Bogenbau-Quiz und...

Hier kann man seine selbstgebauten Sachen zeigen. Nicht für Händler zum Vorstellen neuer Artikel gedacht.
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Snake-Jo
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Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Snake-Jo » 21.01.2009, 15:36

...gleichzeitig Bewerbung für den "Bogen des Monats Januar"

Da wir nun alle viel Zeit haben, können wir mit einem Quiz weitermachen.  :)
Der vorliegende Langbogen aus Pflaumenholz wurde von mir noch nicht vollendet. Er ist jedoch schießfertig.

Bild

Hier die Daten:
Selfbow, Pflaumenholz aus einem Stamm, aber im Griff verspleißt
170 cm lang,
Querschnit D-förmig
ca 47 lb/ 28"

Nun möchte ich den Bogen schießen und testen, danach wird er an den Spitzen abgesägt und diese durch Hornnocken ersetzt. Wie ihr seht, sind das keine gewöhnlichen Nocken, sondern Hirschgeweihsprossen, die im Viertelkreis ausgebildet sind und dann als Recurves eingesetzt werden.

Bild
Zuletzt geändert von Snake-Jo am 21.01.2009, 15:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Rado
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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Rado » 21.01.2009, 15:46

Ääähm, ich tippe auf Pflaume! ;D ;D ;D


Gruß
Rado

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Snake-Jo
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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Snake-Jo » 21.01.2009, 15:52

Hier erstmal noch die Griffsektion:

(Bild ist leider verloren. Rabe)

@Rado: Richtig! War aber nicht die Frage!  ;D
Die kommt erst jetzt und es sind außerdem 2 Fragen:

1.  Wie verändert sich das Bild des aufgespannten Bogens mit diesen Hirschgeweihsprossen als Recurve? (bitte verbal argumentativ)
2.  Wird der Pfeilflug schneller? (ja/ nein)
(bei gleichem Pfeil und gleichem Zuggewicht und gleichem Auszug etc.)

Ihr bekommt alle Daten, sobald ich den Bogen getestet habe. Zuerst muss ich natürlich den bestehenden Langbogen durch den Chrongrafen schiessen, danach absägen, die Sprossen anheften, umbauen und wieder schießen. Das dauert dann solange, bis der Bogen des Monats Februar bestimmt wurde. Also Geduld!  8) 

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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Steilpassfaenger » 21.01.2009, 16:17

Mein Tipp:

1. Wurfarme werden stärker belastet, bauchigere Kurve also Biegung vor allem in der Mitte des Wurfarms.

2. Wenn du an den Enden genausoviel Holz wegschneidest wie die Geweihspitzen schwer sind, dann kann es sein, dass der Pfeil schneller fliegt, vorausgesetzt, dass die Länge des Bogens über alle Biegungen, also auch über die Geweihspitzen wieder 170cm ist.

Da du aber vorhast, das Zuggewicht wieder auf den Wert des Langbogens zu bringen, nehme ich an, dass der Pfeil aufgrund der schweren Geweihrecurves langsamer wird. So viel ich sehe, sind die Tips des Langbogens ziemlich schmal und leicht, einweiterer Grund warum der gerade Bogen den Pfeil schneller werfen könnte


@Snake-Jo
Kannst du auch Fotos vom Bogenrücken, vom Bauch und von den Tips von oben reinstellen?

Gruß
Matthias
Waldviertel

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Snake-Jo
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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Snake-Jo » 21.01.2009, 18:16

@Steilpass:  Eh, das klingt schon mal gut! Da hast Du doch schon einiges im Ansatz erkannt. Ich gebe die Gewichte noch rein, sobald ich die Enden abgesägt habe. Soviel steht aber schon fest: Hirschgeweih ist Knochen und der ist um einiges schwerer als Holz.
Fotos kommen noch, natürlich, es geht ja auch ein wenig um das Bauen des Bogens. Ich habe jedenfalls noch keinen Langbogen mit Hirschhorn als Recurve gesehen. Aber wie Du weißt, ist es ohne Galerie in FC etwas umständlich, Fotos einzustellen.

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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von skerm » 21.01.2009, 18:50

Snake-Jo hat geschrieben:@Steilpass:  Eh, das klingt schon mal gut! Da hast Du doch schon einiges im Ansatz erkannt. Ich gebe die Gewichte noch rein, sobald ich die Enden abgesägt habe. Soviel steht aber schon fest: Hirschgeweih ist Knochen und der ist um einiges schwerer als Holz.
Fotos kommen noch, natürlich, es geht ja auch ein wenig um das Bauen des Bogens. Ich habe jedenfalls noch keinen Langbogen mit Hirschhorn als Recurve gesehen. Aber wie Du weißt, ist es ohne Galerie in FC etwas umständlich, Fotos einzustellen.


Ich auch nicht. Ich wär gar nicht auf die Idee gekommen, bis ich das bei den Kompositbögen dieses Franzosen, der im Kompositbogenbauthread verlinkt ist, gesehen habe. Ich bin gespannt, was rauskommt.
Ich glaube, daß der Bogen durch die Belastung durch die Recurves mehr eine R/D-Form bekommen wird und das ganze unterm Strich nichts bringt oder aufgrund des höheren Gewichts noch langsamer wird.

Gruß,
Daniel

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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Ravenheart » 21.01.2009, 19:26

Zu 1.: Der Schwerpunkt der Krümmungskurve wird in Richtung Ende verschoben.
Zu 2.: Die Leistung ändert sich nur minimal in Richtung Zunahme der Pfeilgeschwindigkeit, da das schwere Horn die Mehrleistung "auffrist". Allerdings wird der Auszug weicher obwohl das Zuggewicht um ca. 5# steigt...

Rabe

(War voll spontan geraten! bin gespannt auf die Ergebnisse...!)

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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Squid (✝) » 21.01.2009, 19:45

Ausserdem siehts sehr geil aus!!
Sch*** was auf Mehrleistung....
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von arcus » 22.01.2009, 09:39

Boah !  was für ein Bogen--geiles Holz.

ich hab hier sowas nur als Kantel für Messergriffe. :'(

Arcus
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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von acker » 22.01.2009, 10:20

Hallo,

Ja, das Gewicht spielt eine grosse Rolle , wieviel wird abgeschnitten und und was hat das Horn an Gewicht mehr.
Der Recurve hat eine bessere Hebelwirkung, wird sicherlich mehr Energie speichern aber aufgrund des mehr an Gewicht keine Leistungssteigerung haben.Wenn die Bogenlänge in beiden Fällen gleich bleibt.

zu 1: Mehr Biegung im oberen Drittel
zu 2 : würde sagen die Geschwindigkeit bleibt unverändert , oder nur geringe Abweichungen. Aber wenn ich mich festlegen soll / muß dann sag ich:

Nein.

Gruß acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Steilpassfaenger » 22.01.2009, 16:16

@Snake-Jo

Sag mal, hast du auf einen Jahrring runtergearbeitet?
Sieht ja so aus, als hättest du nur den Kern verwendet.

Gruß
Matthias
Waldviertel

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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Snake-Jo » 22.01.2009, 18:10

@Rabe: Ja, ich bin auch sehr gespannt: Wird das angebaute Horn halten? Wird der Bogen halten? Wie schnell ist er dann?  ???

@Acker: es muss sich noch keiner festlegen, es kommen ja noch ein paar Daten.

@Steilpass: Ja, ich habe den madenzerfressenen Splint komplett runtergearbeitet und mich bemüht, in einem Jahresring zu bleiben. Ist aber bei dem dichten Pflaumenholz in der Regel nicht nötig, solange die Ringe nicht schräg abtauchen, sondern halbwegs parallel zur Oberfläche velaufen.

Ich habe ja viel Erfahrung im Anbringen von Siyahs. Trotzdem bewegt mich die Frage: hält so eine Klebung mit  Epoxy? Der Spleiß ist ja 10 cm lang und ich habe zur besseren Verklebung Verzahnungsrillen angebracht und werde natürlich auch noch wickeln.

Bild

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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Steilpassfaenger » 22.01.2009, 18:24

Wickelst du mit Flachsfasern? Epoxy oder Ponal blau?
Ich hab einmal probiert eine Wicklung mit Flachsfasern und Epoxy anzubringen, grässlich. Mit Ponal hingegen wirds ganz schön.

Gruß
Matthias
Waldviertel

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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Snake-Jo » 24.01.2009, 16:51

So, es geht weiter. Heute war das Wetter passabel und ich habe den Pflaumenholz-LB mittels Chronographen getestet.

Die Daten des Selfbow:
Bogengewicht: 660 g
Länge des Bogens: 170 cm
Zuggewicht: 52 lb/ 28" (nach dem Schiessen gemessen)
Wurfarmquerschnitt: Mitte 36 x 16 mm, Tipps  10 x 15 (B zu T)
Spannhöhe: 13 cm
Set nach dem Abspannen: 0

Pfeilgeschwindigkeit mit Pfeil 33 g: 162 ft/sec
                                  mit Pfeil 27 g: 171 ft/sec
Die 33 g entsprechen in etwa dem Standardgewicht von 10 grain pro lb

Das Holz der Pflaume ist relativ schwer im Vergleich zur Wurfstärke, entsprechend sind die erzielten Pfeilgeschwindigkeiten im mittleren Rahmen.
Jetzt geht es an das Absägen der Tipps und die Montage der Geweihsprossen. Ich gebe dann noch die Gewichte von abgesägtem Holz und derjenigen der Sprossen an, eventuell will ja einer die Pfeilgeschwindigkeit ausrechnen.  ;)
Wenn diese Daten vorliegen, kann geraten werden.  :)

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Re: Bogenbau-Quiz und...

Beitrag von Royal Judge » 24.01.2009, 21:32

Hallo Forum,

das ist ja ein tolle Präsentation hier, wenn auch etwas materialmordend ...

Jetzt geht es an das Absägen der Tipps und die Montage der Geweihsprossen


Der hierbei verfolgte Ansatz erinnert mich - Gedankenstransfer - an einen Artikel von vor ein paar Jahren aus der Radsportzeitschrift "Tour". Im Radsport gibt es wegen  Verbandsvorgaben nicht so viel Spielraum bei der Formgebung, da zu Rennen nur sogenannte "Diamantrahmen" (das sind die mit dem geschlossenen Rahmendreieck zwischen Sattel, Kurbel und Lenker) zugelassen sind. Die Hersteller pfriemeln daher nicht so an der Grundform, sondern mehr mit den Materialien. Angesagt ist dabei seit ein paar Jahren das sehr leichte und zugfeste, aber schwer zu handhabende Carbon, bei dem gewöhnlich der Rahmen in einem Stück "geflochten und gebacken" und nicht wie bei Metallrahmen aus Rohren gelötet/geschweißt wird.

Ein Rahmenhersteller hatte aber mal einen kombinierten Ansatz verfolgt: er baute erst einen richtig guten Rahmen ganz aus Alurohren, den er dann so zersägte, dass er die "Knoten", an denen die Rahmenohre zusammengestoßen und verschweißt worden waren, übrig ließ. Diese "Knoten" nutze er nun als "Muffen" und steckte sie mit Carbonrohren wieder zu einem Hybridrahmen zusammen. Ganz schöner Aufwand ...

Das Ende vom Lied war zwar ein gegenüber dem ursprünglichen Alurahmen etwas geringeres Rahmengewicht. Aber die Steifigkeits- und Federungseigenschaften, auf die es Rahmenbauern besonders ankommt, waren - wenn ich mich recht erinnere - gerade nicht besser.


Ich wünsche dem Snake-Joe besseren Erfolg mit seinem Aufwand, aber vielleicht genügt ihm ja zur Not auch der Erkenntnisgewinn.

Gruß
Christian
(der ein edles Carbonrennrad aus Österreich fährt und insgesamt 4 Fahrräder hat)

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