Ahornrecurve möglich?

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Steilpassfänger

Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Steilpassfänger » 19.03.2008, 10:11

Hallo zusammen!

Da meine diesjährige Ausbeute an Ahornbogenrohlingen wirklich beträchtlich ist und sich nur 4 Eibenbillets auftreiben ließen, welche erstmal ein Jährchen reifen müssen, hatte ich die glorreiche Idee mich an einen Recurve aus Ahorn zu wagen.

Da tat sich mir auch gleich die Frage auf, ob schon mal jemand im Forum einen solchen Bogen gebaut hat. Da Ahorn nicht gerade das druckstabilste Holz ist schwebt mir folgendes vor:

Breite 6cm
Länge 170cm
Decrowning
Rohhautbacking (wäre Sehnenbacking übertrieben? Arbeitsaufwand)
Statische Recurves

Gruß
Matthias

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Ravenheart
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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Ravenheart » 19.03.2008, 11:23

Jaein...

Ich habe schon einige Ahornbogen gedämpft/gebogen, aber:

In 70% der Fälle hat es funktioniert.

In 30% der Fälle nicht!
Das Holz wurde hinterher einfach nicht mehr hart! Es blieb biegbar, als wäre es Blei, jedenfalls bis zur ursprünglichen Form!
Unter Zugspannung bogen sich die Recurves einfach wieder vollständig gerade. Man konnte sie auch problemlos von Hand wieder krumm biegen, wie gesagt.... "Gummiholz"

Auch Biegen mit trockener Hitze statt Dampf hat (bei mir, 2 Versuche) NICHT geklappt! Das Holz riss beim Biegen quer ein oder platzte schon beim Erhitzen längs auf!

Ich würde daher Ahorn nicht mehr ohne Not mit Hitze biegen.

Wenn ich einen Ahorn biegen müsste, würde ich diese Methode wählen:

1. Man besorgt sich einen Furnierstreifen in der Dicke seines Sägeblatt-Schnitts!
2. Man sägt das zu biegende Ende horizontal, also tangential zu den Ringen, in der Länge des zu biegenden Bereichs ein.
3. Den Furnierstreifen in den Schnitt, mit Kleber (Epoxi) versehen, einlegen.
4. Das ganze Ende im Backofen erhitzen und heiß in eine Form pressen. Da erkalten/abbinden lassen.

Rabe

P.S.: Ahorn ist ein gebräuchliches Kernlaminat-Holz für glasbelegte Bogen, auch Recurve-Formen...
Allerdings werden dabei so dünne Laminatstreifen verwendet, dass sie sich auch kalt in Form bringen lassen, oder es wird sinngemäß die o.a. Methode verwendet!
Zuletzt geändert von Ravenheart am 19.03.2008, 11:27, insgesamt 1-mal geändert.

Steilpassfänger

Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Steilpassfänger » 19.03.2008, 13:38

@ Rabe

Hab über Feuer schon mehrmals Ahorn erhitzt, ließ sich wirklich butterweich übers Knie biegen, aber bisher ist es mir noch nicht untergekommen, dass sich das Holz sogar nach dem Erkalten noch biegen ließ.

Des Weiteren hätt ich noch Hainbuche auf Lager, aber da stellt sich auch die Frage ob sich ein anständiger Recurve draus machen lässt. Vor allem wie das Holz auf Hitze reagiert ist fraglich.

Gruß
Matthias

Bernhard Langbogen

Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Bernhard Langbogen » 19.03.2008, 20:44

@Steilpassfänger

Ich hab erst zweimal Hainbuche über Dampf gebogen und bin eigentlich sehr antäuscht. Das Holz lässt sich wunderbar biegen aber es verlor die komplette Festigkeit. Anders gesagt das Holz wurde zu eine Nudel. 
Ob dies Allgemein so ist oder nur eine Eigenart meines Holzes, keine Ahnung. Momentan arbeite ich gerade an einen Bambusbelegten Recurve 
wo ich am Bauch Hainbuche verleime. Diesmal werde ich es mit trockener Hitze probieren (Heißluftpistole).

Bernhard                               

Steilpassfänger

Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Steilpassfänger » 19.03.2008, 21:40

mhm, das hört sich alles gar nicht gut an.

Dann werd ich wohl auf meinen Recurve verzichten müssen, oder mir dafür passendes Holz kaufen. Da werd ich lieber mal zum Perry-Reflex wechseln bis meine Eibenbillets trocken sind.

Besten Dank
Matthias

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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Quercus » 19.03.2008, 22:09

Hi Steilpassfänger,

ich habe die Idee von Rabe noch etwas vereinfacht. Wenn Du die Wurfarmenden mit einer japanischen Säge einschneidest (sehr dünne Schnittfuge), dann kannst Du die Enden wunderbar auch ohne Furnierstreifen in einer Form verleimen.

Oder Du dämpfst die WA-Enden und leimst dann von der Bauchseite her etwas zusätzliches Holz über den gebogenen Bereich. Steht glaube ich in der TBB II.

Viel Erfolg
Quercus

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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Markus » 19.03.2008, 22:14

mir schwebt da ein ähnliches Projekt im Kopf herum:

Rücken: Ulme
Zwischenlaminat: Ahorn
Bauch: Kirsche oder Hainbuche

Das alles sauber verklebt und dann entweder über Dampf oder heiss/trocken Recurves reingebogen.
Ist noch nicht ganz spruchreif, aber was sagen die Experten dazu? Materialkombination machbar? Wo liegen die Risiken (vom Erbauer abgesehen)?

Danke im voraus.
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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Squid (✝) » 19.03.2008, 22:14

Ich würde eher vorschlagen, auf die Recurves zu verzichten und mit Perryreflex zu arbeiten.
Wenn die Theorie zum Perry stimmt, dann werden Kräfte in die Leimfuge - also die Wurfarmmitte - verlagert. Dies käme dem Ahorn mit seiner geringen Druckstabilität viel mehr entgegen, als Recurves, die dem Biegebereich zusätzlich Leistung abverlangen.

@Markus: So kann man - von den Hölzern her - sicher tun. Nur einen gravierenden Fehler hast du dabei: Die Biegerei muss VOR dem Verleimen (oder dabei, dann in einer Form) stattfinden.
Denn wenn du verklebte Laminate dämpfst oder gar "heissluftpistolst", dann verabschiedet sich zunächst mal der Kleber, bevor auch nur ans Biegen zu denken ist.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 19.03.2008, 22:21, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Christopher » 20.03.2008, 13:13

Ich hab mal bei nem Ahornbogen mit Heisluft recurves gebogen und mit Kirsche gefaced... bei einem WA hat der Recurve sich wieder etwas rausgebogen, der andere hat hat sich ziemlich gut gehalten. hab das Projekt dann wegen der assymetrie und dem weichen Ahorn dann aufgegeben und mich der geliebten Robinie gewidmet. ::) ;)
Du hast die Macht, missbrauche sie!!!

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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Boettger » 20.03.2008, 15:14

Quercus hat geschrieben:ich habe die Idee von Rabe noch etwas vereinfacht. Wenn Du die Wurfarmenden mit einer japanischen Säge einschneidest (sehr dünne Schnittfuge), dann kannst Du die Enden wunderbar auch ohne Furnierstreifen in einer Form verleimen.


Das kommt mir schon sehr wie eine Idee des berühmten Barons Münchhausens vor. Worin soll da der Gewinn der ganzen Aktion liegen? Eigentlich unvorstellbar, dass der Recurve alleine durch den Kleber gefestigt wird.
Vereinfacht?  Bild

Die Idee mit dem Furnierstreifen ist klasse. Ich habe hier ein Stück Ahorn. Ohne Drehwuchs, breit, allerdings relativ kurz und vor allem deflex. Relativ starke (arbeitende) Recurves werden wohl notwendig sein. Da werde ich bei Gelegenheit den Furnierstreifen mal ausprobieren und hoffen, dass etwas schiessbares daraus wird.

mfG

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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Squid (✝) » 20.03.2008, 16:08

Wieso sollte die vereinfachte Version nicht funktionieren? Letztlich ist das ein kurzes Stück Perryreflex. Da hält die Leimfuge schließlich auch alles alleine.
Ich sehe nur das Problem, dass in der Schnittfuge halt Material fehlt. Aber wenn eine Japansäge dünn genug ist, warum nicht?
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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Quercus » 20.03.2008, 22:21

@boettger
ich habe die Wurfarmenden nicht gedämpft und auch nicht erhitzt. Wenn sie dünn genug sind, kann man sie wunderbar kalt zum verleimen biegen.

Gruß Quercus

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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Boettger » 21.03.2008, 14:24

Aaaaahhhhh ....

ich nehm alles zurück. Ihr habt vermutlich Recht.  Bild  Bild  Bild

Ich habe Ravenhearts Vorschlag nun nochmal aufmerksamer durchgelesen. Ihr geht alle davon aus, den Schnitt tangential zu den Ringen zu führen.

Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen und automatisch von einem Schnitt radial zu den Ringen ausgegangen. Der macht wenn nur dann Sinn, wenn ein Funier mit eingelegt wird.
Ich finde Euren Ansatz aus diesem Blickwinkel betrachtet dann doch recht interessant.

Mal sehen, was ich davon umsetze...

Bild

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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von Ravenheart » 21.03.2008, 21:38

;D ;D ;D

Dabei ist es eigentlich ganz banal:

Wenn man 2 Leisten aufeinander legt, ein Ende fest verbindet, und sie dann krümmt, verschieben sie sich zueinander, da der Radius zur Außenseite der Krümmung hin zunimmt, die Länge der Leisten aber gleich bleibt.

Verklebt man sie dann so, bleibt der Stab krumm. Genau der Effekt wird hier ausgenutzt.

Hinzu kommt, und das ist der eigentliche Vorteil, dass sich die (durch das Aufsägen) nun dünneren "Leisten" des Endbereichs gefahrloser krümmen lassen, also nicht so leicht dabei brechen.

Rabe

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Re: Ahornrecurve möglich?

Beitrag von arcus » 21.03.2008, 21:59

@ Rabe

das find ich cool (wieso bin ich nicht draufgekommen ) ;D ;D ;D

da spinn ich den Faden doch gleich mal weiter:

mit Japansäge aufsägen und in den entstehenden Spalt einen dünnem , dunklen Furnierstreifen einkleben. Schöner Kontrast zum hellen Ahorn.

Jetzt weiß ich auch, wie ich Syhais für meine Reiterbögen hinbekomme.


Rolf
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