Neuling braucht (mal wieder) Hilfe...

[Putzi2610!]

Moin, Moin!

Habe im November 2022 bei einer Flurbereinigung auf einem Grundstück in unserem Ort einige Stücke potentielles Bogenholz vor dem Verfall bzw. der thermischen Verwertung gerettet.

Darunter war unter anderem auch der auf den Bildern zu sehende ca. 180 cm lange Ast aus Esskastanie.

Draufsicht entrindeter Stave

Seitenansicht (leider etwas unscharf)

Griffbereich

Zugegeben, das ist jetzt nicht das einfachste Stück.
Aber ich nutze halt gern Holz, welches sowieso schon gefällt wurde.

Da ich diese Art Holz noch nie unter dem Messer hatte, habe ich die Maße etwas großzügiger ausgelegt.

Form ist jetzt vollpyramidal bei asymmetrischer Bauweise, Breite an den FA ca. 40 mm und an den Tips (noch) 12 mm.
Dickentaper ca. 25 mm an den FA, gleichmäßig verjüngend auf ca. 15 mm an den Tips.

Der Rohling hat mir schon viel Freude bereitet, weil sich die Sehnenlage aufgrund einer Verdrehung im Griffbereich partout nicht korrigieren lassen wollte. Das Holz ließ sich mittels trockener Hitze eigentlich gut richten, jedoch hatte die Korrektur im Griff keinen Bestand. Da dort auch noch eine Gammelstelle lag, die bei weiteren Korrekturversuchen unweigerlich zum Bruch geführt hätte, habe ich die Dicke des Griffbereiches massiv reduziert, einen Griff aus Hickory aufgeklebt und die Sehnenlage durch Biegung eines WA korrigiert.

Anschließend habe ich mich am Bodentiller versucht. Da dieser für mein ungeübtes Auge schon ganz passabel aussah (siehe Bilder), habe ich beschlossen, den Bogen das erste Mal auf den Tillerstock zu hängen.

Bodentiller oberer WA

Bodentiller unterer WA

Die Beurteilung des Tillers fällt mir aufgrund der vielen deflexen und reflexen Stellen (eine davon direkt im Griffbereich) ziemlich schwer

abgespannt

Standhöhe 0 cm (Sehnen- = Bogenlänge)

Auszug 16''

Kann mir jemand von den Profis bei der Beurteilung des Tillers behilflich sein?

Wo bzw. wie muss ich weiter machen?

Vielen Dank und liebe Grüße,

Heiko

[fka]

Schönes Profil hat der Bogen! Im Bodentiller scheint der untere WA nach den fades noch nicht zu biegen.
Auf dem Stock ist links unten? Prinzipiell ist die Biegung gleichmäßig ohne offensichtliche Schwachstellen. Links scheint er nach dem Fade steif zu sein. Die äußeren Wurfarme biegen auch noch nicht, da würde ich aber erst ran gehen, wenn du zumindest auf niedriger Standhöhe bist

[Putzi2610!]

Nein, der linke ist der obere WA.
Vielen Dank für das Feedback.
Mit der fehlenden Biegung im 1/3 unterer WA hast Du wohl recht.
Werde dann mal in diesen Bereichen Material wegnehmen und dabei primär den unteren WA bearbeiten.

LG,
Heiko

[Putzi2610!]

Habe wieder Späne produziert .

Die Biegung im 1. Wurfarmdrittel des unteren WA (im Bild rechts) ist aus meiner Sicht deutlich besser geworden.

Im selben Bereich des anderen WA hat sich offensichtlich nicht viel geändert .

abgespannt nach Spanabnahme 1. WA-Drittel

Auszug 16''

Auszug 18''

Eure Meinung ist willkommen
Tillerschnur verkürzen und Standhöhe erhöhen oder eher noch nicht?

Gruß,
Heiko

[Haitha]

Noch nicht kürzen, links ab Mitte Schwächen und rechts mittig und nach außen ggf später.
Und immer gut schauen, was sich tut. Und denk daran, dass sich das Holz erst anpassen muss, etwa 20 mal leicht dran ziehen oder biegen.

[fka]

Ich würde auch noch mittig beidseitig etwas schwächen und dann auf halbe Standhöhe gehen.
Die äußeren Wurfarme, wo es wieder Reflex wird, würde ich bis dahin in Ruhe lassen.

[Putzi2610!]

Vielen Dank für Eure Expertise.
Werde dann mal die Mitte der WA beidseits schwächen.
Wenn die Biegung auch dort einigermaßen harmonisch ist, werde ich das Ergebnis meiner Bemühungen hier posten, ggf. dann auch schon mit etwas mehr Standhöhe…

Gruesse,
Heiko

[Putzi2610!]

Guten Abend,

habe heute mal versucht, die Empfehlungen umzusetzen und vor allem in den Wurfarmmitten Holz abgetragen.

Das Ergebnis ist auf den Fotos zu sehen. Meiner Meinung geht da noch was

Sehnenlänge = Bogenlänge

Auszug 18'', etwas mehr Biegung in den WA-Mitten

Dann habe ich kurzerhand einfach mal die Standhöhe erhöht, ohne allerdings den Bogen auszuziehen.

Standhöhe 9-10 cm

Bin kein Prophet, aber diesem Bogen wird man seinen Charakter auch nach Fertigstellung deutlich ansehen, vor allem auf Standhöhe.

Vorausgesetzt natürlich, dass es mir gelingt, diesen über die Ziellinie zu bringen

Gruß,
Heiko

[Neumi]

ich würde jetzt auf der rechten Seite noch von 6-9 und von 13-15 etwas Holz abtragen.
Grüße - Neumi

[Putzi2610!]

Danke, das werde ich machen.

Gehe ich recht in der Annahme, dass die Asymmetrie zwischen den WA aufgrund der reflexen Stelle im unteren Griffbereich trotzdem Bestand haben wird

Ist zwar nicht so schlimm, sieht aber trotzdem irgendwie...gewöhnungsbedürftig aus

Gruß,
Heiko

[benzi]

Wirklich schönes Profil, da lese ich gerne mit und bin gespannt wieviel von dem Profil im fertigen Bogen erhalten geblieben ist... Danke fürs zeigen!

[Putzi2610!]

Moin, Moin!

Bin gerade etwas ratlos.

Habe heute am unteren WA Material abgetragen (Spanabnahme in den Bereichen 6-9 und 13-15).

Mit bogenlanger Tillerschnur sieht das Auszugsbild noch ganz passabel aus:

abgespannt

Auszug 18", unterer WA rechts (leider etwas unscharf)

Auszug 18", unterer WA links

Aber schon bei einer geringen Erhöhung der Standhöhe wirkt sich der Reflex im Griff Richtung unterer WA deutlich aus und führt zu einem deutlichen Unterschied der Standhöhe zwischen den beiden WA.
Die Tatsache, dass der obere WA deutlich schwerer ist, macht es nicht besser.

Standhöhe ca. 10 cm (5mm Unterschied allein im Griffbereich, Griff liegt nicht am Druckpunkt sondern mittig und gerade auf)

Standhöhe ca. 11 cm (Griff liegt mittig, aber nicht ganz gerade auf)

Wenn man dann von Standhöhe aus auszieht (ich habe es heute einmal vorsichtig probiert), legt der untere WA einen deutlich geringeren Weg zurück, als wenn er wesentlich stärker wäre.

Hat jemand einen Vorschlag, wie ich das Problem in den Griff bekomme, ohne den unteren WA massiv zu schwächen und auf diese Weise einen Kinderbogen zu schnitzen?

Oder sehe ich gerade ein Problem, wo es gar keins gibt

Habe unten eine Detailaufnahme des Griffbereiches eingefügt, auf dem man den Faserverlauf und den Reflex hoffentlich einigermaßen erkennen kann.

Detail Griffbereich

Ach ja: Bevor Kommentare zu der miserablen Klebefuge kommen, das ist mein erster aufgeleimter Griff und mangels eines geeigneten Werkzeuges musste ich die Klebeflächen mit der Ziehklinge und Schleifpapier plan machen. Ich gelobe Besserung

Über Tipps und Anregungen würde ich mich sehr freuen

Gruß,
Heiko

[RagnarZH]

Hallo Heiko
Ich bin wohl etwas spät mit meinem Post.
Esskastanie ist n.m.W. Edelkastanie. Wir haben das bei uns im Tessin en-mass. Ich bin mir nicht sicher, ob es Dir helfen kann, aber falls doch:
Edelkastanie braucht viele Monate um richtig trocken zu sein.
Das Holz trocknet schichtartig. Wenn Du beim Abtrag noch stark "ölige" Raspel bekommst, ist das Holz offenbar noch zu wenig trocken - ob das stimmt weiss ich nicht mit Sicherheit.
Das Holz ist schwierig zu trocknen, neigt zu Verwerfungen, Rissbildung.

[Neumi]

Don't panic, hier zunächst ein Foto mit Hilfslinien zum besseren Verständnis

Beide Tips sind auf gleicher Höhe.
Die grüne und blaue Linie zeigen die jeweils höchsten Stellen im WA (die grüne habe ich versehentlich ein paar mm zu hoch gesetzt). Anhand der Linien kannst du den Versatz zwischen den beiden WA erkennen.
Im Griff noch eine rote Linie um die Schräge im Griff besser zu sehen.

Durch den Versatz der beiden WA muss auch die Standhöhe an beiden WA deutlich unterschiedlich sein.
Insofern bist du nicht mehr weit entfernt, der untere WA muss nicht mehr viel geschwächt werden.
Miss einfach mal den Unterschied bei Standhöhe, ich denke dass ein Unterschied in den Standhöhe der beiden WA von ca. 17 mm passen sollte.
Grüße - Neumi

[fka]

Ach ja: Bevor Kommentare zu der miserablen Klebefuge kommen, das ist mein erster aufgeleimter Griff und mangels eines geeigneten Werkzeuges musste ich die Klebeflächen mit der Ziehklinge und Schleifpapier plan machen. Ich gelobe Besserung

Ist dir eigentlich klar, dass die Klebefuge miserabel ist?

Spaß beiseite, mehr als Schleifpapier und einen Holzklotz mit planer Fläche braucht's nicht. Nimm den Klotz und wickel das Schleifpapier drum oder mit doppelseitigem Klebeband fixieren. Damit bekommst du die Fläche auf dem Bogen richtig gut plan. Das Griffstück bekommst du flach, indem du Schleifpapier auf eine flache Ebene legst und es darauf schleifst. Wenn du z.b. eine Glasscheibe als Unterlage nimmst, wird die Fläche fast perfekt plan.

LG Felix