Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

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Nacanina
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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von Nacanina » 22.01.2023, 12:02

benzi hat geschrieben:
21.01.2023, 23:01
...

Mh.... Du bist der Fachmann... was ich aber sicher weiß, aus mittlerweile ein paar Jahren Harz sammeln ist, dass bei Kiefernstammverletzungen deutlich weniger Harz austritt als bei Fichte...
Deswegen wurden im Kaiserreich und in der DDR die Kiefernstämme "gerötet", also schräge Rillen in die Rinde geschnitten und darunter ein Glas gehängt.
Das wurde dann turnusmäßig geleert und später industriell verarbeitet (zu Kollophonium und Terpentinöl).
Ich kenne noch Bestände, die so aussehen.
Fotos habe ich auch davon, die finde ich aber nicht auf die Schnelle.

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benzi
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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von benzi » 22.01.2023, 12:15

Ich weiß, ich habe das in Georgien 2019 gesehen... Lustigerweise in der Gartenwirtschaft eines Restaurants...
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von Harding » 22.01.2023, 13:15

fatz hat geschrieben:
22.01.2023, 10:01
... zwar nicht sehr haeufig aber durchaus angewandte Methode
Genau das meine ich mit "grundsätzlich". Es birgt das Risiko, den Rücken mit zu verspröden, und deswegen mache ich es nur ausnahmsweise.

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fatz
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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von fatz » 22.01.2023, 16:03

Wer's am Ruecken macht ist doof. Aber nur weil man's falsch machen kann ist das Ganze noch nicht boese. Man kann auch beim Tillern eine Schwachstelle in den Bauch schnitzen. Trotzdem tillert man einen Bogen
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von Harding » 22.01.2023, 16:48

Ich tillere jeden Bogen, aber ich röste nur wenige.

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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von benzi » 22.01.2023, 17:42

Ich habe gestern den Rücken mit Schnee gekühlt.... ok die HLP wegnehmen habe ich dabei auch mal vergessen, aber nur einmal! 😂
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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von Nacanina » 22.01.2023, 18:26

benzi hat geschrieben:
22.01.2023, 17:42
Ich habe gestern den Rücken mit Schnee gekühlt....
...
Hier wird ja mit allen Tricks gearbeitet! ;D

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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von benzi » 23.01.2023, 12:07

Spannend an dem Ski Video finde ich auch, dass er beim Dämpfen nur mit einer Wolldecke abdeckt... Hab nämlich keine Lust mehr auf Alufolie... 😊
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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von Harding » 25.01.2023, 20:56

Ich habs auch mal probiert, unverdünnt, jetzt weiß ich, warum das mit Terpentin verdünnt werden soll. Es ist zu dick (irgendwie logisch). Ich habe einen Auftrag heißes Zeugs auf heißes Holz probiert, mit Pinsel. Geht gut, erstarrt aber trotz wirklich heißem Untergrund sehr schnell, der zweite Pinselstrich über dieselbe Stelle zieht Fäden, der dritte klebt den Pinsel an. Das Ergebnis ist eine etwa 2 mm dicke Schicht, die beim Erhitzen in großen Nasen über den Bogenrücken läuft. Ich habe es abgewischt und den Rest in den Bogenrücken eingearbeitet, sieht gut aus, aber das war eine klebrige Sauerei. Besser verdünnen, oder wenigstens gleich fusselfreie Lappen nehmen.

Bei mir ist nix angebrannt, ich war auch seeeehr vorsichtig mit der HP. Die Farbe ist nicht so schön rot wie bei Benzi, aber auch nicht hässlich. Öl hätte wohl einen ähnlich farbhebenden Effekt.

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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von Anasazi » 26.01.2023, 13:48

Nur mal für mein Verständnis: Wird hier jetzt von Harz in Terpentin (oder so) gelöst geredet oder von Teer, welcher zwar aus Harz (in diesem Fall Kiefernteer) hergestellt wird und auch mit Terpentin verdünnt werden kann, sich aber von Baumharz deutlich unterscheidet?

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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von Harding » 26.01.2023, 15:14

Was bisher geschah:

Im Ausgangsfaden schrieb Wilfred von Kiefernharz, die Infos zum Thema führten zu einem Verfahren namens Malming, bei dem Kiefernharz mit Terpentin(öl) verdünnt per Hitze auf-/eingebracht wird, das Verfahren stammt wohl aus Skandinavien und dort aus dem Skibau. Harz versprödet, deswegen die Idee, es mit wenig Bienenwachs geschmeidiger zu machen, Benzi hat es mit Harz+Wachs+Verdünnung ziemlich heiß probiert. Der Asmund hat in seinem alten Skibauervideo den Auftrag von (jetzt kommt der Teer ins Spiel) Teer bei relativ niedriger Temperatur vorgeführt, und da es ja um die Aufnahmefähigkeit des Holzes geht, habe ich dieses Verfahren auf die Harzmischung übetragen (ich meine, das muss auch ohne kokeln gehen). Meine schnellhärtende Pampe (Kolophonium + Wachs unverdünnt) habe ich heiß auf heiß aufgetragen, dabei aber weniger Hitze verwendet als Benzi. Ob es mehr als Witterungsschutz bringt, ist weiter unklar (und mE auch eher unwahrscheinlich).

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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von fatz » 26.01.2023, 16:59

Also wenn das Zeug was ihr da draufschmiert weich bleibt bringt's nur was fuer den Naesseschutz. Wenn's aushaertet und tief genug einzieht (hab da so meine Zweifel) koennte es das Holz auch ein bissl haerter machen.
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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von benzi » 26.01.2023, 17:55

In den Produkt Beschreibungen zu den Kiefernteeren ist die Eigenschaft des Eindringens extra aufgeführt und erwähnt, dass je länger die Trocknungszeit, je tiefer das Eindringen...
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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von Harding » 26.01.2023, 18:48

... nix weich, nur nicht mehr so splittrig wie reines Harz nach Terpentinverlust. Aber mit dem tief einziehen sieht es leider nicht so pralle aus - 2/10 mm, optimistisch betrachtet, wobei die Abgrenzung hitzeverfärbt zu harzgetränkt nicht einfach ist. Hebt aber die Farbe ganz hübsch.

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Re: Flitzebagen - nasses Holz? Kiefernharz?

Beitrag von Anasazi » 26.01.2023, 20:44

Ich habe vor Jahren mal einen Lack aus Kolophonium in Balsamterpin gemacht und auf einen Bogen aufgetragen (nachdem ich gelesen hatte, dass ein Herr Stradivari seine Musikinstrumente unter anderem mit Harzlacken imprägniert hat) - der Bogen knistert ganz leicht bei jedem ersten Ausziehen nach dem Aufspannen.

Mit nem Lack aus Epoxy in Aceton gelöst ist das nicht so der Fall.
Schelllack in Verbindung mit Holzöl (FrenchPolish) knistert auch nicht.

Das Härten des Holzes durch Hitze hat laut verschiedener Forschungen der ETH Zürich mit Veränderungen in der Zellstruktur zu tun. Gleichzeitig ändert sich die Gleichgewichtsfeuchte und damit die Angreifbarkeit des Holzes durch Mikroorganismen und die "Wasserfestigkeit".
Das Härten wurde dort eher im industriellen Maßstab untersucht. Große Kammern plus heisse Luft aber auch große "Friteusen" in welche das Holz gelegt wurde. Der Effekt hat aber immer mit der Hitzeeinwirkung zu tun.
Getemperte Esche wird dadurch saunatauglich und Fichte erreicht im Aussenbereich Haltbarkeitswerte von Lärche....
Das Ganze ist aber auch immer ein Tanz auf Messers Schneide, da mehr HART = SPRÖDER bedeutet.
Ein bekannter Pfeilproduzent in D hat z.B. auch mit getemperten Schäften experimentiert und das Ganze wieder eingestellt, da die Zulieferer den Prozess noch nicht so steuern konnten, dass der Schafthersteller mit dem Ergebnis zufrieden war.

Wenn jetzt die eigentliche Oberflächenbehandlung (Öl, Teer, Wachs, Harz) mit Hilfe von Hitze auf bzw. eingebracht wird, dann ist die Auswirkung auf die Haltbarkeit sicherlich positiv. Die Härte des Holzes wird dabei durch die Hitze verändert (sofern die Temperatur hoch genug war im Zusammenspiel mit der Dauer der Einwirkung).
das ist mal meine Meinung zum Thema....

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