Rattan-Bruch

Themen zum Bogenbau
Tiro
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Rattan-Bruch

Beitrag von Tiro » 16.11.2020, 20:15

Hallo in die Runde,

ich musste lange Zeit aussetzen, habe aber oft und gern hier mitgelesen und das Forum verfolgt. Voriges Jahr dann habe ich für zwei kräftige Jungens mit stolzen 12 und 14 Jahren je einen Bogen aus Rattan gebastelt. Hat Spaß gemacht und die zwei haben sich richtig gefreut. Vorige Woche dann die traurige Nachricht vom Bruch eines der Bogen auf dem Parcours. Dem Jungen ist Gott sei Dank nix passiert, trotzdem fühl ich mich ziemlich mies :-\ . Der Bursche hätte gern einen neuen von mir, nur bin ich jetzt ziemlich unsicher.
Die Bogen sind aus geschältem Rattan und hatten ein Zuggewicht von 20...22#,also ziemlich hoch für das Alter. Aber die Jungens kamen zurecht und hatten Spaß. Die Maße im Genauen habe ich nicht mehr und auch leider keine Auszugbilder. Auch kann ich nicht nachmessen, da die Bogen ca. 500km von mir im Einsatz sind bzw. waren.
Ich habe den Bogen vom Bauch und aber auch vom Rücken aus bearbeitet, weil ich meinte gelesen zu haben, dass dies bei der Struktur von Rattan möglich wäre. Die Bruchbilder sprechen eine andere Sprache und ich denke, dass das ein grober Fehler von mir war.
Wie ist eure Meinung dazu?
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fatz
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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von fatz » 16.11.2020, 21:19

Ich behaupt mal frech, der haette gehalten, wenn die Nocke nicht so eine gruselige Faserrichtung gehabt haette. Die ist m.E. zuerst gerissen, dann erst das Rattan
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von schnabelkanne » 16.11.2020, 22:15

Servus, den Rücken nicht bearbeiten. Die Reflexen Enden vertikal einschneiden und ein Laminat zur Verstärkung einkleben, die Enden mit den Overlays waren zu dünn und mit den verletzten Fasern sind sie gebrochen.
Lg Thomas
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Tiro
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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von Tiro » 17.11.2020, 06:35

Danke euch erst mal
@Schnabelkanne: mit "zu dünn" meinst du in der Breite? also die Enden zu schmal auslaufend? Beim Tillern hatte ich nichts bemerkt, die geflippten Enden hat es auch nicht seitlich verzogen oder ähnliche Hinweise.
Deinen Hinweis mit dem vertikalen Laminat finde ich gut, wenn man dadurch die Enden schmaler halten kann- so für die Optik. Ich denke, dass ich mich von der Optik hinreißen lassen und dem Rattan zu viel zugemutet habe, aber wie gesagt, der Tiller und der Bogen hat mir keinen Anlass zur Sorge gegeben. Deshalb auch mein ungutes Gefühl, ob ich nochmal Rattan nehme.
Den Rücken also nicht bearbeiten und somit rund lassen?

Tiro
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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von Tiro » 17.11.2020, 06:41

@Fatz: das ist mit gar nicht bewusst gewesen, sehe es jetzt auf den Bildern auch, mein Gott, wenn das die Ursache war....Danke

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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von inge » 17.11.2020, 06:59

Hallo,
Rattanbogen mit bearbeitetem Rücken ist kein Problem. Habe selber einen.
LG
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von Theron » 17.11.2020, 07:01

Ich sehe das wie Fatz...

Rattan ist mir noch nie über den Rücken gebrochen und ich habe einige mit Kindern gebaut (die sich nicht immer so an die Vorgaben halten wollten- deshalb ja auch mit Rattan ;) ). Das Runde kann auch Bauchseitig sein ;D. Auch gehobelte Latten aus dem Zeugs waren bisher nicht kaputt zu bekommen, solange Du also halbwegs auf einer Ebene bleibst sollte da nichts passieren. Die Tips mache ich bei dem Zeugs aber nicht schmaler als 10-12mm.

Liebe Grüße
Theron

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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von fatz » 17.11.2020, 07:08

Der Bruch hat nullkommagarnix mit der Rueckenbearbeitung zu tun. Ob und warum man das trotzdem bleiben lassen sollte, ist ein anderer Punkt, vor allem wenn die Stange eh schon geschaelt ist.
Zur Nocke: Oben aufsetzen ist halt sicherer als das Ende erstmal schraeg abschneiden und dann mit der Nocke die Fasern sichern. Ich mach das trotzdem sehr oft so und bis jetzt halten alle noch bei deutlich hoeheren Zuggewichten. Allerdings halt mit Holz, nicht mit Rattan
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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von schnabelkanne » 17.11.2020, 09:48

Servus, man kann Rattan am Rücken bearbeiten, trotzdem ist es aber sicherer den Rücken so zu lassen wie er ist.
Die äußeren Fasern sind halt besser auf Zug belastbar und an den Enden war er halt schon sehr dünn, sind meine Erfahrungen die ich gemacht habe. Auf jeden Fall an den Enden nicht zu dünn oder wie gesagt eine Verstärkung für Reflexe Enden, mir sind einige Rattanbögen auch an den Tips (Overlays) gebrochen.
Lg Thomas
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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von Snake-Jo » 17.11.2020, 14:04

Bruch mit Bruchkeim, ausgehend von der Nocke. Weiterhin war das Material schwach. Es gibt auch bei Rattan große Qualitätsunterschiede:
- dicht stehende Faser, schweres Material, gut
- Fasern mit viel lockerem Bindegewebe, leicht, schlecht

Ein Querschnitt zu den Aussagen (bessere Qualität):
1208280003.JPG

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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von Tiro » 17.11.2020, 16:30

leider kann ich mit Maßen zur Zeit nicht dienen, aber ich denke, dass die Enden im Bereich zum Übergang zu den Overlays min. 15mm breit sind/waren. Ich lass mir beide Bogen zukommen um auch den etwas kleineren noch mal unter die Lupe zu nehmen.
Fatz hat Recht, die Overlays sehen gruselig aus. Das war glaub ich Pflaume und ich kann mir richtig vorstellen, wie die querstehenden Ringe den Geist aufgaben.
Vielen Dank für eure Meinungen und der Vorschlag von Schnabelkanne mit den vertikalen Verstärkungen arbeitet schon bei mir. Wird interessant und ich freu mich drauf.

Tiro

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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von fatz » 17.11.2020, 16:55

Wenn du den Bogen da hast mach doch bitte noch ein gute Nahaufnahme von der Nocke.
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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von Tiro » 17.11.2020, 17:43

gern, wird aber ein Stück dauern

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Ravenheart
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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von Ravenheart » 18.11.2020, 10:07

Der Fehler lag definitiv in der Bearbeitung!
Das Overlay der Nocke ist nicht AUF die Fasern gelegt, sondern ist mehr ein Inlay, weil dafür die Fasern abgeschnitten wurden.
Das konnte nicht halten...
Siehe: https://bogensportwiki.info/index.php?title=Overlay
("Ich hasse es, immer Recht zu behalten!" (Dr. Ian Melcom in "Jurassic Park")

(Es KANN zwar gut gehen, wenn das Overlay selbst so Zugfest ist, dass es die Kräfte überträgt - Horn z.B.... Hier aber hat es sogar das Overlay zerrissen. Wahrscheinlich laufen nicht mal dessen Fasern längs durch... oder es hat keine ausreichende Zugfestigkeit..)
(*)

Du kannst versuchen, ihn zu retten, indem Du
* alle lose flatternden Faserenden abschneidest (so weit es geht in den Spalt hinein, mit einer kleinen, schlanken Hautschere!),
* dick Epoxi in den Spalt gibst
* und dann mittels einer strammen, elastischen Wicklung (Fahrradschlauch-Streifen!) das ganze zusammenziehst. So aushärten lassen.
* dann Kleberüberstände verschleifen und ein neues Overlay anbringen, über die Bruchstelle hinweg,
* und das Overlay noch mittels einer Wicklung sicherst. (Tipp: Am anderen WA auch eine ähnliche Wicklung anbringen, einmal für die Symmetrie, und um dem selben Schaden DA vorzubeugen!)

Rabe

(*) PS: Wann immer Du mit Holz unter Spannungs-Last arbeitest, stelle Dir gedanklich das Stück Holz als Bündel von Fasern vor - wie ne Handvoll trockner Spagetti... Und dann überlege Dir, welche Kräfte wie dort angreifen. Es gibt Druck (Stauchung), Zug (Dehnung) in Längsrichtung, Momente (Krümmung, Biegung), die auf einer Seite Zug, auf der anderen Druck erzeugen, Spaltkräfte (Keile in Längsrichtung), Kerbung (Dellen, Druck-Kraft quer zur Faser) und Scherung (Abschneiden quer zur Faser).

Führe Dir die auftretenden Kräfte vor Augen und überlege, ob und wie das Holz dem standhalten kann.
Overlayabriss.jpg

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Re: Rattan-Bruch

Beitrag von fatz » 18.11.2020, 17:28

Ravenheart hat geschrieben:
18.11.2020, 10:07
Es KANN zwar gut gehen, wenn das Overlay selbst so Zugfest ist, dass es die Kräfte überträgt
Wenn's sauber gemacht ist haelt das. Ohne kann und sollte. Das ist neben klassischen ELB-Nocken die Art Nocke die ich am haeufigsten baue. Mit bekannten Zuggewichten. Die halten bei mir alle.
Haben ist besser als brauchen.

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