Holzwahl

Themen zum Bogenbau
VanRaabenschrey
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Holzwahl

Beitrag von VanRaabenschrey » 28.12.2007, 11:39

Noch eine Frage zum Holz:

Es heisst ja, das Holz sollte 9- 11% Feuchtigkeit haben. Wenn ich jetzt also Holz aus einem Handwerkerladen besorge, hat das die richtige Feuchtigkeit oder muss ich das dann noch lagern?
Was passiert, wenn das Holz zu feucht oder zu trocken ist?
Möchte nur auf Nummer sicher gehen, da ich noch 'n rechter Anfänger bin =)

rokker
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Re: Holzwahl

Beitrag von rokker » 28.12.2007, 11:59

du MUSST einen stamm nehmen, dir keile rausschlagen, sonst hast du die dünne, weiche schicht die unter der rinde ist, nicht mehr! die ist wichtig, da sie den bogen geschmeidig macht, und ihn nicht brechen lässt. du solltest einen stamm der gerade geschnitten wurde, wie in der anleitung beschrieben, ein halbes jahr am dachboden oä lagern!

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Rado
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Re: Holzwahl

Beitrag von Rado » 28.12.2007, 12:05

Hi, also bisher hatten die staves die ich bei Bbauern kaufte so 18-20%.
Beim Holzhandel so +/-14%.
Nachtrocknen musste ich immer.
Ein Feuchtemessgerät ist keine verkehrte Investition, man kann sich aber auch mit einer Waage behelfen:Wenn er eine Woche lang zu Hause kein Gewicht mehr verliert, ist er trocken.Nicht so präzise aber es geht.

Ist er zu feucht, wird er recht schlapp werfen und mehr stringfollow bekommen, als er es bei 10% täte.
Ist er ZU trocken, wird er knusprig und bricht mit einem Knacks.
Sei auch schön vorsichtig, welches Holz Du grade trocknest.
Ich hab mal Knäckebrot aus Eibe fabriziert(kann aber auch gut gehen).

Und ich habe Ulme & Osage auf der Heizung fertiggetrocknet, jeder vernünftige Bogenbauer hätte mir wohl eine geklebt wenn er das gesehen hätte.
Funzte aber super, der Osage ist mit Abstand mein bester Bogen.
Osage neigt zur Rissbildung, deshalb würd ich´s eigentlich nicht empfehlen, wollte nur erwähnen daß es klappen kann.

Am besten(zum Fertigtrocknen bereits abgelagerter staves) sind trockene, nicht beheizte Räume.
Nur in meinem Alter hat man noch nicht so viel Geduld ;D.

Gruß
Rado
Zuletzt geändert von Rado am 28.12.2007, 12:09, insgesamt 1-mal geändert.

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kra
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Re: Holzwahl

Beitrag von kra » 28.12.2007, 12:49

Sorry, aber vergiss den Handwerkerladen (vulgo Baumarkt...). Dort bekommst i.d.Regel nur Nadelholz oder Buchenleisten - beides für dich völlig unbrauchbar. Das einzige "Sägeholz" das für dich brauchbar wäre wäre Hickory - aber das bekommst du nicht im Baumarkt  >:(

Entweder, du gehst zu einem Bogenbauer und beschaffst dir dort ein Stück Hickory oder einen Rohling aus Esche, Robinie oder Ahorn.
Oder du hast einen guten Holzhandel in der Nähe und kannst dort einen Spaltling/Virtelstamm der oben genannten Hölzer bekommen
Oder du fragst den Förster, ob du dir einen kleinen Stamm von obigen Hölzern Schlagen darfst (gegen Gebühr notfalls). Durchmesser sollte so ca. 15 bis 20cm sein und auf 2m Länge gerade gewachsen.

Oder du besuchst einen Bogenbaukurs, bekommst dort vorbereitetes Holz  und lernst damit umzugehen.

Aus welcher Ecke kommst du?

@rokker, das mit der dünnen, weichen Schicht unter der Rinde trifft so nur auf Eibe zu (Splintholt). MAn kann sehr wohl aus Brettholz Bögen bauen. S. TBB Band 2, 2. Kapitel. Für Hölzer wie Hasel usw macht es Sinn weil hier unter der Rinde bereits ein abgeschlossener, meist verwendbarer Jahresring liegt.

Allgegemein ist das Studium der "Bibel des traditionellen Bogenbaus", Band 1-3 sehr anzuraten...
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Squid (✝)
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Re: Holzwahl

Beitrag von Squid (✝) » 28.12.2007, 13:16

@ Rokker: Erst mal Ruhe mit die jungen Pferde!

Das mit der dünnen weichen Schicht unter der Rinde klingt eher nach nach dem Bast - der lebenden wasserführenden Schicht des Baumes - der bei manchen Baumarten recht ausgepräft ist, als nach Eibensplintholz. Das is ja auch relativ hart...
Das Zeugs - der Bast - muss runter, denn auch wenn das bei eingen Bäumen recht zäh und langfaserig wirkt, wird das kein Bestandteil des Bogens (etwa nach Art eines natürlichen Backings), sondern trocknet ein und wird bröselig. Für Elastizität sorgt das gewiss nicht.

Es ist auch ziemlicher Käse, dass man den Bogen unbedingt aus dem ersten Jahresring unter der Rinde als Rücken bauen muss, vielmehr geht man oft in die Tiefe und sucht sich dort einen geeigneten breiten durchgehenden Ring heraus und trägt das Holz darüber vorsichtig ab.

Letzlich sind auch Bögen aus Brettern als Selfbow - aus einem Stück - und auch ohne Backing gut machbar, wenn man ein wenig Erfahrung hat.
Man benötigt z.b. eine breite Kernbohle, d.h. ein Brett genau aus der Mitte des Stammes, aus der man im optimalen Fall sogar 2 Bögen machen kann.

Das Holz muss natürlich stimmen und 4 cm Kernbohlen sind auch nicht billig - insoweit wäre das Bestellen eines Rohlings bei einem bogenbauer eher anzuraten.
 
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 28.12.2007, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Quercus
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Re: Holzwahl

Beitrag von Quercus » 28.12.2007, 13:46

Hallo erstmal,
bin schon seit langer Zeit begeisterter Leser sämtlicher Themen hier im Forum. Wollte mich auch schon einiger Male zu Wort melden, doch immer dann war jemand mit der Antwort oder auch mit der Frage, die mir auf den Lippen brannte schneller.

Jetzt zum eigentlichen Thema.
Ich habe mir schon diverse Bäume aus dem Wald geholt und daraus auch zufriedenstellende Bögen gebaut. Ich habe dabei aber immer zwei Probleme.
1. Meine Ungeduld
2. Ich kann vor dem Fällen nicht in den Baum hineinsehen bzw. habe nicht genug Erfahrung, um den Baum von außen zu beurteilen.

Meine Lösung ist hierbei die Kernbohle aus dem Holzfachhandel. 44mm oder 54mm stark. Holzfeuchte soll bei ca. 14% liegen. Kosten ca. 800 Euro pro Kubikmeter. Ich zahle so für eine Bohle um die 100 Euro. Aus der letzten habe ich 14 Bögen herausbekommen. Wenn man Griffstücke aufleimt werden es noch mehr.
Zum aggressiven Schnelltrocknen habe ich ein 15cm KG-Rohr und einen Billigheizlüfter aus dem Baumarkt. Kosten zusammen: 10 Euro. Wenn der Heizlüfter direkt vor dem Rohr steht erreiche ich darin eine Temperatur von 50-60 Grad. Nach 48Stunden sind die Staves gar. OK, die Stromkosten sind nicht zu vergessen. Dafür fahre ich aber auch nicht mit dem Auto durch den Wald und benötige auch keine Motorsäge.

Bisher waren alle Bögen OK.

Bin gespannt auf Eure Meinungen.

Gruß Quercus

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Re: Holzwahl

Beitrag von Squid (✝) » 28.12.2007, 13:57

Moin und Hallo,
ich glaub gerne, dass die Bögen OK sind. Trotzdem ist Ungeduld natürlich der Tod so manchen Bogens.  ;D
Vielleicht solltest du mal versuchen, die Bohle langsam trocknen zu lassen und daraus einen "Vergleichsbogen" zu bauen, ob sich Unterschiede zum schnellgetrockneten Bogen zeigen.
Die Bohle wird ja wahrscheinlich auch schon Kammer(vor)getrocknet sein?
Welche Holzart verwendest du?
Und bis zu welchem Auszug und welcher Zugstärke gehen deine Bögen?
Wie machen sich die Bögen im Vergleich zu den "Baumbögen"?
Kannst du irgendwas zur Leistung sagen, Reichweite oder Geschwindigkeit?
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Holzwahl

Beitrag von VanRaabenschrey » 28.12.2007, 21:22

Hmm... 100 € für eine Kernbohle? Ich wollte eigentlich nicht mehr als circa 10 € für einen Bogen ausgeben... Aber ich fürchte, das geht nicht...
Welches ist dann die einfachste und billigste Art, einen Bogen zu bauen (vorausgesetzt man hat das notwendige Werkzeug NICHT)^^

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Halvarson
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Re: Holzwahl

Beitrag von Halvarson » 28.12.2007, 22:19

selbst wenn du den förster mit einem kasten bier bestechen kannst um einen geeigneten baum aus dem wald auszusuchen und zu fällen, sind die 10 euro schon fast aufgebraucht. aber nach dem trocknen, nach (je nach holzsorte) 6 monaten bis 7 jahren (eibe dauert halt länger wenn man sichergehen will) kannst du mit deinem schnitzmesser in sehr vielen stunden dir einen bogen schnitzen. wichtig ist halt: GEDULD.
finde deinen weg und lass uns an deiner erfahrung teilhaben.
ich hab lieber eiene bogenbaukurs mitgemacht - allerdings nicht für 10 euronen. allein der osage-stave hat 140,- euros gekostet. hat sich aber mehr als gelohnt. ist einfach ein wahnsinnsteil.

gruss
thorsten
Gruss
Thorsten

Rechtschreibfehler sind gewollt und auch als solche anzusehen.
Wer wenig zuviel hat hat meist viel zuwenig - altes chinesisches Sprichwort

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Re: Holzwahl

Beitrag von VanRaabenschrey » 29.12.2007, 15:45

Hmm... Ich muss doch nicht gleich einen ganzen Baum fällen, ein kleiner Ast reicht doch auch?
Und wenn wir gerade dabei sind:
Hab ein schönes Exemplar gesehen, aber weiss nicht, was das für eine Baumart ist (leider haben Bäume im Winter keine Blätter...). Ich dachte, dieser Ast sein vielleicht gut. Gibt es eine bestimmte Baumart, dessen Holz man braucht oder kann man mit allem etwas bogenähnliches bauen?
Wenn ich mich nicht irre, habe ich früher nämlich immer dieses Holz genommen, um billige Bogen zu bauen. Die haben dann jeweils so lange gehalten, bis ich zu weit aufgezogen habe...

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Re: Holzwahl

Beitrag von Rado » 29.12.2007, 16:07

Nur solltest Du Dich mal entscheiden was Du nun eigentlich möchtest.
Du willst erst einen billigen Ast, Schnur drauf, fettich.
Dann zeigt Dir jemand ein Bild und gibt Dir Tips und dann möchtest Du aber doch einen richtigen Bogen.
Jetzt wieder doch nicht, nur nen Ast...
Will Dich nicht anmotzen(der Ton kommt bei ´m Schreiben ja nicht mit), nur wenn Du konkrete Tips willst, musst Du wissen wo Du hinwillst.
Gruß
Rado

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Re: Holzwahl

Beitrag von VanRaabenschrey » 29.12.2007, 16:26

Gut, dann eben mal Klartext =)

Ich möchte einen richtigen Bogen bauen (es gibt ja diverse Anleitungen auf dieser Page), wäre aber zufrieden, wenn ich den Baum etwas schonen könnte und nicht wegen einem Bogen den ganzen Baum, sondern nur einen Ast umsägen muss. ist das möglich, oder kann ich es somit vergessen?
Äste haben auch Rinde und können genau gleich sein wie Stämme...

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Re: Holzwahl

Beitrag von Squid (✝) » 29.12.2007, 16:58

Naja, der Ast sollte ja für einen Anfängerbogen schon eine gewisse Stärke aufweisen, sagen wir irgendwo ab 18 cm. Damit hat man dann nämlich einen vernünftig flachen bogenrücken. Das ist in jedem Fall ein massiver Eingriff in den Baum und schwer is so ein Ding auch.
Das Problem bei Ästen ist, dass sie ja durchs runterhängen ungleichmäßig belastet sind - mit einer Zugseite und einer Druckseite.

Wenn derartiges Holz dann trocknet, kann es sich unerwartet heftig verziehen und ist plötzlich völlig ungeeignet.

Mein Tip für den ersten "richtigen" Bogen ist und bleibt der gekaufte Stave von Gervase, Vögele oder sonstwem aus Esche. Die 35 € sind gut angelegt und man kann auch gleich loslegen, hat von erfahrenen Leuten ausgewähltes Holz und ist damit schon eine Menge Probleme los, die man sonst erst selber beseitigen müsste.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Holzwahl

Beitrag von VanRaabenschrey » 29.12.2007, 17:15

Gekauftes Holz? Hab' da mal irgendwo geschaut. Da gibt's nur Leisten und solch Zeugs... Könnte man sowas auch von einem Schreiner beziehen? Ich bräuchte dann ja den ganzen Stamm.

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Re: Holzwahl

Beitrag von Squid (✝) » 29.12.2007, 17:45

Gekaufter Bogenstave!
Ein Stück Holz, aus dem Stamm gespalten, entrindet und mit den richtigen Dimensionen um da nen Bogen draus zu bauen...
Ein viertel, sechstel oder achtel Stamm halt...

z. B. von www.gervase.de
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