Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Themen zum Bogenbau
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RagnarZH
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Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von RagnarZH » 08.12.2022, 18:54

Hallo zäme
Bei der Erarbeitung meines Hickorybogens zeigte sich, dass dieser zu stark werden dürfte, und als Einstieg sinnvollerweise eine schwächere Bogenvariante nötig wird.

Ich fasse hier die bereits besprochenen Aspekte nicht mehr zusammen, lege jedoch die Grundlagen des Spaltlings nochmals kurz dar und hänge die Bilder rein:

Länge = 2.0 Meter
gesägt im Winter 2021/22 (Holz stammt von ca. 519 M.ü.M. - Region Lindau / Kanton Zürich / CH)
getrocknet unter Dach mit Rinde
Erhalten habe ich 9 Spaltlinge anfangs Oktober 22
sofort entrindet, draussen getrocknet, nicht besonnt, gut belüftet, trocken, Stirnseite + 10 cm mit Lack versiegelt
Seit ca. 20.11.2022 im trockenen, belüfteten, nicht geheizten Keller - ca. 18°C
Feuchtigkeit gemessen mit Nadel-Messgerät: Aussenflächen ca 13 %
Feuchtigkeit gemessen nach Abtrennung unterer Spitz (neu abgetrennte Fläche) 21 %
-->über die sinnvollere Wiegemethode wurde ich bereits aufgeklärt

keine Risse sichtbar
Stammaussenseite Rinde entfernt, und Rinde-Bast (oder wie das heisst) sorgfältig abgeschabt
IMG_0770.jpg
IMG_0771.jpg
IMG_0772.jpg
Also aktuell liegt die Dicke, gemessen am künftigen Bogenrücken mittig bei 8-9cm, gemessen mit dem Messband, vom Übergang Rücken-Seite sind es ca 6.5 - 8cm
IMG_0773.jpg
IMG_0774.jpg
IMG_0775.jpg
IMG_0776.jpg
IMG_0777.jpg
IMG_0778.jpg
Die drei eingewachsenen Äste (Bauchseitig) habe ich auf der gegenüberliegenden - künftigen - Rückenseite fotografiert:
IMG_0780.jpg
IMG_0781.jpg
IMG_0782.jpg

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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von Kemoauc » 08.12.2022, 20:17

Hi,Ragnar,
Warum aus diesem Stave etwas "mit reduziertem Zuggewicht"? Ist nicht nötig.Eher Verschwendung. ;)
Nimm doch einfach ein paar dünne Hasel/Hartriegel/irgendwas-Stöckchen mit 1,5-2,5cm Durchmesser,Länge zw 1-1,2m und mach schnell daraus "Kinderbögen" mit dem Ziel "Zerstörung" und "Was kann man falsch machen?". Man lernt schnell und ohne Schmerzen mit Material,das nahezu nix wert ist. ;)
Ich hab früher viele Kinderbögen gemacht,das nimmt nachher viel Unsicherheit weg,wenn man zu Stärkerem übergeht. Die Mechanik/Physik ist die Gleiche,egal ob klein oder groß. :D

Zum Holz sag ich mal: die oberen Ringe sind Grotte,zu dünn,die müssen weg. Aber 45# gehen beim Verbleibenden allemal raus.

UND: zieh mal nen vollen Bierkasten mit 2-3 Fingern an ner dünnen Schnur vom Boden --- 18,6kg aka 41# ;D . Wenn das glückt,davon geh ich aus,hast Du ne gute Peilmarke. ;D

Meine Meinung: nimm viel Billigeres,um Dich an "reduziertes Zuggewicht" oder auch an mehr ranzutasten. Es macht auch mehr Spaß,mal schnell was zu machen,ohne Erfolgsdruck zu haben. Viele Tips sind manchmal der Traute Tod. ;D

Grüßle,
Kemoauc
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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von RagnarZH » 08.12.2022, 20:42

Ciao Kemoauc
Danke für den Hinweis, von der Esche habe ich einige Spaltlinge hier. Wenn Du den Thread über den Hickory verfolgt hast, scheint das Zuggewicht effektiv zu einem Problem zu werden
Esche soll nicht eine Schnell-Schnell-Geschichte werden, sondern einfach nach dem Hickory einen Bogen mit weniger Zuggewicht - quasi als Einsteigebogen um danach das Zuggewicht zu trainieren
Mir macht das bauen richtig spass - und du weisst ja, entweder man gewinnt, oder man lernt.
Werde jedoch die Augen offen halten für Hasel- und Holunder etc.
Im Dezember/Januar hoffe ich auf die Chance, Ulme fällen zu können

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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von benzi » 08.12.2022, 22:05

Zeichne doch mal in Dein erstes Bild ein wo Du den Bogen reinlegen möchtest...

Und wo die Äste in der Länge liegen habe ich trotz des Maßbandes nicht kapiert...
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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von schnabelkanne » 08.12.2022, 22:18

Bei dem Knubbel am Rücken hast du aber schon etwas zuviel abgetragen, die ersten Duztend Ringe sind halt sehr dünn, ich würde auf den ersten dickeren Ring gehen, ist halt etwas mehr Aufwand. Hast du schon mal Jahresringe abgetragen?
Lg Thomas
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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von RagnarZH » 09.12.2022, 06:25

benzi hat geschrieben:
08.12.2022, 22:05
Zeichne doch mal in Dein erstes Bild ein wo Du den Bogen reinlegen möchtest...

Und wo die Äste in der Länge liegen habe ich trotz des Maßbandes nicht kapiert...
Der Spaltling misst total 2 Meter.
Ast Nr 1 liegt bei 75-80 cm und Ast Nr 2 liegt bei 1 Meter - also relativ genau in der Mitte

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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von RagnarZH » 09.12.2022, 06:28

schnabelkanne hat geschrieben:
08.12.2022, 22:18
Bei dem Knubbel am Rücken hast du aber schon etwas zuviel abgetragen, die ersten Duztend Ringe sind halt sehr dünn, ich würde auf den ersten dickeren Ring gehen, ist halt etwas mehr Aufwand. Hast du schon mal Jahresringe abgetragen?
Lg Thomas
Guten Morgen Thomas
Ich dachte ich hätte lediglich den Bast oder wie man das nennt entfernt, das Material war bröslig und darunter ist das Holz hart
Angegangen bin ich das mit einem feinen weichen Japanspachtel

Nein ich habe keine Ahnung, wie ich Ringe abtragen oder einen Bogen ins Holz legen soll. Auch ist mir unklar, ob der Stamm stirnseitig gesehen ein schräg liegendes "Rechteckt" einnehmen soll oder wie ich mich da zu orientieren habe.

Aber wenn ihr mich weiterhin so gut anleitet, schaffe ich das vermutlich schon?
Soll ich zur Sicherheit die Stirnseiten mal eine dünne Scheibe abtrennen, damit die Ringe besser sichtbar werden und Fotos reinstellen für eine bessere Beurteilung?
Zuletzt geändert von RagnarZH am 09.12.2022, 06:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von Tom Tom » 09.12.2022, 06:37

Bezüglich der Jahresringe. Auf dem Bild mit dem Knubbel sieht man deutlich zwei verschiedene Ringe. Heißt ums Jahrringe abtragen kommst du so oder so nicht rum ;)

Da das abtragen von Jahresringen eine der wichtigsten Tätigkeiten beim Bogenbau darstellt würde ich sagen rann an das gute Stück. Du hast ja geschrieben das du eh genug Esche hast. Schnapp dir n Ziehmesser und ne Ziehklinge und runter damit ;D . Gerne helfen wir und zeichnen dir Zeug ein.

Ich würde die empfehlen dich vorher noch in den Aufbau von Holz einzulesen. Was Früh-Spätholz ist, was man unter Ringporig und Zerstreuporig versteht und wo der Unterschied von Laub und Nadelholz ist.

Lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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RagnarZH
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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von RagnarZH » 09.12.2022, 06:43

Guten Morgen Tom
Dann machen wir das. Ich habe in den vergangenen Monaten relativ viele Bücher zum Thema Holz und Bogenbau gekauft und gelesen. Die Umsetzung ist dann in Realität doch etwas anderes, und ich bin ja nicht aus dem handwerklichen Bereich kommend.

Aber ich sehe das wie Du, verlieren kann ich nichts und ich lerne gerne dazu.
Guten Start in den Tag!

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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von schnabelkanne » 09.12.2022, 08:35

Servus, hier ein guter Beitrag zum Thema den Bogen ins Holz legen,, ,
https://www.bogensportwiki.info/index.p ... auf_suchen

Ich würde bis zur grünen Markierung abtragen,

Gutes Licht ist wichtig, da musst du halt probieren wie du am besten die Ringe erkennst, und dann mit Ziehmesser an der Stirnseite die dünnen Ringe weg bis zum Zieljahresring und immer mit Ziehklinge das dünne weiche bröselige Frühholz(das Frühholz ist das mit den großen Poren) abschaben, das darunterlegende gute harte Zeugs (Spätholz) wird dann der Rücken, den ganzen Stave entlang arbeiten, ich gehe immer von der Scheitellinie in die Tiefe und dann von der Mitte zum Rand der Wurfarme, ist wie Kanalgraben oder Archäologie ;D

Zuerst entferne ich den roten Bereich bis zum Letzten Ring vor dem Zielring, dann gehe ich von der Mitte zum Rand (blauer Bereich) den letzten Ring vor dem zukünftigen Rücken entferne ich ganz vorsichtig mit der Ziehklinge und kleinem Ziehmesser.



Lg Thomas
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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von benzi » 09.12.2022, 09:15

Das Abtragen der Jahresringe ist ein schöne Arbeit, ok wenn es nicht gerade Eibe ist 😂 die Schönheit der Hölzer wird mir da immer wieder bewusst... 😊
Ja, das schaffst Du!
Den von Schnabelkanne grün markierten Jahresringe würde ich als Rücken stehen lassen.
Bei Deiner Esche kannst Du die Übergänge gut erkennen, das ist auf dem ersten Bild deutlich zu erkennen, ein gutes Holz um mit dem Antragen anzufangen!
Nur im Bereich der Äste erst einmal mehr stehen lassen, besonders dann, wenn sie sich in der Hauptbiegezone befinden.
Dazu wäre ein Bild vom ganzen Holz von der Bauchseite hilfreich.
Zuletzt geändert von benzi am 09.12.2022, 09:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von Neumi » 09.12.2022, 09:17

Da der äußere Ring sicher beschädigt ist, muss Holz runter, wie Tom schon geschrieben hat
Für einen Bogen mit niedrigem Zuggewicht must du aber nicht so viele Ringe abtragen, die äußeren 9 reichen (vielleicht sind es auch 10). Den von Thomas gezeigten Ring kann man für nen +100# Bogen nehmen. Lass beim abtragen zunächst einen Ring über dem Zielring stehen, so ist der Zielring geschützt.
Bei Hölzern mit leicht welligem Rücken brauchst du auch noch eine Schwanenhals-Ziehklinge, um Holzreste aus Vertiefungen zu schaben.
Ich zeiche dir nachher mal ein welchen Zielring ich empfehle und wie ich den Bogen in den stave legen würde.
Grüße - Neumi
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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von Neumi » 09.12.2022, 10:42

Ich habe mal eingezeichnet welchen Ring ich für einen leichten 30-35# Bogen ich nehmen würde. Der ist nach meiner Meinung absolut ausreichend.
Bogenstab.jpg
Hier eine grobe Skizze zur Vorgehensweise. Ich versuche die Jahrringe als konzentrische Kreise zu sehen, denn so in etwa war der Baum gewachsen und ziehe eine Linie vom gedachten Markkanal (Zentrum der konzentrischen Kreise) nach außen, die annähernd 90° zu den Jahrringen verläuft. Das ist dann die senkrechte Mittellinie für den Bogenstab, den ich aus dem stave schneide.
Schema.jpg

Bei einem relativ gerade gewachsenen Baum, wie hier vorliegend, wird es bei Esche in der Regel auch einen geraden Faserverlauf geben, so dass man beim herausschneiden nicht auf den Faserverlauf achten muss. Nur sollten evtl. Äste nicht direkt am Rand liegen.

Nochmal zum abtragen der Jahrringe. Als Hilfe solltest du evtl. Aststellen mit Kreisen markieren und zunächst beim abtragen der Jahrringe aussparen.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von benzi » 09.12.2022, 11:01

Die Frage an dieser Stelle wäre, bringen die breiteren Jahresringe bei einem schwächeren Bogen Leistungs Vorteile? Gerade auch bei Esche...?
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Re: Esche - Einsteigerbogen mit reduziertem Zuggewicht

Beitrag von Hieronymus » 09.12.2022, 11:27

Nö...Meine Eschen von 750m haben alle die dünnen Ringe ,wie die durchgehend, also auch am Bauch. Die ergaben Bogen mit 40# ohne Probleme. Ich habe sogar ein Vorteil festgestellt... Stauchrisse lassen sich mit dünnen Ringen einfacher entfernen, da nur 1-2 kollabieren und unten drunter war alles in Butter. Ich sehe Viele von den Bögen noch heute und die schießen noch gut und haben kaum Set für eine Esche.
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
Salvador Dalí

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