Auszuglänge zu kurz?

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hubi75
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Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von hubi75 » 22.09.2017, 19:52

Hallo, wie ich in meiner Vorstellung schon angekündigt habe, folgt jetzt gleich eine Fragestellung.
Ich bin gerade dabei, meinen ersten richtigen Bogen zu bauen. Richtig in dem Sinne, dass es keine gekrümmten Eschenschösslinge wie in meiner Kindheit sein werden.
Zu dem Zweck habe ich in meinem Garten einen Haselstamm gefällt, Durchmesser etwa 8 cm. Leider hat sich herausgestellt, dass der Stave auf dem letzten Viertel einen heftigen Drehwuchs hat, so habe ich den Stave eingekürzt auf 150 cm, ich ging mal davon aus, dass das zum Probieren reichen könnte. Während der drei Wochen Trockenzeit habe ich nach und nach die Form ausgearbeitet. Etwa die Hälfte der Trocknung fand in der Küche statt. Dem Klang nach zu urteilen war das Holz dann gestern trocken genug und ich habe mit dem Tillern begonnen, in der Zeit bis dahin habe ich mir einen Tillerstock aus Eiche gebaut. Der Stave war zu Beginn auf der einen Seite reflex, auf der anderen deflex. Die reflexe Seite wurde der untere Wurfarm. Leider hab ich davon kein Bild gemacht. Nach einiger Zeit des Tillerns hatte ich den dann sogar auf Standhöhe:
IMG_8624_1.JPG

Leider sind beide Wurfarme seither deflex:
IMG_8623_1.JPG

Was mich aber sehr wundert ist, dass ich bei einem Auszug von etwa 25" richtig hart einlaufe, das Holz verhärtet sich heftig und ich will nicht weiterziehen. Ich bat meine Frau, mich von der Seite zu fotografieren:
IMG_8621_1.JPG

Mir fällt auf, dass die Sehne bei diesem Auszug in etwa senkrecht zum Wurfarmende steht, daran könnte es liegen, oder? Eventuell auch in Verbund mit der doch eher geringen Länge.
Ich habs dann erstmal gut sein lassen und habe heute einen Pfeil angefertigt und bin auf die Wiese. Er wirft eigentlich ganz gut, soweit ich das beurteilen kann, jedenfalls fliegt der Pfeil ziemlich geradeaus, zielen ist noch nicht so, für mich ist ein Bogen mit ernsthafter Zugkraft (wieviel er hat weiss ich nicht, ich habe keine Federwaage) Neuland. Kann es also sein, dass die geringe Auszuglänge mit dem Layout des Bogens zusammenhängt?
Ach so, noch die Maße:
NtN 146 cm
Breite nach Fadeout 45 mm, am Nocken ca. 14 mm zwischen den Kerben
Danke schonmal für sachdienliche Hinweise.

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Ilmarinen
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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von Ilmarinen » 22.09.2017, 20:04

Hallo Hubi,
also für den ersten richtigen Bogen ist er dir schon gut gelungen.
Und das Problem hast Du auch richtig erkannt.
Der Bogen ist für 28'' Auszugslänge einfach zu kurz.
Er geht ins Stacking = Sehnenwinkel ist bei 90°, jetzt biegen die WA nicht mehr sondern werden nur noch in die Länge gezogen.

Dass jetzt beide WA deflex sind, liegt möglicherweise daran, dass Du zu ungeduldig getillert hast.

Schieß den Bogen und hab lange Freude daran.

Grüße

Jörg
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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von Rotzeklotz » 22.09.2017, 20:07

Das was du da beschreibst, nennt sich Stacking und setzt ein, wenn der Sehnenwinkel mehr als 90 Grad erreicht hat.. ich verweise mal aufs Wiki, wo das (und viele andere Dinge auch) sehr gut erklärt wird http://www.bogensportwiki.info/index.php?title=Stacking .
Für deinen Auszug brauchste nen längeren Bogen.
PS: Sieht gar nicht so übel aus der Tiller fürn Anfang
PPS: Ne zuverlässerige Methode als aufs Holz zu klopfen ( :D ) ist es, den Stave regelmäßig zu wiegen. Verliert er kein Gewicht mehr, ist er bereit zum Tillern.

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Grombard
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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von Grombard » 22.09.2017, 20:07

Ja.
Der Bogen ist zu kurz.
Der Bogen sollte 2xAuszugslänge + Griff + Fadeouts lang sein.
Also für z.B. 28" mindestens um die 160-170 cm.
irgendwas is ja immer

hubi75
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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von hubi75 » 22.09.2017, 20:21

Danke für Eure Einschätzung. Ich lass den dann mal so wie er ist, arbeite den Griff noch vollständig aus und hab Spass damit. In der Zwischenzeit werd ich mal ein wenig Holz ums Haus rum sammeln gehen, die feinen Sachen wachsen ja innerhalb der Grundstücksgrenze: Weissdorn, Schwarzdorn, Hasel, Holunder. Und im Winter muss ich noch ne Esche fällen, bevor die zu gross wird :D

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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von Ilmarinen » 22.09.2017, 20:31

Der Bogen ist doch sicher was für einen Deiner Jungs, oder?

Grüße

Jörg
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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von Blacksmith77K » 22.09.2017, 20:32

Ja mach kein Fass auf, denn der Bogen ist echt gut! Wenn das kein Zufallsprodukt bleibt, freue ich mich auf weitere erstklassige Bögen von Dir. Und aso, herzlich willkommen ;)

Ps: der Set im Bogen ist okay, so ist der Bogen nicht überdimensioniert und auch nicht gebrochen. Alles gut...
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von hubi75 » 22.09.2017, 21:02

Ilmarinen hat geschrieben:Der Bogen ist doch sicher was für einen Deiner Jungs, oder?

Grüße

Jörg

Naja, eigentlich will ich den erst noch selbst schiessen, hab ja keinen anderen und das macht echt tierisch Spass und ist gut für die Nerven. Meinem Zweitältesten, er ist jetzt neun, hab ich ihn aber schon versprochen. Allerdings zieht er den noch nicht.

simk
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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von simk » 22.09.2017, 21:13

Hallo Hubi

Schön geworden.

Den Griffbereich könntest Du noch etwas verkürzen und so nochmals zusätzlich 3-4 cm biegendes Holz gewinnen.

Gruss
Wer einen Schreibfehler findet darf ihn behalten.

Hetzer
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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von Hetzer » 22.09.2017, 23:35

Schöner Bogen. Mir hat gleich schon das erste Bild auf Standhöhe gefallen... :)

Zur Auszugs- und Bogenlänge wurde ja soweit alles gesagt.


simk hat geschrieben:
Den Griffbereich könntest Du noch etwas verkürzen und so nochmals zusätzlich 3-4 cm biegendes Holz gewinnen.

Gruss


Blödsinn. Wozu ? Die Sehne liegt bei VA so schon knapp im rechten Winkel, was soll denn da noch mehr biegen ?
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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von Neumi » 22.09.2017, 23:56

hubi75 hat geschrieben:...Was mich aber sehr wundert ist, dass ich bei einem Auszug von etwa 25" richtig hart einlaufe, das Holz verhärtet sich heftig und ich will nicht weiterziehen...
Guten Abend, ich bin nicht des schwäbischen mächtig, aber gut, dass Du das spürst. Zieh einfach nicht weiter und dann passt das.
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von AndiE » 23.09.2017, 14:07

Hallo

@hubi75
Wenn das wirklich dein erste Bogen ist dann ziehe ich vor Dir meinen Hut und warte auch gespannt auf das was noch kommt.

@simk
Was ist denn ein Hazel 28# Warbow? ::)

MfG
Andi
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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von hubi75 » 23.09.2017, 18:09

Danke! Macht mich stolz wie Bolle was ich hier lese.
Leider muss ich jetzt ein paar Tage pausieren, weil ich mir beim Schiessen heute eine leckere Blutblase an der Kuppe des rechten Mittelfingers geholt habe (aua!). Ich sollte mich wohl nicht drauf verlassen, dass man als Handwerker überall dicke Hornhäute hat. Die Zeit werd ich nutzen um mir einen Finger- und Unterarmschutz (links hat die Sehne nämlich auch ihre Spuren hinterlassen) zu bauen. Ausserdem brauch ich noch ein paar Pfeile mehr, momentan hab ich zwei gebaut, aus Tannenbrettern ausgesägt, gehobelt und geschliffen, hinten eine Nocke eingesägt und Federn von der Fasanenhenne angeklebt und angewunden (die Federn hab ich noch in meinem Fliegenbindezeug gehabt). Würde auch gern ein Bild einstellen, aber die sind nach etlichen Schüssen im Gemüse auf Erdhügel nicht mehr vorzeigbar.

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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von Grombard » 23.09.2017, 18:22

Für Pfeile tuen es ganz gut die 8mm Rundstäbe ausm Baumarkt.
Darauf achten, dass die Ringe möglichst von vorn bis hinten durchgehen und nicht alle paar cm rauslaufen.

Wenn dir die Sehne immer an den Unterarm klatscht hältst du den Bogen suboptimal.
Du streckst bestimmt den Arm gerade durch und hältst den Bogen relativ gerade. Da macht der Arm dann eine Kurve nach innen und ist im Weg.
Du musst die Schulter etwas nih innen eindrehen und den Bogen etwas neigen.
Dann bildet der Arm eine gerade Linie und ist der Sehne nicht mehr im Weg.
irgendwas is ja immer

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Re: Auszuglänge zu kurz?

Beitrag von walta » 23.09.2017, 19:43

hubi75 hat geschrieben:... Leider hat sich herausgestellt, dass der Stave auf dem letzten Viertel einen heftigen Drehwuchs hat,...

Hasel hat so gut wie immer Drehwuchs. Deshalb spaltet man Hasel nicht sondern sägt ihn auseinander und ignoriert den Drehwuchs. Dann wird auch der Bogen nicht zu kurz.

walta

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