Anfänger - Frage zum Tillern

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Joes
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Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von Joes » 19.04.2021, 23:46

Hallo zusammen,

ich heiße Jochen und komme aus Südhessen.
Irgendwie habe ich letztes Jahr auf YouTube einige Videos bzgl. Bogenbau gesehen und fand das so interessant, daß ich es selbst probieren will. Ich habe mir dann im Spätsommer/Frühherbst einen etwa 7cm dicken Haselnussstamm geholt, und diesen bis März im Keller gelagert. Anfang März fing ich an diesen Stamm zu bearbeiten, leider habe ich einen klitzkleinen Einschnitt auf der Zugseite gemacht , und es pasiert, was eben einem Anfänger passiert: Beim Tillern ist der Bogen an genau dieser Stelle gebrochen.

Jetzt habe ich wieder einen neuen Versuch gestartet, diesmal mit Holunder. Die alten Holunderbüsche haben ja oft abgestorbene und komplett durchgetrocknete Triebe oder Stämme, und genau so ein Stück habe ich mir geholt.
Es ist schön gerade gewachsen, hatte etwa 12cm Durchmesser, kaum verdreht, etwa 171cm lang, komplett durchgetrocknet, wunderbares Holz ( Ich möchte nicht ein lebendiges Stück Baum umsägen, das widerstrebt mir prinzipiell. Bei uns im Wald sind auch jede Menge Robinien beim Herbststurm umgefallen, davon habe ich mir auch schon zwei Staves geholt. Das aber nur am Rande....)
Die grobe Bogenform habe ich herausgearbeitet und kann demnächst mit dem Tillern anfangen.

Hier meine Frage: Müsste man beim Tillern die Sehne nicht am Nockpunkt einhängen anstatt in der Mitte? Videos auf YouTube gehen auf dieses Thema nicht so genau ein, aber genaugenommen muß der Bogen doch auf den Sehnenknick getillert sein, und dieser ist ja i.d.R. etwas oberhalb der Mitte. Das Problem ist dann aber, daß die Hilfssehne, die ich zum Tillern verwende, keinen Nockpunkt hat... ???

Gruß Jochen

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Roby-Nie
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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von Roby-Nie » 20.04.2021, 06:56

Kannst du beides machen ... Mitte oder am angedachten Nockpunkt.
Mein Tip: Bis der Bogen zumindest eine gewisse Standhöhe hat, nimm einfach grob die Mitte.
Wenn du ein wenig Standhöhe erreicht hast, kleb dir ein Stück Tape als Markierung an den Nockpunkt.

Dein toter Holunder ist nicht so trocken wie du meinst. Der hat immer noch deutlich über den gewünschten 10% Restfeuchte. Und ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass der nicht mehr zum Bogenbau geeignet ist. Der wird brechen wie Keks. Ich drücke dir trotzdem die Daumen.
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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von fatz » 20.04.2021, 06:58

Herzlich willkommen im Forum
Toter Holler = Brennholz
Die Arbeit kannst dir sparen. Da ist 100%ig der Gammel drin. Passiert oft genug schon wenn er nocht lebt.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von klausmann84 » 20.04.2021, 08:31

Kann mir auch nicht vorstellen, dass der noch was ist. Holler ist so nass im lebendigen Zustand, wenn der abstirbt und anfängt zu trocknen würde ich auch diverse Gammelschäden, Risse oder ähnliches erwarten.

Beim Bogenbau wirst du wohl nicht drumherum kommen, frisch geschlagenes, gesundes Holz zu nehmen was du dann kontrolliert selber trocknen kannst,so dass es nicht gammeln oder einreißen kann. Was länger rumliegt oder tot am Strauch hängt ist eben nicht mehr frisch und dann meist schon auf dem Weg, sich in Kompost zu verwandeln.
Siehe den kürzlich diskutierten Beitrag über den gefundenen Haselast, der schon länger rumlag.

Es gibt es auch vernünftiges Holz wie Esche oder Hickory käuflich zu erwerben. Da hast du dann den Vorteil dass du erstmal direkt loslegen kannst. Habe so auch angefangen und kümmer mich jetzt erst langsam um Nachschub aus den Gebüschen der Gegend. War viel Ausschuss dabei, gerade bei Holunder. Aber ich habe es nicht mehr eilig weil ich schon nen für mich sehr guten Bogen gebaut habe.
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.

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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von schnabelkanne » 20.04.2021, 08:55

Servus, bevor du mit den Robinien beginnst, zeig Bilder der Staves, von allen Seiten.
Wenn du kein Holz selber ernten willst, dann besorg dir Hickory vom Bogenhändler, ist tolles Holz vor allem auch für Anfänger bestens geeignet und bitte bevor du beginnst zu Tillern oder Sägen.....Bilder reinstellen.
Lg Thomas
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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von Joes » 20.04.2021, 15:04

Würde ich gerne machen, aber wie füge ich denn private Bilder ein?

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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von Joes » 20.04.2021, 15:08

schnabelkanne hat geschrieben:
20.04.2021, 08:55

Wenn du kein Holz selber ernten willst, dann besorg dir Hickory vom Bogenhändler, ist tolles Holz vor allem auch für Anfänger bestens geeignet .....
Lg Thomas
Das tue ich bestimmt nicht. Das Suchen im Wald und das Sägen und Spalten sind ein wichtiger Teil des Prozesses. Es kommt mir auf das Gesamterlebnis an.

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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von Tom Tom » 20.04.2021, 15:20

Ich hoffe du weißt dann natürlich auch das du nur aus dem eigenen Wald Holz/Totholz holen darfst ;).

Lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von klausmann84 » 21.04.2021, 21:51

Unter dem Textfeld beim Erstellen der Antwort oder eines Beitrags gibt es einen Reiter Dateianhänge. Da lädst du Bilder hoch, glaube maximal 2MB. Nach dem Hochladen kannst du sie in dem Beitrag einfügen.

Ich finds keine Schande Holz zu kaufen. Gibt genug zu lernen und zumindest die Holzqualität bei Holzhändlern, die auch selber Bogenbauer sind, dürfte stimmen. Esche z.B. ist auch für den Anfang ganz gut geeignet weil es da relativ gerade und astfreie Stücke gibt. Hickory denke ich auch und das knittert auch nicht so schnell.

Aber gut, wenns was aus dem Wald sein soll: Viel Erfolg bei der Suche!
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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von fatz » 21.04.2021, 21:57

klausmann84 hat geschrieben:
21.04.2021, 21:51
zumindest die Holzqualität bei Holzhändlern, die auch selber Bogenbauer sind, dürfte stimmen.
Das wuerde ich in dieser Allgemeinheit mal schwer in Zweifel ziehen. Da gibt's genug schwarze Schafe. Ich fuer meinen Teil hab beschlossen fuer Bogenholz nicht mehr nennenswert Geld auszugeben.
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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von Joes » 21.04.2021, 23:11

Hier mal ein paar Bilder von meinem Holunderprojekt....
Dateianhänge
P4200802.JPG
..ist an einem Ende leicht gedreht, etwa die letzten 6 cm (Rücken ist unten)
P4200808.JPG
P4200805.JPG
P4200804.JPG
Toter Holunder-sieht trotzdem gut aus!

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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von Joes » 21.04.2021, 23:16

Und hier ,wie gewünscht, Bilder vom Robinien-Stave... Ist etwa 185cm lang.

Es sind zwei davon, ein perfekt gespaltener Stamm = 2 halbkreisförmige Staves.... Der Eine ist astfrei, der Zweite hat einen Ast in der Mitte, also da wo der Griff hinkommt.
Der Wald ist voll mit umgefallenen Robinien, es ist ein Jammer, das zu sehen, aber für einen Bogenbauer hat es natürlich auch Vorteile ;)
Dateianhänge
P4200815.JPG
Unter der Rinde hat sich das Holz etwas verfärbt, ist aber nur eine dünne Schicht, die sich wegschleifen lässt....
P4200814.JPG
...und ist sauber durch die Stammmitte gespalten.....
P4200812.JPG
nur eine leichte Krümmung....
P4200811.JPG
Zuletzt geändert von Joes am 21.04.2021, 23:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von Joes » 21.04.2021, 23:19

klausmann84 hat geschrieben:
21.04.2021, 21:51
Unter dem Textfeld beim Erstellen der Antwort oder eines Beitrags gibt es einen Reiter Dateianhänge. Da lädst du Bilder hoch, glaube maximal 2MB. Nach dem Hochladen kannst du sie in dem Beitrag einfügen.
Danke, hat funktioniert.
klausmann84 hat geschrieben:
21.04.2021, 21:51

Ich finds keine Schande Holz zu kaufen.
Ich auch nicht. Ist aber nicht das, was Ich will. Ich will das Gefühl haben, das ich alles selbst gemacht habe.
Einen Bogen kaufen ist auch keine Schande, will ich aber auch (noch?) nicht....

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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von Bowster » 22.04.2021, 07:05

Die Robinie hat einen sehr hohen Frühholzanteil, als Trainingsobjekt ok, für einen optimierten Bogen eher oje ::)

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Re: Anfänger - Frage zum Tillern

Beitrag von klausmann84 » 22.04.2021, 07:15

fatz hat geschrieben:
21.04.2021, 21:57
klausmann84 hat geschrieben:
21.04.2021, 21:51
zumindest die Holzqualität bei Holzhändlern, die auch selber Bogenbauer sind, dürfte stimmen.
Das wuerde ich in dieser Allgemeinheit mal schwer in Zweifel ziehen. Da gibt's genug schwarze Schafe. Ich fuer meinen Teil hab beschlossen fuer Bogenholz nicht mehr nennenswert Geld auszugeben.
Okay dann habe ich wohl mit dem Händler den ich komnsultierte bisher Glück gehabt. Ich hatte angenommen dass man als Bogenbauer eine gewisse solidarische Grundhaltung anderen Bogenbauern gegenüber einnimmt und anderen keinen Schrott unterjubelt. Vielleicht ist das auch nicht immer böse Absicht und derjenige meint wirklich, dass man damit arbeiten kann.
Joes hat geschrieben:
21.04.2021, 23:19
klausmann84 hat geschrieben:
21.04.2021, 21:51

Ich finds keine Schande Holz zu kaufen.
Ich auch nicht. Ist aber nicht das, was Ich will. Ich will das Gefühl haben, das ich alles selbst gemacht habe.
Das kann ich komplett nachvollziehen und ging und geht mir immer noch genauso. Ich finde aber die Holzsuche arg frustrierend, weil ich meist Zeug sehe was ich interessant finde, wo ich aber garantiert nicht dran darf. Selbst wenn man was bekommt ist wie gesagt auch da manchmal ne Menge Ausschuss dabei. Aber irgendwas ist ja immer, gehört wohl einfach dazu.

Viele Grüße, Klaus
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