Mein erster Osagestave

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
Mühle
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 444
Registriert: 25.09.2010, 22:37

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von Mühle » 26.10.2020, 10:12

Hallo DaRoli
Ich finde auch, das der Bogen mit den jetzt nur geflippten Enden besser aussieht.
Mit den Recurves wäre dir der Bogen immer umgeschlagen, oder du hättest eine übergroße Standhöhe
machen müssen. Mit solchen Recurves wie deinen hatte ich auch schon probiert, genau wie du wieder
zurück gebogen. Mittlerweile bin ich zu der Auffasung gekommen, das ein guter gerader Bogen genau so
gut schiessen kann, wie einer mit vielen Kurven. Der einzige Grund warum man einen Holzbogen Recurves
verpassen kann, ist weil er vielleicht schöner aussieht. Geflippte Enden sind sinnvoll um den Sehnenwinkel
gering zu halten und damit Stacking zu vermeiden. Gerade oder nur geflippte Enden kann man außerdem sehr
schlank und somit leicht gestalten, was die Schnelligkeit erhöht und die Gefahr von Handschock reduziert.
Hoffe habe nicht am Thema vorbei geredet LG Mühle
sprach Abraham zu Bebraham:kann ich mal dein Zebra ham?

Benutzeravatar
DaRoli
Newbie
Newbie
Beiträge: 17
Registriert: 08.11.2017, 09:35

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von DaRoli » 01.11.2020, 18:00

Hi Mühle,
perfekt, wie du das zusammengefasst hast. Ich hab mich in das Thema "Sehnenwinkel" und "Stacking" etwas eingelesen und jetzt verstehe ich auch, warum das Flippen der Tips sinnvoll ist. Fein, Vielen Dank.

Inzwischen bin ich mitten im Tillern und da hätte ich die nächste Frage:
Mit Hilfe von Photoshop lässt sich der Tiller sehr gut beurteilen. Da habe ich z.B. eine steife Stelle markiert:
20201101_162656b_kl.jpg
Aber, wo nehme ich jetzt Material weg? Am Bauch? An den Seiten? Oder runde ich die Kanten ab? In den Büchern vom Wolfgang Gailer meint er, dass ich zuerst per Schiebelehre einen gleichmäßigen Taper herstellen soll, und dann im Tillervorgang die Seiten reduzieren soll. Entspricht das auch eurer Vorgehensweise? (Äste und Knoten natürlich ausgenommen)

Mit einem "viel-zu-technischen-Ansatz" (Excel) versuche ich Ausreißer bei der Dicke oder bei der Breite zu visualisieren. (Leider ist unten und oben verkehrt zum Tillerbild.) Aber für das Tillern scheint mir dies wenig zu helfen.
2020-11-01 17_55_44-kl.png

Benutzeravatar
Rotzeklotz
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1769
Registriert: 15.08.2014, 18:19

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von Rotzeklotz » 01.11.2020, 18:35

Nimm links an der von dir markierten Stelle, aber auch noch weiter in Richtung Griff etwas ab. Rechts ist ebenfalls das innere Drittel ab Griff zu steif.
Zum Materialabtrag: Ich arbeite den Breitentaper aus und nehme dann nur noch über die Dicke Material weg und runde die Kanten nach. Schiebelehre etc. bringt da m.M. wenig, reflexe Stellen reagieren härter, deflexe wiederrum weicher. Da kann man ohnehin einfach nur schauen, obs sich biegt oder nicht. Die Maserung (Flammen) des Holzes sind oft eine gute Orientierung, um eine einigermaßen saubere Startbiegung zu erzielen (ausgenommen wiederrum reflexe und deflexe Bereiche).

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5553
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von schnabelkanne » 01.11.2020, 19:43

Servus, immer ein Bild vom abgespannten Bogen am Tillerstock dazu zeigen, die Kanten sehen auch noch etwas eckig aus, so rund wie der Rand eines Kaffeebechers sollen sie sein, wie ein Kollege bemerkt hat. Zum Tiller wurde schon alles gesagt.
lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
Becknbauer
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 858
Registriert: 12.01.2014, 06:43

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von Becknbauer » 01.11.2020, 20:23

Aber, wo nehme ich jetzt Material weg? Am Bauch? An den Seiten? Oder runde ich die Kanten ab?
Wie Rotzeklotz schreibt ist der beste Weg.
Über die Seite zu tillern ist möglich aber etwas schwieriger. Du musst deutlich mehr Holz abnehmen um die gleiche Biegung zu erreichen. Vor allen musst du dabei das Breiten-Dicken Verhältnis gut im Auge behalten. Wobei Osage auch sehr schmal und dick verträgt.
Gruß Wolfgang/Beck ' n ' Bauer

第一条

人人生而自由,在尊严和权利上一律平等。他们赋有理性和良心,并应以兄弟关系的精神相对待。
(Internationale Menschenrechtscharta Artikel 1)

Benutzeravatar
DaRoli
Newbie
Newbie
Beiträge: 17
Registriert: 08.11.2017, 09:35

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von DaRoli » 11.09.2021, 13:49

Hi,
leider ist es fast schon ein Jahr her. Inzwischen hab ich den Bogen (meiner Meinung nach) fertig feingetillert.
Bevor ich mich ans Feinschleifen und die Oberflächenversiegelung mache, bitte ich euch um eine Tiller-Begutachtung.

Aktuell hat der Bogen 38lbs bei 28'' Auszug. Masse=387g (ohne Sehne, ohne Griffleder), Länge=59''/150cm (Nocke bis Nocke). Ursprünglich hab ich 30-35lbs Zuggewicht geplant (wobei 38 sich auch gut anfühlt). Für das Feinschleifen oder ev. Korrekturen ist also noch etwas Reserve.

Da der Bogen recht kurz für 28'' Auszug ist, möchte ich ihm kein Setback verpassen. Das ist übrigens auch der Grund für den recht kleinen Griff.

Für alle Tipps bin ich euch sehr dankbar ;)
LG Roland
20210911_113530b1.jpg
20210911_113530b2.jpg
20210911_122034b.jpg
20210911_113727b.jpg
20210911_121605b.jpg
20210911_121551b.jpg
20210911_121750b.jpg
20210911_121734b.jpg
20210911_121707b.jpg
20210911_121648b.jpg
20210911_121359b.jpg

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5553
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von schnabelkanne » 11.09.2021, 21:54

Servus, ein Bild vom abgespannten Bogen von der Seite ist unbedingt notwendig um den Tiller zu beurteilen.
Ist der untere WA kürzer?
Lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
DaRoli
Newbie
Newbie
Beiträge: 17
Registriert: 08.11.2017, 09:35

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von DaRoli » 12.09.2021, 08:04

Hi Thomas,
ja der untere WA ist 5cm kürzer. Auf dem folgenden Bild hab ich die Maße in rot, sowie die Pfeilebene in lila eingezeichnet.

Hmm... Jetzt wo ich die Maße nochmal nachvollzogen habe, hätt ich bei diesem recht kurzen Bogen weniger als 5cm wählen sollen. Der untere WA wird ja doch deutlich mehr beansprucht.
LG Roland
20210912_073320b1.jpg
20210912_073320b2.jpg

Benutzeravatar
Haitha
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3647
Registriert: 14.09.2010, 08:31

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von Haitha » 12.09.2021, 11:03

Schick geworden!
Fall down seven times, stand up eight.

Carve a little wood, pull a few strings and sometimes magic happens - Gepetto

Benutzeravatar
Mühle
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 444
Registriert: 25.09.2010, 22:37

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von Mühle » 17.09.2021, 09:34

Gefällt mir auch, vielleicht zum Schluß noch eine Griffwicklung und das war`s. Das Auszugsfoto sieht sehr harmonisch aus,
soll heißen: der Bogen und du passen zueinander, finde ich.
LG Mühle
sprach Abraham zu Bebraham:kann ich mal dein Zebra ham?

Benutzeravatar
DaRoli
Newbie
Newbie
Beiträge: 17
Registriert: 08.11.2017, 09:35

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von DaRoli » 12.10.2021, 20:27

Hi,
seit meinem letzten Beitrag hab ich einen Arrowpass aus Horn eingefügt, den Bogen feingeschliffen, die Oberfläche versiegelt und einen Ledergriff dran gemacht. Jetzt endlich ist er fertig und trocken und ich freu mich auf das nächste Wochenende auf eine Herbstrunde am Parcours :)

Ein paar Details noch:
Nach langer Recherche hier im Forum hab ich mich für Schellack und Leinölfirnis entschieden. Ich hab aus dem Baumarkt "Bondex Schellack" genommen, und ihn mit "Bondex Schellack Verdünnung" ca. 1:4 oder 1:5 verdünnt. Das ganze war eine sehr dünnflüssige Lösung, hat aber super funktioniert (daher hab ich vielleicht ein paar Schichten zu viel Schellack genommen ::) ). Aufgetragen hab ich es mit einem Ballen, will heißen: Einen Fetzen von einem altes Baumwoll-Tshirt hab ich mit dünnen Streifen von selbigen zu einer 4cm Kugel ausgestopft, wobei ich darauf geachtet hab, möglichst keine Falten unten zum zu haben. Dann strafft zugebunden, mit der Schellack-Lösung getränkt und in Kreisen aufgetragen. Nach 1min war das schon trocken und die nächste Schicht ist drangekommen.
Leinölfirnis ist ein Hund: Ich habs mit dem gleichen Prinzip aufgetragen, aber er hat "Laufnasen" am Schellack gebildet. Inzwischen weiß ich (oder glaub ich zu wissen), dass man den Leinölfirnis besser mit einem Lappen aufträgt, und dann nach 30min. wieder abwischt. Ergo war bei mir zu viel drauf und die Oberfläche fühlt sich nach 2 Wochen immer noch "pickig" an.

So, und jetzt noch ein paar Bilder von dem fertigen Bogen:
20211012_160847_kl.jpg
20211012_160808_kl.jpg
20211012_160655_kl.jpg
20211012_160549_kl.jpg
20211012_160504_kl.jpg
20211012_160450_kl.jpg
20211012_160425_kl.jpg
20211012_160414_kl.jpg
20211012_160353_kl.jpg
20211012_155947_kl.jpg

Benutzeravatar
DaRoli
Newbie
Newbie
Beiträge: 17
Registriert: 08.11.2017, 09:35

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von DaRoli » 12.10.2021, 20:29

Leute, ich bin so glücklich! Osage ist ein tolles Holz: Es spiegelt, leuchtet und strahlt, also ob die Sonne drin wohnen würde :D
Vielen Dank für eure Tipps!

Benutzeravatar
kra
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6725
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von kra » 12.10.2021, 20:37

Der ist aber auch wirklich toll geworden! Gratulation!
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Benutzeravatar
Spanmacher
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3509
Registriert: 29.04.2012, 15:01

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von Spanmacher » 12.10.2021, 21:05

Ein wirklich schöner Bogen. Meinen Glückwunsch dazu.
Zuletzt geändert von Spanmacher am 13.10.2021, 13:11, insgesamt 1-mal geändert.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22349
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Mein erster Osagestave

Beitrag von Ravenheart » 13.10.2021, 10:39

Der kann sich sehen lassen! :D

Rabe

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“