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Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 19:54
von LucasB
Hi zusammen,

ich bin noch recht neu im Bogenbau und habe mittlerweile ein paar wenige Bögen und noch viel mehr Brennholz fabriziert. Bei meinen Fehlversuchen ist mir mittlerweile was aufgefallen:

Und zwar habe ich bisher meistens mit Ahorn oder Esche gearbeitet und da passiert es mir häufiger als alles Andere, dass das Holz sozusagen der Länge nach bricht. Also nicht wie gewöhnlich einmal gerade durch, sondern dass sich die einzelnen Schichten Hartholz an den Jahresringen voneinander abgelöst haben. Immer mindestens so 15-20cm weit. Auf der ganzen Länge ist dann mal hier und mal da die Hartholzschicht gebrochen, sodass am Schluss das Holz ganz durch ist, aber alles ewig weit ausgesplittert ist.

Da frage ich mich natürlich: Wo liegt der Fehler?

Beim Arbeiten lasse ich mir recht viel Zeit. Das Holz versuche ich sehr gleichmäßig zu bearbeiten und langsam an die Belastung zu gewöhnen. Die Brüche sind eigentlich immer erst in der Feinarbeit kurz vor Schluss entstanden, nachdem die Bögen die ersten Belastungsversuche schon gut vertragen haben. Die Bögen hätten eigentlich so Richtung Langbogen / Flachbogen gehen sollen. Gebrochen sind sie dann jedes Mal, wenn ich sie zum Tillern wieder leicht ausgezogen habe.

Die einzige Vermutung, die ich selbst habe: Aus Gemütlichkeit bei der Arbeit, manchmal auch aus etwas Zeitmangel und weil ich eben auch alles von Hand arbeite, dauert es vom rohen Stave bis hin zum fertigen Bogen bei mir durchaus schonmal so um die drei Monate. Ist das vielleicht einfach zu lang? Wird das Holz dann zB zu trocken?

Ich bin gespannt auf eure Lösungsvorschläge!
Schönen Brückentag!

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 20:16
von Burgunder12
Hallo LucasB,

kannst ein paar Bilder einstellen und noch Maße (z.B. Dicke, Breite, Zuggewicht) dazu schreiben.
Ohne ist das immer ein wenig wie im Kaffesatz lesen. ;)

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 20:25
von Kemoauc
Hi, Lucas,
Was für Bögen sind das denn, die du baust?
Hast Du Bilder von den Brüchen?
Das wäre sehr hilfreich, alles Andere ist halt eher geraten.
Also rate ich mal: Die Brüche treten auf dem Bogenrücken auf. Das heißt im Allgemeinen: durchtrennte Fasern auf dem Bogenrücken. Also hast Du beim Bearbeiten keinen ganzen, durchgehenden Ring für den Rücken genommen. Mein Tipp: nimm dir mal einen Halbwegs geraden Haselstab und nimm den Ring unter der Rinde als Bogenrücken. Achte darauf, das keine Fasern duchtrennt werden und möglichst keine Äste auf dem Bogenrücken sind.Wenn Du keine Fehler beim Entrinden machst, kann dieser Bogen nur an Stauchrissen am Bauch sterben.... und das sieht gänzlich anders aus ;)
Nur so meine Gedanken dazu,
Gruß,
Kemoauc

Upps, der Burgunder war schneller.. ;D

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 20:42
von LucasB
Hi,
ich hab hier ein Foto, auf dem man es so halbwegs sieht.
Andere müsste ich erstmal suchen.

Das Kuriose ist ja, dass es bei anderen Bögen mit gleichen Hölzern schonmal gut funktioniert hat.

Den Jahresring am Rücken habe ich - für meine Begriffe als Anfänger - eigentlich immer recht gut herausgearbeitet. Die Hölzer waren auch immer in ziemlich anfängerfreundlicher Qualität, würde ich sagen.

Edit: In anderen Fällen waren die einzelnen Brüche noch weiter auseinander und weiter ausgesplittert. Ich hab´s aus Frust nicht jedes Mal fotografiert...

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 20:48
von LucasB
Die Holzmaße, jo...
Zu dem Zeitpunkt auf dem Bild (war Esche, ist schon etwas länger her) war der Bogen an die 5cm breit und bestimmt noch 1,5 bis 2cm dick. Das Bogenholz war abgespannt etwa 1,70m hoch.
Auszugskraft keine Ahnung. Ich hab eigentlich überhaupt keine Werkzeuge für den Bogenbau außer einem Ziehmesser. Den Auszug messe ich später immer in Kilogramm mit ner Badezimmerwaage ;D

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 20:51
von fatz
Man sieht's zwar nicht wirklich gut, aber ich tippe mal auf einen nicht sauber rausgearbeiteten Rueckenring (das sieht man in dem Bild) in Verbindung mit einer Schwachstelle im Tiller.
Ich wuerd an deiner Stelle erstmal ein Holz nehmen, bei dem du nicht einen Rueckenring freilegen musst. Da hast schon mal die Haelfte Fehlerquellen weg und kannst dich auf's Tillern konzentrieren. Wenn sein muss Hasel oder m.E. besser Hartriegel oder Ulme.

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 20:58
von Rotzeklotz
Jo, der Rückenring sieht ziemlich zerschreddert aus (kannste noch etwas weniger belichtete Detailsfotos machen?). Dazu sehen die Ränder noch sehr kantig aus, in diesem Zustand sollte man den Bogen nicht aufspannen.

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 21:37
von LucasB
Fotos kann ich morgen machen, das Holz hab ich tatsächlich noch. Aber irgendwie kann ich die hier nur sehr geringauflösend hochladen (1024px)? Daher ist das hier auch etwas hässlich geworden.

Also...
Beim Rückenring hab ich überall so gearbeitet, dass ich gerade so das Weichholz abgetragen und dann eine Schicht dickes Hartholz habe. So zumindest die Idee, war die Ausführung nicht so gut? Vielleicht morgen mit anderen Fotos nochmal mehr dazu.

Und dann ist es also nicht gut, einen Bogen langsam schon aufzuspannen, wenn das Holz außen noch Kanten hat? Macht das was aus?

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 22:43
von TorstenT
Was genau meinst Du denn mit „Weichholz“ und „Hartholz“? Falls Du damit Splint- und Kernholz meinst - die sind bei Esche und Ahorn kaum zu unterscheiden. Ich denke eher, Du meinst mit „Weichholz“ wahrscheinlich Bast und Kambium direkt unter der Rinde?
Wenn Du Dir einfach eine alte Metallspachtel mit abgerundeten Ecken zulegst oder die Rückseite Deines Ziehmessers nimmst, kannst Du (v.a. im noch feuchten Zustand) beides damit herunterschaben, ohne den ersten Jahresring dabei zu verletzen.
Und wenn Du die grobe Form dann herausgearbeitet hast, solltest Du noch vor dem Bodentiller gröbere Werzeugspuren an Bauch und Rücken Deines Rohlings geglättet und die Kanten leicht gerundet haben.
Jedenfalls schließe ich mich dem Tipp meiner Vorredner, erst mal mit fehlerverzeihenden Hölzern, wie Hartriegel und Hasel anzufangen, vollumfänglich an.
Was Deine Bedenken hinsichtlich der Bearbeitungszeit angeht, kannst Du theoretisch auch Jahre lang an einem Bogen arbeiten, solange Du den Rohling richtig (also nicht zu trocken und/oder zu warm) lagerst.

LG
Torsten

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 23:13
von LucasB
Mit Hart- und Weichholz meine ich im Holz die hellen und dunklen Stellen. Bei Esche zB sind ja die Jahresringe dunkel und ziemlich weich. Das andere Holz ist hell und recht hart. Das helle, harte Holz habe ich daher für den Bogenrücken nehmen wollen.
Gemeint ist dabei schon das richtige Holz an sich, nicht allein das Material direkt unter der Rinde.
Versuche ich dann morgen auch nochmal auf den Bildern zu zeigen.

Die Tipps für andere Hölzer sind gut, danke. Ich hab nur aktuell sogar noch einen tollen Eschen-Stave da, den ein befreundeter Schreiner mir gegeben hat. Sieht auch tatsächlich tauglich für nen Bogen aus und nicht nur für ein Regal ;D Vielleicht kann ich damit und mit euren Tipps ja doch auch was Gutes hinbekommen.

Richtig lagern - meinst du damit ein recht Wetter-neutrales und nicht allzu feuchtes Eckchen in der Garage oder schon was Besseres?

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 23:19
von Rotzeklotz
Was du meinst ist vermutlich Frühholz (bröselig) und Spätholz (fest).
Eine Anschaffungsempfehlung für dich wär jetzt noch ne gute Raspel (ich mag z.B. die Sägeraspel von Dictum sehr), ne Ziehklinge und Scheifpapier, mehr brauchts nicht.

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 23:30
von LucasB
Jaa, genau. Sowas könnte ich meinen.

Schleifpapier hab ich. Statt einer Ziehklinge hab ich bisher ein ordentliches Messer genutzt, ging auch. Wofür brauche ich eine Raspel?

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 10.05.2018, 23:40
von Rotzeklotz
a)Ist ne Raspel als Zwischenschritt zwischen Ziehmesser und Ziehklinge nützlich, wenn man noch "grob" tillert, aber mit dem Ziehmesser bereits die Gefahr besteht, zuviel wegzunehmen.
und b) Hast du mal nen Stave, der Äste und Wellen hast, wirst du feststellen, dass du mit dem Ziehmesser an diesen Stellen oft unkontrolliert Holzspäne rausreisst. Ziehklingen gehen an diesen Stellen etwas besser (und kommt dort dann am Ende auch zum Einsatz), oft hacken sie sich aber auch fest. Für solche Stellen is die Raspel dann perfekt.

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 11.05.2018, 00:40
von Baeumchenbieger
Servus,

Auf dem Bild ist, meiner Meinung nach, deutlich ein zum Teil gerissener Rückenring zu sehen (vom linken Bruchstück die äußerste rechte Kante). Bei Esche nen Rückenring freizulegen ist zwar generell nicht sooo schwer, aber auch seltenst notwendig, weil Esche eben eigentlich sehr zugstark ist, da reichen 1-2mm Dicke tatsächlich auch für 50lbs locker. (Hab ich hier nämlich grad bei nem Flachbogen mit Recurves)
Die Splitter mit den langen Fasern deuten im übrigen auf gutes Bogenholz hin, so sah das bei mir anfangs bei einem Holunder aus. Habe mich da auch ne Weile geweigert an einen verletzten Rückenring zu glauben, hab’s aber eingesehen. (Der gebrochene Bogen hängt auf meinem Bogenständer ganz oben um mich immer an meine Fehler zu erinnern und mich in Einsicht zu üben)
Das nächste sind tatsächlich die Kanten. Keine Kante am Bogen sollte spitzer oder besser eckiger als der Rand einer Kaffeetasse sein, hab ich mal gelesen und macht auch Sinn. Es sammeln sich nämlich krasse Spannungsspitzen in solchen Ecken.

Hoffe du kannst mit den Tipps was anfangen und wünsche weiterhin gutes Gelingen.
Der Xaver wars

Re: Hartholz-Schichten lösen sich voneinander

Verfasst: 11.05.2018, 07:40
von fatz
LucasB hat geschrieben:...einen tollen Eschen-Stave da, den ein befreundeter Schreiner mir gegeben hat.

Sorry, aber bei Schreiner klinget bei mir die Alarmglocke. War/ist das Holz kammergetrocknet? Dann ist es fuer den Bogenbau unbrauchbar, weil uebertrocknet. Das ist auch nimmer gutzumachen, um die naechste Frage auch gleich zu beantworten.
Geh raus in Wald. Jetzt ist zwar nimmer ganz so guenstig, aber so viel Fruehholz ist auch noch nicht da, dass du dir darueber einen Kopf machen musst. Bissl vorsichtig sein beim Trocknen und dann wird das schon. Ah,ja vorm Saegen schaun, ob Vogelnester drin sind.