blau der Rücken und Grün der Bauch.

Bogen Rücken Bauch.jpg


2. Möglichkeit: Wieder den Knick als Griff, aber ich arbeite den Griffbereich grob aus, stelle das über einen Kochtopf und dämpfe das Teil ein paar Stunden. Dann nehme ich ein Schraubzwinge und zwei Holzklötze und biege den weichen Griffbereich gerade.
Schwarz die Klötze, Braun der Stamm mit Knick, Blau das Endergebnis wie ich es haben will, Rot die Richtung in die ich biege.

Bogen Biegen.png
Bogen Biegen.png (4.07 KiB) 3248 mal betrachtet


Ich bin nun aber unentschlossen.
Wenn ich das erste nähme, würden die Wurfarme das verkraften? Ich strebe etwa 40 Pfund bei etwa 170-175 cm an, bei 28 Zoll.
Ich will die Wurfarme nicht überlasten, zumal Hasel nicht so unverwüstlich ist wie Rattan :-\

Andererseits habe ich einmal Hasel gekocht, die Ergebnisse waren allerdings nicht ganz nach meinem Geschmack. Vielleicht habe ich es damals nicht lange genug gedünstet... Laut TBB wäre dies allerdings ein gangbarer Weg.

Was raten mir die Mitglieder hier an? Was wäre der sicherste Weg, da einen schönen geraden Bogen rauszuholen?

Ich danke euch schon einmal für alle Antworten :)

LG

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Rotzeklotz
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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von Rotzeklotz » 08.05.2017, 20:12

Moin und Willkommen,
ich würd wie in Variante 1 verfahren. Gibt ne nette Vorspannung im Bogen. Das sollte der Hasel eigentlich verkraften, und wenn nich, iser eh für die Tonne (vorrausgesetzt, du erlaubst dir keine groben Tillerfehler und rundest den Bauch nich zu sehr)

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Benedikt
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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von Benedikt » 08.05.2017, 20:14

Ich würde mich für Möglichkeit 1 entscheiden, so krass is der Reflex nicht, als dass das Holz das nicht packt.
Gibt nen schnelleren Bogen als normal, viel Spaß damit.
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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von ralfmcghee » 08.05.2017, 21:29

Ich würde auch Variante 1 wählen. So wie der Stave aussieht, müsstest Du ihn zu einem hübschen Bogen berarbeiten können. Vor längerer Zeit hatte ich einen Hasel mit einem recht heftigen Reflex in dieser Art. Den habe ich teilweise herausgedämpft und hatte dann eine ähnliche Ausgangsbasis wie Du jetzt. Das hat ganz gut funktioniert. Wie Benedikt sagt: Viel Spaß damit. Und herzlich willkommen im Forum. :)
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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von schnabelkanne » 08.05.2017, 21:44

Servus,
Ich baue immer mit leichtem Reflex (-5cm) so hat er etwas mehr Vorspannung.
Beim ersten Einspannen im Griffbereich fixieren damit er sich nicht verdreht.
Lg Thomas
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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von Neumi » 08.05.2017, 22:12

Hallöchen, die Var. 1 ist auch mein Favorit, vor allem da Du bei dem Stück nur Splint hast (ausser der Stock ist sehr langsam gewachsen) und der iss sehr Zugtolerant. Aber das Stöckelchen iss schon ziemlich dünn - geschätzt 40 mm. Borke abgezogen und etwas Schrumpfung beim trocknen, bleibt nicht mehr viel übrig für das angepeilte Zuggewicht.
Ich bin gespannt.
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Klink
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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von Klink » 08.05.2017, 22:22

Hasel hat doch gar kein Kernholz?!
Mach den in der reflexen Variante, Set bekommt der eh noch ohne Ende...
Wette mit Dir, wenn dem ordentlich Zuggewicht verpasst, dann bleibt der am Ende nichmal grade, sondern kommt deflex (ohne Rösten).
In China essen sie Hunde.

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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von inge » 09.05.2017, 07:53

Und jetzt ist Brutzeit und man stolpert nicht mehr im Unterholz rum.
LG
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von Blackforester » 09.05.2017, 08:30

inge hat geschrieben:Und jetzt ist Brutzeit und man stolpert nicht mehr im Unterholz rum.
LG
inge

Da muss ich mich Inge anschließen. Naturschutz sollte bei uns an oberster Stelle stehen und jetzt hat jedes Gehölz absolute Schonfrist. Dies gilt von Ende Februar bis Ende September.
Abgesehen davon, denke ich auch, dass sich Variante 1 geradezu aufdrängt, sofern das Stämmchen mal trocken wird. Ist ja zu allem Übel voll im Saft geschlagen.

Viele Grüße aus dem tiefsten Süden.

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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von Kemoauc » 10.05.2017, 00:44

HI,Max,
nimm den Reflex in der Mitte einfach als Geschenk mit, das Bißchen verschwindet sowieso.. ;)
Rausdämpfen halte ich persönlich hier für Quark... einen Bogen kann man auch mit weniger Zeitaufwand schwächen.. ;D
Nebenbei: sind die Enden versiegelt, Holzleim, Lack oder so ? Wenn nicht, baldmöglichst nachholen, sonst reisst er dir sonstwo hin.. und lies dich mal durch die letzten Sap-Contests,da gibts genügend Erfahrungswerte für solch nasses Holz, wie Du es jetzt grad hast. Wenn Du 40# anstrebst, nimm bei deinem Stecken einfach soviel Länge, wie nur geht, also lieber 175cm als 170cm. Lass soviel Breite wie möglich und mach den Bauch FLACH, nicht irgendwie gerundet, elliptisch o.Ä.. dann sollte das schon gehen.
VielGlück,
Kemoauc
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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von darthwuzz » 12.05.2017, 14:35

Vielen dank für die zahlreichen Antworten.
Versiegelt habe ich nachdem ich den fotografiert habe.
Ich werde den dann in Variante 1 bauen. Erstmal muss er
trocknen.

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Re: Haselstämmchen - wo liegt mein Bogen?

Beitrag von Blacksmith77K » 12.05.2017, 14:51

Ich würde zum Trocknen das Material, welches du eh wegschneidest, schonmal wegschneiden. Dann reißt der Kamerad auch nicht unsinnig.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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