Es läuft nicht immer alles nach Plan!

[Chirurg]

Hallo!
Beim Bau meines Osmanen ist es zunächst zu einem Abheben der Sehnenschicht im Bereich des Kasanauges gekommen. Beim Entfernen der Sehnenschicht im Kasanbereich habe ich bemerkt, dass sich die gesamte Sehnenschicht (Straußensehnen, 3 Schichten im Abstand von einer Woche, 2 Monate Trocknungszeit) mit geringem Kraftaufwand vom Bogen (Osagekern) abziehen läßt. Verwendet habe ich frisch gekauften Hasenhautleim von Dictum. Auffallend war lediglich ein etwas stärkerer Geruch als sonst und, das der getrocknete Kleber relative dunkel war. Irgendwie erinnert mich das an Knochenleim. Im Bereich des Osagekerns habe ich keine Rillen angebracht, habe ich aber bei meinem Osmanen Osage Selfbow auch nicht gemacht. Die Kleberreste haben sich mit der Ziehklinge ganz leicht entfernen lassen. Die Kleberkonsistenz stelle ich immer nach Gefühl her, schön honigartig. Kleber verdorben?, Gestreckt mit Knochenleim? LG Stephan

[Neumi]

Wie ist die Verbindung der Sehnen untereinander? Klebt wie gewohnt?
Wieviel Zeit lag zwischen Grundierung und kleben der Sehnen?
Besteht die Möglichkeit dass der grundierte Bogen zu kalt geworden ist?
Insgesamt schwer zu sagen. Kleb doch mal 2 Teststücke Holz zusammen.
Grüße - Neumi
Übrigens gibt es bei Aurelio-online.com hervorragende Kleber.
Noch etwas: je höher die Bloomgram, desto schneller geliert der Leim. Ebenso geliert der Leim mit zunehmender Konzentration schneller.
Ich habe von Kremer einen Hautleim, der auch sehr dunkel ist (den ich nicht benutze). Zur Leimfarbe gibt es verschiedene Aussagen: Zum einen je dunkler der Leim, desto niedriger die Klebkraft, zum anderen die Farbe sagt nichts über die Qualität aus.
Ich weiß vom Sehnenleim kochen, dass der Leim mit zunehmender Kochdauer dunkler wird (an die extrem dunkle Farbe von Kremer-Leim aber nicht annähernd heran kommt) und je länger die Kochdauer ist, desto niedriger ist die Klebkraft.

[Hieronymus]

Da hat wohl das Grundieren/Vernetzen mit dem Holz nicht funktioniert. Da bin ich bei Neumi...wie halten die Sehnen untereinander? Die Trocknungszeiten sind in Ordnung. Vielleicht ist der Leim verdorben...dann mal Testklebung machen. Ich verkleben Sehnen immer mit 20-23%tigem Hautleim. Ich hatte mal verdorbene Sehnen, die waren am Stinken und sind aber gerissen....

Ist natürlich schade um die viele Arbeit,aber er zumindest kein Bruch!

Gruß Markus

[Chirurg]

Also wieder von vorne: habe alles mit der groben Feile aufgeraut, entfettet mit Aceton, heißes Wasser drauf gestrichen damit sich die Fasern aufstellen, trocknen lassen, Einstreichen mit Hautleim, Einföhnen und mit frisch gezupften Straußensehnen belegt. Hautleim habe ich noch eine angefangene Packung gefunden, scheint viel besser zu kleben! Habe gleich mein zweites Projekt mit belegt. Alles schön mit Gummi gewickelt und ab in Sauna bei 55 Grad für eine Stunde, der überschüssige Kleber tropft durch die Gummiporen. Jetzt gelieren lassen und nach 2 Stunden dann auswickeln und hoffen……

[Anasazi]

Das zweite Projekt sieht aber interessant aus. Ich hoffe, dass der Sehnenbelag jetzt hält.

[Chirurg]

Anasazi!
Ja das zweite Projekt hat was! Es zeigt einen Weg einen Skythenbogen zu bauen, der noch nicht gegangen wurde, ein Geheimprojekt

[Chirurg]

Neumi!

Jetzt fällt mir ein, dass ich damals meinen Leimkocher das erste Mal benützt habe und vor dem Arbeiten gehen auf 55 Grad eingeschaltet habe. Bis zur Verarbeitung hat es dann wohl 8 bis 10 Stunden gedauert! LG Stephan

[Neumi]

Das ist unnötig lang.
Nochmal zum Aussehen des Leims: Die Farbe und der Geruch des Leims entstehen durch Verunreinigungen, reine Gelatine ist praktisch farblos und geruchsneutral.
Deswegen Händler wechseln.
Hier noch ein Link (von denen habe ich noch keinen Leim benutzt, ich gehe aber davon aus dass der Leim sehr gut ist). https://www.knochenleim.de/Wer-sind-wir/

[Chirurg]

Danke! Werde jetzt dort bestellen!

[benzi]

Das ist unnötig lang.

In zahlreichen Quellen wird gesagt, dass in dén Zeiten, als die Werkstätten mit Holzöfen geheizt wurden, der Leim ständig warm auf dem Ofen stand um eine ständige Verfügbarkeit zu gewährleisten, das würde Deiner These widersprechen...

Liebe Grüße benzi

[kra]

Ich habe die besten Erfahrungen mit Leimen von Kremer Pigmente gemacht.

Zum warmhalten, ich tendiere da auch zur Ansicht von Neumi. Die 60° Grenze ist den Sehnen geschuldet, die oberhalb von ca. 60° zusammenschnurren und unbrauchbar werden. Zudem sind die Ansprüche an die Festigkeit der Klebeverbindung beim Komposit-Bogenbau doch signifikant höher als im Möbelbau vergangener Jahre. Auch bezieht sich das "geschichtliche" Vorgehen zumeist auf (weniger anspruchsvollen) Knochenleim und ist (auch) den Anforderungen des Werkstattbetriebs geschuldet.

PS. für dich (@Chirurg) könnte zudem der Fischleim bei Kremer interessant sein, auch als Beimischung für niedrigere Viskosität bzw. Elastizität des Sehnenbelags.

[Chirurg]

Danke für die Tipps!
Was ist nun der ideale Glutinleim für das Sehnenbacking im Kompositbau respektive welche Mischung aus verschiedenen Produkten unterschiedlicher Klebekraft und erforderlicher Viskosität. Ich bin überfordert welcher Glutinleim für Holz/Hornverklebungen und welcher für Horn/Horn Verklebungen. Ich bin schon wieder überfordert lG Stephan

[benzi]

Du bist doch nicht überfordert, Du erweiterst Dein Wissen
Zum Wohle derer die dabei auch lernen, wie ich zum Beispiel..
Ich vermute, dass Neumi uns beim Lernen unterstützt...

[kra]

Ich glaube ja nicht das jemand der solche Bögen baut mit verschiedenen Hautleim überfordert ist .

Meine Gedanken zu den verschiedenen Glutenleimen: Der beste "normale" Hautleim ist der Hasenleim, ob aus Granulat oder Platten ist egal. Ist schön hell (da bin ich bei Neumi). Der beste Hautleim bleibt aber der selber gemachte Leim aus Haut/Sehnenresten. Siehe Anleitung. Wenn man es sich leisten kann kann man auch Hausenblasenleim verwenden. Soll eine noch höhere Festigkeit und Klebekraft aufweisen, hab ich aber noch nicht verwendet.

Zum Grundieren nehme ich gerne einen Mix aus Hautleim und Fischleim weil er eine geringere Viskosität hat und auch bei niedrigeren Temperaturen etwas länger flüssig bzw. weich bleibt. Angesetzt nach Regel für Hautleim (in Wasser quellen lassen, Überschuß weggießen und dann aufschmelzen bei max 50°C), verdünnt bis 1:10 mit Wasser, ca. 1/3 Fischleim zugesetzt und bei gut 50° mehrfach hauchdünn (unter zwischenzeitigem trocknen!) aufgetragen. Durchaus so ca.10 Lagen oder mehr. Gibt eine sehr dünne, glänzende Schicht auf dem Holz.
Sehne dann mit unverdünntem Haut/Fischleim Gemisch aufbringen. Die Methode mit der Sauna ist klasse - wenn man eine Sauna hat . Sonst tut es eine niedrig eingestellte HLP auch. Nach Abschluß der Saunabehandlung, abkühlen und auswickeln nochmals die Oberfläche dünn einstreichen, um die Sehnenfasern in der Oberfläche zu fixieren.

Btw, Vorsicht beim Eintrocknen von Hautleim auf Glasflächen o.Ä. . Beim Trocknen und Schrumpfen hat es mir schon mal Glasflakes aus der Oberfläche von Laborglas gerissen.

[Chirurg]

Danke Kra!
Auch wenn ich schon viele Bögen gebaut habe, hat mich das Angebot bei Knochenleim.de überfordert. Und da ich bei meinem Osmanen mit dem Sehnenbelag gescheitert bin, hat es mich nachdenklich gemacht. Gerade die Verbindung Sehne/ Holz habe ich vielleicht etwas vernachlässigt und Deine Erklärung hilft mir sehr. Den Fischleim werde ich mir noch besorgen und in Zukunft den Holzkern besser für das Kleben vorbereiten! Danke! lG Stephan