Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
klausmann84
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 505
Registriert: 14.12.2019, 09:30

Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von klausmann84 » 17.12.2019, 17:45

Hallo und guten Abend!

Wie bereits im Vorstellungsbereich angekündigt, möchte ich hier mal nach Hilfe beim Tillern fragen. Bisher hatte ich das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein, aber so langsam schleichen sich doch Zweifel ein, ob ich nicht langsam Fehler mache oder schon gemacht habe. Nun denn:

Vorab:
Mein Bogenversuch ist aus einem Easchestave entstanden. Der war gespalten und ich habe versucht dem seitlichen Faserverlauf zu folgen, dadurch ist er etwas schlangenartig geworden, was mich nicht stört, aber ich weiß natürlich nicht ob das nicht doch ein Fehler war und ob ich die Zeichen richtig gedeutet habe. An den Enden musste ich dann aus dem natürlich Faserverlauf ausbrechen. Den Jahresring habe ich selbst freilgelegt und darauf klebt schon ein Rohhautbacking. (weil ich Angst hatte den im weiteren Bearbeitungsverlauf zu verletzen oder auch schon während des Freilegens verletzt zu haben)

Der Bogen ist relativ lang für mich (insgesamt 179 cm), bin etwas kleiner aber mir scheint nach allem, was ich bisher gelesen habe länger als etwas sicherer. Der untere Wurmarm ist einen Hauch kürzer, so etwa 1cm. Vom Design her würde ich sagen ein recht breiter, recht langer, sich kontinuierlich verjüngender Flachbogen. Tip-Overlays aus Geweih, noch etwas arg klobig, finde ich mittlerweile, die möchte ich noch deutlich feiner gestalten.

Nun im folgenden Foto erkennt man hoffentlich die Form wenn er nicht aufgespannt ist:

flatbow_tiller_01_16_12_19_entspannt.jpg

alternativ dazu das ursrprüngliche Foto bzw Standbild aus dem Video vom Ausziehen des Bogens:

vlcsnap-2019-12-16-17h23m26s293.jpg

Man erkennt glaube ich ganz gut die deflexen Stellen gegen Ende der Wurfarme in Abschnitt "C" (oberer WA) bzw "M" (unterer WA)
Kurz davor und dahinter ist der Bogen so scheint es mir dadurch quasi Reflex geformt und bisher bin ich davon ausgegangen dass der Deflex eine Schwachstelle ist, die ich daher dicker lassen muss, bzw den reflex dünner. Was meint ihr, falsch gedacht?

Die Frage führt natürlich direkt zum aktuellen Tiller. Je länger ich den betrachte desto katastrophaler scheint er mir zu sein. Aber hey zum Lernen bin ich ja hier:

wieder vor den Kästchen:

flatbow_tiller_02_16_12_19_mit_zug.jpg

Und vor schwarzem Hintergrund (naja fast):

vlcsnap-2019-12-16-17h27m33s107.jpg

Und vielleicht recht aufschlussreich übereinandergelegt:

flatbow_tiller_03_16_12_19_kombiniert.jpg

Ich sag mal was mir auffällt, was mein bisheriger Halbwissensstand schon herzugeben scheint. Lass mich aber gerne belehren!

Ich habe zunächst den EIndruck dass der obere WA in Griffnähe schon deutlich mehr biegt als der untere (Vergleich von Abschnitt F und Abschnitt J). Das sieht man ganz gut in der letzten Ansicht, wobei man da sicher vorsichtig sein muss, immerhin ist das ne Montage am PC. Der untere WA wirkkt auch einfach klobiger dort, vielleicht ist der obere aber auch schon zu schwach Richtung Griff?

Ansonsten scheint mir der untere WA insgesamt noch zu steif. Und beide WA Enden ebenfalls. Der untere ist da kerzengerade, der obere sogar leicht reflex, wie ich das sehe.

DIe deflexen Stellen sehen wie Schwachstellen/ Knicke aus, aber:

Da hört mein Latein nun definitiv auf.

Ich weiß nicht ob die Fotos geeignet sind, den Bogen schon zu beurteilen. Wenn euch noch eine Info fehlt oder ihr sonst Fragen habt: Immer gerne, wenn was fehlt liefer ich das nach!

Ich würde mich wirklich sehr freuen wenn ich die ein oder andere Rückmeldung bekäme, ich merke jetzt schon, dass es sich ganz gut anfühlt zu akzeptieren, dass man einfach noch nicht genug Ahnung hat und mal nach Rat zu fragen. Und spart gerne auch nicht mit Kritik, ich mag die klare Kante und zu wissen woran man ist.

So denn, habt einen schönen Abend. Und vielen Dank!

Klausmann

PS: Ein netter User empfahl mir zu erwähnen wo ich herkomme, das hole ich hiemit nach: Ich komme aus dem Rehinland, Köln Düsseldorf, Mönchnegladbach und glaube die Bognerei ist hier nicht soooo verbreitet.

PPS: Habe noch vergessen zu erwähen, dass die aktuelle Standhöhe der Tillersehne quasi knapp über null aber mit Spannung ist...
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.

Benutzeravatar
Neumi
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5831
Registriert: 12.10.2013, 23:37

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von Neumi » 17.12.2019, 18:32

Grüß Dich
klausmann84 hat geschrieben:
17.12.2019, 17:45
Der war gespalten und ich habe versucht dem seitlichen Faserverlauf zu folgen, dadurch ist er etwas schlangenartig geworden, was mich nicht stört, aber ich weiß natürlich nicht ob das nicht doch ein Fehler war und ob ich die Zeichen richtig gedeutet habe. An den Enden musste ich dann aus dem natürlich Faserverlauf ausbrechen. - das passt, dem Faserverlauf zu folgen ist gut und richtig und gegen WA-Ende bleibt Dir eh keine andere Wahl als den Faserverlauf zu durchbrechen

Den Jahresring habe ich selbst freilgelegt und darauf klebt schon ein Rohhautbacking. - das Rohhautbacking ist bei Esche eher kontraproduktiv, da Esche in der Regel extrem zugfest ist, auch wenn die Ringe dünner als die hier im Wiki empfohlenen 4 mm sind. Durch das Backing wird der Bogenbauch stärker belastet, was bei Esche ungünstig ist, da Esche gerne mal Stauchbrüche bekommt.
Übrigens gibt es hier ein WIKI https://www.bogensportwiki.info/index.p ... Hauptseite

Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5574
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von schnabelkanne » 17.12.2019, 19:05

Servus, Tiller sieht gut aus und generell wenn es bei Esche Probleme gibt dann sind das meistens Kompressionsbrüche (feine Risse) am Bauch.
Lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
klausmann84
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 505
Registriert: 14.12.2019, 09:30

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von klausmann84 » 17.12.2019, 19:16

Neumi hat geschrieben:
17.12.2019, 18:32
Übrigens gibt es hier ein WIKI https://www.bogensportwiki.info/index.p ... Hauptseite
Huhu! Ja genau, Teile meiner Infos hatte ich auch daher. Ich dachte Rohhaut wäre in Ortnung, weil sie an sich dehnbar ist?, wärend nicht dehnbare Backingmaterialien den von dir beschrieben Effekt erzeugten, dass sie den Druck am Bogenbauch erhöhen. So habe ich es im Wiki verstanden gehabt. Vielleicht war das falsch verstanden...

Ich zitiere das Wiki an entsprechender Stelle:

"6.5.1 Backingmaterialien

Abhängig von den vorgenannten Zielsetzungen (...) sind verschiedene Materialien unterschiedlich geeignet. Natürlich erfüllen höherwertige Materialien auch "niedere" Funktionen, ein leistungssteigerndes Backing ist AUCH ein Bruchschutz...

1. reiner Bruchschutz

Ist die Haltbarkeit eines Bogenrückens zweifelhaft (real, oder dem eigenen Gefühl nach), kann ein Backing den Bruchschutz verbessern. Ideal geeignet ist Rohhaut, da sie ansonsten die Funktion des Bogens kaum beeinflusst. Ähnlich verhält sich ein dünnes, dehnbares Gewebe, z.B. Seide oder auch Kunstfasern. Das Backing verhindert so lediglich, dass ein Bruch beginnt, sich also Fasern abspalten."

Da bin ich dann davon ausgegangen, dass Rohhaut keinen negativen Einfluss auf den Druck am Bauch hat, da steht ja, dass es die Funktion sonst "kaum beeinflusst", im Gegensatz zu nicht dehnbaren Mat., die die Arbeit zur Bauchseite verlagern.

Zitat:

"2b. Das Material dehnt sich kaum, "verlagert" also die Arbeit in Richtung der Bauchseite. "Starre" Materialien wären Leinen oder Hanf."

Zitiert nach: https://www.bogensportwiki.info/index.p ... aterialien

Grüße!
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.

Benutzeravatar
Becknbauer
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 861
Registriert: 12.01.2014, 06:43

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von Becknbauer » 17.12.2019, 19:16

hallo,
Ich denke:
Ab C bis Mitte AB und von M bis Mitte NO sollte er etwas mehr biegen. Vorsicht direkt bei M dass dort keine Schwachstelle entsteht. Zwischen G und F noch ein bisschen schwächen. Ansonsten ist der Tiller nicht schlecht.
Gruß Wolfgang/Beck ' n ' Bauer

第一条

人人生而自由,在尊严和权利上一律平等。他们赋有理性和良心,并应以兄弟关系的精神相对待。
(Internationale Menschenrechtscharta Artikel 1)

Benutzeravatar
apaloosa
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1934
Registriert: 05.02.2012, 17:56

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von apaloosa » 17.12.2019, 19:29

Hallo,
ich möchte Becknbauers Aussage etwas konkretisieren:
"ein bischen schwächen" bedeutet mit der Ziehklinge und NICHT mit der Raspel arbeiten. Nach jedem 2. oder 3. Zug, je nach dem wieviel die Klinge an Holz wegnimmt, wieder kontrollieren.

VG
Harald

Benutzeravatar
klausmann84
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 505
Registriert: 14.12.2019, 09:30

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von klausmann84 » 17.12.2019, 19:49

Hallo Becknbauer!

Vielen dank schonmal für die Tiller-Tips! Nur zu Sicherheit: Beziehen sich deine Buchstabenangaben auf den ungespannten Zustand?

Gruß, Klausmann
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5574
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von schnabelkanne » 17.12.2019, 20:25

Servus, mit welchen Kleber hast du die Rohhaut angebracht, mit Holzleim, Hautleim, Epoxy...?
Lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
klausmann84
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 505
Registriert: 14.12.2019, 09:30

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von klausmann84 » 17.12.2019, 20:39

schnabelkanne hat geschrieben:
17.12.2019, 20:25
Servus, mit welchen Kleber hast du die Rohhaut angebracht, mit Holzleim, Hautleim, Epoxy...?
Ich habe Fischleim genommen, dieses Zeugs, dass man kalt verarbeiten kann, gabs bei Dictum. Rohhaut eingeweicht, Rücken eingeleimt, Rohhaut aufgelegt und mit Schaumstoffauflagen, kurzen Brettchen und Schraubzwingen fixiert. Klebte beim ersten Versuch FAST überall... :P

Gruß, Klausmann
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5574
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von schnabelkanne » 17.12.2019, 20:49

Servus, Eine Verklebung mit Fischleim ist vermutlich elastischer als z.B. mit normalen Holzleim, beobachte einfach immer den Bauch ob sich Risse bilden.
Das Backing jetzt runter nehmen ist m.E. nicht sinnvoll.
Wieviel Zuggewicht soll der Bogen haben und wie breit sind die WA nach den Fade outs.
Lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
Becknbauer
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 861
Registriert: 12.01.2014, 06:43

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von Becknbauer » 17.12.2019, 21:04

Ich gehe vom gespannten Zustand aus. Da sieht man die Biegung bez. die Nichtbiegung.
Gruß Wolfgang/Beck ' n ' Bauer

第一条

人人生而自由,在尊严和权利上一律平等。他们赋有理性和良心,并应以兄弟关系的精神相对待。
(Internationale Menschenrechtscharta Artikel 1)

Benutzeravatar
klausmann84
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 505
Registriert: 14.12.2019, 09:30

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von klausmann84 » 17.12.2019, 21:36

schnabelkanne hat geschrieben:
17.12.2019, 20:49
Wieviel Zuggewicht soll der Bogen haben und wie breit sind die WA nach den Fade outs.
zur ersten Frage: Ich bin mir selbst nicht ganz sicher, was mit dem Design und dem Holz möglich ist, hatte so 40 Pfund vor dem EInschießen angepeilt... Zuviel?

Zur zweiten Frage: Die WA sind dort noch recht breit, ca 5 cm, in den Abbildungen jeweils an der Stelle im Übergang F/G und I/J.
Becknbauer hat geschrieben:
17.12.2019, 21:04
Ich gehe vom gespannten Zustand aus. Da sieht man die Biegung bez. die Nichtbiegung.
Okay danke! Gut dass ich nachgefragt habe!

Vielen Dank schonmal!
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5574
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von schnabelkanne » 17.12.2019, 21:59

Servus, 40 # sind nicht Zuviel und lass die WA möglichst breit, ist bei Esche generell zu empfehlen.

Lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
Becknbauer
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 861
Registriert: 12.01.2014, 06:43

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von Becknbauer » 18.12.2019, 05:36

Wie viel Pfund möglich sind hängt davon ab wie viel er jetzt noch hat. Bei der Länge und Breite sollte 40# kein Problem sein. Die Dicke ist auf den Bildern nur schlecht ein zu schätzen.
Aber ich denke du solltest dich vor allem bemühen einen guten Tiller zu erreichen. Egal wie viel Pfund dabei herauskommen.
Gut getillerte 30# schießen sich besser/angenehmer als schlecht getillerte 40#.
Gruß Wolfgang/Beck ' n ' Bauer

第一条

人人生而自由,在尊严和权利上一律平等。他们赋有理性和良心,并应以兄弟关系的精神相对待。
(Internationale Menschenrechtscharta Artikel 1)

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22357
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Flachbogentiller (wird das mein erster Bogen?)

Beitrag von Ravenheart » 18.12.2019, 09:12

1. Bei dem Auszug, den Du laut der Bilder inzw. erreicht hast, sollte die Standhöhe schon auf ca. 5 cm sein!
2. Der "flache" bauch ist hoffentlich nicht wirklich FLACH, sondern leicht gewölbt? (sh. WIKI: Treppeneffekt!)…
Falls doch, jetzt erst mal in Wölbung bringen, es sei denn, es geht nicht mehr...
3. Der Tiller sieht bisher ok aus. Noch nicht perfekt, aber Du hast ja noch ein Stück Weg vor Dir...
4. Checke hin und wieder mal das Zuggewicht bei dem Auszug, den Du gerade erreicht hast! Du solltest vermeiden, mehr Gewicht zu ziehen als Du am SCHLUSS haben willst!

So weit erst mal...

Rabe

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“