Bogenbaufragen für Anfänger

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Bernd85
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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von Bernd85 » 28.09.2020, 15:30

schnabelkanne hat geschrieben:
28.09.2020, 15:26
Servus, Bergahorn, Esche, Haselnuss und Hartriegel ist geeignet, Schlehe auch aber schwierig für Anfänger, kannst du ja vorerst einlagern und später verarbeiten.
Habe gelesen dass es bei Schlehe z.b. sehr selten zum Bruch beim Tillern kommt, siehst das genauso?
Heißt halt dass es schnell einreißt aber sehr druck und zugfest ist, genau wie Hartriege

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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von schnabelkanne » 28.09.2020, 15:38

Servus, ja Schlehe ist Druck- und Zugtolerant, aber es ist halt schwierig ein dickeres gerades und möglichst astfreies Stück zu finden und schwierig zu trocknen, reißt schnell ein.
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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von fatz » 28.09.2020, 21:51

Schlehe steckt definitiv engere Biegeradien weg als Hartriegel. Ist auch gut so, weil bei den normal verfuegbaren Laengen muss sie das auch. Aber definitiv beides gute Bogenhoelzer.
Ein Beispiel was man mit Schlehe so machen kann: viewtopic.php?f=74&t=27993
Vielleicht ein bissl langsamer trocknen...
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von Ravenheart » 29.09.2020, 14:32

Bernd85 hat geschrieben:
28.09.2020, 15:27
ah super, danke für die Erklärung :) und wie ist das mit Nadelhölzern (außer Eibe) Warum ist bspw. Fichte/Tanne/Lärche/Kiefer nicht geeignet?
Wahrscheinlich eine dumme Frage sorry :/
Wenig Elastizität auf Zug, wenig Festigkeit bei Druck (weich)…
Kannst Du alle mit dem Fingernagel eindrücken.
Versuch das mal bei Hickory,,, :D

Bei weichen Hölzern muss man allerdings noch unterscheiden:
weich verformbar oder
weich elastisch?

Eibe ist auch weich, aber sehr elastisch.

Stelle Dir den Unterschied zwischen einem festen Topfschwamm und weißem Styropor vor:
Beide sind so weich, das man sie eindrücken kann...
Der Schwamm federt beim Eindrücken zurück und nimmt keinen Schaden, (= Eibe)
Styropor jedoch behält eine Delle und bekommt zudem Risse in der Oberfläche (= Nadelhlözer))

Rabe

PS: Eibe ist kein "echtes" Nadelholz! Sie hat gewissermaßen nur nadelförmiges Laub!

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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von fatz » 29.09.2020, 16:40

Hm! Nach meinen Erfahrungen liegt zumindest bei Fichte (Ast nicht Stamm!) das Problem eher in der Zugfestigkeit.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von Tom Tom » 29.09.2020, 16:57

@Rabe

Die Eibe zählt zur Ordnung der Koniferen...
Was daran würdest du als nicht Nadelholzig bezeichnen ??? ;D

Lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von Ravenheart » 30.09.2020, 09:49

Die Einordnung ist nicht ohne Zweifel und nach wie vor in der Diskussion!
Mit der Einordnung zu den Koniferen wird sie aktuell den "Zapfentragenden" zugeordnet - sie bildet aber keine (Samen-)Zapfen!
Auch die Nadeln unterscheiden sich im Aufbau von allen anderen Arten und haben Eigenschaften, die man sonst nur bei Blättern findet...

Siehe z.B.

https://www.tierfreund.de/europaische-eibe/
(unter "Besonderheiten"!)

https://www.biologie-seite.de/Biologie/ ... ische_Eibe
(unter "Systematik")

Auch hinsichtlich der Pollen stellen die Eiben eine eigene Klasse dar:
http://www.pollenflug-nord.de/Pollenque ... uellen.htm

2016 wurde sie hier noch eigenständig neben den Koniferen geführt:
https://www.pflanzen-deutschland.de/system_der_pflanzen

Zu den Coniferophytina zählt z.B. auch der Ginkobaum, den wohl niemand ensthaft als "Nadelbaum" bezeichnen würde!
https://www.botanischer-garten.uni-frei ... systematik

Allerdings gebe ich zu:
Zitat:
Neuere molekularphylogenetische und auch morphologisch-anatomische Untersuchungen der Zapfen zeigen aber, dass die Taxaceae zu den Koniferen zu stellen sind.
Zitatende
https://www.botanik-bochum.de/jahrbuch/ ... accata.pdf

Vielleicht muss ich es jetzt doch akzeptieren... ;)
(aber GANZ noch nicht… >:) )


Rabe

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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von Bernd85 » 30.09.2020, 10:37

Wow super erklärt, danke dir Rabe! Aber klingt sehr kompliziert.
Ich dachte dass das damit zu tun hat dass alle kurzfasrigen Hölzer schlecht für den Bogenbau sind und dass in diesem Fall Nadelhölzer dazugehören, genauso wie Buche und Eiche.

Also sollte ich als Anfänger wohl am allerbesten mit Esche/Hasel anfangen oder?
Ist es gut möglich ein 60-70Pfund - Bogen aus diesen Hölzern zu bauen, wenn der Durchmesser zwischen 5 und 8 cm liegt?
Oder ist das zu viel? (Vor allem bei Haselnuss).
Würdet ihr sagen dass Haselnuss auch Nachteile birgt? Weil es hört sich an als sei es nur ein positives Bogenholz.

Eine andere Frage: Ist Horn an den Nocken eigentlich nur zwecks Optik oder brauchen das manche Bögen weil sie sonst brechen bzw einreisen?

LG Bernd

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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von Heidjer » 30.09.2020, 20:18

Hasel ist ein super Bogenholz und würde es nicht an jeder Ecke wachsen, dann würde man es höher wertschätzen.

Wenn man die Suchfunktion hier bemüht, dann wird man auch Warbögen von 80# und 100# aus Hasel in diesem Forum finden, sind aber eher selten.

Hasel hat auch Nachteile, sie versprödet mit der Zeit gerne oder aber wird über trocknet und bricht darum gerne nach 2-X Jahren. Außerdem ist sie viel Zugfester als Druckfest, der Bogenbauch muss breiter als der Bogenrücken sein.

Horn-Tips, bei vielen Bögen sind sie nur Deko besonders bei Bögen unter 50#. Wenn aber die Tips besonders fein (schlank oder Needltip) sind oder die Zugkraft hoch und das Holz weich (Eibe oder Hasel) ist, dann muss man das Holz vor dem Einschneiden der Sehne in den Bogenrücken schützen.

Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von schnabelkanne » 30.09.2020, 20:59

Servus, ich würde dir empfehlen erst mal ein paar Bögen zu bauen bevor du gezielt auf über 60# zugehst.
Vor allem am Anfang ist es schwer gezielt eine bestimmte hohe Zugkraft zu erreichen, ernte mal ein paar Stücke die bei dir wachsen und übe mal. Hasel, Esche usw. haben den Vorteil dass sie leichter verfügbar sind als z.B. Eibe und Osage.
Wenn es dir gelingt gleich zu Beginn einen Bogen über 60# zu machen auch gut, wenn nicht dann sei nicht entäuscht.

lg Thomas
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Bernd85
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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von Bernd85 » 01.10.2020, 10:43

Kann man dem Verspröden auch entgegenwirken?
Bspw. mit regelmäßigem Einölen oder einwachsen?
Heidjer hat geschrieben:
30.09.2020, 20:18
Außerdem ist sie viel Zugfester als Druckfest, der Bogenbauch muss breiter als der Bogenrücken sein.
Ist das bei Esche, Schwarzdorn, Holunder und Hartriegel auch der Fall?

LG

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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von schnabelkanne » 01.10.2020, 12:24

Servus, also ich lagere meine Selfbows in der Garage und mir ist in den letzten Jahren keiner durch Versprödung gebrochen und wenn mal ein Hasel Selfbow nach jahrelanger Benützung bricht dann Bau ich mir einen neuen.
Mir macht das Bogenbauen mehr Freude als das Schießen.
Ja, Versprödung tritt grundsätzlich bei Hasel auf und ein Finish mit Shellack oder Leinölfirnis oder.......
Bekommen bei mir alle Bögen als Schutz gegen Feuchtigkeit.
Lg Thomas
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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von fatz » 01.10.2020, 12:42

Bernd85 hat geschrieben:
01.10.2020, 10:43
Ist das bei Esche, Schwarzdorn, Holunder und Hartriegel auch der Fall?
Bei Esche ja, bei den andern nicht. Da geht sogar ein runder Bauch
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Bogenbaufragen für Anfänger

Beitrag von Kemoauc » 02.10.2020, 19:22

Bernd85 hat geschrieben:
01.10.2020, 10:43
Kann man dem Verspröden auch entgegenwirken?
Einfach garnicht erst zulassen. ;) Ists passiert ,gibt's keinen Weg mehr zurück.Keinen Bogen dauerhaft unter 50% relFeuchte lagern,auch nicht die Rohlinge,auch nicht das rohe Holz.Ich hatte bisher noch keinen einzigen versprödeten Bogen,ausser einem verschenkten Kinderbogen -- der war aber in einer Wohnung mit (im Winter) 30%rF und 26C ::) .
Meine eigenen Wohnungen der letzten Jahre lagen immer um 65%rF,ein eher angenehmes Klima,auch für's Holz.Falls man also eine der viel zu trockenen,überheizten Wohnungen hat und einen Balkon -- Draussen lagern! Tut nix Übles,solang nicht der Regen permanent drüberläuft und im Sommer die Sonne dauerhaft draufbratzt. ;D
Hasel mag da zwar nen Tick empfindlicher sein,Esche vllt auch, aber versprödet auch nicht,solange man sorgsam damit umgeht.Der Bogen meiner Mutter,aus Hickory,hatte nach 2Jahren in ihrer neuen,viel zu trockenen Wohnung nen Zuggewichtsabfall von 30# auf lächerliche ca 12#. :o Ist zwar nicht gebrochen,aber die Versprödung hat soviele innere Brüchlein erzeugt,das er nur noch als Wallhanger taugt.
KEIN Holz ist gegen Versprödung gefeit,je dichter,desto länger dauert es -- einmal passiert,Bogen ruiniert. >:)
Eine allzu dichte Versiegelung der Oberfläche,um das zu verhindern,sehe ich persönlich als eher falschen Weg an.Auch die dichteste Versiegelung kann zu starke Austrocknung bei dauerhaft falscher Lagerung nicht verhindern. Ist noch kein wirklicher Schaden entstanden,ist der Rückweg für die Feuchtigkeit ebenso lang. ;)
Ich persönlich öle einfach nur mit Leinöl, dicht genug für ein paar Stunden im Regen, auch mal ein paar Sekunden untertauchen macht nix.Dennoch "atmet" das holz.Ich baue ausschließlich reine Holzbögen,echt "primitiv", wiege meine Bögen ab und an und je nach Wetter/Klimalage nehmen sie mal um 1-2g Gewicht ab oder zu.Macht garnix aus,ist eher empirisch. ;)
Gute Lagerung und "Wartung" -- dann ist Versprödung echt kein Thema. ;D
Grüßle,
Kemoauc
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