Ungewöhnlicher Bogentiller
Verfasst: 02.04.2008, 09:52
BISHERIGER DISKUSSIONS-STRANG GESAMMELT:
Wilfrid hat geschrieben:AZraEL hat geschrieben:es wundert mich doch immer wieder aufs neue, mit welchem selbstbewusstsein manche menschen versuchen, den letzten schrott unters volk zu bringen
http://cgi.ebay.de/Langbogen-traditione ... dZViewItem
Also, ich habe die 2 Bögen ja nun gebaut, die es da bei Ebay gab. Beide sind natürlich mit über 100 Schuß eingeschossen. Und wer es schafft, sich bei mir mit sowas vorzustellen, kriegt ne Kiste Bier. Wenn die Dinger 100- 200Schuß geschossen haben , halten sie die nächsten 1500 Schuß auch.
Der Vorteil ist einfach das geringe Gewicht gegenüber dem Flachbogen oder Holmengard oder was es sonst so gibt.
Was mich hier ein bisschen ärgert, ist die Selbstverständlichkeit, mit der über 1000 Jahre Bogenbauerfahrung niedergemacht wird, obwohl keiner der Schreiber je solch ein Teil in der Hand hatte. Und ein "pyra... Jagdbogen"
wird über den grünen Klee gelobt. Ich bin mal genauso bissig :
Wenn ich ein krummes Brett suche, gehe ich zu Toom! Und beim Schießen möchte ich das Ziel sehen und kein Brett vorm Kopf haben. Außerdem will ich Bogenschießen und nicht Gewichtheben
So, und nun noch was anderes
Das der braune Eschenbogen und der Hainbuche zu so einem besch.... Preis weggegangen sind, tat schon dolle weh!!! Das sind beides nach den Fotos Sahneschnäppchen gewesen.
So, nun lasst fliegen, getroffen wird schon was
datenmetz hat geschrieben:Stimme meinen Vorrednern Rabe + Christian zu.
Ich hatte meinen "Senf" zu der Bogenform dem Wilfrid ja schon vor Wochen persönlich mitgeteilt ... und betrachtete das nicht als "durch den Kakao gezogen", im Gegenteil.
Ich fand die Unterhaltung sehr sympathisch und es spricht überhaupt nichts dagegen, eine alte Tradition am Leben zu erhalten, so uneffektiv uns die Bögen auch erscheinen mögen ... Wilfried ist sich ja bewusst, dass diese Bauart eine ... sagen wir mal ... sehr individuelle ist.
Viele Forumsmitglieder bauen wie ich selbst ihre Bögen oder sind Bogenschützen und können einen solchen Bogen anhand ihrer eigenen Kenntnisse beurteilen ... ob ein Bogen auf den ersten und zweiten Blick ihren Anforderungen genügen und den Preis rechtfertigen würde, auch ohne ihn geschossen zu haben.
Klar steckt in einem schlechteren Bogen vielleicht genauso viel Arbeit drin wie in einem gelungenen Bogen, aber den Preis würde ich deshalb nicht bezahlen ... und da zeigt sich halt, dass manchmal ein gutes Stück zu nem Spottpreis weggeht und Noobs viel Geld für ne "lokale Rarität" hinlegen.
Es sei dir gegönnt Wilfrid, nix für ungut ... ich kenne ja dein Motiv, also mach weiter so.
Gruß
Roland
Falkenstadl hat geschrieben:Ich sag's mal so...
Die angebotenen Artikel von Wilfrid, entsprechen nicht meiner Vorstellung von einem Bogen. Deshalb kaufe ich sie nicht.
Wenn jemand so etwas kauft und ist damit zufrieden, gibt es keinen Grund sich darüber aufzuregen. Wie die Bewertungen zeigen, sind die Käufer weder ge- noch enttäuscht worden.
Dass Wilfrid nicht mit dem erzielten Preis zufrieden ist, liegt aber an Ihm selbst. Mit der Festsetzung eines Mindestpreises wäre das möglicherweise anders gelaufen. Eventuell hätte dann aber keiner gekauft.
@Wilfrid:
Mal ehrlich, der Bogen sieht wirklich nicht nach 1000 Jahren Bogenbauerfahrung aus.
Gruß
Falkenstadl
Wilfrid hat geschrieben:@Wilfrid:
Mal ehrlich, der Bogen sieht wirklich nicht nach 1000 Jahren Bogenbauerfahrung aus.
Gruß
Falkenstadl
Die Bögen, von denen ich meinte , sie seien zu billig weggegangen , waren nicht von mir, aber ich nehme euinfach an, das sich einige noch andiese im januar, februar 2008 verkauften erinnern können. Sowas elegantes sieht man selten
Royal Judge hat geschrieben:Guten Abend,
immerhin war die Erde jahrtausende lang gaaaaanz sicher eine Scheibe und man bekam für die Behauptung der Kugelform ziemlichen Ärger mit der Kirche und sonstigen Autoritäten (ganz wie hier ). Der arme Wilfrid muss sich ja wie früher ein Ketzer gefühlt haben ... und kleine Bilder auf ebay lassen wohl auch keine abschließende Beurteilung zu.
@ Datenmetz: Deinen Beitrag fand ich auch gar nicht spöttisch, sondern eher weiterführend, das mit dem Kakao galt nicht Dir.
Gute Nacht
captainplanet hat geschrieben:Zuerst dachte ich an einen Aprilscherz, aber es scheint Dir ernst zu sein mit diesem eigenwillig getillerten Bogen...
Ich finde es gut daß Du Dich noch hier reingewagt hast, mein Respekt dafür ist Dir gewiss. Mein Respekt für Deine Bögen bedarf aber noch etwas Überzeugungsarbeit von Deiner Seite. Ich fände es gut wenn Du ein neues Thema erstellen würdest wo wir Deine Bauprinzipien diskutieren können. Man kann ja nur dazulernen, auch wenn ich das Gefühl nicht loswerde daß das in diesem Fall eher für Dich gilt... Es liegt an Dir mich vom Gegenteil zu überzeugen!Wilfrid hat geschrieben:So, nun lasst fliegen, getroffen wird schon was
Dein Wunsch ist mir Befehl....halten sie die nächsten 1500 Schuß auch.
1500 Schuß sind eine beeindruckende Lebensdauer. Wenn man Pfeile baut.
1500 Schuß gebe ich zeitweise in ein bis zwei Wochen ab. Von einem Bogen erwarte ich mir aber eine Lebensdauer von mindestens mehreren Jahren.Der Vorteil ist einfach das geringe Gewicht gegenüber dem Flachbogen oder Holmengard oder was es sonst so gibt.
Daskann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich sehe in dem letztgenannten Link nur einen Bogen der sich(ich gehe davon aus daß er im entspannten Zustand einigermaßen gerade ist) fast nur an zwei Stellen biegt und sonst recht steif ist. Er müßte demnach wenig Leistung haben da viel Holz nicht arbeitet aber trotzdem bewegt werden muß. Außerdem werden dadurch die arbeitenden Bereiche wohl überlastet was zu unnötig viel Set führt.
Was ist eigentlich eine "traditionelle Sehnenanbindung"? Flämische Spleiß? Und was hat es mit der "besonderen Spannart" auf sich die einer persönlichen Einweisung bedarf? Klingt ja sehr geheimnisvoll!
Mit neugierigen Grüßen
Georg
Squid hat geschrieben:Mich würden im Hinblick auf die Diskussion mal die Leistungsdaten interessieren: Zuggewicht, Auszugslänge, Pfeilgewicht, Pfeilgeschwindigkeit, Reichweite.
Ich glaube - unter Berücksichtigung aller bisherigen eigenen und angelesenen Erfahrungen im Holzbogenbau - nicht dass das besonders erfreuliche Daten sein werden. Andererseits finde ich den "Leichtgewichtansatz" nicht uninteressant. Man mag mich also eines Besseren belehren
Es gibt ja diverse Bogenformen, bei denen der Biegebereich doch relativ kurz ist.
Dennoch halte ich in einem Punkt meine Kritik aufrecht: Wenn (und nur dann) dieser Bogentyp zwar einen lokalen Traditionswert aufweist, aber im Vergleich zu den etablierten Holzbogentypen trotzdem deutlich geringere Leistungswerte aufweist (die ja nun mal für Genauigkeit und Reichweite ausschlaggebend sind), dann ist es zumindest unmoralisch und unethisch, wenn vielleicht auch nicht unrechtmäßig, die Bögen in dieser Form zu veräussern.
Denn das ist eine unschöne Form des Handels, die eine unangenehme neokapitalistische Komponente enthällt - nach der Devise "Angebot und Nachfrage" ohne moralische oder ethische Inhaltskontrolle und unter Ausnutzung der potentiell vorhandenen Unwissenheit des Käufers.
Natürlich finde ich es auch positiv erwähnenswert, dass sich der Erbauer dieser Bögen hier dem Forum stellt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass diese Bögen uneffektiv sind - mir uneffektiv erscheinen - und unwissende Ebay-Kunden zu Fehlkäufen verleiten.
Und aus Unwissenheit Profit zu erzielen ist nicht in Ordnung - noch weniger, wenn der Bogenbauer selber zugibt, dass das Konzept nicht wirklich effizient ist und er bessere Bögen bauen kann.
Denn den Traditionswert dieser Bögen müsste er zunächst einmal objektiv nachweisen, nicht nur behaupten, bevor er Bögen unter Berufung darauf verkauft.
ravenheart hat geschrieben:@Wilfrid:
Mal ehrlich, der Bogen sieht wirklich nicht nach 1000 Jahren Bogenbauerfahrung aus.
Aaah, vorsicht!
Nur aus einem einzigen Bild zu schließen, ist riskant!
Er sieht zwar AUS, wie ein völlig vertillerter Anfängerbogen (und die Annahme daher, das er es ist, finde ich auch verzeihlich!), ...
... aber mal angenommen, er wäre im anscheinend steifen Mittelteil im entspannten Zustand deutlich REFLEX? Dann bekäme das plötzlich einen ganz anderen dreh! Es gibt einen Indianerbogentyp, der genau so funktioniert! Bei dem werden sogar die hier im Bild stark gekrümmten Bereich KÜNSTLICH durch Erhitzen/Biegen deflex vorgeformt!!
Ich habe mittlerweile eine sehr ausführliche Bauanleitung erhalten (@Wilfrid: Danke!), und werde mich da mal reinvertiefen!
Andererseits muss man natürlich auch sagen:
Nur weil eine "handwerkliche Tradition" xxx Jahre alt ist, MUSS sie nicht allein deshalb schon richtig sein! Man KANN auch xxx Jahre lang die selben Fehler machen!!
In meiner Rolle als Architekt und/oder Bauherr habe ich bisher immer am meisten "Ärger" mit den Handwerkern gehabt, die da, wo ich ein Problem sah, mir sagten: "Das machen wir aber schon immer so!".
Besonders "hübsch" is dann ergänzend: "Dass das alle paar Jahre erneuert werden muss, is normal!"
Ja, klar....
Also ich fände es spannend, das mal in einem eigenen Thread zu vertiefen.
Ich mach mal einen auf....
@Wilfrid: Darf ich die Bauanleitung da rein stellen?
Rabe