Der erste Bogen und viele Fragen

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sebatan
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Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von sebatan » 25.03.2020, 12:20

Hallo in die Runde,

Ich lese hier schon ein wenig mit und finde die Seite wirklich mehr als toll!!
Ich bin aktuell an meinem ersten eigenen Bogen drann und naja jetzt wo es ums eingemachte geht, hab ich recht viel Sorgen, dass mir das Ding bricht bevor es überhaupt fertig ist :'(
Meine Ansprüche an den Bogen
Wenn er einen Pfeil halbwegs gut und gerade rausbekommt und sich auf 28" ausziehen lässt bin ich schon glücklich.
Da ich recht guten Zugang zu Holz habe, kann ich mit der Erfahrung von diesem Bogen ja dann einen weiteren mit höheren Ansprüchen in Angriff nehmen.
Ich bin auch recht frei von konkreten Mussvorgaben, wenn der Bogen ein Backing benötigt, dann ist es so, wenn er ein reiner Holzbogen bleibt, auch gut.
Vorwiegend möchte ich den Bogen dafür verwenden, einmal Daumentechnik zu versuchen und für kleinere Spaßschießerein nicht immer meinen heiligen Jagrecurve mitnehmen zu müssen.

Zu den Fakten:
Bergahorn im Spätherbst gefällt und auch gespalten.
Das Stück das ich bearbeitet habe ist aus einem ca. 20cm Stück gespalten, also eines der äußeren Kuchenstücke (ich hoffe ihr wisst was ich meine)
Länge aktuell 183cm gesamt.
Ich habe die graue Rinde und die darunterliegende braun/gelbe Schicht (Cambium?) entfernt und angefangen eine grobe Form herauszuarbeiten, keine Sorge die äußere Seiten (Bogenrücken oder?) habe ich so gelassen wie sie nach dem entfernen der Rinde und der obersten braunen Schicht war.
Sehr schwierig ist schon einmal die Tatsache, dass ich beim Bergahorn sehr schwer Jahresringe erkennen kann, da sie farblich eigentlich kaum abgesetzt sind.
Des weiteren ist nach dem Griffstück ein doch recht großer Ast enthalten und das ganze Ding dreht sich doch nicht unerheblich, aber für mich nicht eindeutig :o

Meinen aktuellen Status, also Fotos poste ich gleich in einer Antwort darunter.
Der Bogen biegt sich (was mich ja schon einmal wirklich freut) nur nach sehr kurzem Auszug (ich schätze 18"-20") erhöht sich die Zugkraft enorm, also wenn man das so sagen kann steht der Bogen an.
Der Bogen war auch zuerst gerade und behält jetzt eine Biegung (das nennt sich Set oder?)
Den Rest sieht man vermutlich auf den Fotos am besten.

Wenn ich Tips bekommen könnte wo ich am besten weitermache, bzw. was ich jetzt gar nicht machen darf wäre ich extrem dankbar!

sebatan
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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von sebatan » 25.03.2020, 12:35

Hier die Bilder
20200325_115720.jpg
20200325_115709.jpg
20200325_115659.jpg
Kleiner Ast der Sorge:
20200325_115637.jpg
Großer Ast der Sorge:
20200325_115631.jpg
20200325_115622.jpg
20200325_115456.jpg

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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von schnabelkanne » 25.03.2020, 20:21

Servus und herzlich willkommen bei den Bogenbauern.
Beim Tillern sollen die Kanten zw. Rücken/Seiten/Bauch schön gerundet sein, die sehen noch zu eckig aus da entstehen Spannungsspitzen/Bruchgefahr. Der Griff soll auch schön verlaufend in die WA münden und nicht so eckig. Den Bogen noch nicht so weit ausziehen so lange die Biegung nicht harmonisch ist.
Gute Bilder ergibt gute Voschläge immer ein Bild vom abgespannten Bogen und ein Bild mit Auszug.
Der rechte WA ist noch stärker als der linke, dort wo der Knubbel/Ast ist ist er noch zu steif.
Zeig mal ein Bild vom Ast, Rücken und Bauchansicht.
Lg Thomas
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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von Kemoauc » 26.03.2020, 19:16

Hi,Sebatan und erstmal Willkommen imClub. ;D
kurz gesagt: dein Bogen ist Mitte WA und nach Aussen hin noch viel zu dick. Wenn Du ihn dann mit Gewalt biegst,ist Set kein Wunder. Lass doch mal ein paar Eckmaße runter wie etwa WA-Länge gesamt,Dicke WA.Mitte und an den Tips.Breite Mitte WAs und so weiter, dann können auch Fragen präziser beantwortet werden.
Grüßle,
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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von fatz » 26.03.2020, 20:38

Neben dem was eh schon gesagt wurde schauen mir die Enden recht breit aus. Ahorn ist jetzt auch ned so erste Wahl fuer den "Ersten"
Haben ist besser als brauchen.

sebatan
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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von sebatan » 27.03.2020, 13:15

Also erstmal danke für die Antworten, anbei die Fotos von dem Astloch.
Bezüglich Breite bzw. Dicke wollte ich 5cm vom Handstück nach oben und unten starr halten und dann erst mit der Biegung beginnen.
Bezüglich Ahorn als Anfansholz: ich hatte es aus dem eigenen Wald zur Hand und momentan ist es ja nicht sehr leicht etwas zu besorgen, ursprünglich wollte ich mir ja einen manau stave holen.

zu den Maßen:
Die breite startet 5cm nach dem Griffstück mit 4cm und geht bis zu den Enden auf 2cm
Die Dicke startet 5cm nach dem Griffstück mit 2cm und geht auf 1,5cm am Ende
Die Gesamtlänge ist ca 180cm

Zu dem Thema Set:
Ich weiß ich sollte den Bogen noch nicht unbedingt 28" ziehen (was inzwischen geht) aber ich habe es aus Ungeduld dennoch probiert und bei 28" hat der Bogen gefühlte 40 pfund, was mir eigentlich gut passen würde, aber wenn ich damit ein paar Pfeile schieße hat der Bogen dann nach dem Abspann tatsächlich leider 7cm Set (in der Mtte gemessen)
Dazu
1.) wie kann ich die Zugkraft behalten ohne das weitere Set durch Stauchung entsteht?
2.) kann ich den/das Set mit DAmpf wieder rückgängig machen?

LG
Dateianhänge
20200326_080527.jpg
20200326_075544.jpg

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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von sebatan » 27.03.2020, 15:21

hier nochmal aktuelle bilder vom gesamten bogen:
bauch:
bauch.jpg
Rücken:
ruecken.jpg
Profil:
profil.jpg
auf Standhöhe:
Standhoehe.jpg
aufgespannt:
kgespannt.jpg
Also ich sehe da jetzt auch recht gut, dass ich auf der seite auf der der Ast ist noch direkt beim Ast zu steif bin, aber da hab ich wirklich Sorgen noch mehr weg zu nehmen.
Was sagt Ihr?

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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von schnabelkanne » 27.03.2020, 16:04

Servus, Set bekommt der Bogen wenn er zu weit ausgezogen wird und der Tiller noch nicht passt.
Am Tillerstock den Bogen mit Vollauszug einspannen ist meist der Bogentod, also bitte nicht so weit ausziehen und dann fürs Bild einspannen - ganz böse. :'(
Für Auszugbilder ev. Freundin als Assistentin oder Tillerstock an der Wand und Umlenkrolle.

Letztes Bild rechter WA hat einen Knick nach dem Griff, danach etwas Schwächen um den Knick zu entlasten und nur mehr Bilder mit Standhöhe oder bis Max. 20“ Auszug, erst wenn die Biegung harmonisch ist dann mehr Auszug.
Set mit tempern zurückbiegen dazu habe ich bei Ahorn noch keine Erfahrung.
Hat er am Bauch beim Knick Stauchrisse?
Lg Thomas





[=0]87CCE9BC-C9A3-4612-BFBA-9699C66185AE.jpeg[/attachment]

P.S. nicht schneller eher zeitgleich ;)
Dateianhänge
87CCE9BC-C9A3-4612-BFBA-9699C66185AE.jpeg
Zuletzt geändert von schnabelkanne am 27.03.2020, 16:10, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von Hieronymus » 27.03.2020, 16:05

Hallo,

auf keinen Fall mehr ausziehen!! Gehe mit dem Auszug zurück, solange bis beide Wurfarme gleichmäßig biegen. Gerade der rechte Wurfarm biegt fast über eine Stelle und das gibt Set, sowie Stauchrisse. Ich habe dir mal eine Ellipse drüber gelegt damit du siehst , wie der Bogen eigentlich biegen müsste. Ich denke der linke Wurfarm ist noch stärker als der Rechte , aber erst den rechten zum biegen bringen. Du musst an der Grünen stellen noch Holz weg nehmen, aber bitte in kleinen Schritten und nicht Punktuell. Und lieber öfters Bilder posten, bevor es zu spät ist ;)
kgespannt.jpg

Gruß Markus

PS: Der Thomas war schneller ;)
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von Kemoauc » 27.03.2020, 16:12

Hi,Sebatan,
tu das nicht -- der Bogen ist in sich absolut unstimmig,den soweit aufzuspannen bringt nur noch mehr Set.
Und Set kannst Du auch nicht mehr korrigieren, es handelt sich hier um kollabierte Holzzellen. Was Du machen kannst,ist, nach dem ersten Tillern, wenn Holzbelastung und Form halbwegs (davon ist dein Bogen derzeit noch weit entfernt) ausgeglichen sind, die Enden flippen, d.h. nach vorne Biegen,egal ob mit Heißluftpistole oder Dampf oder Kochen.Und dann den Bogen fertigtillern.Die geflippten Enden bringen dir wenigstens nen vernünftigen Sehnenwinkel.
Der erste Bogen ist immer ein harter Lernprozess. ;)
Mit Ahorn sowieso,der ist ne Zicke. ;D
Und,wenn Du Zugang zu Ahorn hast,mach dir nicht zuviel Gedöns mit dem Ersten.Wenn Du siehst,das das nix mehr wird,nimm den Nächsten und den Nächsten usw......... und: frag nach,wir sind da,um fragen zu beantworten ;)
Erstmal viel erfolg mit dem Dingen,
Grüßle,
Kemoauc
uups Thomas und markus waren schneller O0
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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von Kemoauc » 27.03.2020, 16:28

Und,Sebatan,
ein Angebot,falls Du mit Ahorn weitermachst. Ich hab hier noch nen halbfertigen Ahornbogen(ist noch vom SAP2019), den ich jetzt mal fertigmachen möchte. Ich hab Infrastrukturversorger-Quarantäne (is net so streng), bin nicht befallen oder so,sollte mich aber von allen fernhalten um Einsatzbereit zu bleiben --- ohne Strom geht halt nix. --> dementsprechend Langeweile und !Zeit.
Wir könnten uns austauschen und parallel entwickeln.
Grüßle,
Kemoauc
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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von sebatan » 31.03.2020, 16:26

Vielen Dank für eure Rückmeldungen,
Anbei der aktuelle Status, viel bin ich leider nicht dazu gekommen weiterzumachen.
Auf den Bilder
Einmal der Versuch den Griff an der Bodenfuge am auszurichten
20200331_142910.jpg
und einmal die Sehne auf der Linie ausgerichtet.
20200331_142925.jpg
Meiner Meinung nach ist die rechte Seite schon wesentlich besser, die linke aber noch zu stark.
Da habe ich aber meine lieben Sorgen, da auf der linken Seite der Astteil gleich nach dem Griff ist.
Ich habe diesen schon deutlich dünner gemacht, aber über den Teil mit dem Ast biegt sich der Bogen nach wie vor nicht.
Auf der rechten Seite ist es ebenfalls so das im am Anfang des letzten Drittels ein kleiner Ast ist ( dort wo der Bogen dicker ist)
Wie dünn darf ich bei den Ästen werden?

Und ganz allgemein: Mit einer Klinge ist es extrem mühsam beim Ast Material abzunehmen, da der Faserverlauf nicht gerade ist, mit was arbeitet ihr bei so etwas?

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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von fatz » 31.03.2020, 17:42

Raspel
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von Neumi » 31.03.2020, 19:56

Wenns nicht mehr viel Abtrag sein soll, hilft auch eine Feile oder Schleifpapier. Je nachdem, was Du eben so zur Verfügung hast. Zwischen Raspel und Raspel oder Feile und Feile liegen ja nun auch Welten, je nach Hieb.
Die Standhöhe sieht sehr groß aus, ca. 20 cm?
Die Schwachstelle rechts hast Du schon ganz gut entschärft, aber danach sind ca. 20 cm noch zu steif.
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Der erste Bogen und viele Fragen

Beitrag von Tom Tom » 31.03.2020, 20:52

Wie Neumi schon angedeutet hat tu die Standhöhe mal auf 15cm runterschrauben

Lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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