Überdimensionierter Flachbogen

Themen zum Bogenbau
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Al Fadee
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Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Al Fadee » 06.08.2007, 16:52

Hey,

Ich gedenke mir einen überdimensionierten Flachbogen aus Birke zu bauen. Habt ihr schon Erfahrungen mit Birke und/oder überdimensionierten Bögen gemacht??

David
Ist das Design oder kann das weg?

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Squid (✝)
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Squid (✝) » 06.08.2007, 16:59

Moin,
merkwürdiges Ansinnen. Was soll das?
Definiern se doch mal "überdimensioniert".
Länge?
Breite?
Auszug?
Zuggewicht?

Was soll das Ganze werden? Ein Bogen oder ein Experiment?
Willst du die Leistungsgrenzen von Birke testen?
Oder einen Bogen aus nicht optimalem Material bauen?

Überdimensioniert ist grundsätzlich eher schlecht, denn es kostet Leistung.

Aber ohne mehr Infos kann man auf dein Posting nicht sinnvoll antworten.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 06.08.2007, 17:08, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Al Fadee
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Al Fadee » 06.08.2007, 17:23

Hey,

Also überdimensioniert is für mich den Bogen länger und breiter zu machen als er für die Auszugslänge und das Zuggewicht zu sein braucht. Also die konkreten Maße habe ich mir noch nicht überlegt aber Zuglänge sollte eigentlich 30 Zoll sein und Zuggewicht vielleicht 45.
Also es soll ein Bogen und zugleich ein Experiment werden. Ich habe gelesen, dass das überdimensionierte Design das Strigfollow sehr in Grenzen hält und sich der Bogen sehr weich ziehen lässt.

David
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Rado
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Rado » 06.08.2007, 17:53

Also ich hab einen Ulmenbogen, 187cm lang, WAs 4,5cm breit bis 5cm über WA-Hälfte, eingeschossen 55lbs.Die Enden laufen zu 12mm breiten Schultern mit 6x6mm Pinnocks aus.
Laut Paul Comstock ist das wohl schon überdimensioniert.
In Neubrunn dies Jahr, brachte er im Durchscnitt 159,3 fps auf dem Chrono.
Ich weiß leider nicht, wie schwer Shantams carbonies waren.
Ich hab das Holz kontrolliert auf 9% getrocknet und trotzdem bekam er fast 3" set.Also nix mit den versprochenen 1".Könnte(ist auch das Wahrscheinlichste) aber auch an meiner mangelnden Tillererfahrung liegen.Hab mich aber an die Grundregeln(nie über Endzuggewicht ziehen, wenn richtig knick dann stop etc) gehalten.
Man darf also keine Wunder erwarten.
Gruß
Rado 
Zuletzt geändert von Rado am 06.08.2007, 18:39, insgesamt 1-mal geändert.

Degen
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Degen » 06.08.2007, 18:13

So wie ich das auch noch verstanden hab, sind solche Überdimensionierten auch noch etwas robuster (weiss kein andres wort) .... sie widersprechen der Regel des zu 9/10 gebrochenen Bogen, da man sie viel weiter noch ausziehen kann...ich würds wagen.
Ich finde nicht, dass J?ger verr?ckt sind, ich finde eher, dass die Leute verr?ckt sind, die nicht kapieren, woher ihr Fleisch kommt, die Leute, die glauben, alles kommt direkt aus dem Supermarkt. (James Hetfield)

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Squid (✝)
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Squid (✝) » 06.08.2007, 19:06

Grundsätzlich stimmt das. Je länger und je breiter der Bogen ist, desto robuster ist er - sowohl gegenüber Bedienungsfehlern als auch gegenüber Umwelteinflüssen (z.B. Feuchtigkeit, Kälte).
Weich ziehen lässt sich so ein Ding auch - klar, bei Überlänge besteht ja nicht die Gefahr des Stackings.

Aber: jede Überdimensionierung - besonders in der Länge - macht den Bogen schlapper, denn statt den Pfeil zu bewegen, muss der Bogen vorrangig erst mal einen schweren Wurfarm nach vorn wuchten. Letztlich gibt das irgendwann die Wurfkraft einer gekochten Nudel.
Warum du bewusst einen uneffizienten Bogen bauen willst, leuchtet mir nicht ein.

Viele (auch meine) Anfängerbögen die hier so durchs Forum geistern sind - neutral betrachtet - überdimensioniert. Insbesondere an den Wurfarmspitzen ist meist zu viel Material vorhanden. Aber diese Überdimensionierung ist eher Sicherheitsreserve bzw. mangelnde Praxis und nicht von vorn herein gewollt.

Bei 45 lbs bei 30 Zoll für Birke würde ich mich an die TBB halten: Danach ist für einen Auszug von 28 Zoll einen Länge von 168-170 cm ziemlich ideal. Für deinen Auszug von 30" wären 4 Zoll hinzuzufügen, macht ziemlich genau einen optimale Länge von 180 cm.

Empfohlene Breite für Birke ist (für einen 50 lbs / 28" Flachbogen) 4,5 cm. Aber auch 5,0 oder 5,5 cm sind unsschädlich, wenn die Arme zu den Tips hin schön schmal und leicht werden.

PS: Die 9/10 Regel gilt hauptsächlich für Bögen am Limit - darum sind die Anfängerteile ja überdimensioniert: Bevor die brechen, gibt es erst mal eine Menge Set. Der Bruch hat seinen Ausgangspunkt eher an einer schadhaften Stelle am Bogenrücken, die plötzlich das Zeitliche segnet.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 07.08.2007, 21:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Brucky
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Brucky » 07.08.2007, 20:55

David, wenn ich mir das so durchlese denke ich Du bist mit Paul Comstock´s Buch "Der gebogene Stock" ganz gut bedient
Da ist der Sinn eines überdimensionierten Bogens (Maere Heat) recht gut beschrieben

ganz grob gesagt:
Durch die Reserven die der Bogen hat, ist das Holz weit von seiner Belastungsgrenze entfernt und somit sehr elastisch
Das ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile

Aristoteles


Keine Ahnung..... aber davon jede Menge

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Al Fadee
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Al Fadee » 08.08.2007, 14:11

Joa das könnze stimmen.
Ich hab das bestimmt schon 3 mal durchgelesen und die Bogenbautheorie müsste ich jez ganz gut kennen. ;D

David
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von nordbogen » 09.08.2007, 12:17

Dann ist der Anfang ja gemacht. Theorie hast du also drauf. Nun die Praxis: du wirst sehen Theorie und Praxis sind 2 grundverschiedene Dinge. Kannst du mit Länge und Breite noch was werden, liegst du spätestens bei den oft angegebenen Holzstärken spätestens auf`m Rücken.  Vergiß dieses, denn da muß der Selfbogenbauer seine Erfahrungen selbst machen.

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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Al Fadee » 09.08.2007, 16:03

Gut das ichs jez weiß.

Mein Vater ist Tischler und ich kann die Werkzeuge eigentlich alle ganz gut Handhaben, bei einigen Minibögen konnte ich schon üben und bin immer noch überrascht was sich aus Buchenresten rausholen lässt.

Gruß,
David
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nordbogen
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von nordbogen » 10.08.2007, 21:00

Da hast du ja einen guten "Ersthelfer", der dir scheinbar schon einiges beigebracht hat.
Ich habe auch mal einen "überdimensionierten" gemacht. Feldahorn, ca 1,60 lang und ca.65mm bteit. 150mm vor den Tips verjüngt er sich auf ca. 18mm an den Tips. Der Stamm war 180mm dick und ein Sturmopfer. Mit diesen Dimensionen zieht sich der Bogen schön weich und ist ein echtes Arbeitstier. Er ist auf Langlebigkeit gebaut und ich schieße diesen ca. 45- 50 # Bogen noch immer gern. Herrlichleichtes Holz und gute Wurfeigenschaften.
Außerdem kostete das Holz nichts. Es muß nicht immer teuer sein, um etwas zu werden!

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captainplanet
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von captainplanet » 11.08.2007, 23:38

nordbogen hat geschrieben:Ich habe auch mal einen "überdimensionierten" gemacht. Feldahorn, ca 1,60 lang und ca.65mm bteit. 150mm vor den Tips verjüngt er sich auf ca. 18mm an den Tips.


Aber ein in die Breite getrimmtes Bogendesign frißt im Gegensatz zu sehr langen Bögen ja keine Leistung. Es belastet nur das Holz etwas weniger, macht dafür mehr Arbeit. Ich versuche jeden Flachbogen eher breiter zu bauen. Nur daß die volle Breite bis 15cm vor den Tips beibehalten wird ist wohl nicht ganz optimal. Trotzdem, ich finde den Begriff "überdimensioniert" in dem Fall nicht angebracht.
Bester Rindengrapscher von FC!!!

Bernhard Langbogen

Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Bernhard Langbogen » 12.08.2007, 00:12

Ich selbst habe einen Überdimensionierten Ulmenbogen mit dem ich seit 13 Jahren schieße.
Vom Design ist er eine  Mischung aus Flachbogen und ELB, etwas breiter als tief. WA 60mm, Tips 25mm mit Hornnocken,Länge von 74.8 zoll.

Bernhard

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Snake-Jo
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Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Snake-Jo » 12.08.2007, 10:15

Wie Captainplanet schrieb: Nix mit überdimensioniert, nur eben sehr breit. Die Paddelbogen von manchen Indianerstämmen waren breit und kurz. Ich empfehle, mit körperlangen Bogen anzufangen und eine Breite von 80 mm an der breitesten Stelle. Das ist dann schon ziemlich breit, aber nicht unbedingt überdimensioniert. Vom Design her: Pyramidal  oder Typus Needl-Tipp

Zur Birke gibt es einige Versuche, speziell von Ravenhart, die zu keinem brauchbaren Ergebnis für den Bogenbau führten (Suchfunktion!). Also Birke lieber nicht!

Bernhard Langbogen

Re: Überdimensionierter Flachbogen

Beitrag von Bernhard Langbogen » 12.08.2007, 12:12

@Snake Joe

Wer sagt das Birke nicht geht?
Rabe?
Ich kenne einige Bogner persönlich die aus einer Birke ganz passable Bögen gebaut haben. Momentan trocknen 12 Birkenstaves bei mir Zuhause.
Sobald der erste fertig wird stelle ich die Fotos rein.

Bernhard

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