Feuerhärten mit Dachrinne und Kohlebriketts

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fka
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Feuerhärten mit Dachrinne und Kohlebriketts

Beitrag von fka » 16.01.2023, 16:23

Hallo zusammen,
hier mal eine Beschreibung, wie ich im sapturnier meinen ersten Bogen feuergehärtet habe.
https://fletchers-corner.de/viewtopic.p ... 4&start=30

Den Bogen habe ich in eine Reflexe Form gespannt.

Achtung:
Solltest du vorhaben, das hier beschriebene zu versuchen, achte bitte darauf eine Dachrinne aus Aluminium zu verwenden. Dachrinnen aus (Edel)Stahl sind verzinkt und setzen beim erhitzen giftige Dämpfe frei (Stichwort Zinkfieber)


Ich habe eine 2m Alu Dachrinne als Feuerbett benutzt. Die Enden wurden auf Steine gelegt und sie in der Mitte runter gebogen um sie an die Form des Bogens anzugleichen. Durch das Profil der Dachrinne, hat sie sich nicht wirklich gebogen und sie ist letztendlich in der Mitte geknickt.
Man kann sich das auch sparen, da man den Höhenunterschied auch gut per Temperatur ausgleichen kann.

Der Bogenrücken wurde zu Beginn geölt, ist aber fraglich ob das was bringt. Bei der Dauer und Temperatur glaube ich persönlich es macht keinen Unterschied. Da es aber schnell gemacht ist, werde ich wohl auch in Zukunft Ölen, Schaden tut's auf jeden Fall nicht. Man sollte aber darauf achten, das nicht zu viel Öl auf den Bauch kommt, sonst gibt es später beim schleifen ein unangenehmes Kohle Öl Gemisch, das sofort die Werkzeuge zu setzt.

An die Enden der Rinne habe ich rechts und links Steine gelegt, darauf jeweils einen kurzen Balken quer über die Rinne und darauf dann den Bogen. Die Höhe habe ich mit 5 und 1cm Holzklötzen zum unterlegen reguliert.

Briketts sind besser als Kohle, da sie einheitlich groß sind und das regulieren der Temperatur erheblich vereinfacht.
In der Regel hat eine Lage Briketts genügend Hitze produziert. So konnte ich sie in gleichmäßigen Abstand in der Rinne platzieren. Zu den Enden hin dann Dichter, da die Rinne dann doch nicht den gleichen Reflex wie der Bogen hatte. An den Enden hatte ich dann auch Häufchen mit frischen Briketts zum nachlegen.

Die erste Stunde habe ich langsam getrocknet, so dass ich den Bogen gerade noch anfassen konnte.
Die zweite Stunde habe ich die Temperatur überall so gehalten, das ich meine Hand, wenn ich sie auf Höhe des Bogenbauchs über's Feuer gehalten habe, nach ca. 4 Sekunden weg ziehen musste.
Die dritte Stunde dann 3 Sekunden, die letzte Stunde 2 Sekunden.
Die letzte halbe Stunde dann noch kürzer, hier muss man aber höllisch aufpassen, dass man den Bogen nicht verbrennt.

Da nicht jeder die gleiche Hitzetoleranz hat, ich hab nach folgenden Farben geschaut:
1 Stunde, keine Verfärbung
2 Stunde, deutliche Braunfärbung, die aber noch nicht ins Schwarze geht
3 Stunde, dunkelbraun bis fast schwarz, Holz noch nicht verkohlt
4 Stunde, pechrabenschwarz, seitlich kontrollieren, dass das Schwarze nicht zu tief ins Holz geht

Ich hab die ganze Zeit über nie länger als 15 Minuten nicht Temperatur und Farbe kontrolliert.
Ich hab auch regelmäßig und oft den Bogen gewendet um temperaturunterschiede auszugleichen. Wenn ein Wurfarm sichtbar weniger Farbe hatte, habe ich diese Seite 1-2cm näher ans Feuer gebracht, bis es wieder gleichmäßig aussah.

Er durfte dann langsam über dem Feuer abkühlen. Wieder fraglich ob das sein muss, but again dosen't hurt.

Generell ist es Recht zeitaufwendig, ich glaube selbst mit viel Erfahrung ist es kein Prozess, den man eine halbe Stunde unbeaufsichtigt lassen kann.
Man kann aber mehrere Bögen auf einmal machen, was es wieder ein bisschen relativiert.

Insgesamt war der Bogen 4,5h über dem Feuer.
Danach war der Bauch komplett schwarz und der erste halbe Millimeter zum Großteil verkohlt, darunter war das Holz dann wunderbar hart. Mit dem Fingernagel hat man nur noch eine minimale Delle in das Haselnuss Holz bekommen.

Beim nächsten mal würde ich definitiv trockenes Holz nehmen um den massiven Rissen vor zu beugen. Wenn grün dann Rinde runter. Der Rücken wurde unter der Rinde quasi dampfgegart und sieht nun aus, als ob er zu lange in der Badewanne war.

Ich würde den Bogen auch fertig Bodentillern um mehr gegrilltes Holz am Ende zu behalten. Beim tillern habe ich doch recht viel davon verloren.

Und weniger Reflex. Meine Form war Mist und aus den geplanten 7cm sind deutlich mehr geworden.
Ich denke 5cm ist genug, mehr hält ein Holzbogen niemals.

Der Bogen springt auch kein Stück zurück nachdem er aus der Form ist. Muss man also nicht bedenken wie beim tempern mit der hlp und Gewichten an den Enden.

Ich bin wirklich begeistert wie drastisch sich die Eigenschaften von Holz dadurch verändern lassen. Das kann man nicht mit der Wärmebehandlung mittels HLP wie ich es bisher gemacht habe vergleichen.
Das Holz ist um einiges steifer geworden, der Rücken scheint aber immer noch hoch elastisch zu sein. Generell ist es sehr rückstellfreudig.
Ich würde schätzen, der Hasel hätte ungegrillt max 35# bei 24" und nicht geschätzte 60#

Ich habe übrigens ca. 2kg Kohle und ca. 2kg Briketts verbraucht.
Die Kohle habe ich am Anfang genommen und dann auch viel zu viel und ich musste den Bogen extern hoch lagern. Siehe Bild.
Ca. 3h habe ich ausschließlich mit Briketts geheizt.
Beim nächsten Mal werde ich nur Briketts verwenden.

Als Hausnummer für einen normal langen Bogen würde ich sagen, dass man mit einem Kilo Briketts pro Stunde locker hin kommt.

Hoffe meine Erfahrungen helfen, solltet ihr es auch mal versuchen, ich kann's nur empfehlen ;)
Dateianhänge
PXL_20230ht114_063015387-picsay.jpg
Schön schwarz
PXL_20230gff114_063724968.MP.jpg
Hier sieht man gut, das die Hitze fast einen halben cm ins Holz eingedrungen ist
PXL_20230114_012901805-picsay.jpg
Hier in der Trocknungsphase, steht so nah am Haus, da ich Schiss vor Regen hatte, die Scheibe wurde nur lauwarm ;)
Zuletzt geändert von fka am 16.01.2023, 20:16, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Feuerhärten mit Dachrinne und Kohlebriketts

Beitrag von fka » 16.01.2023, 17:38

Von den zwei Youtubern habe ich mir vorher Videos zu dem Thema abgebaut
https://m.youtube.com/@BeckumOutdoors
https://m.youtube.com/@clayhayeshunter

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Re: Feuerhärten mit Dachrinne und Kohlebriketts

Beitrag von fatz » 16.01.2023, 19:51

Eine kleine Anmerkung fuer Nachahmer: Dachrinnen aus Stahl oder Edelstahl (wegen der Loetbarkeit) sind verzinkt. Zinkoxid ist giftig und macht so grippeaenliche Symptome.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Feuerhärten mit Dachrinne und Kohlebriketts

Beitrag von Nacanina » 16.01.2023, 20:08

Danke. Sowas dachte ich mir schon, war aber zu faul zum recherchieren.
Soll ja ein gesunder Sport sein!

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Re: Feuerhärten mit Dachrinne und Kohlebriketts

Beitrag von fka » 16.01.2023, 20:16

Ja das stimmt, danke für die Ergänzung. Unbedingt darauf achten, das die Rinne aus Alu ist

Ich hab im oberen Beitrag noch was ergänzt:
Da nicht jeder die gleiche Hitzetoleranz hat, ich hab nach folgenden Farben geschaut:
1 Stunde, keine Verfärbung
2 Stunde, deutliche Braunfärbung, die aber noch nicht ins Schwarze geht
3 Stunde, dunkelbraun bis fast schwarz, Holz noch nicht verkohlt
4 Stunde, pechrabenschwarz, seitlich kontrollieren, dass das Schwarze nicht zu tief ins Holz geht

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Re: Feuerhärten mit Dachrinne und Kohlebriketts

Beitrag von fka » 17.01.2023, 20:46

Ich kann's leider nicht mehr machen, sollte es ein Mod für notwendig halten, kann er gerne das an den Anfang in meinen Eröffnungspost packen:

Achtung:
Solltest du vorhaben, das hier beschriebene zu versuchen, achte bitte darauf eine Dachrinne aus Aluminium zu verwenden. Dachrinnen aus (Edel)Stahl sind verzinkt und setzen beim erhitzen giftige Dämpfe frei (Stichwort Zinkfieber)

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