Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

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WaBo
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Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von WaBo » 16.12.2020, 21:30

Moin und Hallo zusammen, (Schon mal sorry für den vielen Text)

ich habe vor zwei Wochen beim Baumarkt-Schlendern halbe Birkenstämme gesehen und spontan entschieden: Ich baue jetzt einen Bogen 8) .
Also einen halbwegs passenden Stamm herausgesucht und ab nach hause zum Basteln.
Nebenher wurde ein wenig Wissen angelesen(ein tolles Forum habt ihr hier!) und Abends immer mal wieder gehobelt und geraspelt.

Was als spontane Schnapsidee anfing, hat sich nun doch zu einer kleinen Leidenschaft entwickelt, denn dieses Stück Holz ist mir extrem ans Herz gewachsen und wird auch definitiv nicht das Letzte sein.

Es sollte ein Langbogen mit D-Profil flachem Bauch werden, was der druckschwachen Birke ja ganz gut passen müsste.
165cm Länge, 30 Pfund bei 27 Zoll Auszug, also relativ gemütlich.

Aber natürlich habe ich auch den einen oder anderen Anfängerfehler mitgenommen (Nr.1 war wohl die Baumarktbirke) und würde mir hier deshalb gerne ein paar Ratschläge abholen um den ersten eigenen Bogen wenigstens soweit zu bekommen, dass ich damit ein paar Pfeile schießen kann.

Fehler Nr. 2 war nämlich, dass ich in meinem anfänglichen Übermut die Rinde am Rücken mit Schleifpapier weggeschliffen habe. Zwar sehr vorsichtig und in Faserrichtung und die letzte rote Schicht (Bast?) mit 150er Papier, aber ich habe dabei einen Totast planiert!
In dem Moment kam mir das irgendwie logisch vor, da glatte Oberfläche weniger Spannungsspitzen bedeutet. Was ich natürlich nicht auf dem Zettel hatte ist, dass ich damit im Bereich des Astes dem zweiten oder gar dritten Jahresring hallo sage.

Und wie es natürlich kommen musste, hat sich genau dort beim Tillern(bei 24" Auszug) mit einem leisen Knacken ein winziger Span abgelöst (ca. 3mm breit und 20mm lang).

Ich habe hier schon ein wenig herum gelesen und vermutlich läuft es auf "Epoxi rein und Wickel drum" hinaus, aber bevor ich nun mit Reparaturversuchen anfange wäre es echt schön, wenn sich jemand mit Erfahrung meinen Erstling anschaut und vielleicht den einen oder anderen Tipp hat um weiteres Unheil zu verhindern.
Wie gesagt, es geht mir nicht darum, den Hochleistungsbogen 2000 zu bauen. Ich möchte ihn einfach nur heil fertig bekommen (notfalls auch mit 20 Pfund), damit ein paar Pfeile verschießen und dann den nächsten Bogen anfangen ohne die blöden Fehler zu wiederholen.

Hier die Bilder: Man sieht den Span leider kaum im abgespannten Zustand, aber vielleicht fällt euch ja noch mehr Unsinn auf.
Ich kann morgen auch nochmal Bilder bei Tageslicht machen.

Vielen Dank schonmal und lieben Gruß

Walter
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Zuletzt geändert von WaBo am 17.12.2020, 01:44, insgesamt 2-mal geändert.
Nach dem Bogen ist vor dem Bogen...

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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von schnabelkanne » 16.12.2020, 22:43

Servus und herzlich willkommen bei den Bogenbauern, du hast ja schon vieles gut umgesetzt aber die Holzart und die Beschaffung musst du noch ändern.
Ich denke du solltest ein neues Projekt starten jetzt ist Erntezeit.
Aus welcher Gegend kommst du, vielleicht ist ja ein Kollege in der Nähe der dir bei der Holzbeschaffung helfen kann.
Lg Thomas
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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von Burgunder12 » 16.12.2020, 22:51

Herzlich willkommen hier!
Ja wir haben hier ein tolles Forum mit vielen Gleichgesinnten!
Manche sind dabei sehr fleißig gewesen und haben ihr Wissen hier zusammengetragen. https://www.bogensportwiki.info/index.p ... rleitfaden
Schau mal da rein!
Gruß Burgunder12

Der Weg ist das Ziel!
Irgendwann habe ich den Bogen raus!

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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von fatz » 16.12.2020, 22:52

Nebenbei: Das ist kein D-Profil. Das ist ein Flachbogen, was bei Birke gut so ist. D-Profil ist andersrum, also runder Bauch. Der Ruecken ist immer so wie er halt ist....
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von WaBo » 17.12.2020, 01:40

Danke euch schon mal.
fatz hat geschrieben:
16.12.2020, 22:52
Nebenbei: Das ist kein D-Profil. Das ist ein Flachbogen, was bei Birke gut so ist. D-Profil ist andersrum, also runder Bauch. Der Ruecken ist immer so wie er halt ist....
Stimmt, macht natürlich Sinn.
schnabelkanne hat geschrieben:
16.12.2020, 22:43
Servus und herzlich willkommen bei den Bogenbauern, du hast ja schon vieles gut umgesetzt aber die Holzart und die Beschaffung musst du noch ändern.
Ich denke du solltest ein neues Projekt starten jetzt ist Erntezeit.
Aus welcher Gegend kommst du, vielleicht ist ja ein Kollege in der Nähe der dir bei der Holzbeschaffung helfen kann.
Lg Thomas
Ja, die Baumarktbirke war definitiv Fehler Nr. 1. Aber hätte sie mich nicht so angelächelt, wäre ich vermutlich nicht hier gelandet. :D

Holzbeschaffung für den nächsten Versuch wäre tatsächlich ein Thema. Hier in Hamburg ist das gar nicht so einfach. Es gib zwar kleine Waldflächen drum herum aber ich kann ja schlecht einfach irgendwelche Bäumchen wegholzen die mir passend erscheinen. Außerdem habe ich damals in Baumkunde nicht besonders gut aufgepasst und wäre jenseits von Eiche, Ahorn und Birke leicht überfordert... ???
Vielleicht hat jemand aus der Gegend ja einen Tipp oder sogar einen passenden Stave über, den er mir zum fairen Preis abtritt?

Und auch wenn ich gegen besseres Wissen handle und mir nur unnötig Arbeit mache, diesen ersten Bogen gebe ich noch nicht auf. Da muss doch was zu retten sein, damit er wenigstens seine 100 Schuss macht und sich seinen Ruhestand an der Wand verdient. Ist schließlich der Erste.
Nach dem Bogen ist vor dem Bogen...

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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von schnabelkanne » 17.12.2020, 10:50

Servus,
schade Hamburg ist zu weit weg vom Walviertel und ja bevor du Holz umsägst immer vorher den Besitzer fragen, ev. Gärtnereien oder die Stadtverwaltung fragen, momentan ist ja gerade Heckenschnitt.
Der Birke kannst du ja eine Wicklung mit Epoxy verpassen, sei aber nicht enttäuscht wenn sie dann an anderer Stelle bricht und zeig bitte ein Bild der reparierten Birke wie sie aus Standhöhe aussieht.
Lg Thomas
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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von Ravenheart » 17.12.2020, 12:10

WaBo hat geschrieben:
17.12.2020, 01:40
Holzbeschaffung für den nächsten Versuch wäre tatsächlich ein Thema. Hier in Hamburg ist das gar nicht so einfach.
Och nö, geht schon... ;D Is nur ne Frage von gewusst wo und wann...
Ich arbeite in HH...
WaBo hat geschrieben:
17.12.2020, 01:40
Es gib zwar kleine Waldflächen drum herum aber ich kann ja schlecht einfach irgendwelche Bäumchen wegholzen die mir passend erscheinen.
...untersteh Dich! :D
Guckst Du WIKI: http://www.bogensportwiki.info/index.ph ... olzquellen
WaBo hat geschrieben:
17.12.2020, 01:40
Außerdem habe ich damals in Baumkunde nicht besonders gut aufgepasst und wäre jenseits von Eiche, Ahorn und Birke leicht überfordert... ???
DAS ist tatsächlich ein Problem...
Das bessert sich mit der Zeit, aber bis dahin hilft nur: Erst mal mitnehmen, gute Fotos machen und hier Fragen...

WaBo hat geschrieben:
17.12.2020, 01:40
Vielleicht hat jemand aus der Gegend ja einen Tipp oder sogar einen passenden Stave über, den er mir zum fairen Preis abtritt?
Engagierte Anfänger bekommen auch mal was geschenkt... ;) :)
Bin allerdings erst mal bis Anf. Jan. im Weihnachtsurlaub...
WaBo hat geschrieben:
17.12.2020, 01:40
Und auch wenn ich gegen besseres Wissen handle und mir nur unnötig Arbeit mache, diesen ersten Bogen gebe ich noch nicht auf. Da muss doch was zu retten sein, damit er wenigstens seine 100 Schuss macht und sich seinen Ruhestand an der Wand verdient. Ist schließlich der Erste.
Kann ich gut verstehen. Nützt aber nix, wenn das Holz ungeeignet ist.
Klebe auf die Stelle, wo der Span abhebt, einen Backing-Flicken aus einem stabilen Stoff, Leinen wäre Ideal, aber kein altes, morsches, Jeansstoff o.ä. geht auch. Den Flicken machst Du so lang, dass er die Schadensstelle in beide Richtungen um ca 3 - 4 cm überlappt. Und noch wenn der Kleber feucht ist, kommt eine stabile Wicklung aus festem Leinengarn drum.

Das verhindert, dass der Abriss sich DA fortsetzt - allerdings nicht, dass nich an anderer stelle dasselbe passiert.. ::)

Rabe

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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von WaBo » 17.12.2020, 13:26

Danke für die Tipps.
Ich werde das mal so machen und den Bogen vorsichtig auf 25# bei 27" heruntertillern.
Hauptsache es hält.

Im neuen Jahr wird dann Bogen Nr. 2 angegangen. Bis dahin schaue ich mich in Ruhe nach Holz, Werkzeug und Wissen um.

Bilder von der Reparatur folgen wohl am WE.

Gruß

Walter

EDIT: Durch den Flicken wird der Bereich ja steifer. Macht es Sinn dort vorher am Bauch ein wenig Holz abzutragen, um das zu kompensieren? Mir fehlen ja eh noch 3" Auszug und ich habe noch 5# Zuggewicht über. Sonst muss der WA weiter außen die ganze Biegung ertragen.
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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von schnabelkanne » 17.12.2020, 13:51

Servus, nein mach mal die Wicklung mit Epoxy (Uhu endfest 300) und dann lass ihn 24 h trocknen und dann Bild mit Standhöhe und vorher nicht weiter ziehen.
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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von WaBo » 17.12.2020, 16:22

Alles klar.
Ich muss erstmal schauen, wo ich mitten im Lockdown Leinengarn herbekomme...
Baumwolle, Jute und Polyester/Polyamid hab ich vorhin beim Einkaufen gefunden, aber Leinen bisher nicht.
Ich vermute mal ungewachst ist besser?
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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von schnabelkanne » 17.12.2020, 16:36

Servus, ja umgewachst, ev. Hanfschnur geht auch.
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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von WaBo » 18.12.2020, 10:30

So, ich habe jetzt tatsächlich 1mm starkes Hanfgarn für morgen organisiert bekommen.

Bevor ich nun anfange, noch ein paar Fragen:
1. Soll der Flicken die Breite vom WA haben oder etwas schmaler sein? Die meiste Zugspannung entsteht ja in der Mitte an der Wölbung, da der WA da am Dicksten ist.

2. Das Garn einfach fest um die feuchte Klebestelle wickeln oder danach nochmal mit Uhu Endfest überstreichen/tränken?

3. Macht es Sinn, auf der anderen Seite auch eine identische Wicklung (mit/ohne Flicken?) zu machen? Gar nicht so sehr wegen der Optik, sondern für eine symmetrische Biegung. Außerdem ist auf dem anderen WA auf gleicher Höhe auch ein planierter Ast. Das wäre ohnehin so ein Kandidat für den nächsten Riss.
Hier die geplanten Positionen (links ist der Span):
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IMG-20201218-WA0002.jpg
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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von schnabelkanne » 18.12.2020, 14:02

Servus, mach den Flicken so breit wie der WA ist, den Stoff mit Epoxy tränken und ev. das Holz mit Fön leicht erwärmen und den Kleber quasi einfönen in den Riss, die Schnur brauchst du nicht extra einstreichen. Auf der anderen Seite wenn der Rücken beschädigt ist auf jeden Fall sonst ev. wegen der Optik.
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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von WaBo » 18.12.2020, 14:58

Vielen herzlichen Dank. Ich mache mich morgen ans Werk und werde dann Sonntag berichten.
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Re: Der Anfänger, die Birke und die Fehler ;)

Beitrag von fatz » 18.12.2020, 16:48

Und zieh Handschuhe an. Epoxi ist nicht so besonders gesund
Haben ist besser als brauchen.

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