Alternative Backings

[Nordicus]

Hallo Zusammen
Habe ein paar Selfbows aus Esche und Hickory gebaut, und möchte mich an einen Kompositbogen wagen. Viele Anleitungen und Artikel schreiben von Sehnenbelag als Backing und Horn am Bauch des Bogens.
Wer hat schon Erfahrung mit einem Backing aus Rohhaut? Oder Flachs? Beide Lösungen sind in den diversen "Bowyer's Bible" ausführlich beschrieben, aber ich kenne bisher niemand, der so etwas gemacht hat. Meine Erfahrung mit Rohhaut als Schildüberzug weist auf eine rechte Spannung beim trocknen, der in "Längsrichtung" (dem Rücken entlang) weniger stark zusammenzieht als in Querrichtung (Vom Rücken zum Bauch). Wäre ein Rohhaut-Backing eine valable Alternative zu Sehne?

Grüsse
Nordicus

[Wirrwarr]

Hi Nordicus,

soweit ich weiß, steigert ein Rohhautbacking kaum die Zugkraft und dient eher dem Bruchschutz am Bogenrücken.
Bei einem Komposit mit Horn brauchst du aber etwas, das dem sehr druckfesten Bauch/Horn etwas entgegensetzen kann.

Flachs, Hanf und Jute haben alle eine hohe Zugfestigkeit, sind aber leider kaum dehnbar. Als Alternative für die deutlich dehnbareren Tiersehnen also auch nicht optimal.

Ich habe allerdings noch keines dieser Materialien verwendet.
Spontan fällt mir nur Bambus als zugfeste und dehnbare Alternative ein, vlt kann ja einer der Kompositexperter hier besser helfen.

VG Wirrwarr

[Nico Quergedacht]

Habe damit zwar keine persönlichen Erfahrungen allerdings habe ich mal ein Video über Chinesische Bögen gesehen die mit einem Rohhaut backing gemacht worden sind. Die hatten glaub allerdings kein Horn auf dem bauch und ich fand die nur aus Historischen gründen interessant. Ansonsten fand ich die ehrlich gesagt nicht besonders spektakulär.
Wird schon seine gründe haben warum sich Sehnen so sehr durchgesetzt haben ^^

Falls du das Video haben möchtest kann ich mal auf die suche gehen ob ich wieder finde, kann allerdings nichts versprechen

Grüße Nico

[Hieronymus]

Hallo,

für ein Hornkomposit ist ein Sehnen backing unerlässlich. Du musst das Rad nicht neu erfinden und wenn es einfacher gegangen wäre, hätten man es auch gemacht. Ergo zu einem Hornkomposit gehört ein Sehnen backing, danach kommt über die Sehnen Schicht zum Schutz Ziegenleder, Birkenrinde, Rohaut oder Seide.
Wenn du ein Hornkomposit bauen willst, solltest du auf jeden Fall Karpowiz lesen. Das Buch ist zwar auf Osmanische Bögen spezialisiert, aber das Wissen von ihm, kannst du auch auf andere Bogen übertragen.
Du musst aber nicht zwangsweise einen Hornkomposit bauen. Ein Backing aus Hasel, Esche, Bambus oder Hickory ist super und da drunter klebst ein Druck festes Holz. Wie zb. Eibe, Mehlbeere, Hainbuche oder Osage.
Die Kompositbögen aus Holz haben den Vorteil, dass die schneller und leichter zu bauen sind und sie bringen auch bei niedrigen Zuggewicht eine sehr gute Leistung, was bei Hornkomposit Bögen nicht immer der Fall ist.

GRUß MARKUS

[Nordicus]

Liebe Kollegen
Danke für die Inputs. Daraus entnehme ich: Rohhaut als Bruchschutz geeignet, auch als Schutzschicht für Sehnen. Flachs, Hanf und Jute keine Hilfe für Dehnung, gegebenenfalls Bruchschutz.
In dem Fall führt kein Weg an das Sehnenbacking vorbei. Ich habe die Anleitungen in den "Boywer's Bible" Band I-IV gelesen, sowie das "Reflexbogen - Geschichte und Herstellung". Der Karpowiz habe ich gesehen, dachte aber, dass der etwas zu spezialisiert auf den osmaischen Bogen war. Ich versuche es mit der Anleitung von Joachim Rutschke im "Reflexbogen", Kap. 8. Was mich irritiert ist dass er zuerst das Sehnenbacking macht, und dann der Hornbauch - die meisten anderen Anleitungen und Videos machen zuerst den Hornbauch und dann das Sehnenbacking. Aber die Diskussion gehört vermutlich in einem anderen Thread.
Herzlichen Dank

Nordicus

[locksley]

Ich denke Joachim wird sich hier noch zu Wort melden, oder Du suchst in der Foren Suche nach Beiträgen von "Snake Jo" zu dem Thema.

[Hieronymus]

Was mich irritiert ist dass er zuerst das Sehnenbacking macht, und dann der Hornbauch - die meisten anderen Anleitungen und Videos machen zuerst den Hornbauch und dann das Sehnenbacking. Aber die Diskussion gehört vermutlich in einem anderen Thread.
Herzlichen Dank

Ja, das macht z.B. Snake Jo hier aus dem Forum auch so. Ich bevorzuge zuerst das Hon aufzukleben, da der Bogen mit Horn viel Formstabiler ist als ohne.

Aber erzähl mal was für ein Bogentyp du bauen willst? Welches Zuggewicht soll er haben? Was für ein Auszug hast du? Bist du Daumenschütze? Wenn wir das alles wissen, können wir dich auch besser beraten.

Gruß Markus

[Nordicus]

Hi Hieronimus
Ich will ein Typ Yzri bauen. Wobei ich mir den komplizierten verwinkelten Padel-Griff spare und stattdessen ein Bogenkern aus Bambus nehme, der mit Eichenplättchen laminiert aufgebaut ist. Der Rücken soll mit Sehne bespannt und mit Rohhaut abgedeckt werden, der Bauch mit Wasserbüffelhorn. Zurzeit bin ich dabei, die Siyahs aus Eibenlaminat zu dämpfen und zu biegen.
Es soll ein praktischer Boden sein, als Testobjekt in der Fertigung, damit ich später einen in voll traditioneller Manier bauen kann.

Zurzeit schiesse ich einen Eiben-Langbogen mit 75 cm Auszug und 65 lbs, mediterraner Stil. Bin kein Daumenschütze. Hatt einmal einen schönen traditioneller Reiterbogen im awarischen Stil, der wurde mit gestohlen. Ich habe lange nach einem gebührenden Ersatz gesucht, und habe beschlossen, einen selber zu bauen. Da ich zudem als Reenactor ein römischer Miles im 3. JH darstelle, wäre ein Yrzi-Typ ideal.

Grüsse
Nordicus

[Nordicus]

Hi Zusammen
Nach mehreren kalten Duschen und einer weiteren Vertiefung der Recherche habe ich mich am Riemen genommen und beschlossen, meinen ersten Bogen nach der Anleitung von Joachim Rutschke im "Reflexbogen", Kap. 8, zu bauen. Der Yrzi kann warten.

Grüsse
Nordicus