Anfängerfragen zu Schwarzdornprojekt

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Oberon
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Anfängerfragen zu Schwarzdornprojekt

Beitrag von Oberon » 17.01.2023, 02:22

Hallo liebe Baumstreichler*innen,
erstmal vielen Dank für die Unmengen Expertise, Infos und Tipps, die ich beim stillen Mitlesen in den letzten Wochen hier schon einsammeln durfte. Das war eine riesige Bereicherung!

Nachdem ich vor ein paar Tagen meinen ersten Bogen mit dem stolzen Kriegerzuggewicht von 17 Pfund nahezu fertig stellen konnte, hat mich das Bogenbaufieber jetzt komplett gepackt. Und wie der Zufall so wollte sind mir da zwei wunderschöne Schwarzdornschösslinge nachgelaufen. Einer davon darf in der Rinde endversiegelt gemütlich vor sich hin trocknen.
Nachdem ich gesehen habe, dass Schwarzdorn hier aber auch schon erfolgreich im Sap-Turnier verwendet wurde, habe ich den zweiten, um den es hier gehen soll, heute grob in Form gebracht und dem Rücken (unter größten Mühen) die Haut abgezogen. Dabei sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die ich nicht so recht einordnen konnte und bei denen ich jetzt auf Rat und Weisheit hoffe.
1. Ist Schwarzdorn immer so elendig schwer zu entrinden? Im Vergleich zu den zwei Hartriegel Saps denen ich die Rinde abgenommen hab, hat das locker das fünffache an Zeit und Energie gekostet. Oder lag das vielleicht dran, dass mit der Rinde/dem Holz was nicht stimmt? Der Bast hatte an unterschiedlichen Stellen auch sehr unterschiedliche Brauntöne und die dunkleren waren sehr viel schwerer bearbeitbar.
2. Das Holz des Stämmchens hat über den ganzen Stamm in einer geschwungenen Linie zwei sehr unterschiedliche Farbtöne. Sieht fast ein bisschen wie Kern- und Splintholz bei Eibe aus. Aber das dunklere Holz liegt nicht in der Mitte des Stamms (der auch nur ca 5cm Durchmesser hatte), sondern zieht sich von einer Seite schräg und um den Stamm geschwungen zur anderen Seite. Auf den letzten drei Bildern kann man das einigermaßen erkennen. Jetzt hab ich die große Sorge, dass das ein Pilz oder etwas anderes Ungesundes sein könnte, dass den Stamm unbrauchbar macht. Besonders hier wäre ich für Einordnung sehr dankbar.
3. Am Bogenrücken kam unter der Rinde eine Stelle zum Vorschein, an der sich eine Verfärbung schräg von links oben nach rechts unten über den Rücken schlängelt. (Bilder 4 und 5) Sieht fast aus wie ein Bleistiftstrich und an der rechten Seite des Strichs ist das Holz ein bisschen bleicher/rötlicher. Ähnlich wie bei 2. hat das sofort meine mütterliche Sorge um die Gesundheit des Schätzchens getriggert.

Zum grundsätzlichen Vorgehen/Ziel:
Wenn das Holz es zulässt, soll aus dem 72" Stave ein ca. 30-35# Bogen mit recht massivem/langem Griffteil (ca. 8" +FA) werden, dass schön viel Schock absorbiert. Die Wurfarme sollen eher im Stabbogen Format daherkommen und die gute Druckstabilität von Schlehe nutzen. Deshalb hab ich sie erstmal grob auf +/- 3 cm Dicke und Breite gebracht. Der Griff hat bauchseitig einen kleinen Entlastungsschnitt bekommen, damit der Rücken nicht reißt. Den Markkanal, dessen Reste man auf dem ersten Bild erahnen kann, habe ich nur an einem der Tips freigelegt und nach Begutachtung beschlossen ihn geflissentlich zu ignorieren. Er schien mir bei dem 5cm Durchmesser Stämmchen so winzig und bretthart, dass ich darauf verzichtet hab die Wurfarme komplett drauf runterzuarbeiten, weil das nochmal 5-8 mm Dicke gekostet hätte. War das vielleicht eine dumme Idee?
Nach Formgebung und entrinden hab ich den kompletten Rohling mit verdünntem Holzleim (3 Teile Leim 1 Teil Wasser) eingepinselt und die Enden versiegelt. So (Bild 2) liegt er jetzt im unbeheizten Treppenhaus und darf trocknen. War das mit dem verdünnten Leim richtig so oder ist das zu viel/wenig Versiegelung und es drohen Gammel oder Risse?

Ihr seht schon die Freude über das imho sehr hübsch gewachsene Stämmchen bringt in mir viele Sorgen und noch mehr Fragen zu Tage. Ich hoffe ich gehe euch mit meiner Ahnungslosigkeit nicht zu sehr auf die Nerven und freu mich sehr über jeden Rat
Dateianhänge
Markkanal2.jpg
Markkanal
Mit Schnur.jpeg
So schön grade :-D
beleimt.jpeg
Eingeleimt
Verfärbung 2v2.jpg
Verfärbung Bogenrücken (3.)
Verfärbung 1.jpeg
Holz 1v2.jpg
Zwei Holzfarben
Holz 3.jpeg
Holz 2.jpeg

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Re: Anfängerfragen zu Schwarzdornprojekt

Beitrag von Snake-Jo » 17.01.2023, 08:57

@Oberon:
So gerade Schlehenholzstücke sind selten.
Mach doch mal von den Enden ein paar Fotos (Querschnitt, Stirnholz), dann kann man mehr sagen.
Glatt schleifen, anfeuern, Makro-Aufnahme

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Re: Anfängerfragen zu Schwarzdornprojekt

Beitrag von schnabelkanne » 17.01.2023, 10:37

Schwarzdorn entrinden ist eine langwierige Aufgabe und Vorsicht damit du den Rücken nicht verletzt, die schlangenförmige Verfärbung ist das nur eine Verfärbung oder auch eine Vertiefung (Insektenfrass).
lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

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Re: Anfängerfragen zu Schwarzdornprojekt

Beitrag von fatz » 17.01.2023, 15:27

Oberon hat geschrieben:
17.01.2023, 02:22
Einer davon darf in der Rinde endversiegelt gemütlich vor sich hin trocknen.
Den kannst gleich kleinsaegen. So reisst der 200prozentig.

Hab ich zwar schon 500 mal geschrieben, aber fuer dich nochmal:
Standardmethode: Auf Markanal runter (Bandsaege/Beil/Ziehmesser/wasweissichwas), entrinden und Stirnflaechen zubappsen. Prunus eher kuehl trocknen. Definitiv nicht in der Wohnung.

Sorry, hab grad ned viel Zeit.......
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Anfängerfragen zu Schwarzdornprojekt

Beitrag von Oberon » 18.01.2023, 17:47

Vielen Dank schon mal für die Rückmeldungen! Ich hab den Leim an einer Seite kurz runtergefeilt, nochmal versucht Bilder von der Stirnseite zu machen und die Farbschichten des Holzes bei Tageslicht ein bisschen besser einzufangen. Dabei ist mir auch eine grünliche Linie am Übergang zwischen dunklerem und hellerem Holz aufgefallen, die ich beim Bearbeiten unter Kunstlicht nicht gesehen hatte. Der Stave hat einmal schräg über den Bauch gezogen und einmal über den Griff und einen Wurfarm am Rücken diese dunkleren/rötlichen Holzschichten. Auf dem letzten Bild hab ich mal versucht das zu markieren. Der extrem schwer zu entrindende Teil mit dem betonharten Bast gehörte zum rötlicheren Holz am Rücken (Bild 2).
Seltsam fand ich, dass die verschiedenen Holzfarben sich mit dem Zieheisen, anderem Werkzeug und Fingernägeln nicht unterschiedlich anfühlten.
Von den schlangenförmigen Verfärbungen gibt es auch nicht nur eine, sondern zwei auf dem Rücken, die jeweils am Übergang der verschiedenen Holzschichten liegen (Bild 2 und 3). Scheint also ein zusammenhängendes Problem? zu sein. Erfühlen kann ich bei beiden keine Vertiefung.
Glaubt ihr das ist eher Brennholz oder würdet ihr es drauf ankommen lassen und versuchen aus dem wunderbar graden Stück einen Bogen zu schnitzen?
Dateianhänge
Stirnseite2.jpg
WO der Bast hart war.jpg
Stelle, die unter dem Betonbast lag /Verfärbung 2
Verfärbung tagsüber.jpg
Verfärbung 1
Stirn4.jpg
Stirn3.jpg
Stirn2.jpg
Stirn1.jpg
Seitenansicht4.jpg

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Re: Anfängerfragen zu Schwarzdornprojekt

Beitrag von Snake-Jo » 19.01.2023, 08:14

Snake-Jo hat geschrieben:
17.01.2023, 08:57
@Oberon:
So gerade Schlehenholzstücke sind selten.
Mach doch mal von den Enden ein paar Fotos (Querschnitt, Stirnholz), dann kann man mehr sagen.
Glatt schleifen, anfeuern, Makro-Aufnahme
Mußte mich selbst zitieren: Stirnholzflächen glatt schleifen, so sieht man nichts. ::) :'(

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Re: Anfängerfragen zu Schwarzdornprojekt

Beitrag von fka » 19.01.2023, 10:10

Habe sowas noch nicht gesehen, aber wenn sich alles gleich schneidet, würde ich es versuchen. Vielleicht keinen warbow sondern eher unter 50# bleiben

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Re: Anfängerfragen zu Schwarzdornprojekt

Beitrag von Harding » 19.01.2023, 11:35

Sowas ähnliches hatte ich schon, bei Schlehe oder Kirschpflaume (nicht ganz sicher, da war beides vertreten). Bei mir war es teilweise verkerntes Holz, ausgehend von einem alten Astabriss. Auf dem Bauch eines Kinderbogens ging es gut, war härter als das Splintholz. Ob es hier dasselbe ist, ist nicht ganz zu erkennen, ich meine aber, auf dem Rücken gibt es eine Schadstelle, von der das ausgehen könnte. Am (glatten) Stirnholz könnte man es wohl genauer sehen.

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Re: Anfängerfragen zu Schwarzdornprojekt

Beitrag von MrCanister123 » 22.01.2023, 14:02

Oberon hat geschrieben:
17.01.2023, 02:22
3. Am Bogenrücken kam unter der Rinde eine Stelle zum Vorschein, an der sich eine Verfärbung schräg von links oben nach rechts unten über den Rücken schlängelt. (Bilder 4 und 5) Sieht fast aus wie ein Bleistiftstrich und an der rechten Seite des Strichs ist das Holz ein bisschen bleicher/rötlicher. Ähnlich wie bei 2. hat das sofort meine mütterliche Sorge um die Gesundheit des Schätzchens getriggert.
hatte ich bislang auch schon bei jedem 2. schwarzdorn.
Ist glaub was normals bei dem Holz, hatte noch nie Schwierigkeiten damit.
Schaffa Schaffa

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