Anfängerfrage Hasel Tillern

Themen zum Bogenbau
Chris_N
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Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von Chris_N » 26.01.2023, 23:16

Hallo,

mein Name ist Chris und das ist mein erster Beitrag hier. Ich bin sehr beeindruckt von dem geballten Fachwissen hier und könnte für meinen ersten „richtigen“ selbstgebauten Bogen ein paar hilfreiche Tipps gebrauchen.

Vor ein paar Monaten hat meine kleine Tochter einen Film mit einer Bogenschützin angeschaut und wollte das dann unbedingt mal ausprobieren. Also in den Wald und ein paar Weiden-Stecken gesucht, die natürlich keine 2 Tage gehalten haben.
2. Versuch aus einem Thujenbrett, sah ganz nett aus, aber WA zu dünn und krack, das wars. Aber das Bogen-Fieber hat mich wohl erwischt.
3. Versuch mit einem Rattan-stave, der wurde schon ganz gut und gefiel ihr. Aber ich brauchte ja selber auch was…

Also noch mehr gelesen und dann vor einiger Zeit auf Ebay einen Eibenstamm geschossen, der natürlich zu (m)einem Bogen werden sollte.
Das Spalten hat überraschenderweise funktioniert, eine Hälfte war ok. Ich musste aber feststellen, dass das Holz zwar sehr schön, aber verdammt hart ist und ein gescheites Ziehmesser her muss.
Auf eine Nachfrage, wie ich am besten weitermachen kann, von einem bekannten Bogenbauer die Ansage bekommen, vergiss den für 3 Jahre und lern' erstmal die Basics.

Also ein ca. 10cm Hasel-Stämmchen gefunden, leider blieb beim Spalten nur eine brauchbare Hälfte mit einigen Kurven und Ästen übrig.
Da das nach dem groben shapen doch recht krumm war, wusste ich nicht, wie ich die Abmessungen machen sollte und habe einfach „drauf-los“ geschnitzt.

So sieht das jetzt aus:
70’’ Länge, Standhöhe 6’’, ca. 40 lbs bei 28’’
Sehne Dacron, 14 Strang (ist das evtl. zu viel?)
Hasel-01.jpg
Hasel-02.jpg
Hasel-03.jpg
Links (unterer WA) ein Ast
Rechts (oberer WA ein rausgebrochener Ast, fast ein Loch drin)
Aber die Sehne läuft mittig übers Bogenfenster und er verdreht sich nicht beim Ziehen.
Hasel-05_oberer WA.jpg
Oberer WA (rechts in den Fotos)
Hasel-06-unterer WA.jpg
Unterer WA (links)
Hasel-07_Griff.jpg
Griff

In der Zwischenzeit hab ich mir auch einen fertigen Langbogen (Bambus mit Glas) gekauft, musste aber feststellen, dass dessen 44 lbs sich bei meiner Auszugslänge in 50 lbs verwandeln und das für einen Anfänger doch recht sportlich ist.

Die Frage ist nun, wie muss ich die Hasel korrekt tillern (links ist mir recht spät einmal das Ziehmesser ausgerutscht, das sieht man…) und können dann noch ca. 35-38 lbs übrig bleiben?
Ich hoffe, dass ich den linken WA nicht schon versaut habe.
Und braucht die Hasel verstärkte Tipps?

Sorry für die mässigen Fotos, ich hab noch keinen richtigen Tillerbaum, ich hoffe, man kann was erkennen.
Über Kritik und Anregungen würde ich mich freuen.

Danke und viele Grüsse
Chris

Harding
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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von Harding » 27.01.2023, 07:13

Guten Morgen,

ich beziehe mich mal auf die Schellen der Überputzleitung im Hintergrund.

Rechts hast Du einen Knick zwischen 4. und 5. Schelle von der Mitte, dafür ist er vorher (zwischen 2. und 4. Schelle) zu steif. Das siehst Du auch ohne Biegen, der wird dort dicker. Und die Biegung kann noch 5 cm näher an den Griff ran.
Links dasselbe, der ist zu dick um den Ast rum, letzte Schelle vor dem Knick in der Leitung bis zum Ende. Und innen ist die Biegung noch weiter vom Griff weg als rechts, die muss auf beiden Seiten kongruent sein. Kurz vor der 2. Schelle, zur Mitte hin stärker abtragen.

Mach ihn erstmal dort dünner, bis er biegt, und zeig dann noch mal. Fang zuerst innen an, trage ab, bis es biegt, dann weiter nach außen arbeiten. Eine bauchparallele Linie auf den Wurfarmen (Bleistift) hilft, die Biegung besser zu sehen.

Für mehr als 30 lb musst Du sehr vorsichtig abtragen, für den ersten Bogen glaub ich eher nicht dran. Machs trotzdem, es übt, und Du kannst ihn ja kürzen. Man muss nicht immer alles bis zum Ohr ziehen.

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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von schnabelkanne » 27.01.2023, 08:03

Servus nette Vorstellung.
Hasel generell nicht spalten, der hat meist Drehwuchs.
Der Tiller deines Bogens ist für den Anfang ganz gut, nur der rechte WA ist stärker als der Untere.
Fang rechts an der hat noch einen steife Stelle imAstbereich. Und bitte erst Vollauszug wenn der Tiller passt.
Dann neue Bilder, Standhöhe reicht.
Messe bitte dann auf Standhöhe den Max. Sehnenabstand je Wurfarm, der sollte links (untere WA) etwas geringer sein.
Lg Thomas
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Chris_N
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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von Chris_N » 27.01.2023, 12:07

Vielen Dank für eure schnellen Antworten, damit mache ich weiter. Und speziell das "Kabelschellenraster" hab ich selber gar nicht gesehen :)
Ist das - gerade zum Griff hin - ein Fall für die Raspel, oder eher vorsichtig mit der Ziehklinge?

LG Chris

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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von mschiller » 27.01.2023, 13:34

Hallo Chris,

Die Bereiche in denen du noch was abtragen musst wurden ja schon erwähnt. Ich würde dir empfehlen die Ziehklinge zu nehmen, immer so 10-20 mal drüber gehen und dann wieder kontrollieren. Wenn er schon so biegt geht's dann plötzlich recht schnell. Wenn du da zu viel weg nimmst verlierst du zuglast und er wird dir dann eventuell zu schwach.

Der Griff sieht toll aus, ist dir gut gelungen!


Lg Martin
ER biegt, er biegt, er biegt, er bricht - nächster Versuch

Chris_N
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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von Chris_N » 28.01.2023, 10:08

Heute nacht 2 Stunden abgetragen, aber es sieht für mich leider nicht nach einer Verbesserung aus. Hab versucht, die Biegung näher an die Griffe zu bekommen.
Die Standhöhe ist nach dem Abtragen von 5 auf 4'' runtergegangen.
Der rechte WA ist immer noch zu stark im Vergleich.
Hab die Sehne ca. 20x eingedreht, um wieder auf 5'' Standhöhe zu kommen. Irgendwie traue ich mich nicht so recht, den rechten WA noch weiter zu reduzieren...

LG Chris
Hasel-01-2.jpg
Hasel-02-2.jpg
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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von schnabelkanne » 28.01.2023, 13:08

Wird schon besser, du musst nun den ganzen rechten WA gleichmässig etwas schwächen um ihn an den Linken anzupassen.
Zumindest auf den gleichen Sehnenabstand, das ist nicht mehr viel.
Lg
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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von fatz » 28.01.2023, 13:14

Ich denk, es koennt schon reichen an der Aststelle noch ein bissl was zu machen. Da ist davor und dahinter zu viel steif. Nur aufpassen, bei 3,5 hat er rechts eine kleine Schwachstelle
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von Neumi » 28.01.2023, 13:41

Kannst du mal gute Fotos der Aststellen, bauch- und rückenseitig machen? Die Stellen scheinen riesig zu sein und seitlich nur wenig Holz übrig zu sein.
Und die Stelle an der das Messer einen Schaden verursacht hat (etwa im Rücken?).
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von Chris_N » 28.01.2023, 17:10

Ast oberer (rechter) WA
Ast oben-1.jpg
Ast oben-2.jpg
Ast oben-3.jpg
Ast oben-4.jpg
Ast oben-5.jpg
Ast oben-6.jpg
Ast unterer WA (links)
Ast unten-1.jpg
Ast unten-2.jpg
Ast unten-3.jpg
Ast unten-4.jpg
Ich glaube, bei beiden Stellen (im Rücken) bin ich beim Entrinden mit der Axt etwas zu scharf reingegangen, wollte es zu schnell machen :(

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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von Kemoauc » 28.01.2023, 18:56

Hi,Chris_N,
erstmal: Willkommen im Forum. :D
Aus meiner Sicht zum Bogen:
- die kleinen Macken kannste vergessen,glattschleifen oder so lassen,noProb,is eh im FO ;)
- zum "Spalten" bei Hasel haben ja schon andere geschrieben.. ja so is .. lieber nicht. ;)
- Der große,ausgebohrte Ast.. : hättest Du nicht machen müssen,DEN hättest Du integrieren können, siehe viewtopic.php?f=16&t=31328
Hab so auf die Schnelle nix besseres als meinen gefunden. ::) Ist net die ganze Wahrheit..vllt aber ein Fingerzeig für späteres Vorgehen. ;) ::)
UND ne Frage: bei 10cm Durchmesser hättest Du den Griff aus dem vollen Material nehmen können.Warum noch aufgeklebt? :)
Nur meine Gedanken dazu,
Grüßle,
Kemoauc
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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von Neumi » 28.01.2023, 19:51

Die Fotos sind leider größtenteils ohne Beschriftung. Wo sieht man Rücken, wo sieht man Bauch? Sind die Riesenlöcher im Rücken?
Macken erkenne ich keine🤔
Man kann direkt zu den Fotos Kommentare schreiben.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von schnabelkanne » 28.01.2023, 20:06

Die Astlöcher sind riesig, da nicht mehr Schwächen, da hätte in der Breite etwas mehr sein sollen.
So breit das Astloch ist um so viel sollte man breiter bauen. Pass den rechten noch an den linken an und im Bereich des Astloches, Finger weg.
Lg Thomas
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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von Kemoauc » 28.01.2023, 20:14

Ey,Neumi,die Photos am Anfang sagen alles,musste selber auch mal zurückschauen ;)
Auch die "Macken",nja... nicht wirklich hinderlich. ;)
Dazu (Astlöcher/Äste) immer noch: Integrieren, nicht entfernen,wenn sie gesund sind. :D >:)
grüßle,
Kemoauc
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Re: Anfängerfrage Hasel Tillern

Beitrag von Roby-Nie » 28.01.2023, 20:52

Für mich schaut es so aus, als wenn die beiden Stellen auf dem Rücken liegen.
Wenn das stimmt, dann wundere ich mich, dass der Bogen das aushält.
Ich tät dann nen neuen Hasel holen.
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