Wurfarme selber bauen mit Schülern

[Lichtschalter]

Guten Morgen in die Runde,

ich brauche mal wieder Tipps von den Profis!

Wir bauen seit geraumer Zeit Bögen im Technikunterricht zusammen mit 14-16 jährigen Kindern. Bisher zumeist einfache Rattanbögen und Recurves. Das klappt prima und die Kinder sind riesig stolz auf ihre Ergebnisse. Mit einem Chrono messen wir die Geschwindigkeiten und bilden Effizienzkoeffizienten, indem wir diese durch die Zuggewichte teilen. Ein großer Spaß und eine gute Variante, um anschließend über mögliche Optimierungen nachzudenken. Seit Neustem fräsen die Kinder ihre Bogengriffe mithilfe unserer CnC-Fräsen selber, damit sie ihre Wurfarme separat bauen können, um einfacher ihre Bögen zu verändern und zu optimieren.
Leider beschränken sich unsere Wurfarmtypen auf einfache Rattan oder Rattan-Esche Teile. Als nächstes wollen wir aufwändigere Wurfarme konstruieren und sind aber unsicher, wie das gehen kann.

Was wir wissen oder zu wissen glauben:

Wir brauchen eine Spannvorrichtung, um die einzelnen Laminate direkt in eine entsprechende Form beim Verkleben/Verleimen zu verspannen.

Auf dem Rücken sollten zugfeste Materialien zum Einsatz kommen und auf dem Bauch druckfestere.

Was wir nicht wissen und wo wir Hilfe brauchen:

Ist es sinnvoller mit Epoxid zu arbeiten oder reicht auch der gute Tidebond? Für die Kinder ist natürlich der Umgang mit dem Leim einfacher als mit dem Harz.

Welche Materialien sollten wir konkret für unsere ersten Versuche benutzen?

Materialien, die wir haben:

Rattan in allen Stärken (würden wir einfach aus den Rundhölzern hobeln)
Bambuslaminat in 3mm
Esche in 5mm
Eibe in 3mm
und GFK in 1mm

Wir würden uns riesig freuen, wenn wir von euch Vorschläge zum Aufbau eines ersten laminierten Wurfarmprototypens bekommen könnten!

Vielen Dank in die Runde sagen die Schüler des Bogenbaukurses (und natürlich auch ihr Lehrer ;-) )

[fka]

Hallo Lichtschalter,
zum Kleber:
Epoxy hat den großen Vorteil, dass es spaltfüllend ist, die Klebung also auch hebt wenn mal nicht 100% akkurat gearbeitet wird. Des weiteren braucht es nicht viel Druck um richtig zu kleben.
Der Nachteil ist natürlich die Sauerei und die giftigen Dämpfe.
Wenn sauber gearbeitet wird und man die Möglichkeit hat ordentlich Druck auszuüben (viele Zwingen, umwickeln mit Fahrradschlauch), spricht nichts gegen Weißleim.
Bei Kinderbögen mit entsprechend geringem Zuggewicht würde ich mal behaupten, dass Weißleim auch hebt, wenn die Leimfuge nicht perfekt ist.
LG Felix

[Lichtschalter]

Hey,

Danke für die schnelle Antwort. Dann werden wir mal beides versuchen und nebeneinander stellen. Die Anzahl der Zwingen ist kein Problem und Epoxid zu vermeiden, wäre echt angenehm. Unsere Sicherheitsbestimmungen sind da leider sehr klar. Draußen kann ich das verarbeiten, aber innen es es offiziell nicht möglich.

[locksley]

Hallo Lichtschalter, Weißleim funktioniert allerdings nur bei Wurfarmen aus Vollholz. Sobald GFK im Spiel ist werdet ihr um
Epoxi nicht herumkommen.
Wegen Aufbau der Wurfarme, können Dir die Nutzer "Mike W. " oder "Grombard" am besten weiterhelfen.

[locksley]

Hallo Lichtschalter, Weißleim funktioniert allerdings nur bei Wurfarmen aus Vollholz. Sobald GFK im Spiel ist werdet ihr um
Epoxi nicht herumkommen.
Wegen Aufbau der Wurfarme, können Dir die Nutzer "Mike W. " oder "Grombard" am besten weiterhelfen.

[benzi]

Ich werfe einfach mal Hautleim in die Runde... Du vermeidest die giftigen Dämpfe, hast super klebe Eigenschaften und die Jugendlichen werden an alte Handwerks Kunst heran geführt... Sollte in dem Alter eigentlich umsetzbar sein... und statt GFK auf dem Rücken könntet Ihr mir Natur Materialien wie Leinen, Seide, Brennessel Fasern usw experimentieren...

Liebe Grüße benzi

[Lichtschalter]

Moin,

Hautleim klingt echt spannend. Vor Allem, weil es den mittlerweile auch von meiner Lieblingsmarke gibt und wohl wie regulärer Weißleim zu verarbeiten ist. Den werde ich auf jeden Fall probieren.

Beim GFK bin ich mir auch echt unsicher. Ich habe ein paar einfach Wurfarme schon mit einem GFK Gewebeband (4-6 Lagen) auf dem Rücken verstärkt. Das ging ziemlich gut mit Leim, jedoch waren das Netze, die entsprechend den Leim gut hielten…

Ich könnte mir also vorstellen, dass ich vom Rücken aus mit GFK anfange und dann eine Lage irgendwas (im Zweifel Rattan oder Eibe) nehme und um Bauch hin eine Lage Esche verwende. Das Ganze könnte ich dann mal mit Epoxid verkleben.

Alternativ Könnte ich im Hautleim/Weißleim ein Paar herstellen, das vom Rücken aus mit Bambus anfängt und dann ebenfalls in der Mitte mit Eibe/Rattan und zum Bauch hin dann wieder Esche.

Ist das sinnvoll oder völliger Quatsch? Und in welchen Stärken sind diese Laminate einzusetzen?

[fka]

Ist das sinnvoll oder völliger Quatsch? Und in welchen Stärken sind diese Laminate einzusetzen?

Völliger Quatsch
Esche hält Druck nicht gut aus, kann aber mit Zugbelastung hervorragend umgehen (wenn man einen durchgehenden Jahresring hat)
Eibe (Kernholz) ist gut auf Druck belastbar.
Wenn dann Bambus, Esche, Eibe.
Oder Bambus, Eibe, Eibe.
Oder Bambus, Rattan, Eibe.

Sobald GFK-Laminat ins Spiel kommt, sollte an den Bauch auch ein GFK-Laminat, da GFK den Bauch, aufgrund der hohen Zugstärke, sehr stark belastet. Also GFK, Eibe/Esche/Rattan, GFK.
Die Herausforderung ist hierbei, die Holz Laminate so vor zu tillern, das die Biegung des Bogens nach dem verkleben stimmt, da man nicht mehr über den Bauch tillern kann, sondern nur noch ganz wenig über die Seiten. Ein gerader oder gleichmäßig reflexer pyramidal Bogen ist hier die Ausnahme, der braucht keinen dicken Taper, sondern kann nur über die Seiten getillert werden

Zu den Stärken kann ich nicht wirklich was sagen, da fehlen mir Erfahrungswerte.
Wenn ihr mit Bambus arbeitet, dann den Bambus so dünn wie möglich schleifen, da Bambus auch sehr zugstark ist und den Bauch, wie GFK, schnell überfordern kann.

Ich hab's aber in meinem letzten Post schon geschrieben, da wir von Kinderbögen/Jugendbögen reden, kannst du alles was ich geschrieben habe eher als Richtwert sehen. Eine Kombination aus GFK am Rücken und Esche am Bauch wird vermutlich bei einem 15-20# Bogen funktionieren, bei 40-50# sieht die Sache dann aber ganz anders aus...

GFK und Weißleim hast du selber richtig erkannt, bei einem Glasfaser Gewebe mag das halten, bei einem Laminat aus Glasfaser verstärktem Kunststoff (GFK) wird das idR nicht heben.
LG Felix

[schnabelkanne]

Als druckfestes Holz für den Bauch kommt natürlich auch Hickory in Frage, Hickory Bretter- oder Kantholz ist preislich ok und du brauchst nicht auf die Jahresringe achten, du könntest die WA auch nur aus Hickory bauen, schräge Ringe auch möglich.
Z.b. Bambus am Rücken und Hickory am Bauch ist eine gute und schnelle Kombi.
Lg Thomas

[Lichtschalter]

Ihr seid Spitze!

Vielen Dank. Dann verzichte ich erstmal auf GFK und probiere mich mit Bambus, Rattan, Eibe und Weißleim aus. Mal schauen, wie die Kinder sich so anstellen. In der Regel können sie mit bis zu 25lbs noch gut umgehen, darüber hinaus macht es keinen Spaß mehr und konzentriertes Schießen ist dann auch nicht mehr möglich.

Der Hinweis vorzutillern beunruhigt mich ein wenig. Ich stellte mir ganz naiv vor die drei Laminate übereinander zu legen und während des Verleimens in einen Recurvevorlage zu pressen. Alle drei ein durchgehender Stärke und anschließend nur über die seitliche Verjüngung nachzuarbeiten. Wahrscheinlich naiv und ich sollte zumindest das mittlere Laminat zur Nocke hin auch in der Stärke verjüngen, right?

[Lichtschalter]

Als druckfestes Holz für den Bauch kommt natürlich auch Hickory in Frage, Hickory Bretter- oder Kantholz ist preislich ok und du brauchst nicht auf die Jahresringe achten, du könntest die WA auch nur aus Hickory bauen, schräge Ringe auch möglich.
Z.b. Bambus am Rücken und Hickory am Bauch ist eine gute und schnelle Kombi.
Lg Thomas

Danke für den Hinweis. Das klingt sehr gut und schülerkompatibel. Hast du einen guten Tipp als Bezugsquelle für Hickorylaminate?

[fka]

Das kann man nicht so pauschal beantworten. Wie stark der Dickentaper sein muss oder ob ein Breitentaper reicht kommt ganz auf das Design an.
Du findest hier im Forum oder anderswo im Netz sicherlich eine Anleitung für einen Laminat Bogen mit Bambus Backing, mit Angaben zur Stärke der Laminate und Skizze für eine Form. Wenn in der Anleitung andere Holzarten für den Bauch benutzt werden, macht das nichts aus.
Schnabelkanne hat recht mit Hickory, da du aber Eibe schon hast, vorausgesetzt es handelt sich um Kernholz, würde ich das nehmen.
Solltest du schon eine Recurve Form haben, würde ich als ersten Test den Bambus auf die Eibe kleben, ohne Zwischenlage, und schauen wo du bei 6mm Stärke raus kommst. Tillern kannst du dann über die Seiten und über den Bauch.

[Lichtschalter]

Das ist ein spitzen Plan. Danke fka. Genauso gehe ich das mit den ersten pfiffigen Kindern an und dann können wir hier hoffentlich bald die ersten Ergebnisse voller Stolz präsentieren.

Vielen Dank nochmal an alle für das schnelle und kluge Mitdenken!

[benzi]

Solltet Ihr Hautleim testen, dann berichte doch bitte darüber... ich stehe bei dessen Verwendung auch erst ganz am Anfang...

Liebe Grüße benzi

[locksley]

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Hier findest Du auch schon mal ein Paar Anregungen.