Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 30.12.2021, 20:24

Heute mal die Sehnenbänke vorbereitet (sind noch nicht ganz fertig) und testweise aufgezwungen.
Außerdem musste ich wieder reflex nachspannen.
Die Risse am Rand sind erstaunlicherweise nur auf einem WA, naja, reicht ja auch auf einem. Wenn der Bogen geöffnet wird, werde ich direkt vorher Leim in die Fugen machen.

Sehnenbänke.jpg
ausgehölt um Gewicht zu sparen
Sehnenbänke Probe.jpg
Sehnenbank testweise aufgezwungen
Risse.jpg
die Risse am Rand, max. 1 mm breit
Brezel.jpg
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 18.01.2022, 20:23

Das Teil trocknet weiter vor sich hin.
Heute habe ich mal die Sehnenbänke aufgeklebt und da die gerne mal abbrechen, wurde mit Dübeln zusätzlich befestigt. Fertige Dübel hatte ich keine, aber noch verschiedene 10 mm Stangen. Also habe ich passende Stücke auf 8 mm Durchm. geschliffen (ist Ahorn). Ich hätte natürlich auch gleich 10 mm Löcher bohren können, war mir aber zu groß. Geklebt habe ich mit Fisch-Kaltleim.

Sehnenbank gebohrt.jpg
Sehnenbank geklebt.jpg
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 03.02.2022, 20:20

So langsam habe ich den Eindruck, dass dieses Konstrukt hier kein Bogen werden will.
Auch der zweite WA ist jetzt mit Rissen durchzogen und die liegen ziemlich ungünstig. Und wie ich jetzt vom Spalingbow-Experiment weiß, hält gerissenes Horn im Belastungsbereich nicht.
Der Rohling ist jetzt auch getrocknet, d.h. ich werde den demnächst öffnen und bis max. Standhöhe gehen.

Längsrisse 2ter WA.jpg
Risse ohne Ende
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 13.03.2022, 10:33

Wie die Zeit vergeht. Soeben habe ich angefangen den Bogen??? zu öffnen und so sieht das aus (es hat nur wenig geknistert, aber das reicht schon für etwas Schweiß auf der Stirn):

geöffnet.jpg

Ich werde jetzt zunächst mal am rechten WA ab ca. 1/3 nach dem Fadeout etwas Horn abschaben, um den linken WA zu entlasten. Danach kommt der linke WA ebenfalls ab ca. 1/3 nach dem Fadeout dran um den stark biegenden Bereich nach dem Fadeout weiter zu entlasten.
Oder sollte ich anders vorgehen???


Etwas Neues gibt es auch, nämlich Querrisse in der Oberfläche der Sehnenlage. Das könnte von dem zuletzt aufgepinselten Hautleim kommen, beruhigend sieht es auf alle Fälle nicht aus.

Querrisse01.jpg
Querrisse02.jpg
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 13.03.2022, 11:48

Hallo Neumi,

die Risse im Hautleim sind normal, besonders wenn du viel Leim aufgetragen hast. Die hellen Stellen in den Sehnen entstehen, wenn die Sehnen dort in die Dehnung gegangen sind. D.h. man sieht daran schön die überlasteten Stellen.
Ich würde die beiden Fadeouts vorsichtig erwärmen, d.h. nicht so stark erhitzen, sonst könnte der Leim am Horn schaden nehmen. Aber so machen es die asiatischen Bogenbauer auch, schön erwärmen und ihn dort weiter öffnen und die Sehnen dort etwas dehnen. Hast du dir Tepeliks gemacht um den Bogen langsam an die Biegung zu gewöhnen und ihm vorzugeben, wo er biegen soll? Sonst wird er durch den Hebel zu weit vorne biegen und in der Mitte und weiter hinten gar nicht gedehnt.

Wenn es mit wärme nicht zu machen ist, erst dann würde ich Horn abschaben. Sonst kann du nachher über den ganzen Wurfarm Horn entfernen...


Gruß Markus
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Chirurg » 13.03.2022, 11:55

Hallo Neumi!
Sieht nach Übertrocknung der oberflächlichsten Hautleimschicht aus. Derzeit ist die Luft zu trocken! Mein Feuchtigkeitsmesser in der Wohnung zeigt unter 20 Prozent an. Ich weiß nicht, wie es bei Dir mit der Luftfeuchtigkeit ist, aber sowohl die Risse in der Hornschicht als auch die Risse in der Sehnenschicht schauen für mich nach Übertrocknung aus. Zum Biegen: ich würde am Aufspannbrett die Biegung, wie Du sie haben möchtest aufzeichnen, entsprechend Löcher bohren und den Bogen kompromisslos über die eingesteckten Rundhölzer biegen. Alternative wären die Tepliks. (Du musst vorgeben, wo sich der Wurfarm wie biegen soll!) Den Bogen in der Form 2 Stunden eingespannt lassen. Dann eine Sehne Anlegen und aus der Form nehmen, bei Ungleichgewicht einseitig mit einer Lederschlaufe ins Gleichgewicht bringen und wieder 2 Stunden warten und erst dann am Horn schaben wenn er nicht ins Gleichgewicht zu bringen ist. Verdrehungen müssen natürlich gleich am Anfang mit Druck oder auch Wärme korrigiert werden.
Gruß Stephan

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 13.03.2022, 11:59

Wobei ich sagen muss, dass der Setback an den Fades bestehen bleibt und die Manchubogen sehr stark über die Mitte biegen. Erst bei Vollauszug kommt dort Bewegung in den Wurfarm.
fig1.jpg
https://www.youtube.com/watch?v=K763dwaoa0U



Gruß Markus
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 13.03.2022, 12:10

Chirurg hat geschrieben:
13.03.2022, 11:55
Zum Biegen: ich würde am Aufspannbrett die Biegung, wie Du sie haben möchtest aufzeichnen, entsprechend Löcher bohren und den Bogen kompromisslos über die eingesteckten Rundhölzer biegen. Alternative wären die Tepliks
Naja, das würde ich lassen und ihn schön langsam über die Tepliks durch auf und ab schwingen einbiegen, bis man die gewünschte Biegung erreicht hat. Dann kann der Bogen sich daran gewöhnen und die Gefahr das das Horn abplatzt oder die Sehnenschicht überlastet wird ist geringer. Du musst daran denken, dass Neumi andere Zuggewichte anstrebt.... ;) ;D

Die Risse im Leim sind völlig normal , bei diesem Starken Reflex, da sich der Leim nicht dehnen kann. Ich sehe da keine Übertrocknung , sondern einfach zu viel Leim aufgetragen.... ;)

Gruß Markus
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Chirurg » 13.03.2022, 13:19

Ich habe ja auch nicht auf einmal auf Standhöhe gebogen, sondern in 7cm Schritten. Wenn der Bogen so stark ist, dann kann man ihn ja langsam immer weiter biegen. LG Stephan
Dateianhänge
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Chirurg » 13.03.2022, 13:22

Siehe rote Pfeile
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 13.03.2022, 15:14

Danke schonmal für eure Einschätzungen. Die rel. Luftfeuchte liegt in unserem Haus nie unter 40%.
Wie schon von mir vermutet, dürften die Querrisse im Leim davon kommen, dass ich über die letzte Sehnenlage nachträglich Leim gepinselt habe. Das hake ich also ab.
Ich werde noch Tepeliks schneiden, hier dazu eine Skizze, am Ende des Beitrages: https://fletchers-corner.de/viewtopic.p ... 10#p580496 und damit den Bogen einbiegen (das Tool wird auch im Bericht "INVESTIGATIVE REPORT ON BOW AND ARROW MANUFACTURE IN CHENGTU" gezeigt).
Aktuell geht es aber darum den Bogen zu öffnen. Dazu werde ich auch noch ein asa-gezi bauen (das wird im o.g. Bericht nicht erwähnt, erscheint mir aber zum tillern sehr sinnvoll zu sein, siehe Karpowicz).
Sorry auch, ich habe meine Frage zu unspezifisch gestellt. Mir geht es um folgende Überlegung: Der Bogen soll insgesamt ausgewogen aussehen. Im Moment biegt aber der Bereich links des Griffes eindeutig zu stark. Um das auszugleichen, kann ich doch nur, wie geschrieben, beide WA schwächen. Wenn ich jetzt schon mit den Tepeliks einbiegen würde, ist die Schwachstelle doch trotzdem noch vorhanden und als Ergebnis die Biegung in beiden WA unterschiedlich. Oder sehe ich das falsch???
Grüße - Neumi
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Chirurg » 13.03.2022, 17:56

Neumi!
An den roten Stellen etwas Horn wegnehmen. Rechts würde ich auch eine sehr kleine Schwachstelle sehen. Die Tepliks sind zwar sehr traditionell, aber, wenn ich ja eh mit einem Steckbrett arbeite, nicht notwendig. Am Steckbrett kann ich durch gezieltes Unterlegen und mit Gewichten sowie Wärme gleichzeitig Korrekturen von Verdrehungen vornehmen. Am Steckbrett ist auch die Griffregion gut fixiert. LG Stephan
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 13.03.2022, 18:10

Danke für deine Skizze.
Ja, rechts ist auch ein leicht schwacher Bereich, praktisch gleiche Position wie links.
Griffnah werde ich aber zunächst kein Horn abtragen, das ist meiner Meinung nach nicht notwendig.
Grüße - Neumi
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 13.03.2022, 18:21

Neumi hat geschrieben:
13.03.2022, 18:10
Ja, rechts ist auch ein leicht schwacher Bereich, praktisch gleiche Position wie links.
Sehe ich anders... du hast den Griff mit Setback eingeklebt... der ist gerade! Oder willst du eine gerade Griffsektion haben ?
Schau dir meine Skizze an. Für mich sieht es so aus, als ob er rechts Griffnah schon zu viel biegt(rote Markierung)bzw. der rechte Wurfarm ist halt noch steifer oder stärker wie du es nehme willst und drückt den links noch mehr in die Biegung. Schau dir mal den Griff an, wie der steht....und an den Gelben darf er eingebogen werden (Tepeliks), mit wärme behandelt oder etwas Horn abgenommen werden. Der untere aufgespannte Bogen zeigt deutlich wo es hingehen soll. Oder wolltest du ihn in eine Bewusst andere form bringen? Dann wäre es besser gewesen ihn von Anfang an so zu bauen.....

Bogen.pdf
(95.18 KiB) 49-mal heruntergeladen
Da sieht man deinen Bogen ohne das er eingebunden ist und ohne Sehne....., selbst da ist er bereits dort gebogen.
Seitenansicht.jpg
Die roten Bereiche werden extrem belastet, wenn du die gerade Tillern willst!
Gruß Markus
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 13.03.2022, 19:51

Fast genau und deswegen wird griffnah auch nichts abgenommen, sondern wie geschrieben ab ca. 1/3 WA.
Allerdings fängt die Biegung tatsächlich erst nach ca. 4cm nach dem Griff an, der set-back ist noch vorhanden und der soll auch bleiben (hab die Fotos mal übereinander gelegt).
Grüße - Neumi
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