Hallo zusammen,
nach langer, langer Zeit habe ich auch einmal wieder etwas zum Herzeigen fertig bekommen. Zur Vorgeschichte: Im vorletzten Jahr bekam ich von meinem freundlichen Wichtel u.a. eine Bodkinspitze und Kuhhorn. Danke an coal dafür! Ich habe mir dann gedacht, dass ein Einzelpfeil als Wallhanger nett sein könnte und einige unbedarfte Fragen an die Foren-Community gerichtet und wie immer sehr nette und engagierte Antworten bekommen (danke an Euch alle dafür!).
Ebenso dankenswerterweise hat Fitzgerald mir einige Gänsefedern zukommen lassen. DANKE! :-) Heidjer hat mir eine schöne Abbildung mit Bemaßungen von Pfeilen zukommen lassen; natürlich auch dafür herzlichen Dank!
Das war's dann erst einmal. Meine kompletten Aktivitäten lagen seitdem zugunsten Beruf und Weiterbildung auf Eis. Unlängst habe ich die Pfeil-Baustelle aber wieder aufgegriffen und nun endlich den Wallhanger fertiggestellt.
Was ist dabei herausgekommen?
Ein Pfeil, der nicht zu Schießen vorgesehen ist, sondern eher Deko-Charakter hat.
Ein Pfeil, an dem perfekt dokumentiert ist, was man alles falsch machen kann oder was schief laufen kann. Mit anderen Worten: Besser geht immer. Unten habe ich ein paar Bilder, auf denen allerlei Unfälle zu sehen sind und erzähle hier ein wenig dazu.
Ursprünglich habe ich mein Glück mit Haselsaplingen versucht, habe sie aber nicht gerade hingekriegt. Nachdem ich dann endlich wieder einmal in einen Baumarkt gekommen bin, habe ich mir einen Kiefernrundstab (1 cm) besorgt. Zuhause kurz nachgemessen - der Stab hatte einen Durchmesser < 1 cm. Damit hat sich die Idee, den Pfeil zu barreln, erledigt.
Dann wollte ich die Spitze möglichst harmonisch an den Pfeil anpassen. Ich habe also einen Spitzentaper geschnitzt, damit der Schaft möglichst gut in die Tülle der Bodkin-Spitze passt. (Bild 1; Werkzeug: Taschenmesser).
Ich hatte Lust, meinen ersten Selfnock mit Horninlay zu versuchen. Mit der Japansäge habe ich den Schaft längs eingesägt und mit der Fliesensäge den Schlitz erweitert. Dann habe ich ein wenig Horn zugeschnitten (Bild 2) und mit Eule endfest eingeklebt. Komplikation: Die Fliesensäge ist mir verlaufen, so dass das Inlay letztlich nicht besonders schön aussieht, sondern etwas schief im Schaft liegt (Bild 3).
Weil ich noch etwas Eule übrig hatte, habe ich gleich die Spitze angeklebt. Zwischendrin habe ich den Schaft geschliffen und mit Leinölfirnis ein wenig gefinished. Vorher habe ich mich im Forum erkundigt, ob Leinölfirnis und Sekundenkleber für die Federn eine gute Kombination sind. Sind sie. Nebenbei habe ich auch gelernt, wie schön geschliffenes und poliertes Kuhhorn glänzen kann. Da kann man schon zum Fan werden.
Als nächstes hat es wieder ein paar Tage gedauert, bis ich die Federn angeklebt habe. Die Federn habe ich zugeschnitten und dabei musste ich erkennen, dass es gar nicht so einfach ist, Gänsefedern in Form zu bringen. Ich habe mir Dreiecks-Schablonen angefertigt, die Federn darin eingeklemmt und die überstehenden Teile der Strahlen abrasiert. Dann habe ich sie mit Sekundenkleber aufgeklebt (Werkzeug: Befiederungsgerät, Sekundenkleber). Hierbei kam es zum ärgsten Zwischenfall. Irgendwie habe ich das Befiederungsgerät verstellt und dadurch die Federn um ca. 45° verdreht an den Schaft gepappt. Das führte dazu, dass die Leitfeder nun nicht mehr außen läge, wenn man den Pfeil schießen würde. Statt dessen läge eine Nicht-Leitfeder am Bogen an. Toll. :-/ Soweit ich weiß, ist das nicht so tragisch, weil manche Schützen wohl die Leitfeder am Bogen anliegen lassen. Welche Feder nun am Bogen anliegt, dürfte damit halbwegs egal sein, aber bei meinem Pfeilbau sehe ich das als einen der diversen Schönheitsfehler. Aber nun ja, damit habe ich einen Aspekt des Mahnmals geschaffen. Immerhin habe ich aber die Nocke richtig an den Jahresringen des Schaftes ausgerichtet, so dass im Falle eines Bruchs beim Lösen das hintere Pfeilende nach oben abfliegt und nicht unbedingt die Bogenhand trifft.
Als die Federn am Schaft klebten, habe ich auch erkannt, wie dick und scharfkantig Gänsefederkiele sein können. Ich glaube, wenn ich in der Phase dem Pfeil einen Probeflug gegönnt hätte, hätte ich mir eine veritable Risswunde im Daumenrücken eingehandelt. Also war es wohl sinnvoll, die vorderen Enden der Federn mit Cutter und Feile halbwegs abzuflachen.
Pause. Meine Frau stellte mir einen ansehnlichen grippalen Infekt zur Verfügung und verschaffte mir damit einige Tage Auszeit. Danach ging es erst einmal auf ein auswärtiges Seminar, so dass ich mir bzw. dem Pfeil am vergangenen Wochenende den Rest in Form einer Na-ja-Federwicklung gegeben habe. Dafür habe ich ein ziemlich reißfestes Nähgarn verwendet. Diese elegante Art, eine Wicklung ohne Kleber zu sichern, habe ich leider nicht hinbekommen, also habe ich mit einem Tropfen Sekundenkleber gepfuscht. Und leider muss ich eingestehen, dass die Federn reichlich gerupft aussehen, obwohl ich mich vorher noch nach der Richtung des Fadens bei der Wicklung erkundigt und die Wicklung auch in der richtigen Richtung angebracht habe. Soweit die Wicklung durch die Federn verläuft, hätte es gleichmäßiger sein dürfen. Für das nächste Mal weiß ich, dass man die Strahlen vorher mit einer Nadel o.ä. auseinanderbringen sollte, bevor man den Wicklungsfaden zwischen die Strahlen schiebt. Die entsprechenden Darstellungen zeigen die Bilder ab 4.
Fazit:
Jetzt habe ich einen Pfeil, der endlich fertig geworden ist mit den Maßen
Länge über alles: 33,7" (85,5 cm)
Länge Ende Spitzentaper bis Nockboden: 31,9" (81,0 cm)
Federnlänge: 7 4/16"
Federnhöhe: 12/16"
Gewicht: 802,48 grs (52 g)
FOC: 12,98%
Spine: Keine Ahnung.
Nun fehlt mir noch die Information, welches Zuggewicht ein theoretischer Bogen haben müsste, um diesen Pfeil angemessen zu beschleunigen. Die Formel dafür habe ich gerade nicht präsent. Wie hoch ist nochmal ein guter gpp-Wert?
Ich finde, die Herstellung eines solchen Pfeils ist spürbar aufwändiger als der Bau von Standard-Turnierpfeilen mit Plastiknocke. Die durchgehende Wicklung empfand ich als überraschend anstrengend und tricky. Es war aber schön, die ganzen Fertigungsschritte beim Bau eines solchen Pfeils einmal wieder durchzugehen. Bei meinen Schießkünsten werde ich aber wohl eher bei Standardpfeilen mit eher geringem Aufwand bleiben, weil ich doch erheblichen Pfeilverschleiß habe...
So, ich hoffe, dass Spaß beim Lesen hattet. Ich habe noch einen fertigen Bogen in der Ecke stehen. Präsi folgt, wenn ich meine Frau motivieren kann, Fotos zu machen.
LG
Ralf